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Gefilmt ...
„Schlüsseldienst „Türauf“, guten Tag“, sagt Rudi, als er den Hörer abnimmt.
Dann ihre Stimme: „Können Sie mir jemanden schicken? Mir ist die Tür zugefallen.“
„Kein Problem, wo sollen wir hinkommen?“ – Schnell die Daten aufnehmen. Lustig, die Dame, ziemlich locker, macht einen kleinen Scherz mit, hm ... nicht ganz üblich.
„Zahlen Sie bar oder mit Scheck?“.
„Ich zahle bar, kein Problem – in der Wohnung habe ich Geld. Ihr Schlosser muss nur die Wohnungstür öffnen.“
Rudi fährt selbst die Öffnung – junge Stimme = hübsches Mädchen, das ist genau sein Fall. Sieht sie schon von weitem: Tatsächlich nette Erscheinung, wartet vorm Haus. Geht vor ihm die Treppen hinauf, blinzelt kokett zurück – kann Rudi ihr noch folgen? Ist nicht mehr der Jüngste, schon älteres Semester. Rudi hechelt sich bis in den 3. Stock hinauf. Die Kundin sieht auch auf kurze Distanz sehr gut aus.
So, jetzt schnell die Formalitäten: Handwerkerauftrag ausfüllen, Unterschrift - und:
„Würden Sie bitte etwas zurücktreten, junge Frau? Lasse mir nicht gern bei der Arbeit zusehen.“
Und sie meint: „Ach was gibt’s da schon zu sehen?“ - Schmollmund und Augenaufschlag.
„Na gehen Sie wenigstens ein Stück zur Seite, ja, das reicht.“
Kurzer Blick zur Tür: gut 1 bis 2 mm Luft, kein Doppelfalz, Altbautür – dabei schwatzend:
„Ja, ja, aufpassen muss man schon, Fenster auf, bisschen Durchzug - nichts da mit schnell den Müll rausbringen – zack, und die Tür ist zu ...“.
In dem Augenblick, wo Rudi seine kurze Ansprache beendet, das bekannte Klick, wenn die Falle zurückgezogen wird, dann kurzer Zug an der Tür und das Klack der zurückschnappenden Falle, aber sie gleitet nicht mehr in den Schließkloben, schrammt über das Schließblech beim Aufziehen der Tür.
„Wirklich tolle Erscheinung“ denkt Rudi, den Draht schnell wegsteckend, mit dem er die Tür geöffnet hat, und merkt in seiner Vorfreude kaum, dass die Kundin in einem hell ausgeleuchteten Korridor vorausgeht, sich umdreht, lächelnd ihr Fernsehteam vorstellt und den Obermeister der Schlosserinnung.
Rudi bleibt gefasst, murmelt etwas von „gelungener Überraschung“ und wird gleich wieder geschäftlich.
„Also ob Film oder nicht, ich mache jetzt die Rechnung fertig, wenn Sie inzwischen schon Ihr Portemonnaie holen würden?“
Anstandslose Begleichung in bar wie vereinbart, nicht in „Naturalien“, was sich Rudis lebhafte Fantasie schon ausgemalt hatte.
Mist, noch mal gefilmt!