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Serie Gemalte Welt: 2 - Der Mandarinerpel

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27.04.2012
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Gemalte Welt: 2 - Der Mandarinerpel

Das erste Acryl

Fast ein Jahr ist es her, dass ich vor dem Bild: Kreidefelsen auf Rügen stand. Damals habe ich Herrn C.D. Friedrich ein Versprechen gegeben.
Heute löse ich es ein.
In einem roten Reisekostüm stehe ich am Kaiserstuhl, nahe dem Abgrund. Ich höre das Meer, rieche Kreide und Bäume. Hinter mir, in den Ästen, krächtst ein Rabe. Nahe der Klippe steht ein Schild, das mich eindringlich davor warnt, den wenig soliden Kreidegrund nicht zu überschätzen.
Eine Woche Urlaub auf Deutschlands größter Insel und eine Liste der Sehenswürdigkeiten liegt vor mir. Die Bäderarchitektur, der Rasenden Roland, Kap Arkona.
Nur am letzten Tag liegt die Insel unter tiefhängenden Wolken, aus denen stetig nieselnder Regen fällt. Ich verziehe mein Gesicht als zu meinem Wagen gehe. Das trübe Licht drückt auf mein Gemüt.
Prora: Ein einziges, kilometerlanges, graues Haus. Bei diesen Lichtverhältnissen? In schlechtem Wetter wiegt der Anblick des Gemäuers schwer. Ich fahre mit dem Auto daran vorbei und schüttle meinen Kopf. Das ist ja deprimierend. Ich fasse einen Entschluss, suche nach einer Stelle an der ich wenden kann. Genau in diesem Moment sehe ich etwas Buntes in einigen der unteren Fenster, das mich magisch anzieht. Das will ich mir aus der Nähe ansehen.
Sämtliche Scheiben sind von innen mit Zeitungsausschnitten, Plakaten und Bildern beklebt. Ich vermute hinter den, durch Eigenwerbung verborgenen, Fenstern, das Atelier eines Malers. Da die Türe verschlossen ist, bleibt mir nur eins, ich lehne meinen Kopf an die Scheibe und spähe durch eine Lücke zwischen den Artikeln.
Das Gehirn ist ein gewitztes Organ. Nachdem die Informationen der Augen ausgewertet, hätte es mir, auf einfachem Weg, melden können: Du siehst Staffeleien, Leinwände, Farbtuben, schmutzige Lappen, Farbspritzer und Flecken, Bilder, Studien und Pinsel.
Aber, es führt die ganze Liste an meiner Seele vorbei.
Das Ergebnis: Augenblicklich will ich auch wieder malen. Und zwar damit! Eine Lust die ich verloren glaubte, scharrt wieder mit ihren Hufen. Nicht mehr Aquarell und Tusche. Nein, jetzt es musste Acryl sein, und groß! Ein Feuer brennt in mir. Ich spüre nicht mehr den Regen noch die trübe Stimmung. Ich bin nur noch eine Idee, ein Wunsch.
Mehr kann man von einer Insel nicht verlangen.

Und jetzt stehe ich, in meinem Haus, vor meiner ersten Leinwand! Alles was mein Herz begehrt, ist um mich herum.
Mein Blick fällt auf eine aufgeschlagene Illustrierte. In einem kleinen Photo stellt sich eine Mandarin-Ente seitlich zur Schau. Ja, warum nicht?


Nur achtundvierzig Stunden später ist der Mandarin fertig und äugelt mich von der Staffelei her an. Mein erstes Acryl! Geboren in Prorer Tristesse.
Diesem Bild gebührt ein besonderer Platz. Über dem Kamin schlage ich einen Nagel in die Wand.
Die Ente hängt. Ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit stellt sich ein. Wie hübsch der Erpel ist. Im Scherz sage ich: „ein Quantensprung“.
Und im nächsten Augenblick ist er verschwunden!
Leinwand und Hintergrund sind noch vorhanden. Allein der Mandarin ist nicht mehr zu sehen. Ich mache einen Schritt zurück, reibe meine Augen. Er bleibt unsichtbar. Nicht das auf der Leinwand eine entenförmige Fläche frei ist. Nein, das gesamte Bild erscheint vollkommen so, als ob ich nur den Himmel und den Boden gemalt habe.
Ich bin ratlos.
Alle zwei bis drei Stunden gehe ich zu dem ehemaligen Portrait. Weiterhin fehlt ihm der Hauptdarsteller.
Der nächste Tag kommt, der Mandarin nicht.
Meine Gäste belächeln das Bild. Unverholene Lästereien darf ich mir anhören, … ich hätte schon Besseres gemalt. Ich sage nichts dazu. Die Wahrheit glaubt einem sowieso niemand.

Zwei Wochen ist der Mandarin schon verschwunden. Ich mache mir zunehmend Sorgen um den kleinen Kerl, und komme nicht aus dem Grübeln raus.
Ich hätte das mit dem Quantensprung nicht sagen sollen? Es war doch nur als Jokus gedacht. Man benutzt diesen Ausdruck wenn etwas Besonderes gelungen ist. Allerdings erklärt jeder Kabarettist schon, das: Ein Quantensprung ist die kleinstmögliche, durch Zufall herbeigeführte Veränderung, ausschließlich hin, zu einem geringeren Energieniveau. Das der Energieverlust in Licht abgegeben wird. Aber doch nicht in Enten!
Wie kann ich das bloß wieder rückgängig machen?

Ein Kater steht aufrecht vor einem Rednerpult und spricht in ein Mikrophone. Er antwortet auf Fragen, die ihm von Journalisten gestellt werden. „Das Ganze erinnert an Schrödingers Katze. Nur genau anders herum! " Er scheint Applaus zu erwarten, zuckt mit den Schultern. Versucht sich an einer weiteren Erklärung. „Die Katze in Schrödingers Kasten, ist lebendig und oder tot. Wenn man den Deckel hebt und nachschaut, bricht eine Wellensequenz zusammen.“
Alle schauen skeptisch.
Der Kater holt tief Luft. Wer kann schon mit einem Publikum leben, das nicht versteht? „Die Ente hingegen sollte da sein, ist aber bei der Betrachtung des Bildes verschwunden“.
Ich stehe mitten unter den Journalisten und denke, ... enorm! Jetzt spricht er über meine Ente.
Die Katze lächelt mich an: „Wenn du das Bild in einen Kasten stellst und den Deckel schließt, wird sich seine Welle wieder etablieren, und ... voila, alles ist wieder in Ordnung!“

Nach seinem letzten Wort erwache ich. Dass es nur ein kruder Traum war, hätte ich schon an dem sprechenden Kater erkennen können. Nur, in meiner Situation klammer ich mich an jeden Strohhalm. Immerhin hält sich der Aufwand, für dieses Experiment, in Grenzen.
Vom Speicher hole ich eine Truhe, die Originalnachbildung einer antiken Kiste. Folge den Empfehlungen des Katers. Und siehe da! Wenige unbeobachtete Augenblicke später höre ich leises Schnattern aus der Kiste.
Seitdem wohn der Erpel in der Truhe, die ich unter einen Baum in den Garten gestellt habe. Zwar verstehe ich kein Mandarin, meine aber am Klang seines Quakens eine Art Wohlbefinden heraus zu hören.
Das leere Portrait hängt noch immer über dem Kamin.

 

Hallo Fion

Seltsam, als Kurzgeschichte lässt mich der Text als Leser im Anfangsteil unbefriedigt zurück. Ich mag Texte, in denen sich das Rationale mit auf den ersten Blick Undurchschaubares verwebt, aber sie sollten in sich geschlossen sein.

Das schriftliche Versprechen, Herrn C.D. Friedrich gegenüber, löste ich ein.

Dieses fiktive Versprechen an Caspar David Friedrich steht isoliert da. Die Dame in Rot ganz klar seinem Bild Kreidefelsen entlehnt. Es klingt immer nett, einen berühmten Maler anzutönen, aber sinngebend für das Nachfolgende wirkt es mir nicht, einzig geografisch zur eigentlichen Geschichte angefügt.

Die Geschichte selbst hat ihren Reiz, der sich aus dem gegebenen Inhalt und der amüsanten Idee ergibt. Der Querverweis zu Schrödingers Katze entbehrt der Wissenschaftlichkeit, doch als Gedankenspiel ist es durchaus tragbar.

Worüber ich stolperte, waren einzelne abgehackte Sätze, die wie fremd aufscheinen.
Doch insgesamt, eine hübsche kleine Geschichte, die ich gerne las.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon

Erst einmal, herzlichen Dank das du meine Geschichte gelesen hast.

Mein Fehler, dass du im ersten Satz ins Straucheln gekommen bist, zu spät habe ich vor meiner ersten Geschichte: Vorwort in Grün, den Serien-Zusatz gewählt. Tatsächlich gebe ich da mein schriftliches Versprechen. Ist also nicht nur angetönt, sondern, raus aus der einen- rein in die andere Geschichte.

Natürlich entbehrt es jeder aktuellen Wissenschaft, wie ich da vor gehe. Glaube mir, damit könnte ich mich noch nirgendwo in der Forschung niederlassen. Obwohl ich sagen muss, dass Schrödinger Kiste auch nur in den Köpfen existiert. Jaja, ist nicht mal den Vergleich wert.
Anakreon, das ist einfach Spaß was ich da in der Geschichte geschrieben habe
und im Grunde einfach als solches zu erkennen. Oder?
Warte ab bis Schrödingers Kater zu Wort kommt.

Die abgehackten Sätze.
Zum einen, suche natürlich immer noch nach meinem Stil, bin mir auch nicht sicher dabei zu bleiben. Mag Horst Evers, da funktioniert es. Kombiniert nicht wirklich mir dir, hast eine andere Art dich mitzuteilen.

Liebe Grüsse
Fion

 

Hallo Fion,

Auch ich habe nur diesen Teil deiner Serie gelesen, weshalb auch meine Wahrnehmung verkürzt sein mag. Über die kurze Distanz hat der Text mich jedenfalls unterhalten.

Der Stil ist durchaus eigen, was ja zunächst nicht verkehrt ist. Er hat was "Indirektes", recht erzählend, manchmal ironisch, ein bisschen wie im Vorübergehen ... Aber auch nicht frei von Stilblüten:

Einer spontanen Informations-Ausschüttung zufolge sagt sie mir, „das Ganze erinnert an Schrödingers Katze, nur irgendwie anders herum.“
Das "zufolge" funktioniert hier nicht ... Es müsste eher "im Rahmen einer Informationsausschüttung" oder so heißen - obwohl das doof klingt.
So ein Stil bietet aber auch immer die Gefahr, den Leser zu verlieren, wenn's länger wird.

Der Plot amüsiert, wie solche absurden Ereignisse eben amüsieren - und sie tun das - das ist Gesetz! - umso mehr, wenn Tiere dabei eine Rolle spielen. Zumal Vögel. Wirklich gute Geschichten schaffen es aber, meiner Meinung nach, diese verrückten Ereignisse folgerichtig erscheinen zu lassen, sei's aus einem übergeordneten Motiv oder aus der Psychologie des Protagonisten heraus. (Was nicht damit zu verwechseln ist, das Ereignis zu erklären.) Das habe ich hier nicht erlebt: Für mich hätte dem Erzähler auch etwas ganz anderes oder das gleiche jemand ganz anderem passieren können.

Ich hatte übrigens erwartet, dass die quakende Truhe am Ende geöffnet wird und leer ist. Das hätte mir auch nicht schlecht gefallen.

Grüße,
Meridian

 

Guten Morgen Meridian

Klär mich bitte auf, warum funktioniert das Wort -zufolge- nicht, in dem Zusammenhang?

Schade das dich die Geschichte nur so -lala unterhalten hat.

Wenn die Geschichte jemand anderem, oder etwas ganz anderes passiert wäre: dann wäre es überhaupt eine andere Geschichte.

Wenn ich so ein Ereignis erklären könnte, müsste/sollte ich es nicht in die Rubrik Seltsam reinstellen. Wäre dann besser im New Scientist aufgehoben.

Da ich meine Ente wiederhaben wollte, weil sie mir ans Herz gewachsen, wäre eine leere Kiste nicht hilfreich. Zumal, wenn der Erpel dort nicht lebendig wäre, dann hätte ihm Schrödingers zweite Option sicherlich nicht gefallen, die wäre dann der Tod gewesen. ;-)

Trotzdem, herzlichen Dank, für das Lesen und Kommentieren.

Liebe Grüße
Fion

 
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Hallo Fion,

zu spät habe ich vor meiner ersten Geschichte: Vorwort in Grün, den Serien-Zusatz gewählt.
Die Serientitel sind jetzt angepaßt. Falls Du sie anders haben wolltest (da gibt's ja etliche Möglichkeiten, wo die Zahl, der Doppelpunkt und der Gedankenstrich hinkönnten), sag Bescheid.

Wenn ich schon hier bin, würd ich Dir gern ans Herz legen, Deine Rechtschreibung und vor allem Kommasetzung zu korrigieren. Wenn Du damit fertig bist, könntest Du die Kommas nochmal überprüfen und danach die Kommas nochmal überprüfen. Vor allem solltest Du ganz viele davon entfernen. Für den Heiligen Intonatius, für Deine Geschichte, Dein Karmakonto und Deine Leser. :deal:

Ich Leser ärgere mich über den Text, obwohl er freundlich und harmlos ist. Es stehen so viele falsche Kommata und un schön aus einander geschriebene Wörter drin, daß er stottert. Dann sind da noch dauernd diese Mini-Halbsätze, die zusammen mit dem Interpunktionsgestotter dafür sorgen, daß er fast hyperventiliert. Da passiert so wenig, das wenige passiert so gemütlich, und Du legst einen Stil an, daß alles dauernd nach Luft schnappt und Nähmaschinenwalzer tanzt. Wo die Kommasetzung unterbewertet wird, kommen Dramen mit dem Arsch zuerst auf die Welt. :D

Hier Beispiele:

Genau in diesem Moment kein Komma sehe ich etwas Buntes, das mich anzieht, in einem der unteren Fenster. Parke davor, gehe hin.
Die Scheiben sind von innen mit Zeitungsausschnitten beklebt. Überfliege die Texte und Bilder. Hinter dem kein Komma durch Eigenwerbung verborgenen kein Komma Fenster vermute ich eines Malers Atelier.
eine aufgeschlagene Illustrierte, die ein kleines Photo zeigt kein Komma von einem kein Komma sich seitlich zur Schau stellenden kein Komma Mandarinerpel.
Die Katze in Schrödingers Kasten kein Komma ist ja lebendig und oder tot
Zwar verstehe ich kein Mandarin, meine aber, am Klang des Schnatterns und Quakens kein Komma eine Art Wohlbefinden heraushören zu können.
an etwas etwas heraushören: Kraus.

Du wirst Dich wundern, wieviel besser das nachher klingen wird. Und mit so wenig Aufwand!
Freundlichen Gruß,
Makita.

 

Hallo Fion!


Der Text klingt wie die nüchterne Erzählung eines (fiktiven) tatsächlichen Ereignisses. Das finde ich gut. Seltsame Geschichten brauchen nicht zwangsläufig eine vordergründig gruselige oder geheimnisvolle Erzählweise.

Nachteilig ist das Fehlen eines offensichtlichen Auslösers des geschilderten Konfliktes.
Ein möglicher Auslöser wäre hier der Wechsel der Malmittel. Aber dieser Gedanke wird nicht aufgegriffen. Stattdessen wird sich, wie selbstverständlich, um den Erpel gesorgt.
Das rückt nicht nur das Geschehen ins Seltsame, sondern auch die Hauptfigur. Dem Anschein nach lebt sie in einer Welt, die nur für den Leser seltsam ist.
Leider bleibt dieser durchaus interessante Eindruck nicht erhalten, da die Protagonistin sich nicht jedermann anvertrauen möchte, sondern nur ihrer besten Freundin, weil sie fürchtet, niemand sonst würde ihr glauben.

Die Geschichte hat mir Spaß bereitet – ich finde es toll, das es endlich Geschichten über Malerei und Bilder hier gibt. Ich hoffe, die Serie bekommt noch viele Teile –, aber sie ließ mich auch ratlos zurück. Die Ursache ist das Fehlen einer Prämisse. Die Geschichte stellt keine Behauptung auf und be- oder widerlegt folglich auch keine.
Die Bausteine der Geschichte – das Wechseln der Malmittel, der flüchtige Erpel ( nur der Erpel, nicht die restliche Malerei!), die verkehrt herum funktionierende Schrödinger Kiste – stehen nicht in einem schlüssigen Zusammenhang.
Was nicht heißen soll, dass das Seltsame rational oder irrational erklärt werden muss, aber es sollte schon eine Kausalität erkennbar sein. Das ist hier meiner Meinung nach nicht der Fall.

Lieben Gruß

Asterix

Ach, nebenbei:
Die verkehrt herum funktionierende Schrödinger-Kiste ist für mich nix Neues. Habe so ein Ding in meiner Wohnung. Immer wenn ich sie öffne, ist nicht das drin, was drin sein müsste.
Meine Frau sagt Kühlschrank dazu. :D

 
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Hallo Makita

Danke das du das für mich geändert hast.

Die Interpunktion, ...
für die Geschichte und Leser versuche ich mich zu bessern.
Karmakonto halte ich übertrieben.
Dem Heiligen eine Kerze zünden.

Danke nochmal
Fion

Hallo Asterix

Danke zuerst für dein Lesen.

Ein ganz großer Teil der Geschichte ist auch tatsächlich real, bis zum Kamin.

Jetzt zum Auslöser eines Konfliktes? Das verstehe ich nicht. Stell dich mich jetzt nicht pampig vor, sondern ehrlich fragend. Braucht eine Geschichte einen Konflikt? Der Erpel ist verschwunden, wie ein Schlüssel weg sein kann, kein Konfliktauslöser, ich suche einfach.

Und der zweite Teil: meine andere Welt.
Guter Hinweis von dir!
In der Geschichte frage ich mich nicht, ob das überhaupt möglich ist, akzeptiere ganz einfach, weiß aber anscheinend das alle Anderen anders ticken, nebst Naturgesetzen.
Interessant.
Muss ich überdenken.

Die von dir vermissten Zusammenhänge, .... es gibt zu jedem meiner Bilder einen Text. Manchmal Ei vor dem Huhn. Ein paar Texte stehen solo da, entstanden in genau dieser erdachten Welt in der es sich so schön leben lässt, wo alles möglich ist.
Besser und mehr kann ich jetzt noch nicht sagen/erklären.

Ich hoffe dich erfreut auchdie nächste Geschichte.

Danke und liebe Grüße
Fion

 

Hallo Fion!

Heut nur auf die Schnelle, komme aber noch konkreter auf die Prämisse und den Konflikt zurück.

[...] wie ein Schlüssel weg sein kann, kein Konfliktauslöser, ich suche einfach.
Wo ist da die Geschichte? Eine Geschichte braucht etwas mehr.
Die Vögel zwitscherten ihr erstes Lied, während ich mit dem Spaten zurück zum Auto eilte.
Ich kramte in meinen Taschen, aber der Autoschlüssel war nicht auffindbar. Langsam drehte ich mich um zu dem sanften Hügel feuchter Erde, unter dem mein Chef, mein verdammter Ex-Chef, ein letztes Mal sein dreckiges Lachen erschallen ließ. Und ich saß bis über die Lockenwickler in der Scheiße …

Das könnte eine Geschichte über einen verschwundenen Schlüssel werden. :D

Stell dich mich jetzt nicht pampig vor,
Das wäre mir nie in den Sinn gekommen! :)

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix

Erst einmal ein ...Aha, und dann ein ...Hm?

Meinte nicht, keine Geschichte über einen Schlüssel hin zu bekommen.

Aber schau mal, in deinem Text:
Der Chef liegt unter der Erde, du stehst vor dem Wagen und bemerkst der Schlüssel ist weg, ...
In meinem Text:
Rügen, das Bild ist gemalt, ich stehe vor der Wand und bemerke der Erpel ist weg, ...
Schon ein Konfliktauslöser:
Ich male ein Bild, und so mir nichts dir nichts ist der Hauptdarsteller weg.
Das löst schon einen Konflikt aus.
Aber ich möchte in der Geschichte nicht darüber sprechen was es in mir ausgelöst hat. Es ist eine Kurzgeschichte. Seltsames mit Humor. ;-)

Ich bin auf das Konkretere von dir gespannt.

Liebe Grüße
Fion

 

Hallo Fion!


Eine Geschichte ist, flüchtig betrachtet, eine Schilderung von Ereignissen. Aber das gilt auch für eine Anekdote. Es muss also Merkmale geben, die aus einer Schilderung von Ereignissen eine Geschichte machen. Zum Beispiel die bereits angesprochene Prämisse und der Auslöser des vorliegenden Konfliktes.
Ich versuche nun, diese Dinge (und einige andere) in deinem Text zu finden.

In einem roten Reisekostüm stand ich am Kaiserstuhl, nahe dem Abgrund, schaute auf das Meer und eine Tafel, deren Text eindringlich davor warnte, den wenig soliden Kreidegrund nicht zu überschätzen!
Ein gelungener Einstieg. Da kommt bei mir Spannung auf. Was mag da passieren? Wird die Protagonistin in Gefahr geraten?

Eine Woche Rügen lag vor mir und eine Liste der Sehenswürdigkeiten.
Okay. Ein Cliffhanger. Funktioniert immer. Ich bin gespannt, wann das Abenteuer am Kaiserstuhl fortgesetzt wird.

Mein letzter Tag, allein Prora ist unbesichtigt.
Zeitsprung in die Gegenwart. Selbe Frau, anderer Ort. Wie es scheint, hat sie den Kaiserstuhl unbeschadet verlassen können.
Irgendwie ist damit die Luft raus. Es folgt ein Wetterbericht, ein paar Eindrücke zur Architektur und eine kleine Verwirrung:

Im Auto sitzend, fahre ich daran vorbei.
Muss ich mir das antun?
Damit krönt man keine Urlaubsreise.

Hier stimmt die Reihenfolge nicht. Auch eine Gleichzeitigkeit ist nicht möglich.
Vorschlag zur Umsortierung des Ablaufes:
Im Auto sitzend, […] Muss ich mir das antun? Damit krönt man keine Urlaubsreise.
[…] fahre ich daran vorbei.

Genau in diesem Moment, sehe ich etwas buntes, das mich anzieht, in einem der unteren Fenster. Parke davor, gehe hin.
Die Scheiben sind von innen mit Zeitungsausschnitten beklebt. Überfliege die Texte und Bilder. Hinter dem, durch Eigenwerbung verborgenen, Fenster vermute ich eines Malers Atelier. Lehne den Kopf an die Scheiben, spähe durch eine Lücke zwischen den Artikeln.

Sehr schön, es wird wieder interessant. Was mag dort zu sehen sein?

Das Gehirn ist ein gewitztes Organ. Es hätte mir, nachdem die Informationen der Augen ausgewertet waren, einfach: Staffelei, Leinwände, ungezählte Acryltuben nebst Pinsel, melden können, aber es nimmt den Weg über meine Seele.
Das Ergebnis; augenblicklich will ich weg von Aquarell und Tusche.


Am Nächsten Tag wird alles gekauft was Kopf, Herz und Seele brauchen.
Jetzt sitze ich vor meiner ersten Leinwand. Mein Blick fällt auf eine aufgeschlagene Illustrierte, die ein kleines Photo zeigt, von einem, sich seitlich zur Schau stellenden, Mandarinerpel.

Negativ: Aha, zwei Sätze später wird die Frage bereits unspektakulär beantwortet. Es folgt ein nicht nachzuvollziehender Entschluss der „Heldin“: Sie will weg von Aquarell und Tusche. Ich will am liebsten zurück zum Kaiserstuhl, habe aber das Gefühl, daraus wird nix.

Positiv: Endlich erfahre ich einwenig über die Protagonistin. Sie ist ein Gefühlsmensch und recht sprunghaft. Das ist hier sehr schön und knapp zum Ausdruck gebracht.

Achtundvierzig Stunden später post der Mandarin, fertig gemalt, auf meiner Staffelei.
Am gleichen Abend schlage ich einen Nagel in die Wand über dem Kamin. Dem Bild gebührt ein besonderer Platz. Inspiriert in Prorer Tristesse, ein Meilenstein, mein erstes Acryl!
Die Ente hängt, das wohlige Gefühl der Zufriedenheit stellt sich ein.
Ach, wie hübsch dieser Erpel ist.
Und im nächsten Moment ist er verschwunden.

Kleine Sachprüfung nebenbei: Die achtundvierzig Stunden sind plausibel. Das Bild wurde gemalt, nicht etwa gespachtelt, die Leinwand war bestimmt bereits grundiert, der Malerin fehlt es an Erfahrung mit den neuen Farben, sonst hätte sie es schneller fertigstellen können. Alles passt.
So, nun: Die Malerin ist stolz auf ihr Werk, sie hängt es auf, begutachtet das zentrale Thema, den Erpel, und findet diesen wunderschön … und: weg ist er! Oha, jetzt wird’s gemütlich. Was bei mir so viel heißt: jetzt wird’s spannend. Der Kaiserstuhl gerät ins Vergessen.

Eine kleine Zwischenbilanz:

Bis zum Verschwinden des Erpels gibt es eine Reihe von Ereignissen. Die Protagonistin war am Kaiserstuhl, hat danach weitere Sehenswürdigkeiten „abgearbeitet“ und am letzten Tag ihres Urlaubs ein Atelier entdeckt. Daraufhin fasste sie den Entschluss, von Aquarell- auf Acrylfarben umzusteigen. Sie kauft (irgendwo) Farben und malt einen Mandarinerpel.

Ich frage mich, wo sind da die Zusammenhänge? Der Kaiserstuhl, beschrieben als gefährlicher Ort, und fallengelassen. Rügen im Nebel, fallengelassen. Das geheimnisvolle Atelier, fallengelassen.
Was haben Mandarinerpel mit Rügen zu tun?
Warum hängt über dem Kamin kein Aquarellbild?
Und warum ist es wichtig, dieses Umsteigen auf Acryl, auf das hier recht lang hingearbeitet wurde, immerhin mit über dreihundert Wörtern.
Wie hängt dieses Wechseln der Malfarben mit dem Verschwinden des Erpels zusammen?
Diese letzte Frage ist für mich die interessanteste.
Denn in der Antwort könnte der Auslöser, die Ursache des Konfliktes stecken.
Die Wirkung, also der Konflikt selbst, ist der verschwundene Erpel.
Sobald die Protagonistin die Ursache des Konfliktes herausfindet, kann sie diesen auch lösen.
Nun, ich bin neugierig und lese weiter.

Der nächste Tag kommt, der Mandarin nicht. In mir keimt der Gedanke, einen sehr eigenwilligen Erpel gemalt zu haben.
Diese Stelle ist bezeichnend. In der „Heldin“ keimt ein Gedanke. Das ist zwar rühmlich, aber der Gedanke ist leider nicht spannend. Denn dieser Gedanke befasst sich nicht mit der Lösung des Konfliktes, nicht mit „Ursachenforschung“.
Dadurch entsteht der Eindruck bei mir – ich habe den bereits im ersten Beitrag erwähnt –, in dieser fiktiven Welt ist es fast die Regel, das in Acryl gemalte Tiere hin und wieder von der Leinwand verschwinden, genau so wie es in unserer realen Welt hin und wieder passiert, das Schlüssel unauffindbar sind.
Die fiktive Welt, so realitätsfern sie auch erscheinen mag, sollte dennoch in sich logisch sein. Das heißt: Die Protagonistin sollte die Gesetze ihrer Welt kennen. Das ist (bis zu dieser Textstelle) anscheinend nicht der Fall.
Die Protagonistin sollte auf die eintretenden Umstände in angemessen intelligenter Weise reagieren. Warum malte sie denn den Erpel nicht in Aquarell? Sicherheitshalber, sozusagen. Und wieder die Frage: Warum der Wechsel zu Acryl?

Es gibt eine Reihe Ereignisse. Doch die Protagonistin leidet nicht und hat sich auch sonst nicht entwickelt. Bis hier ist der Text keine Geschichte, sondern eine Anekdote.
Was bei einer Anekdote zu erwarten ist, ist eine Pointe nach dem Strickmuster: Stand ich doch neulich vor meiner Tür, hab meinen Hausschlüssel gesucht, und nun rate mal, wo der war?

Spannungsbögen sind bisher nur angedeutet oder gestartet, dann jedoch im Sande verlaufen. Zudem entstehen diese lediglich aus der Handlung heraus. Es gibt keine transversale Spannung zwischen Systemen wie Gut und Böse, reich und arm, Kunst und Profit usw.

Immerhin, der Erpel bleibt verschwunden, es könnte sich ein Drama Mensch gegen Natur/Physik anbahnen. Es ist ja noch nicht zu spät.
Eine Prämisse lässt sich an dieser Stelle selbstverständlich noch nicht finden. Dazu komme ich später.

Einer spontanen Informations-Ausschüttung zufolge sagt sie mir, „das Ganze erinnert an Schrödingers Katze, nur irgendwie anders herum.“ Sie zuckt mit den Schultern, versucht sich an einer weiteren Erklärung. „Die Katze in Schrödingers Kasten, ist ja lebendig und oder tot. Nur wenn man den Deckel hebt und nachschaut, bricht eine Wellensequenz zusammen.“
Schaue skeptisch.

Gut, das ist der erste kleine Schritt Richtung Geschichte. Die Freundin betreibt Ursachenforschung, sozusagen. Die Freundin ist, im Gegensatz zur Protagonistin, ein eher verstandesmäßig geprägter Mensch. Das belebt die Geschichte und treibt die Handlung endlich voran.


„Die Ente hingegen sollte da sein, ist aber bei Betrachtung des Bildes verschwunden.“ Sie lächelt mich an. „Wenn du das Bild in einen Kasten stellst und den Deckel schließt, wird sich seine Welle wieder etablieren, und ...voila, alles ist wieder in Ordnung!“

Irgendwie klingt das plausibel.
Ja, irgendwie schon.
Aber ich fürchte, es ist nicht alles in Ordnung.


Seitdem wohnt der Erpel in der Truhe, die ich unter einen Baum im Garten gestellt habe. Zwar verstehe ich kein Mandarin, meine aber, am Klang des Schnatterns uns Quakens, eine Art Wohlbefinden heraus hören zu können.
So, da haben wir den Salat.
Angenommen, der verschwundene Erpel stellte für die Protagonistin tatsächlich einen schwebenden Konflikt dar, dann ist dieses Ende nicht die Lösung.
Zur Erinnerung ein paar Aussagen der Protagonistin:
„Dem Bild gebührt ein besonderer Platz.“
„Ach, wie hübsch dieser Erpel ist.“
„Besucher belächeln meinen Meilenstein; hätte schon besser gemalt.“

Alles dreht sich um die optische Wahrnehmung. Was ja verständlich ist. Eine Malerin malt ein Bild, um es betrachten und herzeigen zu können. Genau das war auch die Absicht der Protagonistin. Sie hat das Bild nicht gemalt, um aus einer versteckten Truhe dem Geschnatter eines unsichtbaren Erpels zu lauschen.

Nun endlich zur Prämisse.
Wie ist es zu dem Erpel in der Truhe gekommen? Wie sieht es aus mit Ursache und Wirkung zwischen den geschilderten Ereignissen und dem Ende? Diesen Fragen gilt es nachzugehen.

Mag sein, dass ich was übersehe. Für mich finden sich keine Argumente, die den Erpel in der Kiste beweisen. Ein Urlaub auf Rügen führt zu einem Erpel in einer Kiste? Wohl nicht. Neue Farben und neue Pinsel? Kaum.
Wenn ein gemalter Erpel, lebendig geworden und fortan in einer Kiste lebend dem Leser plausibel gemacht werden soll, dann sollte der Text Argumente bieten, die diese Behauptung stützen.
Ansätze, nein, nicht Ansätze, Gelegenheiten sind im Text vorhanden. Sie müssten nur zu einer Geschichte aufbereitet und verbunden werden
Beispiel:
Ein seltsames(!) Atelier auf Rügen. Dann der Wechsel zu neuen, nein, nicht unbedingt neuen Farben, sondern zu anderen Farben. Vielleicht Farben aus der Hand des Malers, dem dieses Atelier gehört. Vielleicht heißt er Schrödinger oder sieht aus wie Einstein. Vielleicht will er von der Malerei loskommen, aus Gründen, die er verschweigt (während vom Hinterhof Geräusche wie aus einem Zoo zu hören sind) und schenkt der Protagonistin seine alten Farbtuben.
Oder so ähnlich. Das Entscheidende dabei sollte halt sein, dass der Leser sich am Ende zurückerinnert, an Rügen, an das Atelier usw. Dass sich der gesamte(!)Text vor seinem geistigen Auge zu einer Geschichte entfaltet. Dass der Leser erkennt: Jawohl, dort hat das Schicksal seinen Lauf begonnen und die Tragödie wäre an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, mit einer anderen Hauptfigur, niemals passiert.

So, wie der Text im Moment gestaltet ist, vollzieht er eine Gradwanderung zwischen Geschichte und Anekdote mit deutlicher Tendenz zu letzterem.
Das Ende zeigt, weil völlig unvorbereitet, eine gewisse Dämonisierung der Natur oder kurz und hart ausgedrückt: Die Pointe ist kitschig.

Nun noch zu deinem Beitrag:

Aber schau mal, in deinem Text:
Der Chef liegt unter der Erde, du stehst vor dem Wagen und bemerkst der Schlüssel ist weg, ...
In meinem Text:
Rügen, das Bild ist gemalt, ich stehe vor der Wand und bemerke der Erpel ist weg, ...
Schon ein Konfliktauslöser:
Ich male ein Bild, und so mir nichts dir nichts ist der Hauptdarsteller weg.
Das löst schon einen Konflikt aus.

In meiner Geschichte ist der Konflikt der verschwundene Schlüssel. Der Auslöser, die Ursache, liegt woanders. Das kann man rückwärts aufdröseln.
Sie hat den Chef im Wald verbuddelt. Aber warum? Sie hatte (mein verdammter Chef) arge Probleme mit dem Typ, und sie ist offensichtlich (wer bringt schon gleich seinen Chef um) ein unbarmherziger und aufbrausender Mensch. Diese beiden Faktoren, ein äußerer und ein innerer Anlass, sind die Ursachen (die Auslöser), die zu dem Konflikt mit dem Schlüssel und seinen möglichen Folgen geführt haben.
Diese Zusammenhänge sind (einigermaßen) zwingend. Kein anderer Mensch mit irgendeinem anderen Chef wäre in diese Situation gekommen.

Du schreibst:

„Rügen, das Bild ist gemalt, ich stehe vor der Wand und bemerke der Erpel ist weg, ...“
Rückwärts aufgedröselt:
Der Erpel ist weg. Warum? Sie betrachtet das Bild. Ist das die Ursache? Nein. Sie hat das Bild selbst gemalt. Auch nicht die Ursache. Sie war auf Rügen. Liegt dort das Geheimnis, der Schlüssel, der Auslöser verborgen? Ich sage: Nein!
Alles, was zu dem verschwundenen Erpel geführt hat, ist nicht zwingend, es ist sogar beliebig austauschbar: Rügen gegen Pinneberg; das Atelier kann mit irgendeinem Irren, der am Straßenrand steht und ein Pappschild hochhält, mit der Aufschrift: Hey, ihr Aquarellfuzzies, warum malt ihr nicht mit Acryl! getauscht werden. Die Protagonistin ist gegen irgendeine andere Künstlerin austauschbar. Sie besitzt keine Eigenschaften, die zu dieser Misere führen könnten. Die meisten Maler wechseln von Tusche zu Öl oder Acryl oder Pastell und anders herum. Da passiert nix.
Die Frage ist und bleibt: Warum passiert es und warum passiert es ihr?


Liebe Grüße

Asterix

 

Hallo Asterix

Da ist viel zu beantworten, usw :das dauert ne Weile.

Bis dann
Fion

 

„Wenn ein Lügner sagt, dass er lügt, dann bedeutet das,​
dass er sowohl lügt als auch die Wahrheit spricht,
denn wenn er die Wahrheit sagt, so lügt er, und wenn er
lügt, so lügt er nicht, sondern sagt die Wahrheit",
sagt so ungefähr Eubulides,​

lieber Fion,
und damit erst einmal herzlich willkommen hierselbst!

Es ist mir, als führestu unzeitgemäß (um 1818) in Friedrichs Kreidefelsen auf Rügen mit dem Reisegepäck all der wenig romantischen mathematisch-naturwissenschaftlichen Probleme der darauffolgenden Epochen, die doch dem Laien seltsam bis geheimnisvoll und doch i. d. Regel nur unbegreiflich bleiben und sich aller Wahrscheinlichkeit nach (!) schwerlich durch eine kurze Geschichte darstellen lassen (der einzige, der das könnte, schreibt Dir gerade, obwohl er's doch besser wissen müsste). Das Gemälde fiele heute anders aus als vor nahezu zwei Jahrhunderten, wobei selbst Laien durch die Medien wissen, dass der Felsen auf natürliche Weise abbaut, während das Gemälde mitsamt seiner Vorstellung uns erhalten bleibt. Fantastisch, sich hier eine Aix galericulata männlichen Geschlechts als Kunstobjekt auszudenken und um den Hinweis, dass der Erpel gar nicht das amtliche Chinesisch – Mandarin nämlich – spreche, was er eh nur bei Lewis Carrol und Miss Liddell könnte, was dann eine deutsche Bezeichnung als Mandarinente nahelegen könnte und überhaupt rechtfertigte. Schon der lateinische Name lässt anderes erwarten, als dass es der Erpel mit prächtigem Gefieder der Katze eines Schrödinger gleichtäte, der dann auch ein Kater sein sollte und nicht von einem Kater herrührte – was uns unbegreiflich und unlösbar bleibt, wie die Russel’sche Antinomie oder Heisenbergs Unbestimmtheitsrelation, hätten wir’s doch gerne eindeutig, ohne dass wir die Mathematik verehrten, wenn der Barbier von Bergen nur die Rugier rasiert, die sich nicht selbst rasieren.

Das schriftliche Versprechen, Herrn C.D. Friedrich gegenüber, löste ich ein.
An sich hätt’ ich gehofft, die Arbeit sei getan als ich die Beiträge meiner Vorredner gesehen hab, aber schon der erste Satz zeigte mir, dass noch einiges an handwerklichem zu tun ist (Maler müssen keineswegs gut tapezieren können und dürfen schon gar keine geklonten Anstreicher aus Braunau sein), aber sie sollten ihr Handwerkszeug verstehen und beherrschen – Karl Kraus (der’s sich leisten konnte, sah sich als Diener AN der Sprache, Walter Benjamin hat ihm deshalb durch ein Wortspiel nachgesagt, seine Sprachlehre sei ein Beitrag zur Sprachprozessordnung.

Wärestu ein Kleist, ich schwiege verschämt, aber der bekannteste Kleist begriff sich als Theatermann und die scheinbar willkürlich gesetzten Kommas waren ihm zugleich wortlose Regieanweisungen. Aber hier – wie man ihn auch dreht – kurzatmig wirstu hoffentlich nicht sein und es auch nicht vom Leser erwarten – die Kommas sind entbehrlich: keine Aufzählungen, keine Nebensätze. Nun könnte man meinen, die Kommas wären wegen des Einschubs

…, Herrn C.D. Friedrich gegenüber, …
notwendig, aber der scheinbare Einschub verliert sich gänzlich mit der Umstellung des Mobiliars, wenn auch nicht wie Schrödingers Katze nebst Erpel
Das schriftliche Versprechen [gegenüber] Herrn C.D. Friedrich […], löste ich ein
wie dann auch die Kommas letztlich gänzlich verschwinden
[Ich löste] das schriftliche Versprechen [gegenüber] Herrn C.D. Friedrich […] ein,
wobei nach dem C. eine Leertaste zu setzen wäre.

Es wäre also noch einiges zu tun … Aber bevor der Beitrag länger wird als der Muttertext, sei’s für heute genug –
kein Grund, den Kopf hängen zu lassen, hier verschwindet selten einer spurlos und wäre dann aber auch nicht mehr durch andere Wellen zu erreichen.

Die Idee ist gut, aber das handwerkliche - wie's auch die Vorredner schon anregen - bedarf der Arbeit. Aber da bin ich guter Dinge!

Gruß

Friedel

 

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