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GemEinsamkeiten

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30.03.2022
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GemEinsamkeiten

GemEinsamkeiten​

Verdammt allein. Rauch stieg aus der Zigarette in ihrer Hand hinauf, sodass ihre schmalen hellen Lippen und ihr fahles Gesicht dahinter verschwanden. Wovor versteckte sie sich?

Ein trockener Husten entwich ihren Lippen. Den Lippen, die Sekunden zuvor noch so gierig an der Zigarette zogen, als handle es sich um das Allheilmittel all ihrer Sorgen. Zug ein. Zug aus. Während sie kleine Rauchwolken in die Luft stieß, beruhigte sich ihr Herzschlag langsam. Das Zittern in ihren Fingern ließ nach und ihr gelang es, kurz innezuhalten. Innezuhalten und ironischer Weise tief nach Luft zu schnappen. Es war die Droge, die den Menschen den Atem raubte, die es ihr nun ermöglichte endlich Luft zu holen. Sie sank auf den kalten Asphalt hinab und versuchte sich daran, ihre Gedanken zu ordnen, zu strukturieren, endlich Kontrolle zurückzugewinnen. Aber ihre Gedanken kamen und gingen, ohne anzuklopfen oder einen Besuch per Textnachricht anzukündigen. Ohne Warnzeichen schlichen sie sich in ihren Verstand, bis sie kaum noch etwas verstand. Wann hört das auf, fragte sie sich.

„Kommst du jetzt wieder rein, oder wars das?“, erkundigte sich Oliver, der barfuß in einem viel zu großen T-Shirt durch den Türspalt blickte. Er war angespannt.
„Ich brauch noch eine Minute“, ließ sie kaum hörbar verlauten. Doch Oliver hatte sie verstanden. Er kannte sie gut genug, um jedes ihrer Worte verstehen zu können. Auch wenn sie manche davon nie ausgesprochen hatte. Und doch schienen sich beide zuletzt kaum noch verstanden zu haben, sich kaum noch im gleichen Zeitraumkontinuum bewegt zu haben. Die Balkontür fiel hinter Oliver mit einem Knall ins Schloss. Er war frustriert, aber das war sie auch. Und sie schien gerade in keiner Position, ihm seinen Frust nehmen zu können. So viel wusste sie.

Das Handy in ihrer linken Hosentasche vibrierte. Wie selbstverständlich zog sie es heraus.
„Na girl, what´s up? Haben es schon wieder nicht geschafft uns zu treffen. Was geht denn so bei dir?“, hatte Felina getexted. Erneut schwankte sie. Zwischen dem Wunsch zu teilen und dem Verlangen zu schweigen. Sie hatte Felina nichts von den Schwierigkeiten mit Oliver erzählt. Überhaupt hatte sie sehr wenig aus der Beziehung mit Freunden und Familie geteilt. Überhaupt erzählte sie kaum etwas wichtiges aus ihrem Leben. Überhaupt, überhaupt fühlte sich ihr Leben nach kaum noch etwas an.

Felina. Noch eine Freundin, die sie gernhatte, mit der sie Zeit verbrachte, der sie Ratschläge gab und doch das Gefühl hatte eine unsichtbare Grenze nicht überschreiten zu können. Wie gelang es all diesen Leuten mit besten Freundinnen ständig über alles aus ihrem Leben zu reden? Für sie schien dies eine unüberwindbare Hürde. Als sei sie falsch in der Welt und je mehr wahre, wirkliche Informationen sie über sich Preis gab, umso mehr Menschen würden dahinterkommen und sie entlarven. Sie schrieb: „Hey girl. Schön von dir zu hören. Ja, bei mir ist alles gut. Bisschen Stress mit der Arbeit aber sonst Tippi Top. Und bei dir?“. Dann wischte sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, steckte ihr Handy zurück in die Hosentasche und trat durch die Balkontür zurück in das Ein-Zimmer Apartment.

Schweren Schrittes ging sie auf Oliver zu. Jeder Schritt fühlte sich wie ein zusätzliches Gewicht auf ihren Schultern an. Und sie fiel, von den Gewichten bezwungen, in seine Arme.
„Es tut mir leid. Weißt du, es ist alles ein bisschen viel im Moment. Ich glaube aber, wir schaffen das. Ich bin mir sicher“, murmelte sie, tief in sein Oversize T-Shirt vergraben. In ihrem Satz die stumme Bitte zu bleiben. Nicht zu gehen, bis sie eine Chance gehabt hatte, die vorbeifliegenden Gedanken zu sortieren. Oliver nickte, legte seinen Arm auf ihre Schulter und atmete schwer. Er war kein Mann der großen Worte, aber er hielt sie fest in seinen Armen. Er brauchte die Worte nicht einmal, um ihr zu sagen, was sie doch so dringend hören musste. Er hielt sie und ließ sie sein. Das war eigentlich schon immer so gewesen.

Oliver war der einzige Mann, dem sie sich je vollkommen hatte öffnen können. Es war seine schweigsame Art, seine Ruhe und Entspanntheit gewesen, die es ihr ermöglicht hatten zu teilen, was sie sonst immer verschwieg. Demnach wusste er alles von ihr. Jedes noch so kleine Detail, ihre Sorgen und Ängste, ihre Familiengeschichte und ihre Wünsche für die Zukunft. Wie mühsam wäre es, bei jemand anderem bei Null anzufangen? Wäre es möglich dieses Level an Vertrautheit jemals wieder zu erreichen?

Sie dachte an das wohlige Gefühl im Bauch beim Gedanken daran, jemanden auf seiner Seite zu haben. Bei all den Schwierigkeiten, die sie hatte Freundschaften zu knüpfen die ähnlich tief gingen, war die Beziehung mit Oliver nahezu eine heilsame Erfahrung gewesen. Das konnte sie nicht wegschmeißen. Gleichzeitig überkam sie ein Schauer. Ein Schauer in Form eines Gedankens. Was, wenn sie und Oliver sich ineinander verhakt hatten? Wenn das zwischen ihnen schon lange keine Liebe mehr war? Was, wenn sie getrieben war, von der Angst auf sich gestellt zu sein – allein zu sein – allein zu bleiben?

Sie schluckte schwer, löste sich endlich aus der Umarmung und sah Oliver an. Oliver, der Ruhepol inmitten des Tumults, inmitten des Sturms der schnelllebigen Welt. Oliver, der trotz all seiner Ruhe in den letzten Wochen zum Mittelpunkt ihres inneren Tumults geworden war. Sie sah an ihm herab. Er war groß, überragte sie um zwei Köpfe und hatte lange schwarze Haare, die sein Kinn hinab hingen. Auch er sah sie an. Sie sah die Worte, die er gerade so mühselig formte, die fertig auf seinen Lippen lagen bereit seinen Körper zu verlassen und in die Welt hinaus gestoßen zu werden. Sie sah sie. Und er schluckte sie herunter. Dann runzelte er die Stirn und begann neue Worte zu formen, die er erneut herunterschlucken würde. Wie viel hatte Oliver bereits am Entstehen gehindert und wie viel war zensiert, um den Frieden zwischen ihnen zu wahren?

Noch einmal musterte sie ihren langjährigen Freund. Nein, ich bilde mir das nicht ein, dachte sie. Nein, das kann unmöglich sein. Ich liebe Oliver. Seine Präsenz zog ihren Blick magnetisch an. Wie könnte ich ihn nicht lieben?

„Lass uns einen Film schauen und ein bisschen runterfahren. Wie wäre es mit dem, bei dem ich letzte Woche eingeschlafen bin?“, raunte sie. Oliver nickte stumm, nahm aber als Zeichen des Einverständnisses ihre Hand.

Gemeinsam lagen sie in ihrem Bett, den Laptop auf dem Schoß, beide eine Weinschorle in der Hand. Ihr Kopf lehnte auf seiner Schulter. Ganz automatisch, als sei er für sie selbst zu schwer geworden. Ihre linken Hände fest umschlungen auf der Bettdecke zwischen ihnen. Fester, dachte sie. Fester, bevor es dir entgleitet. Langsam beruhigten sie sich. Es schien nicht mehr alles so fragil. Die Welt hatte aufgehört zu schwanken, und sei es nur für die Dauer der mittelschlechten romantischen Komödie, die sie gerade sahen.

So saßen sie dort gemeinsam. So würden sie viele zukünftige Abende verbringen. Sie fanden ihren Weg, sich und den jeweils anderen zu beruhigen. Pille Zweisamkeit gegen Krankheit Einsamkeit.

So saßen sie dort gemeinsam. Wohl wissend, dass irgendwas nicht stimmte. Wohl wissend, dass für sie jeder allein jedoch noch mehr nicht stimmen würde.

So saßen sie dort gemeinsam.
Viel weniger allein.
Viel weniger ängstlich.
Und kein bisschen weniger einsam.

 

Hallo lieber Rob,

vielen Dank für dein ausführliches Feedback. Ich hab mich sehr darüber gefreut.

Deine Verbesserungsvorschläge habe ich mal direkt in meinem Dokument übernommen. Insbesondere den Hinweis "Show, don´t tell" sollte ich öfter im Hinterkopf behalten. Der gefällt mir sehr gut :)

Inhaltlich hast du Recht. Hier geht es weniger um Liebe, als darum kein Risiko einzugehen und das eigene gewohnte Terrain nicht zu verlassen. Schön, dass das auch genauso rüber kommt.

Vielen Dank und ganz liebe Grüße

Sophia

 

Hallo @S.Riek

du wagst dich mit deiner Geschichte an ein schwieriges Thema ran, wie ich finde. Du beschreibst die Zweifel zweier Personen an der Beziehung zueinander. Die Frage, ob es sich noch um Liebe handelt oder ob sich die Beziehung vielmehr in eine Frage nach Sicherheit, nach Gewohnheit verwandelt hat. Zumindest ist das so bei mir angekommen.
Ich denke, dass es sehr schwierig ist, derartige Fragen und Emotionen wirklich gekonnt in einer Kurzgeschichte zu thematisieren. Weil du deine Leser ja emotional an den Gedankengängen teilhaben, ja sie sogar emotional berühren musst. Das funktioniert meines Erachtens aber eigentlich nur, wenn mir als Leser die Figuren etwas bedeuten. Ich eine Beziehung zu ihnen aufbauen konnte, sie mir wichtig sind. Das ist in kurzen Texten immer schwierig. Bei deinem Text zum Beispiel ging es mir als Leser so, dass mich deine Protagonistin emotional nicht packen konnte. Weil ich relativ wenig über sie und die Beziehung zu Oliver erfahre. Zu wenig, um mich emotional darauf einzulassen, an den Problemen als Leser teilzuhaben. Das kann auch funktionieren, aber ich denke, dass du deine Figuren viel stärker ausbauen müsstest. Nicht unbedingt von der Textlänge her, sondern vielmehr von dem, was du uns als Lesern mitteilst. Rob hatte es ja bereits erwähnt: Show, don't tell, wäre hier wohl das richtige Mittel.
Als Einstand ist das sicherlich schon ganz gut. Aber ich denke, wenn dir dieser Text etwas bedeutet, müsstest du da schon noch mal ordentlich drüber gehen und da noch dran arbeiten.

Ich habe noch einige wenige Stellen markiert. Verstehe meine Kritik bitte nicht falsch. Es geht mir nicht darum, deinen Text klein zu machen, sondern nur darum, dir zu sagen, was ich glaube was deinem Text guttäte. Ich hoffe, das bringt dir etwas.

Viele Grüße
Habentus

GemEinsamkeiten
Du hast den Titel zweimal. Als Überschrift und dann noch mal im Textfeld. Das könntest du noch ändern.
Rauch stieg aus der Zigarette in ihrer Hand hinauf, sodass ihre schmalen hellen Lippen und ihr fahles Gesicht dahinter verschwanden.
Mmh. Ich finde den Satz nicht gelungen. Wie stark soll der Rauch der Zigarette denn sein, dass er ein Gesicht wirklich so überdeckt, dass es verschwindet? Klar, das sind Kleinigkeiten und vielleicht bin ich zu penibel. Aber solche Formulierungen lassen mich stolpern.
Zug ein. Zug aus.
Da fand ich die Formulierung seltsam. Du nimmst einen Zug einer Zigarette, ok. Aber was bedeutet Zug aus? Du ziehst ja an der Zigarette und lässt den Rauch wieder raus. Aber du ziehst ja nicht aus, oder?
ironischer Weise
Ich glaube es heißt: ironischerweise
Sie sank auf den kalten Asphalt hinab
Die Balkontür fiel
Du schreibst, dass sie auf Asphalt herabsinkt. Da denke ich an eine Straße. Dann schreibst du, dass sie sich auf einem Balkon befindet. Das passt für mich nicht zusammen.

„Ich brauch noch eine Minute“, ließ sie kaum hörbar verlauten.
Da machst du es meiner Meinung nach unnötig schwer. Sie lässt etwas kaum hörbar verlauten. Das passt nicht. Mach es doch einfach und schreibe: , sagte sie. oder meinetwegen , flüsterte sie.

Überhaupt hatte sie sehr wenig aus der Beziehung mit Freunden und Familie geteilt. Überhaupt erzählte sie kaum etwas wichtiges aus ihrem Leben. Überhaupt, überhaupt fühlte sich ihr Leben nach kaum noch etwas an.
Das ist vermutlich Geschmackssache. Ein anderer Kommentar meinte ja, dass diese Stelle für ihn gelungen wirkt. Mich hat die Wiederholung allerdings gestört. Wie gesagt, Geschmackssache. Außerdem fand ich, dass der Teil: Ihr Leben fühlte sich nach kaum etwas an, ein bisschen schwammig daherkommt. Klar, es kommt schon ungefähr raus, was du sagen möchtest. Aber eben nur ungefähr. Bring es doch auf den Punkt. Was bedeutet das für sie. Das wäre meiner Meinung nach interessanter.

Noch eine Freundin, die sie gern hatte, mit der sie Zeit verbrachte, der sie Ratschläge gab und doch das Gefühl hatte [Komma] eine unsichtbare Grenze nicht überschreiten zu können.

Schweren Schrittes ging sie auf Oliver zu. Jeder Schritt fühlte sich wie ein zusätzliches Gewicht auf ihren Schultern an.
Schweren Schrittes. Auch hier ist mir klar, was du sagen möchtest. Aber ich empfinde diese Formulierung leider als unpassend. Weil sie so ausgelutscht ist. In meinem Kopf entsteht sofort eine Situation, in der die Protagonistin schweren Schrittes Richtung Galgen geht. Und das wiederum sorgt dafür, dass die Szene sofort etwas unfreiwillig Komisches hat. Und das ist nicht deine Intention. Ich würde daher mit solchen Formulierungen vorsichtig sein und lieber versuchen, die Emotionen deinen Lesern auf anderem Wege näher zu bringen.
Oliver, der Ruhepol inmitten des Tumults, inmitten des Sturms der schnelllebigen Welt. Oliver, der trotz all seiner Ruhe in den letzten Wochen zum Mittelpunkt ihres inneren Tumults geworden war.
Auch er sah sie an. Sie sah die Worte, die er gerade so mühselig formte, die fertig auf seinen Lippen lagen bereit seinen Körper zu verlassen und in die Welt hinaus gestoßen zu werden. Sie sah sie.
Wie gesagt: Vielleicht sind die Dopplungen ein Stilmittel. Vielleicht gefallen sie manchen Lesern auch gut. Mich hat es leider ein wenig rausgerissen.

 

Hallo @S.Riek,

willkommen bei den Wortkriegern!
Insgesamt finde ich den Text gelungen. Du hast einige Gedanken und Formulierungen drin, die mir gut gefallen haben. Es hat mir allerdings zu lange gedauert, bis es endlich losging, und der Einstieg mit der Zigarette hat mich in eine ganz andere Richtung geführt. Durch die Wortwahl hörte es sich für mich so an wie eine Anti-Raucher-Kampagne, als die Prota zusammensackt, dachte ich kurz, sie hätte einen Herzinfarkt. Das war sicher nicht deine Intention.

Als ich dann wusste, worum es geht, fand ich es aber interessant, deiner Prota dabei zuzusehen, wie sie die Wogen erst glättet , sich aber innerlich immer wieder um den wunden Punkt herumlaviert, sich fragt, ob sie ihn noch liebt oder sich nur ihre Abhängigkeit von ihm nicht eingestehen will, weil es besser ist als allein zu sein. Da schwingt so eine Wehmut mit, die mir gut gefallen hat. Die Erkläreinschübe haben mich aber öfter mal rausgehauen, denn vieles ergibt sich schon durch das, was du zeigst, da braucht es nicht so viel Erklärungen, warum sie so ist wie sie ist, und dass er der einzige ist, dem sie sich je ganz geöffnet hat. Ich finde, das schwingt schon zwischen den Zeilen mit.

Hier noch ein paar Anregungen:

Sie sank auf den kalten Asphalt hinab
Mit dem Bild habe ich Schwierigkeiten. Liegt sie da jetzt auf der Straße? Und wenn ja, warum sagt Oliver dann:
Kommst du jetzt wieder rein, oder wars das?“
Ich könnte das nachvollziehen, wenn sie auf den Stufen vor der Haustür sitzen würde, aber wenn sie auf der Straße liegt, würde er ihr doch eher zu Hilfe eilen, oder? Streit hin oder her. Ich würde das noch präziser machen, was hier gemeint ist, sonst wirkt das unfreiwillig komisch auf mich.

Er war angespannt.
Könntest du streichen, denn das geht schon aus der Situation hervor.


Die Balkontür fiel hinter Oliver mit einem Knall ins Schloss. Er war frustriert, aber das war sie auch
Das Fette könnte weg, denn das ist mir durch das Knallen der Balkontür schon klar geworden. Der erste Satz klingt etwas holprig in meinen Ohren. Mein Vorschlag:
Mit einem Knall fiel die Balkontür hinter Oliver ins Schloss.
Sie ist also auf dem Balkon. Da finde ich das Wort Asphalt unpassend. Das assoziiere ich immer mit Straße. Ich würde es durch Balkonboden ersetzen.


Felina. Noch eine Freundin, die sie gernhatte, mit der sie Zeit verbrachte, der sie Ratschläge gab und doch das Gefühl hatte eine unsichtbare Grenze nicht überschreiten zu können. Wie gelang es all diesen Leuten mit besten Freundinnen ständig über alles aus ihrem Leben zu reden? Für sie schien dies eine unüberwindbare Hürde. Als sei sie falsch in der Welt und je mehr wahre, wirkliche Informationen sie über sich Preis gab, umso mehr Menschen würden dahinterkommen und sie entlarven
Diesen Absatz braucht es für mich nicht. Da erklärst du anhand eines Beispiels nochmal ausführlich, was bei mir schon angekommen ist. Dass sie sich falsch fühlt, geht schon aus der Stimmung des Textes hervor. Ich würde gleich dazu übergehen, dass sie Felina zurückschreibt. Durch diese Erkläreinschübe werde ich immer wieder aus der Geschichte gerissen.

Oliver nickte, legte seinen Arm auf ihre Schulter und atmete schwer.
Das geht mir zu schnell, dass Oliver hier gleich einlenkt. Erst lässt er sie auf dem Balkon liegen und jetzt gibt er sofort klein bei. :D Ich bekomme kein richtiges Bild von Oliver oder deren Beziehung. Entweder dürfte es hier nicht ganz so einfach sein, Oliver zu überzeugen (ein kurzer Schlagabtausch könnte folgen) oder ich bekomme den Eindruck, Oliver lässt sich willenlos herumschieben, nachdem er sie angefahren hat, als sie am Boden lag. Das klingt, als wäre sie die Dramaqueen, der man erst klarmacht, dass sie sich zusammenreißen soll und dann besser mit allem nachgibt, bevor es noch schlimmer wird. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, das war nicht so gewollt von dir und ist eher durch unpräzise Formulierungen entstanden, dadurch verstehe ich die Intention der Figuren nicht. Sie bleiben unscharf. Ist aber kein Drama. Wir arbeiten hier gemeinsam an den Texten, und wenn du Lust hast, kannst du weiter daran herumfeilen. Alle Anmerkungen sind natürlich nur Vorschläge. Letztendlich ist es dein Text.

, was sie doch so dringend hören musste. Er hielt sie und ließ sie sein. Das war eigentlich schon immer so gewesen.
Das finde ich schön.

Oliver war der einzige Mann, dem sie sich je vollkommen hatte öffnen können. Es war seine schweigsame Art, seine Ruhe und Entspanntheit gewesen, die es ihr ermöglicht hatten zu teilen, was sie sonst immer verschwieg. Demnach wusste er alles von ihr. Jedes noch so kleine Detail, ihre Sorgen und Ängste, ihre Familiengeschichte und ihre Wünsche für die Zukunft
Auch wieder zu viel Erklärbar für meinen Geschmack. Ich als Leserin brauche das alles nicht, kann mir das alles denken, wenn du einfach hier weitermachst:

Wie mühsam wäre es, bei jemand anderem bei Null anzufangen? Wäre es möglich dieses Level an Vertrautheit jemals wieder zu erreichen?
Da steckt schon alles drin.


Bei all den Schwierigkeiten, die sie hatte Freundschaften zu knüpfen die ähnlich tief gingen, war die Beziehung mit Oliver nahezu eine heilsame Erfahrung gewesen
Auch das wäre entbehrlich. :shy:


Ein Schauer in Form eines Gedankens.
Das auch.


Was, wenn sie und Oliver sich ineinander verhakt hatten?
Das gefällt mir.


Oliver, der trotz all seiner Ruhe in den letzten Wochen zum Mittelpunkt ihres inneren Tumults geworden war.
Das finde ich auch gut.


Wie viel hatte Oliver bereits am Entstehen gehindert und wie viel war zensiert, um den Frieden zwischen ihnen zu wahren?
Auch schön.


Noch einmal musterte sie ihren langjährigen Freund. Nein, ich bilde mir das nicht ein, dachte sie. Nein, das kann unmöglich sein. Ich liebe Oliver. Seine Präsenz zog ihren Blick magnetisch an. Wie könnte ich ihn nicht lieben?
Da bin ich ganz nah bei deiner Figur und kann nachempfinden, wie sie bloß schnell wieder alles zudeckeln will, bevor es unangenehm werden könnte.


Ihr Kopf lehnte auf seiner Schulter. Ganz automatisch, als sei er für sie selbst zu schwer geworden
Schön.


Ihre linken Hände fest umschlungen auf der Bettdecke zwischen ihnen. Fester, dachte sie. Fester, bevor es dir entgleitet. L
Gefällt mir auch sehr.


Die letzten drei Absätze gefallen mir auch gut. Die haben schon fast was von einer Satire.

Also das Thema hat mir gefallen, auch die Umsetzung in der zweiten Hälfte. Bin gespannt, ob du noch weiter an der Geschichte arbeitest.

Viele Grüße und ein schönes Restwochenende von Chai

 

Pille Zweisamkeit gegen Krankheit Einsamkeit.

Alles schon gesagt (?), dass ich mal so beginne:

Schöner Titel,

@S.Riek,

der auf kürzeste Weise mit dem spielt, was wir „Kommunikation“ nennen, in der sich wie selbstverständlich die Gemeinde/Gemeinschaft („Kommune“) findet, die ohne „Gemeinsamkeit[en]“ nicht wäre/nicht sein kann (selbst Robinson Crusoe wäre „untergegangen“, hätte er nicht die Chance gehabt, mit sich selbst im Reinen zu sein und seine Gedanken loszuwerden [das historische Vorbild Defoe`s musste "nur" sieben Jahre mit sich selbst und alleine* zurechtkommen] -

und damit herzlich willkommen hierorts!

Paar Anmerkungen,

hier zB,

Den Lippen, die Sekunden zuvor noch so gierig an der Zigarette zogen, als handle es sich um das Allheilmittel all ihrer Sorgen.
Wenn Du den Konjunktiv wählst, musstu auf jeden Fall in der Schriftform höllisch aufpassen. Der kann in zwei Formen auftauchen, von denen Du den Konj. I, den der indirekten Rede („handle“) zu wählen vermeinst. Tatsächlich belegt aber die vergleichende Konjunktion „als“ eine „als-ob“-Situation, die sein kann/sein wird – aber nicht sein muss. Hierfür gibts im Zwei-fel den Konjunktiv II, der als Konjunktiv potentialis oder irrealis daherkommt – wie in der Mathematik die Wahrscheinlichkeitsrechnung, in der vom Wert 0 (unmöglich, irreal) bis zum Wert 1 (real, wirklich, Beschriebenes gibt's) und der Wert 0,5 eine Grenze zieht ... Und selbst die „Erzählung“ klingt nicht nur nach zählen und Zahl, sondern findet von den ersten Schriftzeichen (einfachen Strichen wie in der lateinischen Sprache) an ihren Ursprung in Inventarlisten und Rechnungen, die zudem noch mindestens einem Namen zugeordnet werden müssen.

Besser also statt der Form der indirekten Rede („als handle es sich …“), das zum Konj. II umgebildete Prät., „als handelte es sich um ...“

Weiter unten,

eben hier

Als sei sie falsch in der Welt und je mehr wahre, wirkliche Informationen sie über sich Preis gab, umso mehr Menschen würden dahinterkommen und sie entlarven.
Wo „würden“ (Konj. II von „werden“) es anzeigt. Besser also „Als wäre sie falsch …“

Bissken Flusenlese

Das Zittern in ihren Fingern ließ nach und ihr gelang es, kurz innezuhalten.

Komma weg – warum?

Es zerschlüge das komplexe Prädikat „innezuhalten gelingen“. Einfacher wäre gar, das „es“ als neutrales Objekt wegzulassen, denn ohne dies wäre auch „ihr gelang kurz innezuhalten“ in Ordnung

Und sie schien gerade in keiner Position, ihm seinen Frust nehmen zu können.
Hm, ich erzähl immer wieder gerne, wie der Lehrer auf der Realschule erzählte, dass nur die Sonne scheine und selbst der Mond sich sein Licht geliehen habe. Damit gelte oft für „scheinen“ ähnlich wie dem „brauchen“ der Spruch, wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen … In dem Fall also besser „Und sie schien gerade in keiner Position zu sein, ihm seinen Frust nehmen zu können.

Ähnlich hier

Für sie schien dies eine unüberwindbare Hürde.

Die Dudenredaktion umgeht zumeist dieses Problem, das zB bei Modalverben auftaucht, indem sie „scheinen“ zum Vollverb adelt durch die Vorsilbe „er“ … Und ja, selbst der Mond „erscheint“ am Firmament ohne Infinitiv.

Noch eine Freundin, die sie gernhatte, mit der sie Zeit verbrachte, der sie Ratschläge gab und doch das Gefühl hatteKOMMA eine unsichtbare Grenze nicht überschreiten zu können.

Wie gelang es all diesen LeutenKOMMA mit besten Freundinnen ständig über alles aus ihrem Leben zu reden?

Bisschen Stress mit der ArbeitKOMMA aber sonst Tippi Top.

Hier verirrt sich ein Punkt ...
Und bei dir?“. Dann wischte sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, …

Wie dem auch wird,

gern gelesen vom

Friedel

* auch das ein seltsames Wort „all“ + „eine“

 

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