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Geisterschiff Nemo (Finding Nemo)
Zwei Stunden Dunkelheit. Mittlerweile hatten sich meine Augen an das schummerige Licht der Kontrollleuchten des Transportraumschiffes gewöhnt, trotzdem blieb es stockfinster. Meine Gedanken wanderten mal wieder und blieben wie sooft an den Vorschriften der Regierung hängen. Ohne diese Vorschriften hätte unser Trägerschiff nicht auf einen lächerlich hohen Sicherheitsabstand gehen müssen und wir wären in fünf Minuten da gewesen…
Angefangen hatte das ganze Dilemma vor zwei Tagen. Die Orca hatte sich halbblind durch den schwach grün schimmernden Nebel gekämpft. Forschungsmission hieß es, kriegsentscheidend hieß es, wenn sie uns erklärten, warum so viele Wissenschaftler auf der Orca waren. Der Schlachtträger war fast schon peinlich schwer bewaffnet, was vielleicht gar nicht das Schlechteste für uns war. Wer in diesem Nebel verloren ging, blieb verloren. Sowohl die Kommunikation und Sensoren als auch fast sämtliches Licht wurden von dieser riesigen Wolke absorbiert. Eine sichere Passage würde einen Geschwindigkeitsvorteil von 20 Prozent ausmachen….hieß es. Das war uns bald ziemlich egal, denn wir Wissenschaftler fanden uns schnell einfach nur mit einem muskel- bepackten Haufen Kommandosoldaten auf engstem Raum eingesperrt, denn so groß die Orca auch war, soviel Platz hatte man auch auf Hangars, Wartungsebenen und Geschützbatterien verwendet. Als wir nun wieder einmal auf der Brücke standen und den Nebel observierten, das hieß, versuchten in den dunklen Wolkenfetzen irgendwelche Tiere und Gegenstände zu erkennen, weil die Messinstrumente ja nicht funktionierten, ertönte plötzlich der Kollisionsalarm. Einmal, zweimal…dann herrschte wieder Stille. Es war lange genug gewesen, um alle aufzuschrecken und sogar um ein paar auf ihre Alarmposten zu jagen. Dass der Alarm aufgehört hatte, konnte alles Mögliche bedeuten. Vielleicht hatte sich ein feindliches Schiff in unserer Nähe befunden, hatte dann aber abgedreht, oder aber Nebel verdeckte das andere Objekt mal wieder. Viel wahrscheinlicher jedoch war, dass einfach nur die Warnanlage kaputt war. Langsam setzte man sich wieder gemütlicher hin und schenkte sich Getränke nach. Sicherheitshalber hatte der Captain jedoch den Befehl gegeben, auf halbe Kraft zu gehen, was wahrscheinlich unsere Rettung war. Urplötzlich schälte sich ein pechschwarzer Schatten aus dem ohnehin schon dunklen Nebel vor uns. Entsetzensschreie ertönten hauptsächlich seitens der Wissenschaftler, die Soldaten führten ein routiniertes Ausweichmanöver aus, doch auch in ihrer militärischen Ruhe bemerkte ich einen gewissen Schrecken, der mich noch mehr beunruhigte. Es war nicht die Größe des Schiffes, das plötzlich vor uns aufgetaucht war. Tatsächlich war es kleiner als die Orca. Vielmehr war es die Erscheinung, denn dieses Raumschiff, das jedes Licht zu verschlucken schien war mit mehreren Reihen von spitzen Antennen ausgestattet. Es hatte einen Rumpf, der unweigerlich an ein Gerippe erinnerte und was noch viel erschreckender war: Es war eines von unseren!
Gedankenverloren gab der Captain Befehle: „Steuermann…ähm…ich meine Sensorik…ach, irgendwer:…Meldung!!!“ Schließlich fand der Funkoffizier, die Worte, die uns allen im Kopf umherschwirrten, sich aber keiner auszusprechen wagte. „Sir, das ist die Nemo…!“ „Unmöglich, erzählen Sie mir was anderes. Ich will keine Geistergeschichten hören!“ Ein schrilles Pfeifen durchströmte auf einmal die Brücke…der Kollisionsalarm war angesprungen.
Nachdem der erste Schock überwunden war und wir auf Sicherheitsabstand gegangen waren, kehrte Ruhe ein. Wir warteten ab. Das Schiff war wohlmöglich vom Feind gekapert worden und auch wenn es keine Waffen besaß, die der Orca ernste Schäden zufügen konnten, konnte eine Sprengung der Triebwerke schon „am Lack kratzen“ wie mir ein leicht übergewichtiger Ingenieur von der Hangarcrew versicherte. Er erzählte mir auch noch einmal alles, was er über die Nemo wusste und zu wissen glaubte. Ich kannte zwar die Fakten, war aber als Wissenschaftler eher unwissend auf dem Gebiet der Legenden und Mythen. „Die Nemo….sag ich dir….war schon bei ihrer Taufe keine Schönheit…. Ich kannte jemanden, der dabei war und er sagte mir, dass damals vor der Taufe eine Gedenkfeier veranstaltet wurde für all die tapferen Seelen, die beim Bau des Schiffes ums Leben gekommen waren……das waren oft komische Zufälle…..ein Arbeiter soll damals mal vom höchsten Sensorturm gefallen sein, weil eine Antenne aus der Verankerung gebrochen war. Man sagt, er habe den Sturz überlebt, war sogar noch bei Bewusstsein und freute sich seines Lebens…..bis ihn die Antenne durchbohrte, die kurze Zeit später unten ankam….als hätte sich das Schiff gewehrt. Klar, das ist vielleicht alles Unsinn, den sich im Nachhinein jemand ausgedacht hat, aber was Fakt ist, was ja wirklich gesichert ist, ist die Geschichte des Jungfernfluges. Wie du ja vielleicht weißt, war die Nemo ein Forschungsschiff…..gebaut, um die Widrigkeiten des Weltraums herauszufordern, um ins Unbekannte vorzustoßen.....Die ersten Tage liefen auch großartig. Die regelmäßigen Meldungen waren pünktlich, die Kommunikationsbojen wurden ausgesetzt, um eine bessere Verständigung auf größeren Entfernungen zu erreichen. Eines Tages jedoch brach sämtlicher Kontakt ab. Keine der Bojen sendete mehr, keine wurde mehr auf den Schirmen angezeigt und spätere Suchmannschaften fanden nicht eine Spur von ihnen….Als wären sie nie da gewesen…es gab nicht einmal Trümmer. Die Nemo war verschwunden, keine Rettungskapseln, keine SOS-Signale…nichts…..Und jetzt beginnen die Geistergeschichten. Du als Wissenschaftler wirst vielleicht nicht viel drauf geben, aber wir Raumfahrer sind ein abergläubischer Haufen. Dir wird vielleicht aufgefallen sein, dass von der Mannschaft kaum einer tief durchatmet.“ Es war mir aufgefallen. Für mich war das Schiff ein Relikt, das durch irgendwelche technischen Störungen hier im Nebel verschollen war und seine arme Besatzung somit verdammte….aber nicht mehr. Die Offiziere und Soldaten jedoch waren angespannt, jeder war lieber für sich, es wurde nicht mehr gesprochen als nötig. Das war nicht die Anspannung vor einer Schlacht oder die Angst vor einem Hinterhalt. Als hätte er meine Gedanken gelesen fuhr der Ingenieur fort:
„Es ist….wegen des Fluchs! Damals als die Nemo verschwand, war für uns alle klar, dass sich das große Schwarze, das Schiff samt Crew geholt hatte, weil diese Leute zu weit gegangen waren….Sie begaben sich in die Tiefe und kehrten nicht mehr zurück. Sie waren zu arrogant. Seitdem haben immer wieder Raumfahrer die Nemo gesehen, wenn sie dem Grenzgebiet zu Nahe kamen. Kein Schiff traute sich seitdem mehr so weit raus, denn jedes Schiff, dem die Nemo begegnet war, schien danach verflucht zu sein. Hüllenbrüche, Kernschmelzen, Ausfall der Lebenserhaltungssysteme. Viele waren froh, wenn sie den nächsten Raumhafen erreichten und verließen dort das Schiff. Und nun wir…..die Orca kämpft sich seit Tagen durch dieses grüne Labyrinth, einen unerforschten Ort und kurze Zeit später taucht die Nemo vor uns auf?! Ich sag dir, wenn ich der Captain hier wäre, wären wir längst auf dem Heimweg…aber bei voller Fahrt.“
Zufälle, das waren alles Zufälle, dachte ich mir. Klar, es war höchst unwahrscheinlich, dass dies alles zusammenkommt, aber ich redete mir ein, dass eine gehörige Portion Fantasie die beste Statistik zunichte machte. Der Gedanke umzukehren schien mir immer angenehmer zu werden. Dem Captain jedoch schwebte so ziemlich das Gegenteil vor. Am nächsten Tag wurden alle Wissenschaftler zusammen gerufen. Im Raum waren sonst nur der Captain, der Erste Offizier und sechs Kommandosoldaten der Spezialeinheit „Eyeball“. Ich wollte gar nicht wissen, wie sie zu diesem Namen gekommen waren. „Wie sie vielleicht wissen“, begann der Captain, „befindet sich in direkter Umgebung unseres Trägers, das lange verschollene Forschungsschiff „TKS Nemo“. Dieses Schiff fiel vielleicht schon vor dem Krieg unserem heutigen Feind in die Hände und birgt eventuell wichtige Informationen im Flugschreiber. Ich möchte, dass jemand von Ihnen zusammen mit meinem Kommandoteam an Bord geht und die Daten des Flugschreibers sichert. Wir wissen nicht, welche Verschlüsselungssysteme damals genutzt wurden, da die Baupläne der Nemo immer noch unter Verschluss sind und selbst wenn nicht, könnten wir sie jetzt nicht anfordern.“ Zynisches Lachen der Soldaten. „Wir brauchen also jemanden, der improvisieren kann. Für Ihren Schutz wird gesorgt sein.“ Er deutete zu den Muskelbergen. Ein paar von ihnen nickten. „ Ich weiß, dass jeder von ihnen in der Lage ist, Codes zu knacken und komplexe Systeme zu verstehen, deshalb bitte ich jeden von Ihnen, der zu dieser Mission bereit ist, ein Los zu ziehen. Die anderen können jetzt gehen.“ Niemand verließ den Raum. Ein Geisterschiff vor der Nase und ein Forscher lehnt die Chance auf Erkundung ab?
Stunden später saß ich im Landungstransporter und empfand mein Losglück nun eher mit gemischten Gefühlen. Da meine kurzhalsigen Begleiter nicht gerade redselig waren, hatte ich in der Dunkelheit genug Zeit mir alle möglichen und unmöglichen Gefahren auszudenken, die auf der Nemo auf uns lauern mochten. „Alle, die mal ein Monster sehen wollen, sollten jetzt bitte aus dem Fenster schauen“ rauschte es in den Lautsprechern meines Raumanzuges. Es war der Pilot. Ich suchte im militärischen Raumschiff vergeblich nach großen Fenstern und musste schließlich mit einem kleinen Spalt vorlieb nehmen. Es war atemberaubend. Die Scheinwerfer des Transporters erhellten nur kreisrunde Bereiche der Nemo, doch das reichte vollkommen. Wir passierten den bulligen Bug, der mit zwei Reihen langer Antennen ausgestattet war, die sich bis zum Heck erstreckten. Die Lichter wanderten weiter und gaben an der Steuerbordseite des Schiffes den Schriftzug „TKS NEMO“ frei. Jetzt war also jeder Irrtum ausgeschlossen. Ganz vorsichtig tasteten wir uns weiter zur Andockschleuse vor. Wir ließen rippenartige Strukturen hinter uns, passierten von oben nach unten den Rumpf des Schiffes, dessen schwarzer Mantel fast schon wie die Haut eines Tieres wirkte. „Bevor wir es uns hier gemütlich machen, will ich mir noch mal die Triebwerke ansehen. Vielleicht bekommen wir unser Goldstück ja hier herausgeflogen“ Mir war mittlerweile alles egal. Kein Platz in der Nähe des Schiffes schien wirklich sicher zu sein. Wir drehten ab und näherten uns einem der vier Arme, dessen Maschinen das Schiff zusammen mit dem Haupttriebwerk am Heck beschleunigten. „Sieht eigentlich alles gut aus….keine Schäden soweit ich sehen kann…ich drehe noch einmal bei, dann sehen wir uns den Rest…Moment….was ist das?!“ Wir konnten es selbst durch die Schlitze im Laderaum sehen. Auf einer der Antennen des diskusförmigen Triebwerkmantels war ein Raumanzug aufgespießt! Der Versorgungsschlauch war durchtrennt worden. Während das Schiff beidrehte, zerstreuten sich meine Hoffnungen, der Anzug wäre leer gewesen. Wer auch immer so gestorben war, hatte gelitten. So ein Anzug hielt einen sehr lange am Leben. Ich erinnerte mich wieder an die Geschichte des Ingenieurs. Der Fluch der Nemo…klang gar nicht mehr so abwegig.
Die Routine und Sicherheit der Kommandos bei der Landung beruhigte mich wieder etwas. Ihr Gebrüll, ihre Bewegungen, alles wirkte so, als hätten sie es genauso auf diesem Schiff schon hunderte Male geübt. Wir machten uns auf den Weg zur Brücke, wo sich der Flugschreiber befinden sollte. Drei gingen vor mir, Drei hinter mir, immer bereit mich zu Boden zu drücken und aus allen Rohren zu Feuern. Die Korridore erinnerten eher an das Innere eines Lebewesens als an die schlichten Gänge eines Raumschiffes. Im Scheinwerferlicht unserer Anzüge erkannte ich überall die Verstrebungen, die schon außen den Eindruck eines Skeletts erweckt hatten. „Keine Spur von der Crew, keine Kampfspuren oder Beschädigungen im Inneren“, gab der Kommandant der Spezialeinheit durch. Er tat das wohl zur moralischen Unterstützung seines Trupps, denn Funkkontakt zur Orca war unmöglich. „Bewegen uns zur nächsten Ebene.“ Wir waren also tatsächlich auf einem Geisterschiff. Keine Beschädigungen, keine Leichen, nicht einmal Unordnung. Die Crew war verschwunden. Plötzlich schien mir der Träger, meine Kollegen und erst recht mein Zuhause unendlich weit weg zu sein. Ich rechnete hinter jeder Ecke mit einer grausamen Entdeckung, die das Schicksal der Besatzung erklärte. Plötzlich überkam mich ein schrecklicher Gedanke. Waren vielleicht keine Leichen zu finden, weil der Feind diese verlorenen Seelen gefressen hatte?! Selbst dann müssten irgendwo…Spuren davon zu finden sein…Kleidung…das versuchte ich mir zumindest einzureden.
Wir kamen der Brücke immer näher. Die Schleuse zum letzten Abschnitt öffnete sich. Die Soldaten hielten mich zurück. „Wir haben hier einen Code 4…etwa …ja…das könnten alle sein. Forschungsschiffe sind ja nicht….du meine Güte…..wir haben die Crew!“ Der Korridor, der zur Brücke führte war voller Leichen. Schlagartig wurde mir bewusst, warum wir nirgendwo Kampfspuren gesehen hatten. Das waren Wissenschaftler! Wissenschaftler wie ich! Wie hätte ich reagiert? Ich hätte mich ergeben, wenn bewaffnete Truppen an Bord gekommen wären! Und genau das hatten diese Leute auch getan. Sie hatten sich hier vor der Brücke versammelt und kapituliert. Sie gaben das Schiff auf und hofften auf Gnade. Vergeblich! Alle wurden abgeschlachtet. Hilflose Forscher,Wissenschaftler…Wissenschaftler wie ich! Ein bedingungsloser Hass kam in mir hoch. Keiner von diesen Mördern hatte etwas Besseres verdient als die Crew der Nemo. Keiner hatte das Leben verdient. Erst jetzt realisierte ich, dass mich einer der Kommandos gegen eine Wand presste und mich anbrüllte. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich, seit die Schleusentür zur Seite geglitten war ununterbrochen geschrieen hatte. Ich war durchgedreht. Ich konnte nicht mehr klar denken. Unser Ziel, die Brücke, lag auf der anderen Seite des Ganges, aber ich wollte nur noch zurück. Selbst, wenn ich es durch den Raum mit den toten Besatzungsmitgliedern schaffen sollte, was mochte auf der Brücke auf uns warten?! Würde ich noch in der Lage sein meine Aufgabe zu erfüllen und den Flugschreiber bergen können!? Ich konnte nicht mehr. Aber dann flackerte wieder ein Funken in mir auf….zum Teil Abscheu, zum Teil Neugierde. Ich musste herausfinden, was passiert war, wie es zu diesem Blutbad gekommen war. Das waren wir der Nemo schuldig, das waren wir ihrer Crew schuldig, das waren wir ihren Familien schuldig. Immer wieder predigte ich mir selbst dieses Ehrgefühl, obwohl es völlig absurd war. Wir wussten, dass der Feind die Nemo angegriffen und geentert hatte. Wahrscheinlich war das Schiff auf geheime, gegnerische Flottenverbände gestoßen und wurde deshalb ausgeschaltet. Aber nein, das waren Spekulationen. Wir brauchten den Flugschreiber. Ich hatte mich beruhigt, wieder einen Teil meiner wissenschaftlichen Integrität zurück gewonnen.
Die kurze Strecke durch den Korridor kam mir unendlich lang vor. Meine Versuche, meinen Blick nach oben gerichtet zu halten, misslangen, da ich so immer wieder über tote Körper stolperte. In diesem Moment beneidete ich die Soldaten mehr denn je um ihre Kontrolle und Disziplin. Wir erreichten die Brückentür. Nie wieder würde ich mich umdrehen, nie wieder diesen Gang sehen. Nie wieder. Ich verdrängte jeden Gedanken an den Rückweg. „Tür ist verriegelt!“ meldete einer der Soldaten. „Von innen!“ Jetzt fielen mir die vielen Brandspuren und Kratzer auf der Brückentür auf. „Jemand hat versucht da rein zu kommen…und zwar mit schwerem Gerät!“ „Das war vor einer Ewigkeit, mal sehen wie die Tür mit dem schweren Gerät der Gegenwart klarkommt“ Der schwere Hochleistungslaser, den der Ingenieur der Truppe bei sich trug, brauchte auch eine ganze Weile, aber er kam durch. Ich starrte die ganze Zeit auf das Schott. Lieber wäre ich durch den Laser blind geworden, als zurück zu schauen.
Der Fall der Tür verursachte eine große Staubwolke und eine schwere Erschütterung….zumindest dachte ich das, bis ich merkte, dass ich einfach nur am ganzen Körper zitterte. Die Kommandos sicherten erst die Brücke und holten mich bald darauf dazu. „So, dann sagen sie uns mal wo das Ding ist und wir reißen es raus!“ witzelte einer meiner Begleiter. Ich sah mich um. Das erste, das mir auffiel war die große Menge an Rationen, die sich auf der Brücke befanden. Die Crew musste hier ihren Notfallbunker gehabt haben. Falls die Kapitulation fehlgeschlugen wäre, hätten sie sich zur Brücke zurückziehen können. Eigentlich ein guter Plan. Plötzlich war der ganze Raum in ein grünes Licht getaucht. Ich kniff meine Augen zusammen. Die Lampen waren angesprungen. Meine sechs Bodyguards blickten sich in alle Richtungen um und auch ich drehte unwillkürlich den Kopf Richtung Gang. Ich zuckte schnell wieder zurück, doch ich hatte gesehen, dass überall die Beleuchtung hochgefahren war. Ich sah aus dem Brückenfenster und erkannte, dass das ganze Schiff nun von hellgrünem Leuchten durchsetzt war. Musste wohl so eine Art Bewegungssensor gewesen sein. Wenigstens konnte man nun einigermaßen sehen. Ich begab mich zu einer der Konsolen und startete den Bordcomputer. Gut, die gesamte Energie war also wieder da. Jetzt war ich in meinem Element. Ich ließ eine Selbstdiagnose laufen. Alle Systeme Online, Triebwerkssteuerung defekt. Ich prüfte die Kommunikation. Hunderte…tausende von Notrufen waren in den letzten Jahren gesendet worden. „Commander, irgendjemand musste sich damals auf die Brücke gerettet haben!“ „Sind Sie sich sicher?“ „Ja, jemand hat zumindest über Jahre hinweg hier Hilferufe abgeschickt.“ Wie so eine kleine Entdeckung doch wieder meine Lebensgeister mobilisieren konnte. „Vielleicht ist dieses Signal vom Computer gesendet worden.“ „Nein, die Abstände sind dafür zu unregelmäßig“ Plötzlich riss mich ein lautes Scheppern, das von dem Rest Sauerstoff transportiert wurde, den die Lebenserhaltungssysteme noch generierten, aus meinen Erklärungen. Der Ursprung war im Anzug schwer auszumachen und so horchten alle und hofften auf ein zweites Geräusch. Tatsächlich ertönte wieder ein metallisches Knirschen und nun war auch die Herkunft klar. Die Soldaten gaben sich lautlos Zeichen und deuteten auf eine Konsole in der Nähe. Zwei von ihnen machten sich bereit die Abdeckung zu heben, der Rest war feuerbereit. Der Commander zählte runter. Drei, Zwei, Eins! Die Abdeckung wurde beiseite gerissen und ein verstörtes Wesen im Raumanzug kam zum Vorschein. „Wer…wer seid ihr?“ tönte aus meinem Lautsprecher. „Wir sind Spezialeinheit „Eyeball“ vom schweren Schlachtträger Orca. Wer sind Sie und was ist hier passiert?“ Ich kam näher und hockte mich zu dem kauernden Wissenschaftler, der über Jahre auf dieser Brücke überlebt hatte. „Ich weiß, wie einschüchternd diese Kerle sein können, aber Sie sind in Sicherheit. Erzählen Sie, was ist hier passiert? Wer hat das getan? Wer hat sie angegriffen?“ ich sah in seine Augen, in sein Gesicht. „Wer hat sie angegriffen?“ Seine grünen Augenlider zuckten, sein pelziges Gesicht bebte. „ Es…es…..es waren Menschen!“