Mitglied
- Beitritt
- 09.01.2014
- Beiträge
- 1
Gefangen
Sie war wie taub, nicht im Stande, sich zu bewegen. Ihre Gliedmaßen schmerzten unerträglich, ihr Hals war unglaublich trocken. Mit jedem Atemzug gab sie ein ersticktes Quietschen von sich.
Ihre Augenlieder schienen Tonnen schwer zu sein. Sie schaffte es nicht, sie zu öffnen, war gefangen in einem warmen Sarg, der ihr Körper war.
Der Boden unter ihrem regungslosen Leib war hart und erbarmungslos kalt. Ein schimmliger Geruch stieg ihr in die Nase und verursachte eine intensive Übelkeit, die ihre Kehle hinaufkroch.
Plötzlich packte jemand ihre Haare und zog ihren Kopf nach oben. Ein dumpfes Geräusch entflog ihrer Kehle. Sie vernahm ein brennen auf ihrer Wange. Blutende Wunden.
Der stinkende Atem des Monsters kribbelte auf ihrer Haut. Sein Atmen war schwer und rasselte tief in seiner Kehle.
Mit seinen dicken Krallen fuhr er über ihren Hals, brachte ihre Haut zum Bluten. Aber nur ganz leicht, ein süßer Schmerz.
„Ich weiß, was du getan hast!“, brummte es mit einer unnatürlich tiefen Stimme, die in ihren Ohren nachhallte. „Dafür musst du büßen.“
Sie wollte sprechen, öffnete ihren Mund, doch ihr Körper gehorchte nicht.
Plötzlich registrierte sie etwas Eiskaltes auf der Innenseite ihres Unterarms.
„Spürst du das?“, hauchte das Monster. „Müsste dir doch bekannt sein. Es hat dir gefallen.“ Ruckhaft zog er es weg und schnitt sie dabei.
Sie schnappte nach Luft und warf ihren Kopf nach hinten, doch das Monster hatte ihre Haare immer noch in seinen Klauen und kontrollierte ihre Bewegungen.
Sie spürte Blut auf ihrer Haut.
„Komm schon, öffne deine Augen, sie mir ins Gesicht. Du willst doch nicht unhöflich sein.“ Sie konnte das Grinsen aus seinem Sprechen hören, sein fauliger Atem wurde unerträglich. „Tu es“, forderte es sie zuckersüß auf.
Jede Faser ihres Körpers sträubte sich dagegen. Allein das Gefühl seiner rauen Fuchteln auf ihrer Haut bereitete ihr Übelkeit.
Aber sie konnte nicht aufhören sich zu fragen, wie das Gesicht vor ihren geschlossenen Augen aussah.
War er ein Mensch? Natürlich war er ein Mensch.
Nein! Nichts, was das tut, was dem hier gleicht, ist ein Mensch. Körperlich möglicherweise, aber nicht psychisch! Tu es nicht! Es wird dich umbringen.
Sie spürte, dass sein Gesicht das ihrem Näherte, sie seinen Atem in sich hineinzog. Seine rauen Lippen, welche der Weichheit einer Bordsteinkante glichen, berührten ihre Stirn. Seine Klauen fuhren beinahe zärtlich über ihren Rücken, fuhren all die Wunden und Schnitte nach, die ihren Körper prägten.
Und dann öffnete sie ihre Augen.