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Gefühle

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04.11.2018
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Gefühle

Gefühle

Sachte spielte der frische, kühlende Nachtwind mit den Vorhängen meines sperrangelweit offenen Fensters. Kühlte meine erhitzten, niedergeschlagenen Gedanken leider nur ein wenig.
Ich saß auf meinem Bett, lehnte in einem Kissen, das mich von der Wand trennten am Kopfende. Es war vollkommen dunkel. Nur das fahle, silberne Licht des Mondes schien herein, wie eine letzte kleine Hoffnung, ein letzter Lichtblick. Wunderschön. Doch gleichzeitig unglaublich deprimierend.

Ich schaute zum Fenster. Alles erinnerte mich…
erinnerte mich…
…an ihn.

Die flatternden Vorhänge glichen seinem schneeweißen, wehenden Umhang, das wunderschöne, beruhigende Mondlicht repräsentierte seinen Stolz und seine Würde. Seine Eleganz. Und die Nacht seinen Schatten, der wohl das einzige sein würde, dass ich je von ihm erreichen könnte. Ich seufzte betrübt. Betrübt?
Ach ja…dieser dumme Kerl, dieser Dieb.
Leise Polizeisirenen drangen aus weiter Ferne an meine Ohren. Ich musste lächeln.
Sicher hatte er sie wieder ausgetrickst…

Ich weiß heute nicht mehr genau, wie es passiert ist. Ich weiß nicht, was dieses starke Gefühl in mir hervorgerufen hat. Ich kannte ihn nicht, höchstens als Vaters Rivalen. Halt nur als Dieb. Nur kein Gewöhnlicher. Wenn man Jagd auf ihn machte, musste man keine Angst haben, verletzt zu werden. Er tötete nicht. Verletzte auch niemanden. Es war beinahe wie ein Spiel. Wie oft hatte ich ihn bewundert, als er uns alle mal wieder ausgetrickst hatte. Gleichzeitig hatte er mich aber auch aufgeregt. Er war frech. Besaß die Dreistigkeit, mit der Tokioter Polizei zu spielen. Der Typ war einfach die Pest. Und genau das fasziniert mich an ihm. Anders als bei der Polizei gab es bei ihm kein System. Es war jedes Mal anders. Aufregend. Spannend. Ich wollte es mir nie eingestehen, aber jedes Mal, wenn ich hörte, dass eine neue Warnung von ihm eingetroffen war, pochte mein Herz bis zum Hals. Nie konnte ich es abwarten, ihn in Aktion zu sehen, sein arrogantes, selbstgefälliges Grinsen zu sehen.

Mein Gott…

Ich fasste mir seufzend an die Stirn. Der Wind pfiff beinahe gespenstisch um das Haus.
Ich hasste den Kerl so sehr, dass aus dem tiefgründigen Hass Liebe entstanden war. Ich konnte es kaum glauben. Aber… nicht mal für Kaito hatte ich je so ein starkes Gefühl der Zuneigung empfunden. Tiefe, respektvolle Zuneigung und stille Faszination. Ich wusste doch auch nicht, wie man lernte zu lieben. Die Gefühle trieben mich nun mal zu dem weißen Magier. Völlig unbewusst stiegen mir Tränen in die Augen. Ich umklammerte meinen Oberkörper. Es war kalt und ich trug nur ein dünnes Nachthemd. Warum hatte ich in solcher kalten, sternenklarer Nacht auch das Fenster so weit aufgemacht?!
Es wurde mir erst klar, als ein Schatten in mein Zimmer fiel, der stellenweise das Licht des Mondes verdeckte. Ich hielt die Luft an, schaute auf den Boden. Wagte es nicht aufzuschauen. Blieb still und unbewegt sitzen. In meinen Gedanken flehte ich, dass es nicht das war, was ich dachte. Doch eigentlich wusste ich, dass es genau das war. Scharf stieß ich die Luft aus. Hörte das flatternde Geräusch, das nicht von meinen Vorhängen stammte. Ein kalter Schauer durchfuhr mich. Schließlich zwang ich mich aufzuschauen, als immer noch pulsierende, angespannte Stille herrschte. Das Licht brach sich in dem Monokel, funkelte mich fast unheimlich an. Der Umhang unterstrich seine elegante Haltung und seine kräftige Statur, umschmeichelte seinen Körper, während der Wind ihn trug und wehen ließ. Er saß in lockerer Haltung auf meiner Fensterbank. Schien mich zu beobachten, eine Hand am Fensterrahmen aufgestützt. Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde. Ich wollte aufschreien. Fragen, was er hier verloren hatte. Doch kein Ton kam über meine Lippen. Ich schluckte bitter, ich musste rot geworden sein. Ich betete, er würde es in der Dunkelheit nicht sehen. Leider konnte ich hingegen sein Gesicht nicht erkennen. Schatten verbargen es. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit.
Keiner von uns sagte ein Wort und das einzige Geräusch, das ich wahrnehmen konnte, war der Wind und das Rascheln der Blätter, der Bäume draußen. Wir starrten uns nur ehrfürchtig an. Was suchte der Kerl hier…?! Hier, in meinem Haus?!

Ich zuckte zusammen, als er sich schließlich aus seiner Haltung löste und locker ins Zimmer sprang, immer noch den Blick auf mich gerichtet. Ich war wie gelähmt. Wusste gar nicht, was ich hätte tun sollen. Er hatte heute einen Raub angekündigt. Das wusste ich. Er war sicherlich wieder erfolgreich gewesen.
Stumm saß ich da, wie ein verängstigtes, kleines Kind, das nicht wusste, was es machen sollte. Und ich wusste es wirklich nicht. Einerseits wollte ich, dass er sofort wieder verschwand. Schließlich hatte er hier nichts zu suchen. Andererseits wollte ich aber auch, dass er da blieb… vielleicht sogar… dass ich mit ihm reden konnte? Durfte ich das überhaupt? Meine Hoffnung schwand genauso schnell wie sie gekommen war.
Ich schaute irritiert zu ihm hoch, als ich merkte, dass er seinen Zylinder und das Monokel abnahm, ebenso seine Handschuhe abstreifte und mich weiterhin nicht aus den Augen ließ. Sah, wie er sie auf einen herumstehenden, kleinen Tisch legte. Er sah mich weiterhin stumm an. Gerne hätte ich sein Gesicht gesehen, doch abermals verbarg der Schatten es. Ich schluckte. Wieso tat er das? Er lief Gefahr, enttarnt zu werden und das wusste er sicher auch, aber anscheinend ließ ihn das ziemlich ungerührt. Denn langsamen Schrittes kam er auf das Bett zu. Zu mir.

Ich merkte widerwillig, wie ich anfing zu zittern. Immer intensiver seine Nähe spürte. Jetzt hatte ich Angst. Aber warum? Er verletzte doch niemanden. Oder hatten die Spielregeln sich geändert? Nein, er würde mir sicher nicht wehtun. Aber was wollte er dann von mir?
Vor meinem Bett blieb er stehen. Schaute auf mich herab. Ich hätte wetten können, es war ein arroganter, verachtender Ausdruck in seinem Gesicht. Doch soweit ich das erkennen konnte, war es das nicht. Er wirkte eher gekränkt, gequält, und leicht zerbrechlich. Als wenn ihn etwas bedrücken würde.

„Was willst du hier, Kid?!“, kam es dann doch leise über meine Lippen. Ich bemühte mich, so gefasst wie möglich zu klingen, was mir jedoch nicht so recht gelang. Außerdem schämte ich mich dafür, dass ich so lange still gewesen war. Anscheinend schaute er mich verwundert an. Vielleicht sogar verletzt? Dieses Mal ließ das Mondlicht, das fast wie eines seiner Markenzeichen war, ihn stolz und unnahbar wirken. Nein, dieses Mal wirkte er eher… ganz normal, wirklich verletzlich.
Zum ersten Mal seit ich von ihm gehört hatte, erkannte ich, dass Kid nicht nur ein Dieb war. Er war ein normaler Junge, ein Teenager. Wohl im selben Alter wie ich. Und der sicher auch seine Probleme hatte. Tiefes Mitleid durchzog meine Sinne und sofort bereute ich, dass ich ihn so schroff angefahren hatte.

Er ließ die Schultern hängen. Starrte zu Boden.
„Es tut mir leid, wenn ich ungelegen komme.“, erwiderte er mir schließlich nach einiger Zeit, und seine Stimme enthielt nichts von seiner gewöhnlichen Arroganz. Nein, seine Stimme bebte. Schwer konnte er sich zusammenreißen. Ich sah es ihm an. „Ich weiß nicht warum… Ich werde wieder gehen.“ Hastig drehte er sich um, wollte gerade ansetzen, aus dem Fenster zu steigen. Mein Herz machte einen Sprung, irgendwas sagte mir, dass ich das nicht zulassen durfte, dass es vielleicht das einzige Mal war…
Ich wusste nicht warum, aber reflexartig richtete ich mich auf und griff nach seiner Hand. Diese simple Berührung verursachte in mir ein angenehmes Prickeln. Kräftig war er nicht.
Er blieb stehen. Schaute mich irritiert an.
„Ich habe dich gefragt, was du hier willst, Kid, und ich erwarte eine Antwort von dir.“, würgte ich hervor. Er antwortete nicht. Stattdessen senkte sich sein Blick wieder und erschrocken rückte ich zurück, als er sich auf dem Bett niederließ, geradewegs neben mir. Er drückte mich bei den Schultern, hinein in die Kissen. Ich hatte nicht die Kraft mich zu wehren. Er war nicht grob, nein, sehr sanft, aber doch dominant.
Ich wollte schreien. Hilfe. Aber nichts brachte ich heraus. Widerwillig wurde mir klar, dass ich es genoss…

„Was…?“, fing ich an, doch er legte mir seinen Zeigefinger auf die Lippen. Mein Herz pochte wie wild. Er war mir so nah. Oh mein Gott. Er würde mich doch jetzt nicht…?! Panisch fuhr ich herum, wollte ihn von mir stoßen. Doch er drückte mich wieder nieder.
„Hör auf, hör auf!“, versuchte er mich zu beruhigen. Verdammt. Wenn ich nur sein Gesicht hätte erkennen können… aber es war unmöglich.
Schließlich hielt ich still. Kälte ging von ihm aus, aber auch eine gewisse Wärme, die mich verwirrte. Erst jetzt merkte ich, wie etwas Kaltes, Nasses auf meine Stirn und meine Wange tropfte. Ich wollte es nicht glauben, schließlich sah ich zu ihm hoch. Ein unterdrücktes Schluchzen drang in meine Ohren, und er hielt die Augen fest zusammengekniffen. Er weinte. Kaito Kid, der große Meisterdieb, weinte. Hier, vor mir.
Reue packte mich. Immer noch stützte er sich mit den Armen neben meinen Kopf auf. Das Gesicht hielt er abgewandt von mir. Ich konnte nichts sagen. War regelrecht geschockt. Ich verstand das alles einfach nicht. Was war denn bloß mit ihm los?!
Er setzte sich auf und seine kalte Hand strich sanft über meine Wange. Ich erschauderte angenehm bei dieser Berührung und am liebsten hätte ich ihn in die Arme geschlossen. Es konnte doch jetzt nicht so sein, wie ich dachte, dass es war…

Er holte tief Luft, setzte an, etwas zu sagen.
„Je mehr ich versuche vor dir zu flüchten, desto mehr zieht es mich zu dir hin. Seit wir uns das erste Mal getroffen haben, hatte ich Angst mich in dich zu verlieben. Und diese Angst war begründet.“ Seine Stimme, so wie der Rest seines Körpers zitterten. Ich traute meinen Ohren nicht. Es ging ihm wie mir. Ich wollte lachen, doch abermals brachte ich nichts heraus. Wieder herrschte bedrückende Stille und er schien sich von mir abgewiesen zu fühlen. Ich lächelte sanft. Strich die Tränen aus seinem Gesicht. Immer noch drang das Mondlicht von draußen herein und hüllte alles in sein klares, helles Licht, unterstrich die Tragik dieser Situation.
Dieser Dieb…nein. Dieser Junge.

Völlig automatisch und ohne dass ich es realisierte, legte ich meine freie Hand um seinen Nacken und zog ihn zu mir herunter. Zuerst schien er verblüfft, doch er ließ es geschehen. Ich wusste, dass es falsch war und es keine Zukunft für eine solche Liebe gab. Aber wenigstens einmal. Nur einmal… wollte ich wissen, spüren, wie es ist.
Seine Lippen trafen die meinen und ohne dass ich ihn auffordern musste, öffnete er seinen Mund, ließ meine Zunge hineingleiten und mit der seinen spielen. Er schmeckte süß, fast schon unschuldig. Ich genoss diesen Moment, verdrängte was ich war und was er war.
Es war einfach unbeschreiblich schön. Langsam, aber bestimmt löste er sich von mir.
Ich sah, wie er den Kopf abwandte. Sich von mir abwandte? Die Dunkelheit um uns herum machte mich verrückt. Ich wollte ihn sehen. Wollte in seine tiefblauen Augen blicken und die Gefühle darin entdecken.

„Mitleid…“, flüsterte er und machte Anstalten sich von mir zu lösen.
„Du brauchst mein Mitleid nicht, Kid“, erwiderte ich selbstsicher. „Denn ich weiß, dass du alles kriegst, was du möchtest. Niemand kann dir widerstehen. Auch ich nicht…“
Warum sagte ich ihm das? Ich biss mir auf die Lippen, er hingegen wendete sich nun überrascht zu mir. Ich spürte noch den süßen Geschmack seiner Lippen auf den meinen.

Ich glaube, dass er lächelte. Seine Hand fuhr an meinem rechten Oberschenkel hinauf, zog das Nachthemd mit hinauf. Er zögerte dann einen Moment, machte aber weiter als er sah, dass ich nichts dagegen unternahm oder einzuwenden hatte. Ein wohliger Schauer durchlief mich. Seine kalte Hand auf meinem Bein, fühlte sich, trotz der Kälte, wohlig warm an. Als wenn wir uns schon Ewigkeiten kennen würden, nur die Sehnsucht uns zurückgehalten hatte und es jetzt auslebten. Ich drückte seinen Körper fest an mich. Ich hatte wirklich etwas in meinem Leben verpasst. Wie traurig, dass es nicht immer so sein konnte.

Sein Mund suchte erneut nach meinen Lippen, seine Zunge bat um Einlass, den ich ihr nur zu gerne gewährte. Ich spürte, wie mir langsam aber sicher heißer wurde und die Kälte, die durch das Zimmer drang, nicht weiter beachtenswert erschien.
Seine Hand glitt höher. Zu meinem Oberkörper, wie ich erschreckend feststellte, und dort liegen blieb.
„Oh Gott!“, hauchte er mir ins Ohr. „Ich will dich spüren!“

Ich hielt die Luft an. Was war das eben? Er wollte mich…? Jetzt schon? Was heißt es schon.. Es wäre das erste… und einzige Mal. Verwirrt blinzelte ich ihn an. Er war nicht böse. Er war auch kein schlechter Mensch. Er gab sicher Gründe.
„Ich kenne die Spielregeln“, wisperte ich beruhigt. „Niemand wird verletzt.“
Ich ergriff seine Hand und deutete ihm so weiter zu machen.
Er zögerte nicht lange. Ich keuchte auf, während seine Hand immer fordernder über meinen Bauch strich. Ich zuckte zusammen, als seine kalte Hand mir in den Schritt fasste.
Wieder drückte er mir einen Kuss auf den Mund, gerade als ich ansetzte, zu stöhnen.
Schweiß war ihm auf die Stirn getreten, und alles, was ich jetzt noch vernahm, war er über mir, und seine fordernde Hand an mir, und diese brennende Hitze, die mich von innen heraus verschlang.
Dieser Dieb verursachte in mir unbeschreibliche Gefühle, von denen ich nie geahnt hätte. Verzweifelnd krallte ich mich am Bettlaken fest. Ich warf meinen Kopf zur Seite, kniff die Augen zusammen und gab erstickte Laute von mir. Ich wollte mich zurückhalten.
Doch nun konnte ich nicht mehr. Es kam über mich. Ich wollte ihm das zurückgeben, was er mir die ganze Zeit über gab… Ich fuhr mit meinen Händen über sein blaues Hemd, hin zu seiner roten Krawatte. Er beugte sich tiefer, damit ich mich nicht aufsetzten musste. Ich löste seine Krawatte, öffnete langsam sein Hemd. Knopf für Knopf. Und bei jedem neuen Ansatz durchfuhr mich ein prickelndes Gefühl in der Magengegend.

Da schien das gleißende Mondlicht auf etwas an Kids Hals. Es war der Anhänger einer Kette. Ich fixierte ihn irritiert. Es war derselbe, den ich und Kaito trugen. Er hielt in seinen Bewegungen inne, da auch ich gestoppt hatte. Ich setzte mich nun doch auf und nahm den Anhänger in die Hand.

A . N .

Die Initialen auf dem Anhänger waren die meinen. „Kaito?“, kam es heiser aus mir heraus. Es waren nur meine Gedanken und ich wollte nichts sagen, doch ich hatte meine Worte nicht unter Kontrolle. Und als er wegsah, verschwand das prickelnde, warme und schöne Gefühl in mir und verwandelte sich in Abscheu und Angst.
Ja, ich verabscheute mich. Warum? Kaito war kein geringerer als Kid, der Meisterdieb. Und dieser wiederum war niemand anderes als Kaito. „Warum?“ Meine Augen füllten sich mit Tränen.
Er sah noch immer weg, als schämte er sich. Doch die Stille, die sich dann wie ein Leichentuch über uns legte, machte alles noch schlimmer. Ich schlug mit den Fäusten auf seine Brust. „Warum? Warum? Warum?“, schrie ich und spürte die kalten Tränen auf meinen heißen Wangen.
Fast blitzartig griff er meine Handgelenke, drückte sie so fest, dass es schmerzte. Doch der Schmerz war nicht zu vergleichen mit meinen geschundenen emotionalen Werten. Er drückte mich an den Handgelenken aufs Bett.
„Hör auf! Du tust mir weh!“, schrie ich nun. Da veränderte er seinen Griff und hielt nun meine Hände mit nur einer fest. Er versuchte mich zu küssen. Vergeblich. Ich wandte den Kopf zur Seite, strampelte mit den Beinen. Der Ekel, der in mir aufstieg, war fürchterlich.
Er fasste meinen Kopf mit der freien Hand, nun konnte ich ihn nicht mehr abwenden. Die Tränen sammelten sich in meinen Augen und liefen noch immer an meinen Wangen hinunter. Langsam kam sein Mund meinem immer näher. Abstoßend. Ja, das war es. Ich fand es nur noch abstoßend. So sehr ich mich zuvor danach auch verzehrte.
Er drückte seine Lippen auf meine zusammengepressten.
Er machte mir Angst! Mein bester Freund verängstigte mich…

„Lass das! Du machst mir Angst! Hör auf! Bitte!“, rief ich, schloss die Augen, schüttelte energisch den Kopf.
Er riss seine Hände zurück. Hockte wie erstarrt über mir.
„Was habe ich da nur getan!? Ich wollte dir keine Angst einjagen. Es tut mir leid!“, bat er um Verzeihung und stieg von mir. Die Verzweiflung in seiner Stimme holte mich aus meinem emotionalen Tief heraus. Wie ich ihn so ansah, wurde mir bewusst, dass es mir egal war, ob Meisterdieb oder nicht… Zu mir gezogen hatte ich nur einen Menschen. Und dieser Mensch war Kaito, den Jungen, den ich über alles liebte…
Ich griff abermals nach seiner Hand. Zog ihn zurück, auf mich.
Da gab es kein Wenn und Aber… Kein Hin oder Her…

Kein Zögern…
Kein Zweifeln…

Ich entzog mich seiner Umarmung und legte mich auf ihn. Er war nicht mehr kalt, nein, sein Körper strotzte nur so vor Wärme. Langsam machte ich mich wieder daran, ihm das Hemd aufzuknöpfen. Ich zog es ihm ein Stück hinunter bis zur Armbeuge. Vorsichtig küsste ich seine Wange, seinen Hals, seine Brust. Als ich immer tiefer kam, fing er an aufzustöhnen. Er griff hinter sich und klammerte sich an die Stange am Kopfende des Bettes. Seine Augen hatte er geschlossen. Ich sah ihn zögernd an. Er öffnete ein Auge und nickte lächelnd. Langsam und mit zitternden Händen öffnete ich den Gürtel seiner Hose. Dann den Knopf und den Reißverschluss. Erneute Angst überkam mich. Noch größere als je zuvor.
Doch als hätte er sich Anteil an meinen Gedanken verschafft, zog er mich zu sich, zurück nach oben und küsste mich. Über seine Stirn und auf seinem Oberkörper perlte Schweiß. Wir bedeckten uns mit Küssen und trotz dieser kalten Nacht, herrschte in meinem Zimmer, in dem wir uns hingaben eine Wärme, die fast so wunderbar war, wie das, was wir heute Nacht erlebten…

Erschöpft sah ich zu ihm auf. Kaito hatte seine Augen geschlossen und atmete gleichmäßig ein und aus. Er sah so unglaublich süß aus. Er schwitze. Mir erging es nicht anders. Ich konnte die Augen nicht schließen, sondern starrte ihn an wie eine Besessene. Eine Verrückte. Eine Liebeskranke. Ich sah auf meinen Wecker. Nicht mehr lange und mein Vater würde zurückkommen. Würde Kaito sehen und ihn endgültig als Kid verstoßen!
Ich zog an seinem Arm. Als er müde fragte was los sei, sagte ich ihm das, was ich eben dachte.
Er fuhr erschrocken hoch. „Ich schwöre dir, ich liebe dich!“, sagte er und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Er brauchte sich doch nicht zu rechtfertigen. Es war nur gut, dass er nun verschwand. Er zog sich zu letzt die Handschuhe über und stand wieder vor mir als dreister Dieb, den ich heute noch tiefer in mein Herz gelassen hatte.
Mit einem letzten Wink sprang er zurück auf das Fensterbrett. Ich stand auf und zog das Laken, das mich umhüllte, mit mir. Aus seinem Ärmel zog er eine rote Rose und gab sie mir. Ich stellte mich auf Zehenspitzen. Meine Lippen wollten nur noch einmal von seinem süßen Geschmack kosten, wollten noch einmal von ihm berauscht werden. Noch einmal geküsst werden. Er legte mir die Hände an die Wangen und verschlang mich. Unter einem Meer aus Tauben, verschwand er und mit ihm die schneeweißen Vögel. Lautlos, ohne die Stille der klaren, kalten Nachtluft zu stören. So lautlos, wie er gekommen war…

 

Hallo @Yanijira

und ein herzliches Willkommen hier. Ich hoffe Du hast hier Spaß ;)

Ich habe die Tags (Romantig, Erotik,Krimi) vorher nicht gelesen, vielleicht hätte ich dan einen besseren Eindruck gehabt. So ist mein Gesamteindruck von Deinem ersten Text hier etwas "medium" ;)
Aber ich will Dir gern erklären, was mir nicht so gefällt.
Ich bin ein Fan von guten ersten Sätzen.

Sachte spielte der frische, kühlende Nachtwind mit den Vorhängen meines sperrangelweit offenen Fensters. K und kühlte meine erhitzten, niedergeschlagenen Gedanken leider nur ein wenig.
Mit der Korrektur finde ich den ersten Satz gar nicht so schlecht. Ohne die Korrektur ist der zweite Satz unvollständig (fehlendes Objekt) und man mag gar nicht erst weiterlesen.
Leider geht es mit der unangenehmen Rechtschreibung genau so weiter:
Ich saß auf meinem Bett, lehnte in einem Kissen, das mich von der Wand trennten am Kopfende.
Hast Du das aus einer anderen Sprache mit einem Automaten übersetzten lassen?

Damit will ich es in Sachen Rechtschreibung mal sein lassen - davan hast Du noch einiges im Text.

Das nächste Ärgert mich aber mehr:

Es war vollkommen dunkel. Nur das fahle, silberne Licht des Mondes schien herein,...
Ich persönlich mag es nicht, wenn man sich in Tatsachen sofort im nächsten Satz widerspricht. Entweder es ist "vollkommen dunkel", oder eben nicht. Und wenn ich dann lese, was da alles im Mondschein nacher noch beobachtet wird, fällt da eine ganze Menge Licht rein - nix mit "vollkommen dunkel".
Von diesen Widersprüchen hast du auch eine Menge drin - z.B. öfter mit "Kalt, aber warm". Mag sein, dass Du damit etwas ausdrücken möchtest - ich fand es in der Menge nicht gut. Gezielt kann man das einmal als Stielmittel einsetzten, aber bei Dir wirkte dieses Stilmittel inflationär.
...wie eine letzte kleine Hoffnung, ein letzter Lichtblick. Wunderschön. Doch gleichzeitig unglaublich deprimierend.
An sich gefällt mir Dein Übergang vom Licht zur Hoffnung, mit den trüben Gedanken. Leider packst Du das Ganze für meinen Geschmack in etwas zu viel Klischee ein (Ab der Stelle geht es ja Absatzweise los), ohne die eigentlich aufgeworfenen Fragen mir als Leser zu beantworten. Was meine ich:
Der Typ ist ein Dieb - ok. Und? Wer ist denn überhaupt der Erzähler - ok, irgendwann bekommt man mit, das es ein pupertierendes Girly ist, welches uns mit ihrer rosaroten Brille die Welt schildert, in der Diebe Superhelden sind, mit denen man romantisch in die Kiste hüpfen muss. Jaa. aber wer ist dieses unreflektierte Girly denn nun? Wie haben Sie sich kennengelernt? Was hat ihr Vater damit zu tun? Wer ist der weiße Magier?

Ich habe den Eindruck, Du hast hier eine Mangafolge übersetzt und bietest das als Kurzgeschichte an, in der man als Leser verloren ist, wenn man nicht die anderen Folgen gesehen hat.
Sorry, aber für mich funktioniert der Text deshalb nicht.

mhm - klingt jetzt wahrscheinlich nicht so toll - tut mir leid. Aber nimm es als Leseeindruck eines Leser. Vielleicht hilft es Dir ja, die Geschichte nochmal zu überarbeiten und besser zu werden.

viele Grüße
pantoholli

 

Hallo @Yanijira

Gut finde ich das Rätselhaft, Schwebende in der Geschichte. Sie schwebt, halb Wirklichkeit, halb Traum, wie eine Legende, die ich nicht ganz greifen kann, ein Märchen, das sich verflüchtigt.
Schwierig finde ich einerseits dieses Übergefühlige über weite Strecken des Textes. Da fehlt es in meinen Augen an Klarheit, da wird versucht durch Romantizismus, Adjektivhäfung eine Stimmung zu generieren. Bei mir bewirkt das nichts, weil es den Text nicht trägt bzw, weiterbringt. Im zweiten Teil entsteht ein gewisser Sprachrhythmus dadurch, dass weniger Schmuckwerk enthalten ist.
Ich glaube, es würde sich lohnen an dem Text zu arbeiten, kürzen, umformulieren, dir bei jedem Satz klar werden, wie er die Geschichte vorwärtsbringt, was du ausdrücken möchtest.

Sachte spielte der frische, kühlende Nachtwind mit den Vorhängen meines sperrangelweit offenen Fensters. Kühlte meine erhitzten, niedergeschlagenen Gedanken leider nur ein wenig.
du benutzt gern Doppeladjektive, dabei könntest du sie genausogut ganz weglassen. Lies den Satz mal, nachdem du das Fettgedruckte gestrichen hast.

Nur das fahle, silberne Licht des Mondes schien herein, wie eine letzte kleine Hoffnung, ein letzter Lichtblick.
hier wieder

Ich schaute zum Fenster. Alles erinnerte mich…
erinnerte mich…
…an ihn.
die Stelle mag ich.

Ich genoss diesen Moment, verdrängte was ich war und was er war.
Es war einfach unbeschreiblich schön.
unbeschreiblich, aha, aber der ganze Text beschreibt genau das.

Das waren nur ein paar Beispiele, vielleicht kannst du was mit anfangen.

Liebe Jetzt-in-der-dunkeln-Zeit-muss-man-sich-gegen-Meisterdiebe-wappnen-Grüße
Isegrims

 

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