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Gekaufte Nähe - Eine kurze Geschichte von Sehnsucht

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24.01.2018
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Gekaufte Nähe - Eine kurze Geschichte von Sehnsucht

Ich sehe Dir in die braunen Augen und kann meinen Blick nicht von Deinen langen, dichten Wimpern lösen. Du schaust nicht weg. Ich irritiere Dich gar nicht. Angst vor meiner eigenen Courage – bisher hatte ich wenig Mut, Initiative zu ergreifen. Wie kam ich bloß auf diese abgefahrene Idee, im Internet so ein Treffen zu arrangieren? Zwei Klicks und die Abrechnung erfolgt über PayPal. 100 km bin ich zu Dir gefahren – gut, dass mich hier keiner kennt.

Du lächelst – ja, Du lächelst und wirst offenbar etwas ungeduldig. Dein Blick ist offen, fast auffordernd, und Du kommst langsam auf mich zu - groß und muskulös – so schön. Kurz schrecke ich zurück, zögere und mein Herz scheint sich zu überschlagen. Hier ist es kühl und trotzdem klebt mein Shirt schweißnass unter meinen Achseln. Jetzt ist das egal. Ich will es versuchen. Spüren, wie es ist, sich fallen zu lassen, ohne das ganze Herantasten, Abwägen und Verstellen. Keine Verpflichtungen – quasi ein Geschäft ohne Worte.

Du gibst keinen Laut von Dir und kommst immer näher. Meine Hemmungen verfliegen – ich berühre Deine Stirn, streiche zärtlich entlang Deiner Augen. Du drückst Dich an mich und ich spüre Deinen kräftigen Herzschlag. Jetzt schlinge ich meine Arme um Deinen Hals und vergrabe meinen Kopf an Deiner warmen Schulter. Selbstbewusst erwiderst Du meine Nähe. Ich atme tief und warte, was geschieht.

„Ja mei, die Linda moag di. I lass uib ma zam.“

Ich zucke zusammen und sehe den Bauern aus den Augenwinkeln davon gehen. Er lacht, schüttelt den Kopf und nuschelt:
„Ja mei, die Städter. Komms zum schmauggeln mit d Küahl auf di Alm. Aa guad so.“

Ich streiche Dir über das glänzende Fell und schäme mich ein wenig - aber nur ein wenig.
„Gell Linda, heute ist ein guter Tag zum Kuhkuscheln!“

 

Sorry, DieSteffi, ich hätte jetzt beinahe meinen Kaffee verschüttet. Da fehlt wohl der Tag "Humor", oder? So wie Du die Geschichte schreibst und mich als Leser mit "Du" ansprichst, will die Linda in Deiner Geschichte nicht nur mit mir kuscheln, sondern so machst Du mich auch noch zur "Kuh" und das, wo ich doch ein Stier bin.

Immerhin, zum Lachen hast Du mich gebracht, das ist doch schon mal etwas.

Zur Geschichte kann ich nicht viel sagen, ehrlich gesagt. Für mich ist das keine Kurzgeschichte, eher eine Art Witz. In der Geschichte fehlt mir ein Konflikt und der Charakter Deiner Figur ist quasi nicht existent. Nur die Aussage ist ganz schön traurig, dass die Linda zum Kuscheln aufs Land fahren muss und dafür auch nur eine Kuh findet.

Gruß
Geschichtenwerker

 
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Hallo Geschichtenwerker, danke für Dein Feedback. Du hast Recht ... irgendwie keine echte Geschichte. Mich hatte es kürzlich zum Lachen gebracht, als ich las, dass es „Kuhkuscheln“ gegen Geld auf dem Bauernhof tatsächlich gibt. Linda ist in diesem Fall die Kuh ... aber jetzt sehe ich, dass es nicht eindeutig ist.
Wenn ich mir meine kurzen Geschichten so ansehe merke ich, dass ich mich winde, sträube oder was auch immer - mich auf einen Charakter einzulassen. Und darauf, eine komplexe Geschichte aufzubauen. Das ist sicher auch der Grund, warum ich mein Liebesroman-Projekt immer wieder in die Schublade schiebe.
Aber für den Moment freue ich mich, dass ich Dich zum Lachen gebracht habe.
Herzlichst
Die Steffi

 
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Meine Hemmungen verfliegen – ich berühre Deine Stirn, streiche zärtlich entlang Deiner Augen.

Grüß Gott Steffi, hi DieSteffi

ich bin (der)Friedel, ich find's ne gute Idee und stell mir vor, dass Alfred Tetzlaff* seine Frau Else Dorothea verwöhnte ... mit dem höfischen "Du". Und wer das obige Zitat korrekt im Genitiv hinkriegt, der weiß Bescheid - muss einfach Bescheid wissen um den Unterschied des vor- zum nachgestellten "entlang". Da ist mir geradezu wurscht, ob das ne Geschichte ist oder nicht. Sobald etwas geschieht - und das ist der Fall - ist es ne Geschichte, ist das Wort doch eine Partizipbildung zu "geschehen".

Zwo kleine Korrekturen solltestu durchführen (beides in der Zeichensetzung). Hier

Dein Blick ist offen, fast auffordernd[,] und Du kommst langsam auf mich zu
Die Konjunktion setzt nicht den nachgeschobenen Einschub fort, sondern den offenen Blick "Dein Blick ist offen ... und Du kommst ..."

und hier

Spüren[,] wie es ist, sich fallen zu lassen, ohne das ...
Hier leitet die vergleichende Konjunktion einen vollständigen Satz ein

Ach, bevor ich's vergess: Herzlich willkommen hierorts!

Tschüss und bis bald

Friedel


* Hauptfigur aus Wolfgang Menges "Ein Herz und eine Seele"

 

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