Gedanken eines Mörders
Gedanken eine Mörders
Ich denke, es ist an der Zeit die Wahrheit zu sagen. Ich könnte sie nie aussprechen, es nie wirklich zugeben, aber ich habe einen Menschen getötet, und ich wage es hier nur zu schreiben, weil ich weis, dass sie es erst lesen werden, wenn ich schon längst nicht mehr auf dieser Welt lebe.
Ich muss es einfach loswerden. Ich muss einfach versuchen, es durch diesen Brief von meiner Seele zu verbannen. Es ist zu schmerzhaft, und ich kann es nicht länger ertragen, wie es sich an mein Gewissen klammert und sich immer weiter in mir ausbreitet.
Ich will das es fortgeht, dieses schreckliche Bild ihres Gesichtes. Ich will das es fortgeht aus meinen Gedanken! Ich will es nicht mehr sehen, dieses sterbende Gesicht.
Ich kann nicht mehr. Denn die Kraft hat mich mit ihrem Tod verlassen, als wäre sie mit ihr gestorben. Ich bin kraftlos und vegetiere nur noch dahin.
Ich will sterben, ich möchte ihr so gerne folgen.
Sie war eine so schöne Frau. So zart, mit ihren unschuldigen Augen ähnelte sie so sehr einen Engel, das ich dem Drang nicht widerstehen konnte sie zu einen zu machen. Ich wollte, das sie ein Engel wird, der auf einer Wolke sitzt und über mich wacht.
Oh ja, ich wollte sie töten. Sie, mit dem langen braunen Haar. Wie untypisch für einen Engel, habe ich so bei mir gedacht und mich darüber gefreut. Ein ganz anderer Engel, wundervoll.
Ja, ich habe sie geliebt, von der ersten Sekunde an. Und ich habe sie viele Sekunden gekannt und betrachtet. Und während wir uns einander näherten, auf dieser verlassen Straße in dunkler Nacht, wuchs in mir der Wunsch, sie zu einem Engel zu machen.
Ich glaube an Engel, ja wirklich ich glaube an sie. Diese himmlischen Geschöpfe. Sie haben mich in meinen Träumen besucht. Ja, wirklich, ich habe sie gesehen, wie sie tanzten und lachten.
Ich selbst, wollte ein solches Geschöpf erschaffen. Ich wollte diese Macht, mit meiner ganzen Seele, ich wollte diese Macht. Und wenn ich dafür seelenlos werden sollte. Ich wollte sie.
Und dann, dieser Engel. Dieses Mädchen, einem Engel so ähnlich, sie war würdig. Sie musste es sein.
Und ich reagierte schnell. Mit einer Grabeskälte in mir, handelte ich. Und es verlief alles genau, nach diesem ausgefeilten Plan. Einem Plan der über eine endlose Zeit hinweg in mir gewachsen war.
Alles war genauso, wie in unendlichen Träumen und Wünschen zuvor. Ich war dazu bestimmt einen Engel zu schaffen und ich tat es.
Ich hielt sie fest, so fest, das sie keine Chance hatte sich zu wehren.
Aber ich tat ihr nichts an, ich berührte ihren Körper nicht. Nichts unreines sollte an ihr sein. Und dann tötete ich sich schnell und schmerzlos und es fühlte sich gut an.
Ihren wunderschönen Körper, bettete ich sachte in das Gras und legte die Rosen, die ich für sie gekauft hatte, um sie und auch auf sie. Es waren weiße Rosen, von der Farbe eine Engels. Und sie leuchteten in der Nacht, leuchteten so hell.
Die Polizei fand sie später, aber sie fand mich nie.
Zwei Jahre ist es jetzt her, ja zwei müßten es sein.
Was ist bloß passiert? Was ist bloß mit mir passiert?
Seit zwei Jahren quält mich ihr Bild. Seit der ersten Nacht, nach ihrem Tod.
Es quält mich, quält mich so sehr. Ich bekomme kaum noch Luft und die ganze Welt verändert sich.
Jede Frau trägt ihr Gesicht. Jede Frau auf der Straße und im Supermarkt, trägt ihr Gesicht.
Ich will schreien. Ich möchte sie alle, sie alle töten. Doch ich würde nie fertig damit und ihr Gesicht bliebe.
Es ist in meinem Kopf.
Auf meine Augen tätowiert, in meinem Spiegel gefangen, auf jede weiße Wand gesprüht. Und es geht nicht ab.
Es geht einfach nicht ab.
Ich habe meinen Spiegel zerschlagen, meine Wände zerkratzt und mich selbst geblendet. Ihr Gesicht aber, bleibt.
Und jetzt weis ich nur noch einen Ausweg. Sie sagt es mir jeden Tag. „Alles wird aufhören, wenn du es tust!“.
Und letztendlich wird sie ihre Rache bekommen.
Ich werde ich folgen.
„Ich werde dir folgen mein Engel!“.
Ich schreie jetzt nur noch und die Schreie bleiben mir im Ohr. Und es sind längst nicht mehr meine, sondern ihre Schreie.
Ja, ich werde mich töten,
doch ich werde es nicht in der Hoffnung tun, ihr zu entfliehen. Doch ich weis genau, sie wird mich auch im Tod nicht ruhen lassen. Auch in dieser endlosen Tiefe des Todes, werde ich nicht von ihr befreit.
Der Gedanke daran zerreist mir das Herz und macht jeden Schritt den ich gehe sinnlos.
Sinnlos und ohne Hoffnung.
Denn ich weis sie wird mich jagen, jagen wie ein Wildes Tier, jagen,
wie ich sie gejagt habe.
Doch eine immer wieder aufkeimende, trügerische Hoffnung, flüstert leise und verführerisch und, ja, dieses einfältige Gefühl, gibt mir die Zuversicht, dass der Tod eine Lösung sein könnte.
Denn vielleicht habe ich eine Chance ihr zu entfliehen, ihrem mörderischen Willen zu entkommen. Und vielleicht finde ich einen Weg, der mich rettet. Eine Möglichkeit ihrer gnadenlosen Vollstreckung zu entrinnen.
Eine Chance, die sie nicht hatte.