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Gedankenstrahlen
„Blöder Scheiß!“
Der Wahnsinnige spuckte aus. Ekelhafter Sabber.
„Blöde Scheiß Maschine!“
Das Kirschholz der Wände war an mehreren Stellen stark durchnäßt, und der Regen erkotzte sich unbarmherzig weiter aus dem Himmel.
Der Himmel war grau. Alles war grau.
Richards Bewegungen waren unterlegt von rasendem Hass. Doch fanden die Finger ihr Ziel und bewegten immer wieder die richten Hebel, drückten brutal auf die richtigen Knöpfe und droschen hart auf die richten Regler ein.
So ging es. Sekunden, Minuten...
Währenddessen tobte sich der Wind gleichermaßen aus. Äste zuckten hin und her, sichtlich gequält von der Regenpeitsche.
Das war draußen.
Drinnen lärmten Metall und Flüche.
Schließlich hörte man nur mehr den Atem des Wahnsinnigen. Es war vollbracht.
Die 5 prangte wie eine Wunde auf dem Blatt.
Kletus fühlte sich wie Beton.
Es war noch nicht zu ihm durchgedrungen.
Die Haare der Lehrerin flatterten im Wind.
Es war braun, dicht, und sah ein wenig wie Krepppier aus.
Kletus dachte nicht an seine Note, er dachte an sie. Sie.
Sein vorrätiger Zorn taute auf wie Butter und verdampfte in der Atmosphäre.
Er war benebelt von negativer Energie. Er war destruktiver als Henry Rollins.
Die Lehrerin klebte an der Tafel wie eine fliegende Nacktschnecke an einer Windschutzscheibe.
Ihre einstmals so sorgsam sortierten Eingeweide und inneren Organe rannen oder rutschten über ein kreideweiß geschriebenes „SEX“.
Ihr Haar war noch da.
Die Kinder schrien.
Das Feld des Energie- Verstärkers breitete sich weiter aus.
Während seiner Reise wurde es stärker; gefüttert durch der Menschen Energien.
Schuld, Verantwortung Emotionen wurden potentiert, gestapelt, weitergeleitet.
Das Einbahnstraßensystem der Seele
Schlechtes Karma konnte tödlich sein.
Die Masse hatte sich angesammelt, und stockte in ihrem Fluss.
Wie geronnenes Blut, dass sich in den Kanälen sammelt.
Die Stadt war durchflutet von Schildern und Transparenten.
Schreiende Buchstaben zeugten schweigend von Hass.
Gellende Farben über dem faden Vibrato der Straßenbekleidung.
Tausende Kilometer weiter westlich war ein Raum besudelt von einer blutigen Sauerei.
Es würde in den Zeitungen erscheinen und für noch mehr Blut sorgen.
Es würde Zorn und Unverstehen ernten.
Der Führer war tot.
Der einstmals blaue Teppich hatte die Farbe eines verwaschenen Sonnenuntergangs.
Das Feld durchdrang jedes denkende Lebewesen. Es jagte, und erlangte stets seine Nahrung.
Auf der anderen Seite des Erdenrundes, hatte es sich wiedergetroffen und geschlossen.
Nun war es an der Zeit für Gerechtigkeit; auch außerhalb des Horizonts.
Einer dieser Punkte würde für Leben stehen.
Wie Motten die um eine Lampe kreisen, so zogen organische Dreckmülldeponien ihre Bahnen um diese Lichtstellen.
Wo Leben war, da war auch Emotion.
Das Feld dehnte sich aus, und machte sich auf die Jagd nach Karma.
Es zu züchten, zu verstärken und zu verzehren.
Es hochzuschaukeln, in schwindelerregende Höhen, wo kein vernünftiger Geist überleben konnte, und Gedanken sich in das Fleisch bohrten.
Was gab es anderes als Gerechtigkeit?