Gedanken
Leise rauschend blickt mir der weiße Monitor entgegen, während ich mich bemühe, die Bilder aus ihrer Gefangenschaft in meinem Kopf zu befreien und es ihnen zu ermöglichen, über meine Hände, die im gleichmäßigen beruhigenden rhythmischen Tackern auf der Tastatur einen Tanz aufführen, verewigt zu werden.
Freiheitstanz der Gedanken.
Viele Seiten habe ich schon mit Buchstaben gefüllt, allesamt verzweifelte Schreie in die Unendlichkeit alles Seins, trotz jeglichem Besserwissen des Geistes auf ein Echo lauschend... werden es meine Worte je vermögen, sich gleich der Sphinx in der Wüste dem Sandsturm der auslöschenden Ewigkeit entgegenzustellen?
Oder wird sich in einigen Jahren vielmehr niemand mehr an mich erinnern, wird niemand mehr wissen, wer ich war, wann ich war, wie ich war - ob ich überhaupt war? Kurzum, ich werde vergessen sein.
Ver-ges-sen. Hört sich fast an wie vergossen, hm?
Vielleicht ist es das ja auch: Vergossen all die Energie, die Mühen, die Glücklichkeit - vergossen das Leben. Vergossen in den Schlund der Zeit, heruntergeschluckt, bei der Verdauung bis zur Unendlichkeit zerstört, in irgendeine finstere Ecke ausgeschieden.
Bitterer Tod der Gedanken.
Doch im Strudel der Zeit errichte ich eine letzte Bastion meinerselbst; mit Mauern aus Sätzen, Schießscharten der Fragen und bemannt mit den tapfersten Recken - meinen Träumen.
Überlebenskampf der Gedanken.