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"Gegenwart - was ist das?"
Diese Frage stellte der achtjährige Ron seinem um das dreifache älteren Vater Tony Barrel.
"Tja", meinte Tony auf die Frage seines, für dieses Alter schon ziemlich klugen Sohnes. "Tja ,was ist eigentlich die Gegenwart? Lass mich mal überlegen. Hm ja, also die Gegenwart ist eigentlich nur eine Erfindung der Menschen, um die Zukunft von der Vergangenheit zu trennen ..."
"Aber wieso das denn?" Kam die spontane Frage des Jungen.
Der Vater antwortete: "Ja, das wollte ich gerade erklären. Also eigentlich fließen die beiden Zeiten ineinander. Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft und umgekehrt ..."
"Wieso umgekehrt?" Kam es sofort von Ron. "Also, dass es ohne Vergangenheit keine Zukunft geben würde, kann ich ja noch verstehen, aber dass es ohne Zukunft keine Vergangenheit geben soll, ist mir schleierhaft!"
Der Vater antwortete mit einer Gegenfrage: "Was wäre denn, wenn es keine Zukunft geben würde?"
Darauf der Sohn achselzuckend: "Ich habe keine Ahnung."
"Dann wäre die Vergangenheit nutzlos, denn zum Beispiel die Menschen sind in der Vergangenheit erschaffen worden, damit sie für die Zukunft leben und arbeiten können. Wenn jetzt die Atombombe fällt, gibt es keine Zukunft mehr für die Erde, denn wenn alle auf den 'Roten Knopf' drücken wird die Erde explodieren, und auch eine Vergangenheit wird sie nicht mehr haben, denn keiner wird auf die Idee kommen, dass die paar Meteore, die dann zwischen Venus und Mars ihre Bahn ziehen, einmal ein mit 'intelligenten Wesen' bewohnter Planet war. Vielleicht werden es eventuelle Besucher vermuten, aber es geht ihnen wie uns heute mit dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, sie können nichts genaues darüber sagen." Meinte Tony langsam.
Ron überlegte eine Weile und ließ die Worte seines Vaters in sich wirken, doch dann sagte er: "Also, das ist mir jetzt glaube ich klar, doch hat es denke ich nicht viel mit meiner eigentlichen Frage zu tun."
"Du hast Recht! Aber du hattest mir gesagt, dass du den Zusammenhang zwischen Zukunft und Vergangenheit nicht verstanden hast, da musste ich dir das doch zuerst klar machen, oder nicht?" Fragte Tony lächelnd.
"Doch, jetzt hast du Recht! Ich frage nicht mehr dazwischen, aber fang bitte endlich an, ich muss noch Hausaufgaben machen!"
"Okay, ich mach ja schon. Also, wie gesagt ist die Gegenwart eine Trennung zwischen Zukunft und Vergangenheit, die es aber eigentlich gar nicht gibt. Es gibt die Einheit eines Tages eigentlich gar nicht weil, wenn eine Sekunde vergangen ist, kommt die nächste. Also gibt es nur Zukunft und Vergangenheit, dazwischen ist nichts. Der Tag ist ein gutes Beispiel dafür, dass Zukunft und Vergangenheit ineinander übergehen, denn ein Tag besteht ja auch aus Sekunden; du hast ja gesehen, das eine vergeht und die andere kommt. Auch ein Wort besteht aus Vergangenheit und Zukunft, denn die ersten Buchstaben hat man schon ausgesprochen und die anderen werden noch kommen. Hast du das einigermaßen verstanden?"
"Ich glaube schon, aber doch nochmal ´ne Frage: Kann es sein, dass ich jetzt etwas vergrabe, irgendwo, vielleicht im Garten und in der gleichen Sekunde wird es ein paar Jahre später wieder ausgegraben?"
"Ja, ich denke schon, dass so etwas vorkommen kann, frag mich aber bitte nicht wieso, denn ich kann es dir nicht beantworten."
"War ja auch nur ´ne Frage, die mich interessiert hat. Ich habe das auch schon mal mit meinen Freunden diskutiert, doch die konnten sich das nicht vorstellen und haben mir nicht geglaubt."
"Ach so, also, so genau weiss ich es wirklich nicht, aber ich vermute das es so ist. Hast du nicht was von Schularbeiten gesagt?"
"Bin ja schon weg! - Wie soll ich denn nun diesen blöden Aufsatz in der Gegenwart schreiben, wenn es keine Gegenwart gibt???" Fragte sich Ron nachdenklich, als er in seinem Zimmer war. Doch sofort fiel ihm etwas ein: "Ich weiss, ich werde Mutti fragen, ob sie nicht bei mir im Zimmer stricken will, dann kann ich den Aufsatz in ihrer Gegenwart schreiben!"