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Serie Geld: Ein Geld-Vorurteil

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07.08.2002
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Geld: Ein Geld-Vorurteil

Was ich mit meinem Geld mache, ist ganz alleine meine Sache.

An der Kasse eines Supermarktes: Ein etwas zerzauster Student kauft für drei Euro eine Ecke Pecorino-Käse. Fragen wir ihn: «Was machen Sie da?»

«Ich kaufe ein Stück Käse.»

«Was machen Sie noch, indem Sie den Käse kaufen?»

«Was ich noch mache?»

«Ja, zum Beispiel sorgen Sie dafür, dass ein Fahrer wieder einen Käse hierher bringt, dass wieder eine Verpackung für solch einen Käse hergestellt wird und dass ein Bauer wieder einen Käse macht.»

«Dann bin ich ja ein Wohltäter – in diesen Zeiten der Arbeitslosigkeit –, oder nicht?»

«Kennen Sie den Fahrer?»

«Muss ich?»

«Nein, aber wäre es nicht spannender einen Käse zu kaufen, wenn Sie alle Beteiligten kennen würden?»

«Das ist utopisch. Ich kaufe jede Menge Sachen. Da kann ich nicht alle kennen.»

«Oh. Dann ändern Sie die Welt für viele Menschen? Das ist spannend. Stellen Sie sich einmal vor, Sie könnten überblicken, was es in Wirklichkeit für einen Unterschied macht, ob Sie dieses Käsestück oder das genau daneben nehmen: ein anderer Fahrer, eine andere Verpackung, ein anderer Bauer. Und was wäre, wenn Sie das von allem wüssten, was Sie sonst noch so essen, und trin-ken, und Ihnen dazu noch bekannt wäre, wer alles dafür arbeitet, damit Sie überall hinfahren, dass Sie etwas lesen, hören, sehen können und gerade auch dass Sie arbeiten können.»

«Puh. Aber will ich das alles wissen?»

«Wäre es Ihnen recht, zu wissen, wem die € 1.000 in einer Geldtasche gehören, die Sie finden? Ob derjenige das Geld vielleicht dringend braucht, er dann seine Miete nicht mehr bezahlen kann oder ob er es gar nicht bemerkt, weil er so viel Geld hat.»

«Ich würde sie zurückgeben. Ich gebe gefundenes Geld immer zurück.»

«Sehen Sie, dass jemand Geld vermisst, interessiert Sie, dass jemand für Sie arbeitet nicht ganz so, obwohl er es ja für Sie tut. Es ist alleine Ihre Entscheidung, was Sie kaufen, aber eben ganz und gar nicht alleine Ihre Sache.»

 

Hallo Michael,

Deine Geschichte ist so ganz nett, es werden nicht die großen philosophischen Existenzfragen berührt, das muß auch nicht sein. Aber auch im Alltag gibt es Zusammenhänge, die recht offensichtlich sind, doch man macht sich nicht die Mühe, über sie nachzudenken. Wenn Deine Geschichte also die Aufforderung zum Nachdenken sein soll (man fängt mit `kleinen´ Dingen an), dann ist sie hoffentlich nicht umsonst geschrieben worden.

Tschüß... Woltochinon

 

Da habe ich mal genrefremd gelesen und muss gleich sagen, der Ausflug hat sich gelohnt.
Zwar nicht sehr tiefgründig, die Geschichte, aber doch tiefgründig genug, um gewohnheitsmäßiges Verhalten zu durchleuchten und kaum sichtbare Verbindungen aneinanderzureihen.
Dem letzten Satz Woltochinons schließe ich mich vorbehaltlos an.
Schöne Geschichte mit alltäglichem Fundament und philosophischem Material!

Stilistisch gesehen hat mir nur die Passage am Anfang nicht gefallen:

«Was machen Sie noch, indem Sie den Käse kaufen?»

«Was noch?»

«Na, ja. Zum Beispiel sorgen Sie dafür,

Wenn du die Frage wiederholst ("Was noch?"), liest es sich fast so, als hättest du die Frage an sich nicht verstanden, dabei willst du ja die Antwort erfahren.
So hört sich dann der Beginn des folgenden Satz auch etwas seltsam an.
Na ja, ist wahrscheinlich Ansichtssache. :dozey:

 

Hallo Woltochinon,

vielen Dank für den Kommentar von dir.

Ein wenig hat mich überrascht, dass du den Inhalt für nicht so tiefgreifend hältst, weil ich denke, dass an diesem fehlenden zwischenmenschlichen Interesse doch einiges in der Welt krankt.

Aber wenn du die Form meinst, die soll schon sehr "bodenständig" sein ...

Grüße, Michael

 

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