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Gedankenstriche

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24.04.2017
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Gedankenstriche

„Jutta! Hör mir doch zu, bitte.“
Seit Jahren meldete sie sich schon nicht mehr. Sie, die ihre beste Freundin sein wollte. Sie, die sich seit sechs Jahren nicht mehr mit ihr unterhielt. Sie, ausgerechnet sie wollte nun alles klären. Alles nur ein einziges Missverständnis. Ein Missverständnis? Jutta glaubte ihr nicht. Wieso? Wieso ausgerechnet jetzt? Warum heute, weshalb gerade hier? In diesem Lokal? Konnte sie nicht verschwinden. Sich aus ihrem Leben heraushalten?
„Jutta, bitte. Ich habe das nicht gewollt. Es ist eben passiert. Bitte! Das musst du mir glauben.“ Glauben, was sollte sie denn glauben? Das ihr Fehlverhalten nicht beabsichtigt war? Dass sie sich ihr nicht entfremdete? Das alles wieder gut werden würde? Wie damals? Nein, verzeihen konnte sie und wollte sie ihr nicht. Zu tief die Wunde, welche sie ihr zufügte. Der Schmerz, unerträglich. Einsame Nächte voller Tränen, getragen von der Ungewissheit über ihre mögliche Wiederkehr.
„Jutta, bitte! Nun sag doch was! Bitte, sag doch etwas!“ Ihr Flehen konnte sie sich sonst wohin schieben. Sie verletzte ihre Gefühle. Wusste sie doch, als ihre Freundin genau darüber Bescheid. Vertraute sie sich ihr doch an. Und dennoch stieß sie ihr den Dolch hinten rein. Sie, ihre angeblich beste Freundin. Sie, ihr heimlicher Schwarm, entfernte sich von ihr. Lachte und machte sich über ihre Empfindungen lustig. Schon damals ging sie zu weit. Verletzte damit damals schon ihre Gefühle. Die Türe verschlossen, seitdem nie mehr geöffnet. Der Kummer saß tief, die Wunde heilte langsam. Eine Kruste bildete sich, nun riss sie diese wieder auf. Ausgerechnet heute, wo sie sich einen schönen Abend machen wollte, da tauchte Elena auf. Dann noch in Begleitung dieser jungen Dame. Vorbeigehen konnte sie wohl einfach nicht. Sie, die sich über ihre Empfindungen lustig gemacht hatte, fand nun selbst jemanden. Nur nicht sie, nicht Jutta.
„Wie oft soll ich mich eigentlich bei dir entschuldigen, für mein damaliges Verhalten? Du hattest mich überrumpelt. Ich konnte doch nicht ahnen, dass …“
„Schweig! Du konntest es nicht wissen? So ein Mist! Elena, ich vertraute mich dir an. Weißt du eigentlich, wie schwer es mir fiel, mich dir anzuvertrauen? Wie viel Zeit und Mut, es mich kostete? Bis ich mich dir anvertraute? Und du? Du lachtest mich aus. Sagtest, du seist nicht lesbisch, du bevorzugst Schwänze!“
„Jutta, bitte! Du brauchst nicht ausfallend zu werden! Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht.“
„Du hast mich verletzt! Du hast mich an mir zweifeln lassen. Mich allein gelassen. Meine Nachrichten blieben unbeantwortet! Was willst du also von mir? Eine Entschuldigung ändert auch nichts mehr. Hau einfach ab und lass mich in Ruhe!“
„Jutta, sei bitte vernünftig. Ich wollte dich nicht verletzten.“
„Das hast du aber!“
„Dann tut es mir Leid, bitte glaub mir das doch.“
„Fällt dir wirklich nichts Besseres ein, als dich permanent bei mir zu entschuldigen? Das ist armselig!“
Die Neue. „Darf ich fragen, was Sie von meiner Freundin wollen?“
„Annika – ich hatte dir doch von meiner besten Freundin Jutta erzählt. Darf ich vorstellen, das ist Jutta!“
„Oh, entschuldigen Sie bitte … Ich wusste ja nicht, dass Sie – Jutta sind. Elena hat viel von Ihnen erzählt. Schön, Sie Mal kennenzulernen.“
„Freut mich auch.“
„Ich warte an der Bar und lass euch lieber allein.“
„Ist gut, dauert auch nicht mehr allzu lange. Ich komme nach.“
Schlampe. Was dachte diese Annika denn, wer sie sei? Was fand Elena nur an der? Sie ist austauschbar. Ohne Charakter. Blass, eine bloße Schablone. Was erzählte Elena ihr über Jutta und weshalb reagierte Annika so aufgesetzt? So verständnisvoll? Warum mischte sie sich überhaupt ein? Als wollte sie, sie ihr ausspannen.
„Ist sie nicht lieblich? Ich habe sie auf einer Auslandsreise letztes Jahr kennengelernt. Sie ist Flugbegleiterin.“
„Elena, geh bitte. Verschwinde! Lass mich endlich allein! Ich ertrage deine Anwesenheit nicht länger. Nicht heute! Nicht hier!“
„Ist es wegen Annika?“
„Möchtest du mich noch mehr verletzten? Mich interessiert nicht, wer sie ist oder was sie macht. Von mir aus könnte sie genauso gut unter der Erde liegen. Mir wäre es gleich!“
„Das ist nicht fair.“
„Seit wann ist das Leben denn – bitte fair? Ist es fair, das einige Menschen leiden müssen, während andere im Glück geradezu ertrinken?“
„Ich sehe, ich dringe wohl nicht zu dir durch. Ich kann mit dir nicht vernünftig reden.“
„Du versuchst es doch auch gar nicht, Elena! Nein, du setzt dich einfach hier hin und lässt mich bluten. Warum?“
„Jutta, es tut mir leid, dass ich deine Gefühle damals verletzt habe. Und das meine ich ernst.“
„Was tut dir Leid? Du bist nicht ehrlich zu mir. Denkst du, ich vergebe dir, nur weil du hier sitzt und dich entschuldigst?“
„Was soll das? Ich meine das vollkommen ernst! Es tut mir leid!“
„Warum hast du mich nicht geliebt, so wie du Annika liebst? Warum hast du mich stattdessen ausgelacht und mir gesagt, du seist hetero? Du hast mich angelogen! Warum hast du mich angelogen? Warum hast du mich abgewiesen und bist verschwunden, als ich dich als Freundin brauchte? Warum hast du mich im Stich gelassen? Wieso, Elena! Wieso muss ich dich jetzt nach Jahren wiedersehen? Womit habe ich das verdient?“
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, warum ich – gelacht habe. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen. Aber so läuft das eben nicht! Du fragst nicht Mal wie es mir erging? Du siehst nur deinen Schmerz! Ich wollte einfach nicht mehr bei dir sein. Mensch, Jutta. Unsere Freundschaft war mir wichtiger. Ich hatte dich als meine Freundin gesehen, nicht als meine Liebhaberin. Verstehst du das? Ich wollte dich nicht verlieren, mir war unsere Freundschaft zu wichtig. Du hast mich in die Ecke gedrängt und verlangtest etwas, dass ich dir nicht geben konnte.“
„Du verdammte Heuchlerin! Du hättest dich melden können, wenn dir unsere Freundschaft so viel bedeutet. Das hast du aber nicht!“
„Menschen ändern sich. Das Leben geht weiter, Jutta!“
Sie hatte leicht reden, ihre Gefühle waren nicht verletzt, sie lebte nicht mit gebrochenem Herzen. Für sie ging das Leben weiter. Sie verlor eine Freundin, ihr Selbstvertrauen hatte sie behalten. Ihre Wunden blieben geschlossen.
„Mach’s gut. Jemand wartet auf mich. Ich möchte nicht länger -“
Sie verschwand aus ihrem Leben.

 
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Okay. Also: Ich bin zugegebenermaßen ein ausgesprochen analytischer Leser von Kurzgeschichten. Normalerweise folgt der Aufbau von Kurzgeschichten ja einem gewissen Schema. Es fällt einem beim Lesen schon einfacher wenn der Text, den man liest eine gewisse Struktur aufweist. Üblicherweise - vor allem wenn in der KG mehrere Figuren handeln - ist es eigentlich erstmal wichtig dem Leser irgendwelche greifbaren Anhaltspunkte zu geben, anhand derer er sich erstmal über die Situation bzw. Ort sowie die teilnehmenden Personen einschließlich wenigstens eines kleinen Eindrucks von ihrer Persönlichkeit oder von mir aus auch charakteristischen Erscheinungsbild, orientieren kann.

Das was du verfasst hast, ist im Grunde genau das Gegenteil davon. :D
Unfassbar verwirrend - beim Lesen deiner Einleitung (ich nenne es jetzt einfach mal Einleitung, da es am Anfang steht, auch wenn ich mir unter einer konventionellen Einleitung etwas anderes vorstelle) hat man erstmal überhaupt keine Ahnung von wem die Sätze gerade stammen. Noch kurioser wird es als du dann in einem Satz dem Leser zu verstehen gibst, dass es sich wohl um zwei Personen handelt, die "beste Freunde" sind oder sich zumindest dieses Versprechen gegeben haben. Und direkt im nächsten Satz steht dann, dass die beiden sich seit 6 Jahren nicht mehr miteinander unterhalten haben. :lol:

Komplett irrsinnig. Gefällt mir.

Mitten in eine komplett diffuse Situation, mit der du den Leser schon in den ersten drei Sätzen komplett in die Überforderung getrieben hast, kommt dann dieses "Missverständnis" ins Spiel. Irgendein Missverständnis ist also sozusagen die "Erklärung" (mit der sich der Leser zufrieden geben muss weil du eine nachvollziehbare nicht lieferst :D) dafür, dass irgendwelche zwei Personen, von deren Persönlichkeit bzw. Erscheinungsbild man sich überhaupt kein Bild machen kann, wegen eines Versprechens beste Freunde zu bleiben, das 6 Jahre zurückliegt, wobei die beiden seitdem allerdings überhaupt kein Wort mehr miteinander wechselten. Und nach 6 Jahren ohne Kontakt treffen sich die beiden dann um sich einen schönen Abend zu machen? Und dann bringt die ihre lesbische Freundin eiskalt zu dem Treffen mit, das sie mit derjenigen hat, der sie vorher gesagt hatte dass sie nicht lesbisch ist?

Also.

Es ist sehr zeitgenössisch geschrieben. Wenn man sich diesen ganzen Dialog und seine Entwicklung sowie diejenigen Informationen, die uns durch den Erzähler (der übrigens auch zwischen Ich-Erzähler und Personalem Erzähler, also sprich außenstehend aber dann doch nicht neutral) dargeboten werden, einmal unter Zuhilfenahme seines logischen Denkvermögens untersucht, so wird man ohne Schwierigkeiten zum Ergebnis kommen, dass da überhaupt nichts von dem was die handelnden Personen sagen oder machen, zu Ende gedacht ist.

So wie ich das verstehe ist die, die da am Ende einsam und in ihrem ohnehin schon als sehr gering einzuschätzenden Selbstwertgefühl einmal mehr erschüttert, zurückgelassen wird, Jutta. Es lässt sich kaum überlesen, dass die ganze Erzählung aus der Sicht von Jutta geschrieben ist. Für mich ist da zu viel reale Gefühle unter dem Deckmantel einer Kurzgeschichte drin verpackt.

Warum hast du das denn nicht in der Ich-Perspektive geschrieben? Wäre ehrlich gesagt mein aller erster Ratschlag.

Auf der anderen Seite.... Ich finde ein einziges Wort hätte die ganze Geschichte zu einer wahnwitzig guten Kurzgeschichte gemacht.

Nämlich wenn du im letzten Satz "Elena" durch "Jutta" ersetzen würdest.

 
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Hoppela, das hat man selten, dass ein Kommentar länger gerät, als der kommentierte Text. Das nenn ich eine Bereicherung! Aber zum Text:

Gelungener Schachzug, finde ich, ein Satzzeichen zum Titel zu nehmen, das üblicherweise für eine Pause oder ein "bewusst" ausgelassenes Wort steht, aber auch Einschübe vom Wort über Satzteile bis hin zum vollständigen Satz markieren soll, der für dieses kleine Kammerspiel für drei Personen - allesamt weiblich - und zwo Pärchen - das neue mit Elena und Annika, wenn es auf den Rest einer vergangenen Beziehung trifft und das Band zwischen Freundschaft und Liebe zerrissen wird. An sich eine Fundgrube für Wolfgang Schmidbauer und Kollegen. Aber auch für den Leser. Und nicht nur der Titel trifft's und alles, was jetzt folgt, tut dem Text keinen Abbruch.

Und damit hallo und herzlich willkommen hierorts,

liebe/r/s introsersiv
(ich hoffe, Du bist nicht allzu introvertiert, wie es Dein Profilbild vermuten lässt - geh einfach gelassen an die selbstgestellte Aufgabe)

Was zuerst auffällt, ist die Formatierung. Da solltestu vor allem zwischen den Dialogen Umbrüche wagen. Sie dienen nicht nur, die Übersicht zu stärken, sondern vor allem die Lesbarkeit.

Dann klebstu sehr an der Schulgrammatik, was sich in der Vorherrschaft der Hilfsverben ausdrückt. Probier mal selbst aus, das eine oder andere Hilfsverb zu vermeiden. An sich ist dieSchulgrammatik - und da bistu näher dran als ich - nicht falsch.

Ein Drittes ist ein gewisser nachlässiger Umgang mit Rechtschreibung und Zeichensetzung - und das Problem gehn wir jetzt mal durch

Bitte[,] du musst mir glauben.“
(Komma nach Hervorhebung), wobei ich in der Bitte sogar mehr als einen Aussagesatz sehe (!)

Weil hier aufs Prädikat verzichtet wird, muss selbst innerhalb einer Ellipse das Komma gesetzt werden

Der Schmerz[,] unerträglich.
Obwohl der Gedankenstrich (ich stell mal meine Herkunft aus Ironien zurück) den gleichen Effekt wie das Komma hätte ...

Weißt du eigentlich[,] wie schwer es mir gefallen ist, mich ...
(Komma vor vergleichenden Konjunktionen wie "wie", wenn sie einen vollständigen Satz einleiten)

Du sagtest[,] du seist nicht lesbisch, du bevorzugst Schwänze.“

Ich weiß[,] ich habe einen Fehler gemacht.“

Was dachte diese Annika denn[,] wer sie denn sei?
(es verliert nichts an der Aussage, wenn das zwote "denn" weggelassen wird, versuch mal selbst)

Die Türe verschlossen und seit dem nicht mehr gemeldet.
Seitdem ein Wort, ob als Adverb oder Konjunktion

Auslandreise

(i. d. R. mit Genitiv-s als Fugenelement)

Ich konnte doch nicht ahnen, dass…“
(Die Auslassungspunkte, wie sie da distanzlos stehen, behaupten, dass am vorhergehenden Wort mindestens ein Buchstabe fehle. Da wäre die Ästhetik des Apostrophes sparsamer. Besser eine Leerstelle zwischen letztem Buchstaben und erstem Punkt.)

So viel oder wenig für heute und gern gelesen vom

Friedel,
der garantiert noch mal vorbeischaut (was keine Drohung ist, hoff ich doch)

 

Hallo introsersiv.
Das ist eine sehr schicke Kurzgeschichte. Sehr modern geschrieben und emotional trefflich beobachtet.

Mich stören - neben der bereits bemängelten - Rechtschreibung und Formatierung, nur wenige Dinge. Da hat auch der Kulturbereicherer schon was zu gesagt.

Es sieht für mich sehr nach verpackter eigener Vergangenheitsbewältigung aus. Wenn es denn so wäre, ist daran nichts verkehrt. Aber es hinterlässt in mir als Leser einen komischen Beigeschmack. Quasi "too much information" für eine fremde Person. Ich komme damit dem Autor näher, als der Protagonistin. Das möchte ich persönlich nicht. Also sehr subjektiv ;-)

Für mich nur Kleinigkeiten, die deiner guten Erzählweise keinen Abbruch tun. Liebe Grüße

 

Hallo zusammen,

ich danke erst einmal für das Feedback und die Zeit zur Analyse meines Textes (auf inhaltlicher, formaler sowie grammatikalischer Basis). Die Kritiken habe ich zur Kenntnis genommen und versucht umzusetzen.
Kulturbereicherer
Zu dem Punkt wegen der fehlenden Einführung, so denke ich, das Kurzgeschichten anders als Romane nicht immer einer langen und ausführlichen Einleitung benötigen. Da es sich hierbei oftmals, um einen kurzen Zeitraum handelt oder um alltägliche Situationen, in welche der Leser gerne Mal hineingeworfen wird. Natürlich kann ich verstehen, dass es der Geschichte nicht geschadet hätte, die Protagonistin und die Nebenfiguren etwas genauer zu zeichnen. Durch Auslassung von Beschreibungen der Äußerlichkeiten schütze ich mich vielleicht davor, in Klischees zu verfallen. Wie stellt man sich eine Frau vor, die lesbisch ist? Was unterscheidet eine homosexuelle Frau von einer Heterosexuellen? Äußerlich kann ich da, zumindest keine Unterschiede ausmachen. Ob sie nun langes oder kurzes Haar, Kleider statt Jogginghose und Top trägt ist meiner Ansicht nach für die sexuelle Identität und für meine Geschichte weniger von Bedeutung. Ich respektiere natürlich deinen Standpunkt und deine Ansicht, dennoch habe ich mich diesem Punkt nicht anschließen können.
Über die Idee, welche du am Schluss deiner Kritik geäußert hattest, musste ich schon etwas mehr nachdenken. Die Idee, dass Jutta Elena schlussendlich verlässt und nicht umgekehrt finde ich wirklich gut. Ich überlege mir die Tage noch, wie ich diese Idee am Besten in meine Geschichte integrieren könnte oder ob ich daraus nicht sogar etwas Neues spinnen könnte. Wäre jedenfalls ein positiveres Ende, sowie eine positivere Entwicklung seitens Juttas Zustand und inneren Konflikt. Da, wie du richtig bemerkt hast, sie nicht so richtig aus Ihrer Rolle herauskommt. Eine Art Selbsttherapie. Ich danke auf jeden Fall für deine Sicht (auch wenn dir mein Text anfangs Kopfschmerzen bereitet haben sollte) und Ratschläge bezüglich meines Textes.
PS: Ich hoffe durch die Formatierung ist nun besser zu erkennen, wer von beiden spricht.
Friedrichard
Mich freut es, dass dir meine Geschichte zugesagt hat. Zur Grammatik kann ich nur sagen: Ich noch viel zu lernen habe. Ich bin natürlich umso glücklicher, diesbezüglich Hilfe und etwas Unterstützung bekommen zu haben.
Deine Interpretation bezüglich des Titels der Geschichte freut mich sehr, mit Denkern wie "Wolfgang Schmidbauer" würde ich meine Gedankenanstöße nicht vergleichen. Erscheinen sie mir selbst nicht immer sonderlich gut durchdacht, logisch und manchmal etwas zu einseitig. Aber das Leben ist komplex, als das man es in Worten immer so genau beleuchten könnte. Wir können nur mutmaßen wie das "Leben" so spielt und unsere Mutmaßungen versuchen zu belegen. Aus Erfahrungen lernen und diese zu einem Gesamtbild zusammenfügen, um schlussendlich unsere eigene Realität und Sicht auf die Dinge (welche zumeist subjektiv ist und nicht immer der der anderen entspricht) zu entwickeln.
Tatsächlich hatte ich zuerst den Gedanken meine Geschichte auf den einfallslosen Namen "Offene Wunden" zu taufen. Als mir dieser jedoch etwas belanglos und nichts sagend erschien habe ich mich für obigen entschieden.
"Der Gedankenstrich kündigt etwas Folgendes, oft etwas Unerwartetes an."
(Quelle: http://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/gedankenstrich).
Ich würde mich über einen weiteren Besuch freuen.
Chris007
Auch dir danke ich für das Lesen und kommentieren meines Textes, die Formatierung und Rechtschreibung habe ich hoffentlich weitesgehend verbessert. Und bezüglich des Textes kann ich nur sagen: Alle in dieser Geschichte geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. :)

 

Über die Idee, welche du am Schluss deiner Kritik geäußert hattest, musste ich schon etwas mehr nachdenken. Die Idee, dass Jutta Elena schlussendlich verlässt und nicht umgekehrt finde ich wirklich gut.

"Damit verschwand Jutta aus ihrem Leben."

Das was ich daran so unendlich geil finde, ist dass man es auf zweierlei Weisen verstehen kann.

Entweder "ihrem Leben" auf das Leben von Elena bezogen, aus dem sie verschwindet.
Oder aber mit "ihrem Leben" ist ihr eigenes Leben gemeint, aus dem sie verschwindet. Würde zu Jutta auch passen: Sie scheint ganz schön fertig zu sein. Da kann man vielleicht auch im Suizid enden.

 

Siehze, jeht doch,

(ich tipp mal jetzt) liebe introsersiv,

naja, wie das so bei größeren Umbauarbeiten geschieht, kann da einiges übernommen oder neu an Fehlerchen hinzu kommen. Also, nix Aufregendes.

Ausgerechnet heute, wo sie sich einen schönen Abend machen wollte, da tauchte auf.
Im Nebensatz fehlt was. Das Personalpronomen oder besser der Name, sonst könnten von flüchtigen Leser die Personen hinterm gleichlautenden Pronomen velwechsert werden ...

Zeichensetzung

Weißt du eigentlich[,] wie schwer es mir fiel, mich dir anzuvertrauen?
(vergl. Konjunktion folgt vollständiger Satz)

„Seit wann ist das Leben denn bitte fair?
Ist wahrscheinlich in der Aufregung zwischen J. und E. nicht aufgefallen, die kleine, winzige Pause, in der "bitte" eingebettet ist (Komma oder besser Gedankenstriche?)
Denkst du[,] ich vergebe dir, nur weil du hier sitzt und dich entschuldigst?“
Warum hast du mich stattdessen ausgelacht und mir gesagt[,] du seist hetero?
Ich wünschte[,] ich könnte es rückgängig machen.

Ich mach's mir jetzt einfach (hätt ich gestern schon machen sollen, aber die Begeisterung verdrängte den Vorsatz)

Unter http://detlef-horster.de/texte/komma.pdf ist eine Zusammenfassung aller aktuellen Komma (aber nicht aller Satzzeichen) Regeln ls PDF Datei eingestellt. Runterladen, Verknüpfung herstellen und ruckzuck bistu in den Regeln. Herr Horster wird nix dagegen haben (warum stellte er denn sonst dergleichen im WeltWeitengeWerbe ein?) Es gibt noch andere Zusammenfassungen, musstu mal schauen.

Verwechselungen kommen schon mal vor (selbst bei mir mit meinem Zwei- bis drei-Fingersuchsystem

„Jutta, es tut mir Leid das ich deine Gefühle damals verletzt habe.
Und dass meine ich ernst.“

Du fr[a]gst nicht Mal wie es mir erging?
..., verlangtest etwas[,] das ich dir nicht geben konnte.“

Aber immer ohne Gewähr auf Vollständigkeit, ich kann was übersehn, aber auch irren.

Ganz andere Richtung, wenn ich jetzt frag, ob da überhaupt je "Liebe" im Spiel sein kann in diesem dramatischen Kammerspiel.

Was ist Liebe? Zunächst einmal ein allzu häufig verwendetes und darum in seiner Bedeutung gefährdetes Wort, wo's vordem begann als ein (sehr) geehrte/r … und mit einem steifen hochachtungsvoll schloss, steht heute das zur Floskel erstarrte liebe/r …, ohne dass ein Hauch davon zu spüren sein muss, auch hier vor Ort.

"liebe" introsersiv.

Doch weg von der Floskel!

Ist das Liebe, wenn einer in den andern verknallt ist? Da ist die Liebe ein seltsames Spiel, wie ja schon Connie Francis sang und fortfuhr, sie komme und gehe von einem zum andern (oder doch so ungefähr).

Den Goten – hab ich schon etwas anders an andern Stellen, etwa bei lakita, Marai, Markus’ und zuletzt Morphin aufgeführt - wars entscheidende im Wort „Liebe“ (= frijaþwa) die Freiheit (= frijei) als Unabhängigkeit von irgendwelchen Besitzansprüchen, und „frijon“ war, was man gern tat – weil als freier Mensch, was allemal im „friond/i“ dem/ der Freund/in mitschwingt.

Da mag einer nun darauf kommen, dass Wulfila - der erste Mann germanistischer Zunge, von dem schriftliche Zeugnisse belegt sind, der die Bibel in seine Volkssprache übersetzte und auch, wenn nötig, Worte neu geschaffen hat, dieser völkerwanderungszeitliche Luther hatte sicherlich die Finger drin in dieser Art von Wortbildung und könnte durchaus den ersten Korintherbrief, 13, 4 ff. in „frijaþwa“ umgesetzt haben, denn „die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf, …“ Man sehe nun wie durch „einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Glaube ist Vertrauen (im ahd. gilouben schwingt auch noch ein ge-loben, Treue mit) und die Hoffnung hatte im ahd. zwei Wörter, die gegensätzlicher nicht sein können und die wir heutigen sofort erkennen: trost und wan (ausgesprochen wie unser nhd. Wahn).

Keine Angst, ich bin kein Pfarrer, kein Lehrer und zudem irreligiös …, aber der Verstand sagt mir, wer nicht zu lieben fähig ist, ist unfähig zur Nächstenliebe, die sich (politisch, sozial) als Solidarität äußert - und die ist heute wichtiger als Besitzansprüche zu stellen und zu wahren. Alles drei – Liebe, Freundschaft, Solidarität (Nächstenliebe) – kommen nicht von allein, müssen also gegeben oder erworben werden. Der einfachste Weg ist durch Vorbild in der Erziehung. Aber wem erzähl ich das? Ich bin von überzeugt, dass es allemal auch intuitiv geht. Was also glaube ich, was da zwischen J. und E., aber auch E. und A. sei?

Vorsorglich schönes Wochenende vom

Friedel

 
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Hallo nochmal,
Kulturbereicherer
danke für deine Anmerkungen. Ich habe mich doch dazu entschlossen, das Ende an deinen Vorschlag anzupassen. Ich persönlich würde Jutta zwar nicht wünschen, dass diese sich wegen solch einer Lappalie und Fiktion des Schreiberlings, das Leben nimmt. Doch absehbar ist das leider nicht, daher in dieser Hinsicht: Jutta alles Gute! Vielleicht findet sie den Schlüssel, welcher ins Schloss passt. Und wenn nicht, dann bleibt es trotz allem eine Geschichte, welche nicht auf wahren Begebenheiten basiert. Sondern die nur aus den Hirnwindungen eines jungen Mannes hervorgekrochen kam, der sich als Hobbyautor versucht. ;)
In diesem Sinne, danke ich dir nochmals vielmals dafür, dass durch deinen guten Einfall, das Ende nun mehr als zwielichtig erscheinen mag.
Friedrichard
Auch dir gilt mein Dank. Die Seite, welche du mir verlinkt hast, ist sehr hilfreich. Klar, gibt es diesbezüglich im Internet viele hilfreiche Ecken. Selbst im Deutschunterricht ist Grammatik mitunter schon oft genug angesprochen und geübt worden, sodass man meinen könnte ich hätte die Regeln langsam alle in mich aufgenommen. Scheinbar wohl nicht. Ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Grammatik ein ziemlich trockenes Gebiet ist. Leider gehört sie zum Schreiben. Also sollte ich mir wohl in den Hintern treten und pauken!
Bezüglich der "Liebe", so kann ich sagen, dass Jutta keine Liebe für Elena empfindet. Zumindest nicht mehr. Dafür ist das Vergangene auch viel zu lange her. Das Leben musste für Jutta weitergehen, dieses bewegt sich jedoch an diesem Abend in die entgegensetzte Richtung. Ihre verdrängten Emotionen kochen über. Sie sucht die direkte Aussprache, sie erhofft sich auf ihre Fragen Antworten. Sie möchte Elena nicht zurückerobern. Das wird dadurch deutlich, dass sie nicht vor hat Elena anzugraben oder sie ihr Annika auszuspannen. Nein, Juttas primäres Ziel ist es Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Sie möchte Elenas Verhalten verstehen. Sie möchte damit abschließen können und sich nicht länger mit Fragen quälen, auf die sie keine Antwort findet, welche sie sich nicht beantworten kann. Jutta ist somit noch immer Gefangen in vergangenen Zeiten, sie konnte damit noch nicht abschließen.
Ob das Schwärmen für Elena mit "Liebe" gleichgestellt werden kann, dass kann ich so nicht sagen. Für Jutta war es wohl subjektiv betrachtet ein Gefühl des Verliebtsein und ein Gefühl der Liebe für Elena, zumindest fühlte es sich für sie wie Liebe an. Ich denke dies beruht, auf persönlicher Ebene. Für den einen bedeutet Liebe, ewige Treue eine gewisse Verbundenheit mit dem anderen einzugehen. Für den anderen ist Liebe rein körperlicher Natur, dieser empfindet Liebe für die Person als solche, also auch in geschlechtlicher Ebene. Das bedeutet nicht das jemand der körperliche Liebe empfindet, nicht auch einen Wunsch nach Verbundenheit hegen kann und das der der an die ewige Verbundenheit glaubt auf den Liebesakt verzichten mag. Dennoch ist der Begriff der "Liebe", nicht durchwegs bei jedem Menschen gleichbedeutend. Eine Sache der Interpretation und des Verständnisses. Ist Geschlechtlichkeit und Empfindung gleichbedeutend mit Liebe oder sind diese letztlich nur ein Teil des Komplex "Liebe"? Kann Liebe allein auf Werte reduziert sein oder lebt Liebe schlussendlich von mehr als nur dem äußeren Erscheinungsbild und der Persönlichkeit eines Individuums? Ist Liebe eine Formel, die berechenbar ist oder lässt sich Liebe nicht physikalisch erklären? Alles Fragen auf die wenige eine Antwort finden mögen. Und sicher gibt es noch mehr solcher Fragen, die einem unbeantwortet bleiben. Vielleicht ist Liebe, dass was jeder Einzelne von uns für Liebe hält. Vielleicht versteckt sich hinter der Liebe nichts weiter als der Wunsch nicht mehr allein sein zu müssen. Wobei ich glaube, dass dies zu eindimensional gedacht ist. Liebe kann auch Ausdruck der Wertschätzung und somit ohne geschlechtliche Aspekte einhergehen. Die Liebe zu Familienangehörigen zählt hierbei herein und dennoch gibt es Fälle, in denen sich Bruder und Schwester auch geschlechtlich angezogen fühlen. Dennoch kommt es nicht selten vor, dass sich Eltern an Kindern vergreifen. Geschieht dies aus Liebe, spricht man in dem Fall dann noch immer von Liebe?
Ob Jutta nun Elena schlussendlich geliebt hat oder nicht, schlussendlich hat sie dadurch ihre beste Freundin verloren und beide haben sich mehr oder minder von einander entfremdet. Was letztlich zwischen Jutta und Elena, bzw. Elena und Annika ist? Ich denke es ist Distanz, sowie eine ungewisse Zukunft, welche auf alle drei zukommt, denn nicht nur Juttas Zukunft wird sich nach diesem Abend in eine ungewisse Richtung ausweiten, sondern auch Elenas. Doch dies ist eine andere Geschichte.

Schönes Restwochende wünscht

Introsersiv

 

Nix zu danken,

liebe introsersiv,

und wenn Du Dich fragst, warum ich Inhalt (komm ich gleich drauf) und Form gleichwertig behandel, gibt's vor allem für jüngere Leute nur die Antwort: Als ehemaliger Ausbildungsleiter (kfm.) weiß ich, was mit Bewerbungen geschieht, wenn sich darin vermeidbare Fehler finden. Dass Fehler vorkommen, ist an sich das Natürlichteste der Welt.

Keine Chance für die Bewerbung und mag sie von einem noch so übermächtigen Genie verfasst sein!

Mein Tipp - die ersten hundert Seiten des Rechtschreibdudens reinziehen und Du hast das Wesentliche drin - in fünf Arbeitstagen (wer will schon 1.300 Seiten des Grammatikdudens - mindestens zwo Monate bei bis zu 50 Seiten an guten Tagen - im Bett durchziehen - gibt nur blaue Flecken.) Aber aufgepasst: Wie die Steuergesetze oder überhaupt die meisten Gesetze und Verordnungen, so sind die amtl. Regeln und auch ein Duden zur Rechtschreibung nicht widerspruchfrei.
Aber wie das gesamte Rechtssystem dient die Grammatik der "Reduzierung von Komplexität", wie es Niklas Luhmann einmal definierte. Schau Dir mal die Schreibweisen ein und desselben Satzes vor der Duden-Reform durch. Da konnte gelten, "man schreibt, wie man spricht", was Dir am deutlichsten wird, wenn in Mundart/Dialekt oder auch Soziolekt gesprochen und aus Gründen einer aberwitzigen Prämisse der Glaubwürdigkeit, gar Authentizität geschrieben wird.

Also sollte ich mir wohl in den Hintern treten und pauken!
Nich' pauk'n, bessa: Neugierich bleib'n und Neuet lern'n. Wennet jeht - bis zum letz'en Tach!

Bezüglich der "Liebe", so kann ich sagen, ...
Nee, erklär nix. Je mehr Deutungen eine Geschichte zulässt, umso besser kann - keineswegs "muss" - sie sein, womit wir beim Inhalt sind, sonst müsste ja Wolfgang Schmidbauer (den ich im Zeit Magazin immer wieder gerne lese in Sachen "Liebe" und "Hass" und allem, was dazwischen liegt). Denn nix ist weltbewegender als Nord- und Südpol der Gefühlswelt von unserem animalischen Erbe bis zum kulturellen Überbau - selbst in der extremen Form des Turms zu Babylon. Und schon Adam - der "Mensch"- lebte in einem Dreiecksverhältnis - Lilith und Eva. Selbst Luther konnte nicht verhindern, dass zwei Schöpfungsgeschichten nebeneinander laufen. Lilith ist selbstbewusst und Eva halt aus der Rippe Adams. Ohne Selbstbewusstsein, dass die Schlange als das Böse herhalten muss. Die geheime Verführerin.

Und mal so gefragt: Warum sollte irgendwer einer Geschichte seine Sicht der Dinge hinterherschieben, wenn doch wie im hiesigen Fall klar ist, dass Freundschaft langfristig wichtiger ist als das animalische Erbe der unwichtigen Geschlechtlichkeit - umso mehr, als das animalische Erbe mehr mit Macht- und somit Ungleichverhältnissen als der Gleichberechtigung zu tun hat?

Erspar's Dir und lass den Leser/Hörer arbeiten, deuten. Lass Dich bestenfalls bei formalen Dingen wie den Naturgesetzen in Erklärungsnot bringen (man kann einfach nicht alles wissen, muss es auch gar nicht. Ich könnt gar nicht mehr schlafen, wüsst ich alles.) Und mal grundsätzlich:

Wofür hat der Leser denn seinen Kopf - ich hab meinen buchstäblich nicht zum Haareschneiden.

Gut nacht und bis bald

Friedel

 

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