geliebter Alltag...
Ihr Freund schlängelte das Auto durch den Freitagsfeierabendverkehr in Richtung "Lidldi" . Heiß brannte die Sonne auf die dunkelgrüne Kühlerhaube des kleinen Wagens. Januley lümmelte in dem Autositz um Entspannung bemüht, damit sie nicht bei jedem Verkehrsmanöver versuchte auf der Beifahrerseite zu bremsen. Das dumme daran war nämlich, dass es dort keine Bremse gab und das es aus unerfindlichen Gründen ihrem Freund Jumpi immer auffiel, wenn sie versuchte die imaginären Bremsen zu betätigen. Und das es ihn ärgerte. Aber sein Bremsverhalten war einfach etwas knapper bemessen wir ihres. Und es passierte eigentlich trotzdem nie was.
Die "Lidldi" Einfahrt war versperrt durch einen Dicken Silbermetallic glänzenden Nobelschlitten, dessen Fahrer wohl den Sinn von Gas und Lenkrad noch nicht so ganz erfasst zu haben schien. In brühender Hitze wartete das kleine grüne Auto von Januley und ihrem Jumpi. Es schien dahin schmelzen zu wollen, hingerissen vom Anblick des Nobelschlittens… oder war es doch eher die Sonne die diesen schmelzenden Eindruck erweckte? Endlich hatte der Fahrer – wohl eher durch Zufall – die Einfahrt getroffen und rollte nun Ziellos über den Parkplatz. Jumpi lenkte das Auto knapp an den anderen Autos vorbei auf eine freie Parklücke zu. Die übliche Einkaufsschlechtelaune hatte sich schon an der Einfahrt seiner bemächtigt. Es kostete so verdammt viel Kraft diese zu übertönen, das es kaum weiter auffiel das das Einkaufen ebenfalls anstrengend war. Krampfhaft fröhlich, um nicht ebenfalls im Launesumpf zu versinken hüpfte Januley – vielleicht war es auch eher ein träges herausrollen – aus der Beifahrertür, und ging leichten – oder eher schleppenden – Schrittes Richtung kühler "Lidldi"- tür, um sich einen Einkaufswagen zu holen. In ihren Taschen befand sich, wie immer, kein ein € stück, auch keine gute alte deutsche Mark. Sie musste auf ihren Jumpi warten, der den Trick mit dem Zehnpfennigstück anzuwenden verstand. Der Einkaufswagen folgte ihnen höflich. Trotz der Zweifel bezüglich seiner Bezahlung, ließ er sich nichts anmerken und „schluckte“ zuvorkommend alles was sie einluden. Er sagte auch nie: stopp, soviel Geld habts ihr gar nicht. Das würde dann erst die Kassiererin am Kopf der endlosen Menschenschlange erledigen.
Weiter hinten im ersten Gang unterhielten sich 3 Einkaufswägen. Ihre Besitzer waren in die Betrachtung des Alkoholischen Angebots vertieft sodass ihre Einkaufswägen die „freie Minute“ und auch den freien Gang nutzten um sich auszutauschen. Leider bot sich für Jumpis und Januleys Einkaufswagen dadurch nicht mehr die Möglichkeit weiter zu kommen.
Gaffend, rechnend und sabbernd, wie es schien, standen die 3 Besitzer der Einkaufswägen da, eine dicke Fraumitkindundkegel, ein Mannmitfahne und ein älteres Paar, die sich wahrscheinlich schon die letzten 3 Jahre nicht mehr miteinander unterhalten hatten. Das mussten sie jetzt natürlich nachholen. Januley grübelte, Jumpi dämmerte vor sich hin. Januley räusperte sich. Nichts geschah, die 3 Einkaufswägen rührten sich nicht, wie auch ihre Besitzer. Januley schaute extrem genervt in die Luft. Nichts. Sie wankte von einem Bein auf das andere, schob den Einkaufswagen dreist gegen die drei in der Mitte des Gangs. Nichts.
In der Verzweiflung, des nicht bemerkt Werdens, witschte sie unter dem ausgestreckten und an das Regal gestemmten dicken Arm der dazugehörigen dicken Dame durch. So. jetzt wurde sie bemerkt. Höflich rückten nun die Einkaufswägen zur Seite und erfreut schob sich ihr Einkaufswagen an den anderen vorbei, Jumpi im Schlepptau.
"Lidldi" hatte mal wieder etwas Neues im Angebot. Super praktisch, so wichtig und schon immer erwünscht. Ein charmantes Lächeln von ihrem Jumpi ließ auf eine etwas bessere Laune hoffen, und lies ihr keine Chance abzulehnen. Das Achsowichtigding platzierte sich dick und breit im Einkaufswagen. In ihren Gedanken wälzte es sich sogar schon im Geldbeutel umher und fraß ganze 30 €. Umrechne. 60 DM.
Wichtig waren Dinge die viel hergaben und wenig kosteten. Mehl zum Beispiel. Und Öl. Und Eier. Ja und Milch um den unendlichen Kaffeekonsum zu erhellen.
Klopapier auch, eins der wichtigsten Utensilien. Sollte man nun das mit 3 oder 4 Lagen nehmen? Ratlos überschweiften ihre Blicke den Klopapierstabel an der hinteren Wand, gleich neben dem Kühlregal. 3 Lagig, ist das dann selbiges wo immer zerreißt? Oder ist 3- Lagig genau richtig und 4 – Lagig so dick, das man es als Putzschwamm (Damenbinde/Waschlappen) benutzen kann? Eine Dame im Haushaltslook schob sich mit ihrem Wagen in Richtung Toilettenpapier. Die sah so aus, als wüsste sie welches Klopapier am besten wäre, für ihre wahrscheinlich 5 KinderundMann zu Haus. In versuchter Unsichtbarkeit lauerte Januley darauf, das die Haushaltsbegabte sich Klorollen nehmen würde. Da. 3 Lagiges. Gut, das würde sie heimlich ebenso halten. Ja sicher, 3 Lagig war am besten. Genau, genau, genau.
Die Eier hatten sich unter den vielen Grapschhänden schon in Rührei verwandelt und es war ein Ding der Unmöglichkeit eine Schachtel ohne Rührei zu finden. Aber sie wollte eigentlich selber entscheiden, welches der Eier Rührei wurde und welches nicht. Wühl. Da, eine Schachtel war noch unbe(ge)rührt.
Wie war der Wagen nur so voll geworden? Hatte er sich selbst gefüllt? Eine tolle Geschäftsidee von "Lidldi" - Wägen die sich selber volladen. Oder war es doch Januley gewesen? Träge schob der Wagen sich durch den Laden, Jumpi hinter sich herschleifend.
Das Absolutschonimmererwünschteding hatte seine Laune nur für eine Sekunde aus dem Gleichgewicht gehoben.
Noch ein paar Konserven. Das Gemüse sah aus wie aus China oder Spanien, etwas glasig und wie die Eier schon sehr angeschlagen. Das würde sowieso nur nach Wasser, oder 3 Lagiges Klopapier schmecken, also liegen lassen. Wasser kam zu Haus aus der Leitung, Klopapier hatten sie auch schon dabei.
Sollten sie noch Eis kaufen? Jumpi verneinte. Gute Antwort, Januleys Hände griffen genüsslich in die Kühltruhe und angelte eine dicke Eispackung heraus. Sonst würde er später bereuend herumjammern, weil sie keines gekauft hatten. Und dann wäre sie schuld.
Die Schlange hatte sich seltsamerweise kein bisschen verkürzt und lag in ganzer Pracht quer durch "Lidldi" .
Die Kassen piepsten sich heiser, die Kassiererinnen schienen schon dem Gleichklang verfallen zu sein und trugen Tranceartige Gute Laune zur Schau. Ob sie wohl in der Nacht immer noch das Piepsen hörten? Im Schlaf.. beim Erwachen, in den Ferien, (oh das hieß ja Urlaub, Ferien haben nur Schüler) einfach immer…?
So jetzt kam der Teil des Einkaufs für den sie so dringend ihren Jumpi brauchte. Hektisch stapelten sie die Einkäufe auf das Band, welches selbige dann zur Kasse fahren würde. Begleitet von Kindergeheul, aus dem Mund eines Kleinen, der auf dem Arm einer Schweißüberströmten saß. Die Trägerin des Kindes schien etwas überfordert, jeder ihrer Gesichtsfalten schrie nach „Urlaub“, und ihre Augen drückten deutlich den Wunsch aus, über all zu sein, nur nicht hier. Das Kind brüllte immer lauter, die Mutter würde wohl am liebsten mitbrüllen. Nun gut das würde hier jeder gern. Aber nur genervte Blicke der Einkäufer in der langen Käuferschlange.
Die alte Dame, die gerade Zahlte, schien das Ding mit dem € noch nicht so ganz durchschaut zu haben. Sie streckte der Kassiererfrau eine Handvoll Münzen entgegen. Sie reichten wohl nicht, aber das verstand die Dame nicht…. Irgendwann kramte sie dann doch bereitwillig in ihrer kleinen Handtasche und zog noch ein paar Münzchen heraus. Gut, dann hätte man das auch geregelt.
Jetzt kam Januley und Jumpi und das Wichtigding, und die ganzen anderen Sachen an die Reihe. Hast überfiel sie, in schnellen Bewegungen wurde das Zeug wieder in den Einkaufswagen verfrachtet, der es genüsslich in sich aufnahm. Wo waren denn die Eier jetzt hin? Die sollten doch erst später gerührt werden. Zahlen durfte Jumpi, deshalb war er ja dabei. Und wegen dem Tragen.
Neben der Kasse stopften sie das Zeug in die schönen farbenfrohen "Lidldi" tüten. Und wie immer, die Zuckertüte platzte auf und ergoss ihren Inhalt fröhlich rieselnd in eine der "Lidldi" tüten. Nun ja, wenigstens hielten sich die Eier. Und die Diskussion ob man nun Tiefkühlsachen zusammen in eine Tasche sortieren sollte oder nicht, gewann Januley auch. Prima. Nur das Wichtigding verhielt sich nicht sonderlich Kooperativ und passte in keine der Tüten. Dafür in den großen Wanderrucksack, den sie immer dabei hatten. Aber der war schon voll mit anderen Dingen. Also wieder auspacken, was solls…. Man müsste das Zeug ja nachher irgendwie in den 2. Stock verfrachten können, ohne Aufzug. Und am besten in einem Aufwasch, gäbe es einen 2. müsste Januley das allein machen, denn Jumpi würde sofort ins Bett fallen, wären sie erstmal daheim. Und dann würde er das Wichtigding auspacken und nicht mehr aufräumen, die nächsten 2 Wochen.
Hitze schlug ihnen entgegen, suchend wanderte ihr Blick über den großen Parkplatz, wo war nur das Froschgrüne kleine freundliche Auto? War es dieser große Fleck dort, welcher aussah wie geschmolzene Sahnekrem? Ach nein, da war es ja.
Flugs waren die Sachen im geräumigen Kofferraum verstaut und Januley hüpfte hinter dem Einkaufswagen her, der zurück in seinen „Stall“ drängte. Auch das Zehnpfennigstück spuckte er wieder raus und rasselte zum Abschied mit seiner Kette.
Ein dicker Nobelschlitten versperrte die Ausfahrt.. der Fahrer des selbigen hatte wohl noch nicht so ganz verstanden, wofür Gas und Lenkung gut sind……