Gedanken zu einer weisen Büste
Gedanken zu einer weisen Büste
Es war einmal ein Mensch, der war so weise. Nichts tat er außer weise Dinge zu denken. Er dachte und dachte schon als Kind – er dachte und dachte auch in Jugendjahren – er dachte und dachte und dann starb er. Frauen hatte er keine, hatte keinen Freund - er hatte nur sich. Er hatte seinen Kopf. Für was brauchte er denn dann auch andere Menschen?
Als er tot war, vergaß man ihn auch nicht. Eine Büste stellte man im Eingang des Museums auf. Dort steht nun sein Kopf und wird eifrig von Japanern abgeknipst, andächtig von Geschichtsprofessoren betrachtet und der Rest geht an ihm vorbei.
Und alle sehen seine Büste weise lächeln und denken nicht daran, dass er vielleicht auch mehr als nur gedacht hat. Dass er auch geraucht, gebumst und gefressen hat. Dass auch er geschlagen, gehasst und in Ekstase gesoffen.
Nein! Denn er war doch weise! Ein weiser Mensch tut so was niemals nicht!