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- 23.01.2002
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Gedanken
Gedanken. Chemische Zufallsprozesse, die durch Reize initiiert werden, direkte akute Reize und periphere Reize, die doch unausweichlich und gnadenlos unser Leben, unser Handeln unsere Existenz absolut und totalitär dominieren? Sind diese chronologisch logischen (wissenschaftlich betrachtet) Prozesse, die unser ‚freies Denken’ bedeuten, eventuell nicht nur eine bloße nicht analysierbare und scheinbar chaotische Symbiose von Elektronen, Synapsen und Nervenzellen, die auf rein logischer („logisch“ erscheint mir das kurrente Stadium der Wissenschaft, die auf Beweisen basiert, die aussagenlogisch korrekt sind und die dafür postulierten naturwissenschaftlichen Axiome) Weise nur einen richtigen, weil nämlich logischen Existenzpunkt in einer linearzeitlichen Welt haben?
Doch was kann dem widersprechen? Ein Elektron, dass sich plötzlich auf den Weg macht, die Nervenzellen im Gehirn zu durchqueren- was ist die Intention dieses Teilchen in genau jenem Moment sich in genau jener Richtung mit jener Geschwindigkeit zu bewegen? Intention? Ein Teilchen? Jeder kompetente Physiker und Biologe wird dem Teilchen jegliche Intention absprechen. Doch wo ist das freie Denken geblieben? Pausiert es in einem nicht naturgesetzgebundenem Raum hinter unseren Augen, agiert zufällig, ohne Auslöser?
Wie kann etwas frei sein, in einem Universum, in dem die Regeln gelten, die wir errechnen und formulieren. Jedes Treiben verlangt die physikalisch-zeitliche Richtigkeit, einen Initiator oder es ist ein Paradoxon zur Realität, zur Physik und Mathematik. Ein Teilchen, das plötzlich aus dem Nichts ‚kreiert’ wird, Materie, die im nächsten Moment nicht mehr existiert, ohne Grund. Unlogisch. Sollte es in unsere Welt etwas wie Zufall geben? Wenn man die Ratio zugrunde legt und die daraus resultierenden Strukturen der Existenz, so kann es nur die eine richtige Antwort geben: Nein!
Heisenbergs Unschärferelation, ein Gegenbeweis? Ein Beweis für das nicht existieren einer absoluten physikalischen Gewissheit, eine Grenze ohne die Chance einer Überwindung dieser? Hier scheint für den Menschen und sein ach so progressives analytisch rationales Denken nur der Glaube weitere Analyse zuzulassen. Entweder man setzt trotzdem nur eine Physik voraus, die auch dann gilt, wenn der Mensch sie nicht gerade erfährt oder analysiert oder man endet im Glauben an Kräfte, Energien, die nicht den Regeln unseres Universums unterliegen oder dass diese Regeln flexibel sind.
Ist die Grenze unseres Verstandes auch die Grenze unseres Glaubens an das Rationale? Wieso ist der Mensch nicht gewillt zu negieren, dass seine erfahrenen und in seinem Verständnis bewiesenen Grundregeln, nicht nur in einem begrenzten ‚Raum und Zeit’ - Kontext zu gelten haben. Entstand aus der Grenze unser Rationalität die Irrationalität, die Religion, dass schlechte Gefühl, wenn eine schwarze Katze den eigenen Weg von rechts nach links kreuzt?
Ein trauriges Bild der Erkenntnis eröffnet sich mir: Muss ich meine erworbenen Vorstellungen einer logischen Welt über Bord werfen, um an meinen freien Glauben glauben zu können- dies erscheint mir paradox. Dient mir diese logische Welt doch dazu diese Vorgänge zu durchleuchten und als Essenz ergibt sich, dass es keine logische Welt geben darf. Somit wäre mein Denksystem grundlegend falsch. Eine logische Welt ohne Zufall, läst mich auf eine Gefangenschaft des Geistes schließen, der eine solche Bezeichnung nicht würdig ist, da er nicht universell existiert, sondern nur subjektiv. Für jeden anderen bin ich ein zellulärer Haufen aus 100 Milliarden Zellen, die in einer unüberschaubaren Kommunikation, basierend auf einer natürlichen Ordnung, ein agierendes (natürlich nur subjektiv) Etwas darstellen, das die Arroganz besitzt, sich mit dem Glauben an Entscheidungen, die nur vom Geiste getroffen und nicht von chemisch-physikalischen Zuständen initiiert werden, den prinzipiellen Grundsätzen der Existenz entziehen zu wollen. Doch als Teil eines ganzen Seins kann der Mensch nicht wirklich glauben ihm wäre die Gabe gegeben, das unumstößliche Verhalten von Materie und Energien zu beeinflussen. Wann setzt diese Fähigkeit ein, woher kommt sie, falls es sie gibt.
Ist man frei, weil man denkt man ist frei und ist man nicht doch gefangen, zurückgelassen in einer nie zu ergründenden Dunkelheit, einer Schwebe, die das gesamte Leben andauert ,weil man selbst nämlich den Gesetzen des Seins unterliegt und somit nicht ihre Nichtexistenz beweisen kann? Hebe ich die Hand als These zum Beweis des freien Willens, so wirft sich die Frage auf, ob nicht gerade diese oder jene chemischen Prozesse dafür auslösend waren oder die Reaktion auf den Existenzzustand des Universumzustandes davor. Könnte der Mensch sein Gehirn erklären, die Denkmechanismen auf logische Art analysieren und verstehen und gibt es keine Fügung, so ist der Freie Wille ein für mich ‚glücklicher Zufall’.