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Gefangen

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10.12.2015
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Gefangen

Der Sturm blies noch einmal ordentlich die Backen auf, als Rebecca auf dem Rückweg war. Obwohl sie jung und gut in Form war, brannten ihre Oberschenkel, während sie sich im Stehen in die Pedale stemmte. Das Klappern des Fahrrades wurde übertönt von der Brandung, die unten neben dem Weg an die Kippen schlug. Sogar hier oben auf dem Höhenweg, spürte sie den Sprühnebel der Ostsee auf ihrem Gesicht. Auf ihren Lippen mischte sich der salzige Geschmack von Schweiß, Seewasser und Tränen.

Die kleine Lampe erhellte nur schwach den holprigen Waldweg, und die Bäume bogen sich im Wind. Wenn jetzt nur kein Ast runterkommt, dachte sie verschwommen. Jede Kurve, die sie besonders nah an den Klippenrand brachte, erinnerte sie an die Meldungen über die Küstenabbrüche im letzten Jahr. Besonders bei Sturm und viel Regen sei es besonders gefährlich, und erst im Dezember war hier ein kleines Mädchen abgestürzt und verschüttet worden. Sie wusste, dass diese Information auf den großen Tafeln stand, die sie jetzt nur als dunkle Schatten am Wegrand wahrnahm. Ich sollte hier nicht sein, nicht jetzt, ging es ihr durch den Kopf. Sie kämpfte die Panik nieder und strampelte noch ein bisschen schneller.

Als der Regen einsetzte, musste sie absteigen. Ganz plötzlich stürzte das Wasser aus dem dunkelgrauen Himmel, der direkt über den im Wind schwankenden Bäumen zu hängen schien. In kurzer Zeit war der Weg aufgeweicht und erinnerte an einen Bach. Sie schmiss das Fahrrad zur Seite und rannte weiter. Der Schlamm quatschte weich zwischen ihren Zehen, die nur in Sandalen steckten. Ihre Füße wurden immer schwerer und sie konnte nichts mehr sehen.

Plötzlich wurde sie ganz ruhig. Sie hielt ihr Gesicht in den Sturm, genoss das kalte Wasser auf ihrem Gesicht und tastete sich einfach weiter. Sie spürte die raue Rinde der Kiefern unter ihren Handflächen. Egal, sagte sie sich, es ist egal. Und sogar ein kleines Kichern entfuhr ihr. Wir müssen alle sterben, dachte sie, das sage ich doch immer. An irgendetwas müssen wir alle sterben, das gehört zum Leben dazu, und wenn es so sein soll, dann sterbe ich eben hier. Das ist nicht der schlechteste Ort. Bei schönem Wetter ist es hier sehr romantisch. Und weiterleben wäre sowieso nicht die beste Idee, nach dem, was ich getan habe. Lieber hier sterben, an einem wundervollen Ort, als für den Rest meines Lebens im Knast verrotten. Es gab keine Zeugen und wer würde ihr schon glauben, einem obdachlosen Mädchen aus Berlin, dass sich nach Rügen verirrt und einen kleinen Jungen getötet hat. Ein kleiner Junge, der gar kein kleiner Junge war. Er sah nur aus wie ein kleiner Junge, vermutlich auch jetzt noch, wie er da liegt.

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Das leerstehende Gebäude am Nordstrand hatte sie gestern gefunden. Nachdem sie ihren Rucksack auf dem verdreckten Fußboden abgestellt und ihren Schlafsack ausgebreitet hatte, war sie zum Strand gegangen und hatte den schönen Tag genossen. Jetzt konnte sie sich nicht mehr vorstellen, dass es gestern noch so warm war, dass man sich die Füße auf dem heißen Sand verbrannte.
Als es abends kühl wurde, hatte sie ein Feuer gemacht und ihre letzten Würstchen gegrillt, die sie zuvor in einem kleinen Supermarkt geklaut hatte. Die letzten Touristen waren irgendwann verschwunden, in ihre Hotels und auf ihre Campingplätze, und sie hatte noch lange glücklich im Sand gesessen und beobachtet, wie der Himmel immer dunkler wurde und der Wind immer heftiger.
Dann war sie zurück gegangen in ihr neues Zuhause und hatte sich in ihren Schlafsack gekuschelt. Sie träumte. Wirre Bilder und Geräusche. Wind, Brandung und ein Klopfen. Ein Schleifen und Kichern. Langsam tauchte sie aus dem Schlaf auf und der Traum verblasste. Die Geräusche blieben. Sie schrak hoch und öffnete die Augen. Zuerst dachte sie, sie sei erblindet oder sie träumte noch, denn sie konnte nichts sehen.
Sie träumte oft davon, nichts sehen zu können. Das passte zu ihr, sie konnte wohl einfach nicht sehen, wie das mit dem Leben funktionierte, andere konnten das besser. „Mein kleiner Bruder zum Beispiel“, dachte sie bitter. „Der wusste von Anfang an, wie man alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wahrscheinlich haben meine Eltern längst vergessen, dass sie je eine Tochter hatten.“

Dann wurde ihr klar, dass sie wach war. Und eingesperrt. Sie sprang auf. Draußen hörte sie Schritte. „Hey“, brüllte sie, „lass mich raus hier!“
Ein Kichern drang durch das Geräusch des stärker werdenden Windes. „Ein Kind“, dachte Rebecca perplex.

Sie rannte zur Tür und fand sie verrammelt. Als sie sich dagegen warf, stellte sie fest, dass ein Baumstamm davor lag. Sie wandte sich den Fenstern zu und rüttelte an den davor genagelten Brettern. Sie presste ihre Nase an einen Spalt und spähte hinaus. Es war dunkel draußen, aber sie sah einen Schatten. Einen menschlichen Schatten. Und der war groß, sehr groß. Das Frösteln, dass ihr über den Rücken lief, war nicht der Kälte geschuldet.

Sie bekam keine Luft, obwohl sie sich selbst atmen hörte. Stöhnend, schluchzend. Sie klopfte sich mit der flachen Hand auf die Stelle zwischen Hals und Brust, während sie in der dunklen Hütte auf und ab ging. Immer wieder versuchte sie, die Bretter vor den Fenstern zu lösen. Mit aller Kraft warf sie ihren kleinen Körper dagegen, prallte ab und versuchte es erneut, bis ihre Schultern schmerzten und ihre Fingerkuppen bluteten. Sie rief „Hallo“ und „Hilfe“, immer wieder, bis ihre Stimme versagte und sie weinend zu Boden sank. Draußen hörte sie nichts mehr.
„Was passiert hier mit mir?“, dachte sie, „Wer tut mir das an und warum?“
Und dann kamen die Gedanken. Die Gedanken an früher. War es nicht immer schon so gewesen? Hatte sie sich nicht schon immer eingesperrt gefühlt? Eingesperrt in ein Leben, das nicht ihres war? Die Eltern, die gute Noten erwarteten, braves Benehmen und hübsches Aussehen? War sie nicht schon immer unfähig gewesen, sich daraus zu befreien, so wie jetzt?
Und doch hatte sie sich befreit. Sie war einfach gegangen, mit ihrem Rucksack. Bis hierher.

Sie stand auf. Sie tastete sich an den Wänden entlang, spürte Holz, Spinnweben und Staub. Sie stieß sich die Hüfte an einem alten Tisch. Als sie ihn abtastete, erkannte sie, dass es sich um eine Werkbank handelte, so eine, wie zu Hause in Papas Garage stand. Ihr Herz klopfte.
Ihre Finger stießen an etwas Hartes, Metallenes.
Eine Stange.
Als sie die Hände darumlegte, fühlte sie sich wieder stark und zuversichtlich. Ein Kuhfuß. Sie erinnerte sich daran, dass sie diesen Begriff lustig fand, als Papa ihr gesagt hatte, dass dieses Werkzeug so hieß. Damals, als er sie noch mit in die Garage genommen hatte, bevor der kleine Bruder geboren wurde. Sie ging zum Fenster und steckte das Ding in den Spalt, durch den sie vorher den Schatten gesehen hatte. Sie zögerte.
„Was, wenn ich hier rauskomme, und dann bringt mich dieses Monster um? Vielleicht ist es ein Dämon. Oder ein böser Mann. Ein Triebtäter.““
Sie zog den Kuhfuß aus dem Spalt und spähte noch einmal nach draußen. Nichts. Dunkelheit und die Schatten der sich im Wind biegenden Bäume. Rauschen. „Hallo?“, rief sie wieder, diesmal etwas leiser.
Dann wagte sie es.
„Nicht nachdenken“, sagte sie sich. „Nur raus hier“.
Papa hatte ihr das mit der Hebelwirkung erklärt, aber sie wusste nicht, in welche Richtung sie hebeln musste. Sie probierte es mal in die eine und mal in die andere Richtung und dann löste sich das Brett. Es ging leichter, als sie gedacht hatte und sie fiel fast hintenüber. Rebecca wunderte sich, dass die Nägel von innen eingeschlagen waren. Aber sie hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, sie musste jetzt schnell hier weg, bevor das Monster oder der böse Mann sie bemerkte.
Also kroch sie durch die Lücke, den Kuhfuß fest in der Hand. Als ihre Füße den sandigen Waldboden berührten, hörte sie ein Geräusch.
Sie fuhr herum und schwang ihre schwere Waffe. Doch sie war klein und das Eisen schwer und so traf sie das große Wesen nur schwach. Es lachte und fletschte spitze Zähne. Rebecca schrie. Sie rannte los, stolperte und schlug lang hin.
Mit Kiefernnadeln und Sand im Mund rappelte sie sich wieder auf. Vor ihr stand das Monster und lachte immer noch. Es machte aber keine Anstalten, sie zu berühren. Verzweifelt sah sie sich nach einer neuen Waffe um, aber hier gab es nichts außer kleineren Zweigen, die der Wind von den Bäumen geweht hatte. Das Wesen bewegte sich nicht, stand nur da und lachte.
„Wer bist du?“, kreischte Rebecca.
„Ich bin deine Angst“, sagte das Monster, hörte auf zu lachen und sah jetzt traurig aus.
„Was willst du von mir?“, fragte Rebecca „Warum hast du mich eingesperrt?“
„Das war ich nicht“, sagte die Angst, „Es ist nur ein Baum vor die Tür gefallen, die Fenster waren vorher schon zugenagelt, hast du das nicht gesehen?“
Rebecca schüttelte den Kopf, nicht nur, um zu verneinen, sondern auch, um ihn klar zu bekommen. „Was geht hier vor? Bin ich verrückt geworden? Wo ist der Junge?“
Das Monster, das jetzt gar nicht mehr wie ein Monster aussah, schrumpfte. Es fiel zusammen wie eine Luftmatratze, aus der die Luft entweicht.
Rebecca erstarrte und schlug die Hände vor den Mund. Am Boden lag ein kleiner Junge mit einer blutenden Kopfwunde, daneben der Kuhfuß.


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Sie zuckte zusammen, als ein Blitz ihre Umgebung taghell erleuchtete. Der Donner folgte augenblicklich und sie schrie auf. Irgendwo ganz nah zerbarst etwas mit lautem Krachen und stürzte zu Boden. Die ganze Insel schien zu beben. Das mit dem Sterben kam ihr auf einmal doch nicht mehr so verlockend vor. Sie kroch weiter. Ihr dünnes Sommerkleid klebte schlammverschmiert an ihrem Körper. Die Bauchtasche mit ihren Papieren und etwas Geld vom Schnorren hielt sie fest umklammert.
Dann erreichte sie den umgestürzten Baum. Sie kroch ganz nah an den liegenden Stamm, schmiegte ihren Körper zwischen die Äste und blieb einfach liegen.

Irgendwann musste sie vor Erschöpfung eingeschlafen sein, denn als sie erwachte, strahlte ein hellblauer Himmel friedlich über die See, als sei nichts gewesen. Der Schlamm war auf ihrer Haut getrocknet und blätterte jetzt ab wie Haut, die sich nach einem Sonnenbrand schält. Sie wand sich aus der Umarmung der Äste und holte das Fahrrad.
Auf dem Weg zum Bahnhof fand sie eine Telefonzelle, überlegte kurz, und wählte dann den Notruf.

 

Hallo Wildente,

zuerst einmal fehlen mir da ein paar Kommas an einigen Stellen.

Obwohl sie jung und gut in Form war, brannten ihre Oberschenkel, während sie sich im Stehen in die Pedale stemmte.

Wenn jetzt nur kein Ast runterkommt, dachte sie verschwommen, und jede Kurve, die sie besonders nah an den Klippenrand brachte, erinnerte sie an die Meldungen über die Küstenabbrüche im letzten Jahr.

An irgendetwas müssen wir alle sterben, das gehört zum Leben dazu, und wenn es so sein soll, dann sterbe ich eben hier.

Nachdem sie ihren Rucksack auf dem verdreckten Fußboden abgestellt und ihren Schlafsack ausgebreitet hatte, war sie zum Strand gegangen und hatte den schönen Tag genossen.

Sie zuckte zusammen, als ein Blitz ihre Umgebung taghell erleuchtete.

Es fing nicht an zu regnen, wie man das so sagt, sondern ganz plötzlich stürzte das Wasser aus dem dunkelgrauen Himmel, der direkt über den wild zappelnden Bäumen zu hängen schien.

Bei diesem Satz würde ich den ersten Teil weglassen, das plustert den Satz nur auf, und einfach schreiben: Ganz plötzlich stürzte das Wasser ...

An sich mag ich die Kurzgeschichte und deren Stil. Ich frage mich nur, ob man die Hauptfigur noch genauer beschreiben könnte. Ich war neugierig auf sie, und meine Neugier wurde nicht ganz gestillt. Du hast in der Mitte die Rückblende mit dem Jungen und am Ende erwähnst du das ein Junge beim leerstehenden Gebäude starb, vielleicht könnte man die Szene wie sie es rausschafft und den Jungen tötet noch genau beschreiben, um die Wirkung der KG zu verstärken. War es denn nun ein Junge oder ein kleiner Mann, der aussah wie einer. Warum hat er sie eingesperrt. Vielleicht könntest du das noch klarstellen oder gar einen kurzen Abschnitt aus Sicht dieser listig-zwielichtigen Gestalt schreiben.

Soweit meine Gedanken zu dem Text, wie gesagt, insgesamt hat er mirb gefallen.

Viele Grüße,

Chico

 

Hi Chico,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Werd mir deine Kritik zu Herzen nehmen und nochmal drübergehen. So ähnliche Gedanken hatte auch mein innerer Kritiker, aber es motiviert doch mehr, wenn man mal ein Feedback kriegt...;)
Viele Grüße von der wilden Ente

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Wildente :)

Ich habe deine Geschichte vor einigen Stunden am Handy gelesen und überfliege sie jetzt nur nochmal, um zu kommentieren, also entschuldige, falls ich etwas auslasse oder etwas wieder vergessen habe ;)

Deine Geschichte liest sich flüssig, du nimmst einen sofort mit ins Geschehen. Als ich erfuhr, dass sie gar nicht von dort stammt, wo sie gerade die Straße entlangradelt, war ich ein wenig überrascht, denn vorher machte es den Eindruck, als kenne sie die Strecke fast wie ihre eigene Westentasche. Vielleicht habe ich da aber auch einfach etwas reinprojiziert.

[...] erinnerte sie an die Meldungen über die Küstenabbrüche im letzten Jahr. Besonders bei Sturm und viel Regen sei es besonders gefährlich, und erst im Dezember war hier ein kleines Mädchen abgestürzt und verschüttet worden. Sie wusste, dass diese Information auf den großen Tafeln stand, die sie jetzt nur als dunkle Schatten am Wegrand wahrnahm.

- klingt für mich so, als wäre sie im letzten Jahr und im Dezember auch dort gewesen ;)

der direkt über den wild zappelnden Bäumen zu hängen schien
Mir will das Bild von zappelnden Bäumen nicht so richtig zusagen. Das hat auch so etwas aktives, dabei werden sie ja passiv vom Wind umhergepeitscht.

Lieber hier sterben, an einem wundervollen Ort, als für den Rest meines Lebens im Knast verrotten.
Hier hast du dann so richtig Spannung aufgebaut, fand ich gut, spätestens ab da wollte ich die Geschichte bis zum Ende lesen um rauszufinden, was sie denn verbrochen hat. Und ein paar Sätze später dann ... :
dass sich nach Rügen verirrt und einen kleinen Jungen getötet hat.
(hier muss ein 'hatte' stehen und kein 'hat')

... ob sie ihn wirklich getötet hat, also mit Absicht, oder ob es ein Unfall war.

Diese Erklärung bleibst du mir aber leider schuldig.

Und diese hier auch:

aber sie sah einen Schatten. Einen menschlichen Schatten. Und der war groß, sehr groß.
du sagtest vorher, es gibt keine Zeugen, und dann ist da ein riesiger Schatten, der doch nicht von dem kleinen Jungen stammen kann?
Ich bin verwirrt ;)

Dein Stil gefällt mir gut, aber inhaltlich sind sooo viele Fragen noch offen, dass ich nicht richtig in die Geschichte eintauchen konnte.
Und gerade weil du wenig erklärst, erscheint mir vieles auch nicht ganz plausibel. Ich zähle mal auf:

- sie tötet anscheinend einen Jungen, und fährt dann mit seinem Kinderfahrrad weg durch den Sturm?
Warum läuft sie nicht zu Fuß?
- es fällt im Nachhinein niemandem auf, dass das Fahrrad des Jungen fehlt?
- ein Junge wird tot aufgefunden, man findet Schlafsack und Rucksack, und man denkt sich nichts dabei? Der Besitzer des Rucksacks könnte ja, wenn nicht der Täter, dann vielleicht ein Zeuge sein, der den Vorfall beobachtet hat? Jeder vernünftige Polizist würde hier weiter ermitteln.
- Wie genau der Junge stirbt, verrätst du ja nicht, aber du schreibst:

und dabei war ihm ein Brett mit dem Nagel voraus genau auf den Kopf gefallen.
Wie viele Tonnen schwer muss dieses Brett denn gewesen sein, dass es ihn sofort tötet, wenn es ohne Schwung dahinter, bloß durch die Erdanziehungskraft beschleunigt, auf ihn fällt? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich vermute, sie hat es ihm vor den Kopf geschlagen, und dann dürfte das gerichtsmedizinisch leicht rauszufinden sein, dass da mehr Kraft hinter dem Schlag gewesen sein muss, als ein bloßes Runterfallen erklären würde.

Außerdem würde es nicht schaden, dem Leser zu verraten, ob sie das denn nun im Affekt gemacht hat, also bewusst auf denjenigen einschlagen wollte, der da jetzt vielleicht durchs Fenster oder so kommt, und ihn dabei 'aus Versehen' tötet, oder ob es vielmehr ein Unfall war? So kann man nur Vermutungen anstellen, und das ist zumindest für mich äußerst unbefriedigend ;)

Liebe Grüße,
Sommerdieb

 

Wow, vielen Dank! Genau das ist es, was ich hier zu finden gehofft habe! :)
Liebe Grüße
Wildente

 

Mir hat der Text gut gefallen, am Anfang hast du ihre Emotionen wahnsinnig gut herübergebracht, allerdings wurde die Geschichte nahe dem Ende ein bisschen schlechter/bzw etwas undurchsichtig.
"
Die Bauchtasche mit ihren Papieren und etwas Geld vom Schnorren hielt sie fest umklammert
Dann erreichte sie den umgestürzten Baum. Statistisch gesehen fällt hier kein zweiter um

Das wäre mir aufgefallen, ich finde die 2 Sätze nehmen ein bisschen die Stimmung aus dem ganzen heraus.

 

Ja, Comyu, du hast recht, ich finde auch, dass ich gut angefangen und dann etwas nachgelassen habe. Werde sich das jetzt setzen lassen und dann nochmal drübergehen.
Danke für deine Rückmeldung
Die Ente

 

So, Ihr Lieben,

ich habe mir das Ding nochmal vorgenommen und ziemlich verändert. Habe versucht, herauszubekommen, was hinter der Geschichte stand, was wirklich passiert war und was dahintersteckt. Ich könnte sie jetzt noch immer weiter behauen und schleifen, aber ich weiß nicht, ob ich dann jemals fertig werde;)

Deshalb wage ich es jetzt und werfe ich sie euch nochmal zum Frass vor;)

Ich hoffe, dass überhaupt noch jemand Lust hat, sich damit zu beschäftigen und mir das eine oder andere Feedback gibt.

Liebe Grüße von der Wildente

 

Hej Wildente,

du schaffst es vom ersten Abschnitt an, mich atmosphärisch an die Küste zu bringen! Auch schreibst su spannend und ich bin sehr gespannt, wieso sie sich dort herumtreibt. Zwischenzeitlich denke ich über ihr Alter nach und bin irritiert. Irgendwas zwischen 10 und 16? Man weiß es nicht. Wäre auch nicht so wichtig, wenn sie eben eindeutiger agieren würde.

Sie kämpfte die Panik nieder und strampelte noch ein bisschen schneller.

Vielleicht eher die beginnende oder anschleichende Panik?

Die letzten Touristen waren irgendwann verschwunden, in ihre Hotels und auf ihre Campingplätze, und sie hatte noch lange glücklich im Sand gesessen und beobachtet, wie der Himmel immer dunkler wurde und der Wind immer heftiger.

Mir würden die Hotels und Campingplätze ohne Pronomen besser gefallen.

Das passte zu ihr, sie konnte wohl einfach nicht sehen, wie das mit dem Leben funktionierte, andere konnten das besser.

Da ich deinen Stil sehr gut und bildhaft empfinde, benötige ich die Erklärung nicht so speziell. Ich ahne schon, dass sie bisher für Vieles blind war.

Sie rannte zur Tür und fand sie verrammelt. Als sie sich dagegen warf, stellte sie fest, dass ein Baumstamm davor lag.

Wieso denn so speziell? Sie sieht erstens nichts und zweitens ist sie in Panik, die Situation unklar und subtil.

Sie bekam keine Luft, obwohl sie sich selbst atmen hörte. Stöhnend, schluchzend. Sie klopfte sich mit der flachen Hand auf die Stelle zwischen Hals und Brust, während sie in der dunklen Hütte auf und ab ging.

Das ist ein gutes, angemessenes Bild!

Die Gedanken an früher. War es nicht immer schon so gewesen? Hatte sie sich nicht schon immer eingesperrt gefühlt? Eingesperrt in ein Leben, das nicht ihres war? Die Eltern, die gute Noten erwarteten, braves Benehmen und hübsches Aussehen? War sie nicht schon immer unfähig gewesen, sich daraus zu befreien, so wie jetzt?
Und doch hatte sie sich befreit. Sie war einfach gegangen, mit ihrem Rucksack. Bis hierher.

Natürlich ist das Geschmacksache, aber auch diese Erklärung habe ich bei deinen starken Gesten und Bildern nicht gebraucht. Keinen inneren Monolog.

Die Angst vor der Tür ist klasse. Da sind viele tolle Ansätze. Ich benötige aber keine Verwirrung, keine Erklärungen oder Andeutungen.

Vielleicht kannst du konkretere Hinweise hier bekommen. Ich weiß nur, Einiges ist zuviel.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hi Kanji,
entschuldige, dass ich so spät antworte, aber ich hab nicht so oft Zeit, mich in Ruhe mit den Wortkriegern zu beschäftigen. Meist les ich nur ein bißchen mit und einmal in der Woche versuch ich, mich ernsthaft hinzusetzten. Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ich hab ja ziemlich rumgebastelt an der Geschichte. Zuerst war offenbar zuwenig Fleisch dran und jetzt zuviel. Na, anscheinend bin ich aber auf dem richtigen Weg:)
Danke für Lob und Tadel,
sagt die Ente

 

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