Gefangen im Netz
Gefangen im Netz
Bevor der alte Mann mit einem leisen Seufzer anfing, seine unglaubliche Geschichte zu erzählen, öffnete er noch einmal die Augen. Müde strich sein Blick über die Gesichter der wunderlichen Gestalten, die nur eine besonders üble Laune des Schicksals hier zusammengeführt haben konnte. Jeder einzelne in dieser kleinen Runde musste der Held einer eigenen, ebenso grausamen Geschichte gewesen sein, wie es jene war, die sie nun, schmerzlich oft unterbrochen von Pausen, in denen der Greis mühsam nach Luft und Erinnerung rang, endlich, während die Blutfeen ihr Spürnetz immer enger um die vom Schrecken gebannten Seelen woben, zu hören bekamen:
"Es war einmal..." begann die zitternde Stimme das Grauen heraufzubeschwören, an das zuvor noch niemand zu rühren gewagt hatte.
"Vor vielen, vielen... ach Gott, wie lang mag das jetzt her sein? ...hab ich´s schon wieder vergessen? ...oder nie gewusst?
...wollte ich es vergessen? ...ich musste!
Sonst wäre ich jetzt nicht hier... und könnte euch davon erzählen..."
Der jungfräuliche Drache, die böse Bauernmaid und das rüstige Ritterchen aber waren enttäuscht. Sie töteten den alten Spinner, stillten mit seinem Blut den Durst der Feen und spielten später in einer ganz anderen Geschichte auch keine bessere Rolle.