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Geliebte Miele

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24.11.2016
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Geliebte Miele

Mark Twain ließ sich einmal Folgendes einfallen:
„Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, verschwinden die Mysterien und das Leben ist erklärt.“
Mike sah das ähnlich. Es hatte zwar Jahre gedauert, aber schließlich war er zur Erkenntnis gelangt, dass die Welt tatsächlich ein Irrenhaus ist und er nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht hatte, seine Fetische ohne jegliche Gewissensbisse konsequent auszuleben. Nur eine Scheidung und wenige Zivilklagen später wurde ihm klar, dass er sich vom Menschen als Ziel seiner Lüste abwenden musste, wollte er seinen Neigungen weiterhin in Freiheit nachgehen.
Also stieg er auf Tiere um. Dies ging, bis auf die Sauerei beim Aufräumen, eine Zeitlang gut und sein Haus wurde für hunderte Meerschweinchen und Kaninchen zum Bates Motel. Doch schon nach Monaten begann er zu experimentieren, nach Größerem zu streben: Schafe, Ziegen, Ponys und andere Vierbeiner wurden zu pelzigen Spielbällen seiner Perversionen, bis er eines Tages beinahe von einer Katze kastriert worden wäre.
Nach 16 Stichen an einer wirklich unangenehmen Stelle und aufdringlicher Fragerei im Krankenhaus, beschloss er sich sofort auf wehrlosere Sexobjekte zu konzentrieren. Aber was? Aus eigener Erfahrung wusste er, dass sich sogar Pflanzen wehren konnten, die Vorstellung Mett zu formen und penetrieren stieß ihm irgendwie auf und Sexspielzeug für Männer fand er geschmacklos. Nein, es musste etwas sein, das zu sexuellen Zwecken umfunktioniert, pervertiert wurde, etwas, das nichts von dem Schrecken ahnte, der über es hereinbrechen würde.
Versonnen blickte Mike aus dem Fenster seiner gentrifizierten Trendwohnung auf den Schrottplatz gegenüber. Plötzlich drang die Sonne durch die Wolkendecke und ließ einen alten Kopierer in goldenem Licht erstrahlen. Moderne Zeiten, das ist es, genau das! dachte er und triumphierte. Das Zeitalter der Maschinen dämmert herauf, aber noch ist der Mensch die Krone der Schöpfung und das müssen wir denen auch klar machen. Aber was genau sollte sein technologischer Lustsklave sein? Es gab so viel Gerät, das auch teilweise nicht ungefährlich war. Mit Schaudern dachte er an die Katze zurück und beschloss alles mit Klingen, Spitzen, rotierenden Messern und anderen Stimmungstötern kategorisch auszuschließen und sich stattdessen auf Geräte mit angemessenen Öffnungen zu konzentrieren. Erste Versuche mit Auspuffendrohren von Luxuswagen scheiterten am Sicherheitspersonal der Autohäuser. Als er es doch einmal schaffte, kratzte das Missverhältnis zwischen dem Durchmesser des Auspuffs und dem seines Glieds so sehr an seinem Selbstvertrauen, dass er schlapp machte und wieder umstieg. Ein beutelloser Staubsauger genügte seinen hohen Ansprüchen genau eine Woche, bis er sich erneut beinahe entmannt hätte.
Frustriert wälzte er Bücher und Kataloge, bis sie ihm auf Hochglanzpapier ins Auge sprang: in reinem, fast jungfräulichem Weiß strahlte sie ihm entgegen, selbstbewusst trug sie den Energieeffizienzklasse A+-Aufkleber auf der wohlgeformten Front und fast verführerisch blinzelte ihm die Glastür entgegen. Als er dann noch las, dass man sie bis auf 1800 Umdrehungen hochjagen konnte, war Mike verliebt. Seine neue Freundin lächelte ihm aus dem OTTO-Katalog entgegen, die Bestellnummer schrie förmlich:
„Befrei mich aus diesem Gefängnis, und dann besorg’s mir!“
Mike erkannte: das wird eine Beziehung fürs Leben und bestellte sofort die neue Miele novotronic w913 allwater. Schon der Name war wie ein Adelstitel. Er schauderte vor Entzücken.
Drei Tage später stand sie frisch angeschlossen vor ihm im Badezimmer. Mike trug ein Handtuch um die Lenden und einen Messbecher voll Weichspüler in der rechten Hand, sonst nichts. Schwitzend fuhr er mit den Fingerspitzen über die ergonomischen Regler und sanft gewölbten Knöpfe. Ein lüsternes Grunzen entfuhr ihm, als er merkte, dass er die Geschwindigkeit des Schleudergangs kontrollieren konnte. 800, 1000, 1200, 1400, und majestätisch an der Spitze thronend, 1800 Umdrehungen pro Minute. Mike würde sich hocharbeiten, die Vibrationen würden sich ins jenseitig Perverse steigern und alles auf Knopfdruck. Mit steigender Erregung bemerkte er, dass sich der Einfüllbehälter fürs Waschmittel nicht nur auf genau der richtigen Höhe befand, sondern auch noch komplett herausnehmbar war.
Oh ja, das miese Stück würde sein Spee bekommen, 100 % biologisch abbaubar. Als er gerade bei 1200 Umdrehungen jauchzend und grölend das Einfüllfach missbrauchte, fiel ihm ein Deckelchen rechts unter der Tür auf. Das kleine Waschmaschinenflittchen hat also einen Hintereingang, hm? Nach extrem kurzer Zeit war das Türchen weggerissen, der Propfen abgeschraubt und Mike gab sich den Freuden der analen Maschinenpenetration hin. Sein ganzer Körper vibrierte, ihm wurde leicht schummrig, aber er hatte noch nicht genug. Mehr Vibrationen, er drehte auf 1400 Umdrehungen auf. Der Vollwaschautomat knallte gegen seine Hüftknochen, die Tür traf ihn hart an der Nase, aber das erregte ihn nur noch mehr:
„Ja, wehr Dich, Du Sau, wer ist hier der Boss? Wer? Wer?“
Er wusste, es war eine Frage des Willens, der Dominanz und er würde sich nicht von einer Maschine knechten lassen, er würde sie besiegen. Also stellte er sie auf 1800, immer noch hart in das Flusensieb eindringend. Kurz bevor er zum Höhepunkt kam, stellte die Maschine auf Endschleudern, die mühevoll aufrechterhaltene Balance zerbrach unter stetigen Vibrationen, der Abwasserschlauch riss aus der Wand und das Ungetüm kippte nach vorne, immer noch stampfend und schleudernd.
Mike wurde Tage später von einem Nachbarn gefunden, fast völlig zerquetscht unter der noch immer ausschlagenden Maschine. Er hatte mit seinem eigenen Blut eine Botschaft an der Wand hinterlassen:
Ein Herz, in dessen Mitte „Miele“ stand.

 

Hola KF,

ich hab's mal mit der Salatschleuder getrieben. Das war auch nicht sehr lustig.

José

 

Hallo Kardinal Freundlich,

Deine Geschichte lässt mich enttäuscht zurück. Anfangs hoffte ich noch, Du erzählst die Geschichte eines Mannes, der aufgrund seiner sexuellen Vorlieben Schwierigkeiten mit seinem sozialen Umfeld hat, der Suche nach der richtigen Partnerin oder etwas in der Art. Und dann sowas. Ich fand das auch nicht lustig. Aber ich kann auch nicht (mehr) über die typischen Teeniefilme lachen.

Aber etwas Positives habe ich dann doch. Die Geschichte liest sich halbwegs flüssig. Das ist Dir aus meiner Sicht gelungen.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo Kardinal Freundlich,

herzlich willkommen!

Hat mir recht gut gefallen, dein Einstieg.
Im „technischen“ ist die Steigerung Auspuff, Staubsauger, Waschmaschine stimmig.
Lustigster Satz:

beschloss alles mit Klingen, Spitzen, rotierenden Messern und anderen Stimmungstötern kategorisch auszuschließen und sich stattdessen auf Geräte mit angemessenen Öffnungen zu konzentrieren.
Na ja, viel mehr Humor ist da nach meinem Geschmack nicht drin, auch Erotik blinzelt nur für ein Sekündchen auf.
Was ich da lese, ist für mich eher Satire auf den Sexwahn (vielleicht vom ersten Absatz abgesehen), der nach immer neuen Varianten gräbt und dabei die Lust tötet. Hier natürlich gleich den Lüstling mit, was für eine Satire nur recht und billig ist.


Gruß

Asterix

 
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Hallo Asterix,

danke für Deine Kritik. Du hast Recht, die Geschichte ist eher ein satirisches Herangehen an Fetische als ein genuiner erotischer Text. Und bezüglich des Humors schleicht der sich eher unbewusst ein, manche Formulierungen bieten sich an und dann wird's sofort schräg.

Danke jedenfalls nochmal, dass meine erste Kritik überhaupt eine doch recht positive wird, hätte ich nicht erwartet. Ein schönes Wochenende Dir und Gruß auch

Kardinal Freundlich


Hola José,

auer, auer, kann ich da nur sagen. Hast Du davon Narben zurückbehalten?

der Kardinal


Hallo Geschichtenwerker,

danke für die Kritik. Lustigerweise ist der Text im Rahmen eines Gedankenspiels mit einem befreundeten Autor entstanden, wobei sich als Thema schließlich Sex mit einer Waschmaschine herauskristallisiert hatte. Und er hat genau das geschrieben, was Du in meiner Geschichte lieber gesehen hättest. Vielleicht bekomme ich ihn dazu, sie mal hier zu veröffentlichen, mal sehen. Und ich hatte keinen Anspruch auf Sozial- oder Gesellschaftskritik, ich wollte zur Abwechslung einfach mal so pervers bzw. übertrieben schreiben wie möglich. Aber Humor und Übertreibung sind immer Geschmackssache, siehe die Teeniefilme(wo ich Dir völlig Recht gebe). Das kleine Lob am Ende geht natürlich runter wie Öl, danke dafür...

In diesem Sinne ein entspanntes Wochenende und Gruß auch

Kardinal Freundlich

 

Hi Kardinal,

na ja, deine Geschichte liest sich ganz spaßig. Das war jetzt nichts, was mich sonderlich berührt hat und auch nicht unbedingt ein Werk, das mich in kommenden Äonen beschäftigen wird, aber auch nicht langweilig oder ärgerlich. Einige Sachen fand ich ein bisschen zu übertrieben und over-the-top, selbst für eine absichtlich übertrieben gestaltete Geschichte. Aber unterm Strich nichts, das man aus meiner Sicht jetzt ändern sollte oder müsste. Das musst du natürlich für dich selbst entscheiden, ich jedoch würde dir eher dazu raten, deine Energie dann vielleicht doch besser in "lohnendere" (andere) Stories zu stecken, denn schreiben kannst du meiner Meinung nach gar nicht schlecht.

Viele Grüße vom EISENMANN, der Sex mit ner Schrottpresse nur wenig stimulierend findet:D

 

Hallo Kardinal Freundlich,
gut, dass du die Geschichte mit Humor UND Erotik getagt hast. Weil all den widerlichen Kram, den du beschreibst, das wäre ohne eine gehörige Brise Humor echt nicht zu ertragen, also ich bin froh, dass du das nicht ernst meinst und wenn ich in deinem Profil lese, dass Kubus neben dir sitzt und dich ermutigt oder so was, dann frage ich mich, was ihr gerade inhaliert oder durch die Kehle rinnen lasst. Aber egal, vielleicht lacht ihr euch auch nur weg über die Einfälle, die manche haben, wenn sie was extremes machen wollen. An Fantasie mangelt er jedenfalls nicht und als Miele-Fan, will ich die überragende Qualität und Langlebigkeit einer solchen Maschine betonen. Die ist was fürs Leben oder doch die nächsten dreißig Jahre, jawohl. Und der Aspekt müsste im Text ausgebaut werden.

Sprachlich locker, mir aber anfangs zu viel erzählt und sobald es ans Szenische geht, dann doch zu genau. Spaß habe ich trotz allem gehabt,

Paar Stellen aus dem Text:

dass er sich vom Menschen als Ziel seiner Lüste abwenden musste, wollte er seinen Neigungen weiterhin in Freiheit nachgehen.
guter Plan, aber dann...

die Vorstellung Mett zu formen und penetrieren stieß ihm irgendwie auf und Sexspielzeug für Männer fand er geschmacklos.
warum das, der findet doch sonst nix geschmacklos?

seiner gentrifizierten Trendwohnung
:lol:

. Erste Versuche mit Auspuffendrohren von Luxuswagen scheiterten am Sicherheitspersonal der Autohäuser.
:D

Das kleine Waschmaschinenflittchen hat also einen Hintereingang, hm?
:sealed:

„Ja, wehr Dich, Du Sau, wer ist hier der Boss? Wer? Wer?“
Männerfantasie

Amüsant war es durchaus, und denk dran dir ne Miele zu holen.

viele Grüße
Isegrims

 
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Joints und Heineken wie üblich. und ich sagte ihm, der kann hier was lernen und soll sich anmelden. also wenigstens wenns darum geht, für Leser zu schreiben.
auf Lesebühnen funktioniert die Geschichte hier wunderbar, geht Publikum voll drauf ab, wenn der Kardinal seinen Akt auf der Bühne vollzieht, mit oder ohne Mic.
was wieder mal zeigt, wie unterschiedlich Geschichten wirken, wenn sie gehört oder gelesen werden.

hab ihm nicht erzählt, er soll ne Flintenuschi aus mir machen

PS:

An Fantasie mangelt er jedenfalls nicht und als Miele-Fan, will ich die überragende Qualität und Langlebigkeit einer solchen Maschine betonen. Die ist was fürs Leben oder doch die nächsten dreißig Jahre, jawohl. Und der Aspekt müsste im Text ausgebaut werden.

halte ich für ne gute Idee.

 
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Hallo Eisenmann,

danke für Lob und Kritik. Der Ansatz dazu war auch im wörtlichen Sinne eine Schnapsidee und es ging darum, möglichst pervers und abartig zu sein, weniger anspruchsvoll. Und ich schreibe auch noch mehr als Satiren, ich werde auch bald etwas in andere Richtung Gehendes hochladen.

Und ja, das mit den Schrottpressen kann nur übel ausgehen...

Viele Grüße auch

der Kardinal

Hallo Isegrims,

danke für das ausgiebige Lob und die Kritik. Du bist anscheinend der erste echte Miele-Fan, aber da kann man auch nichts dagegen sagen, das ist einfach Qualitätsware...

Und wegen dem Mett, was Du sagst ist logisch, aber andererseits hat auch der Perverseste irgendwas, das ihn abstößt. Ich glaube nicht wirklich, dass es so extreme Perversopathen gibt, denen wirklich alles Abartige gefällt...na gut Jimmy Seville vielleicht, aber der ist ja inzwischen tot.

Freundliche Grüße

Kardinal Freundlich

Hahahahaha, soviel zur Diskretion lieber @Kubus, grins.
Aber was ist eine Flintenuschi? Und warum Du?

versteh ich nich

Freundlichst

K. Freundich

PS: Geile neue Geschichte von Dir, Chapeau nochmal

 

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