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30.08.2003
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Gedanken

Leise rauschend blickt mir der weiße Monitor entgegen, während ich mich bemühe, die Bilder aus ihrer Gefangenschaft in meinem Kopf zu befreien und es ihnen zu ermöglichen, über meine Hände, die im gleichmäßigen beruhigenden rhythmischen Tackern auf der Tastatur einen Tanz aufführen, verewigt zu werden.
Freiheitstanz der Gedanken.
Viele Seiten habe ich schon mit Buchstaben gefüllt, allesamt verzweifelte Schreie in die Unendlichkeit alles Seins, trotz jeglichem Besserwissen des Geistes auf ein Echo lauschend... werden es meine Worte je vermögen, sich gleich der Sphinx in der Wüste dem Sandsturm der auslöschenden Ewigkeit entgegenzustellen?
Oder wird sich in einigen Jahren vielmehr niemand mehr an mich erinnern, wird niemand mehr wissen, wer ich war, wann ich war, wie ich war - ob ich überhaupt war? Kurzum, ich werde vergessen sein.
Ver-ges-sen. Hört sich fast an wie vergossen, hm?
Vielleicht ist es das ja auch: Vergossen all die Energie, die Mühen, die Glücklichkeit - vergossen das Leben. Vergossen in den Schlund der Zeit, heruntergeschluckt, bei der Verdauung bis zur Unendlichkeit zerstört, in irgendeine finstere Ecke ausgeschieden.
Bitterer Tod der Gedanken.
Doch im Strudel der Zeit errichte ich eine letzte Bastion meinerselbst; mit Mauern aus Sätzen, Schießscharten der Fragen und bemannt mit den tapfersten Recken - meinen Träumen.
Überlebenskampf der Gedanken.

 

Hallo Wölfin,
du hast sehr kluge philosophische Gedanken zu Papier gebracht. Wohl jeden graust es davor, in die Bedeutungslosigkeit zu versinken und vergessen zu werden. Aber ob Sätze, Fragen und Träume dagegen helfen?
Herzliche Grüße! Marion

 

Freut mich, dass dir mein Geschreibsel zusagt! :)
Also, ein bisschen was hatt' ich mir schon bei den drei von dir hinterfragten Dingen gedacht:
Sätze - Stehen für das, was man im Laufe seines Lebens schreibt und somit für den "Gedankenextrakt", den man der Nachwelt hinterlässt (...natürlich mit dem eigenen Namen drunter... aus wohlbekanntem Grunde... ;) )
Fragen - Verhindern, dass man abstumpft und allmählich zu Staub zerfällt, ohne dass es einem auffällt (am wenigsten einem selbst!!)
Träume - Der wohl einzige Grund, der einen überhaupt am Leben erhält, hm?
LG, Wölfin

 

Salú wölfin!

Coole(anderes Wort passt nicht) Bilder, die du durch deine Sätze tanzen lässt.
Jedoch: "Unendlichkeit des Seins" klingt zu übertrieben, zu oft benutzt, versuch es vielleicht mit unbekannter Wortfindung oder einem Bild, dass dazu passen würde. Ein unbekannt großer, schwarzer Raum :D ...(?)

PS: Erfüllte Träume, wenigstens ab und an, sind der eigentliche Lebenssaft. Wer 40 Jahre träumt und schlafend wacht, nie seine Wünsche erfüllt bekommt, der nimmt sich selbst, seine Träume und sein Leben nicht mehr ernst.
Ausserdem...es gibt mehr als Träume...gute Freunde...und...in vino veritas...etc.

Weiter so, schöne Geschichte, die mich heute nicht schlafen lässt!

 

Hallo Wölfin,
ich wollte dich mit meiner Frage etwas provozieren, danke für deine Erklärung!
Eine reife Leistung, nicht nur schreibtechnisch sondern auch philosphisch! Alle Achtung! Marion

 

Das ist es! Erinnerst du dich daran, wie ich sagte, das Reime einen oft die Gedanken, die man zu Papier bringen möchte, kaputt machen?
Hier hast du den Beweis. Eine Reimform, wie du sie ja oft verwendest, hätte hier einen sehr guten Text zerstört.
Da ich ja einige Arbeiten von dir kenne ;)
kann ich sagen, diese hier gehört zu deinen BESTEN!

Grüße...:)

 

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