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Geburtstagseinkaufsfahrt

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03.07.2004
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Geburtstagseinkaufsfahrt

Svenja und Tim waren ganz aufgeregt. Heute mussten sie ausnahmsweise nicht in den Kindergarten gehen, sondern durften mit Mama und Papa einkaufen fahren. Morgen, am Sonnabend, wollten sie ihren fünften Geburtstag feiern und hatten dazu alle ihre Freunde aus dem Kindergarten und der Nachbarschaft eingeladen. Svenja und Tim waren Zwillinge, aber sie sahen sich nicht sehr ähnlich und sie hatten auch unterschiedliche Freunde. So kam eine lange Einladungsliste zusammen. Und nun wollten sie die vielen Dinge besorgen, die für so eine große Geburtstagsfeier nötig waren.

Svenja und Tim waren auch aus einem anderen Grund aufgeregt. Eine Autofahrt mit Papa in die Stadt war ein Erlebnis. Tim freute sich schon darauf, während Svenja hoffte, es würde nicht zu schlimm werden. Papa war ein guter Autofahrer, aber wenn er sich über andere Autofahrer ärgerte, schimpfte er lauthals. 'Ich rege mich nicht auf, Schimpfen beruhigt mich' sagte er dann, wenn Mama ihn bat, sich nicht immer aufzuregen.

Bereits an der ersten Ampel mussten sie anhalten. Als das grüne Licht aufleuchtete, fuhr das Auto vor ihnen nicht gleich an und Papa begann: "Es ist grün. Grüner wird's nicht, nun fahr doch, du Nachtmütze!"

Papa überholte dann den anderen Wagen, der langsam weiterfuhr und Tim zeigte aufgeregt auf den Fahrer: "Schau mal, Svenja, der trägt ja tatsächlich eine Nachtmütze." Und beide schauten fasziniert auf die weiße Bommelmütze, die der Autofahrer auf seinem Kopf trug.

Plötzlich kam ein Autofahrer aus einer Seitenstraße und fuhr auf die Hauptstraße, ohne anzuhalten. "Wohl Tomaten auf den Augen", brüllte Papa ihn an.
"Toll, der hat tatsächlich Tomaten vor den Augen", rief Tim und klebte an der Scheibe.
"Der Arme, der sieht doch gar nichts mehr", bedauerte Svenja den Autofahrer, der jetzt neben Papa herfuhr. Aber die Tomaten, die vor seinen Augen hingen, schienen ihn gar nicht zu stören.

Eine alte Oma betrat den Zebrastreifen und Papa musste bremsen. Das mochte er gar nicht. "Dumme Nuss, sieh zu, dass du Leine ziehst."
Tim und Svenja konnten sich gar nicht satt sehen an der großen Walnuss, die jetzt vor ihrem Auto über den Zebrastreifen wankte und eine lange Leine hinter sich herzog.
Mama meinte leise: "Schimpf doch nicht immer so, denk an die Kinder", aber sie schien ebenso wie Papa gar nicht zu bemerken, wie sich die Leute verwandelten.
"Das ist eben so mit den Erwachsenen, die gucken gar nicht richtig hin", meinte Tim.
Und Svenja erwiderte: "Wenn Papa sehen würde, was er mit seinem Schimpfen anrichtet, würde er vielleicht nicht immer so aufbrausen."
Beide sahen erstaunt, wie lauter kleine Blasen aus Papas Ohren kamen und an der Autodecke zerplatzten.

Papa versuchte, Mama zuliebe etwas ruhiger zu sein, aber als im Parkhaus ein anderer Autofahrer vor ihm auf den einzigen freien Parkplatz fuhr, fing er an zu kochen. Aus seinen Ohren kamen dicke Dampfwolken und er pfiff wie ein alter Teekessel. "Du ... du ... du Schlumpf", brachte Papa schließlich hervor und aus dem Auto stieg ein freundlich lächelnder Schlumpf mit einem langen weißen Bart, der ihnen auch noch zuwinkte. Papa regte sich darüber so auf, dass er in die Luft ging und regelrecht unter dem Autodach klebte.
"Ein Glück, dass wir noch nicht ausgestiegen sind, sonst würde er wohl an der Decke vom Parkhaus kleben", meinte Svenja.
"Das möchte ich sehen"; entgegnete Tim.
Aber Svenja fand diese Idee gar nicht lustig. Papa sollte bei ihnen bleiben und nicht davonfliegen.

Papa beruhigte sich auch wieder, fand einen Parkplatz und blieb beim Aussteigen auf dem Boden. Sie gingen dann gemeinsam einkaufen. Das machte viel Spaß und Papa brauchte sich nicht aufzuregen . Als er an der Kasse bezahlen musste, stöhnte er: "Ihr fresst mir noch alle Haare vom Kopf."

Und schon verschwanden Papas gewellte Haare. Tim und Svenja schauten grinsend auf seine spiegelnde Glatze. "Ist irgendetwas", fragte Papa und schaute in einen Spiegel, der an der Wand hing. "Wo sind meine Haare, meine Haare sind verschwunden", schrie Papa. "Welcher verdammte Hottentotte hat meine Haare gestohlen?"

Und plötzlich standen mehrere kleine schwarzhäutige Menschen mit Kriegsbemalung und Speeren um Papa herum. Sie schüttelten ihre Speere und riefen im Chor: "Wir haben gar nichts gemacht."
Die Leute im Kaufhaus wurden aufmerksam und strömten auf Papa und die Kriegergruppe zu.

"Das wird ja ein richtiger Auflauf", meinte Tim. Und Svenja nahm einen Finger, steckte ihn in den Berg, der sich jetzt vor ihnen auftürmte, leckte ihren Finger ab und sagte: "Mmh, Grießauflauf."

Erst dann wurde den beiden deutlich, was geschehen war und Svenja begann zu weinen: "Ich möchte Mama und Papa wieder haben."
Tim verteidigte sich: "Ich habe doch gar kein böses Wort gesagt. Mama und Papa sollen wiederkommen."

Und der Auflauf schmolz wie ein Schneemann im Frühling dahin, die Schwarzen waren auch verschwunden. Papa hatte seine Haare wieder und schaute verwirrt um sich: "Was ist denn geschehen?"
"Entschuldige, dass wir so lange gebraucht haben. Ich glaube, der Einkauf war zu anstrengend für dich", meinte Mama.
Aber Papa blieb ganz ruhig, umarmte Mama, Tim und Svenja und sagte: "Ich bin doch gerne mit euch zusammen. Und jetzt gehen wir Eis essen."

 

Hallo Jobär!

:lol:

Bei mir kam das an wie ein kleiner Zeichentrickfilm ... originelle Idee. Weniger gut gefällt mir die Überzogenheit des Vaters - dass der noch nicht an einem Herzinfarkt oder Wutausbruch gestorben ist ...

Svenja und Tim waren ganz aufgeregt. Heute sollten sie ausnahmsweise nicht in den Kindergarten gehen, sondern mit Mama und Papa einkaufen fahren
"sollten" könntest Du durch müssen/dürfen ersetzen - es ist schließlich was besonderes.

"Nachtmütze, es ist grün. Grüner wird nicht, nun fahr doch, du Nachtmütze!"
WdH von Nachtmütze

"Der arme, der sieht doch gar nichts mehr"
Arme groß
. Das machte viel Spass
Spaß

Und schon verschwanden Papas gewellte Tim und Svenja schauten grinsend auf seine spiegelnde Glatze.
gewellte ....
die Schwarzen warne
waren

"Ich bin doch gerne mit euch zusammen und jetzt gehen wir Eis essen."
Würde diese beiden Sätze aufeilen - grad am Schluss.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Maus!

Vielen Dank für Deine Kritik. Ich habe die Fehler korrigiert und versucht, den Vater etwas weniger überzogen darzustellen - was nicht einfach ist, da ich die Wortspiele beibehalten wollte.

Lieben Gruß

Jo

 

Hallo Jobär,

ich bin schon immer wieder auf den (guten) Kritiker `Jobär´ gestoßen, jetzt wird es Zeit, mir mal den Autoren anzusehen. Ja, was finde ich da - eine flüssig geschriebene originelle Geschichte. Besonders schön finde ich das Auftreten der Kriegergruppe, die - Kindern gleich - schon mal klarstellen, dass sie nichts angestellt haben.

Schön ist auch, dass letztlich eine Strategie aufgezeigt wird, wie man mit den Wutausbrüchen eines Menschen umgehen kann: Man versucht, es mit Humor zu nehmen.

Ein kleiner Tippser:

fuhr auf di Hauptstraße


LG,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo Woltochinon!

Den Tippfehler habe ich beseitigt. Ansonsten kann ich nur sagen: Nach sechs Lernmonaten bei kg.de so eine schöne Kritik zu bekommen -vielen, vielen Dank.

Lieben Gruß

Jo

 

Hallo,

nette Geschichte.
Besonders die Wortspiele und wie diese Bildlich werden gefallen mir.
Und die Moral der Geschichte kommt elegant und nicht plump serviert.

Gruß
Sylvia :D

 

Jobär, jobär, jobär.... was haben wir denn hier verzapft?
Eine sehr lustige Geschichte! Hat mir sehr gut gefallen! :) Eine witzige Idee, konsequent umgesetzt. Die Kinder haben sicher ihren Spaß.
Zu meckern habe ich nichts.

Drei Stellen, die mir gut gefallen haben:

"Es ist grün. Grüner wird's nicht, nun fahr doch, du Nachtmütze!"
:lol:

Eine alte Oma betrat den Zebrastreifen und Papa musste bremsen. Das mochte er gar nicht. "Dumme Nuss, sieh zu dass du Leine ziehst."
wie gemein.... :D

Und plötzlich standen mehrere große schwarzhäutige Menschen mit Kriegsbemalung und Speeren um Papa herum. Sie schüttelten ihre Speere und riefen im Chor: "Wir haben gar nichts gemacht."
:rotfl:

 

Hallo moonshadow!

Vielen Dank. Ich finde es gut, Wenn Kritiker auch einmal Stellen zu benennen, die ihnen gefallen.

:bounce:

Lieben Gruß

Jo

 

Hallo Jo,

moonshadow hat das richtig herausgestellt: das waren tatsächlich die drei schönsten Stellen der Geschichte, die insgesamt sehr gelungen ist. :thumbsup: Ich persönlich fand im Vergleich zu der sehr originellen Erzählidee das Ende ein wenig schwach, aber das ist vielleciht nur Geschmackssache.

LG
WU

 

Hallo Jobär,

ich habe deine Geschichte ausgedruckt und meinen Kindern vorgelesen, meine große Tochter (5 Jahre ) gefiel die Geschichte sehr gut, sie hört sie immer wieder gern und muss auch immer wieder aufs neue drüber lachen.

Einfach klasse Leistung, super!!!

Liebe Grüße liebe Fee

 

Hi Jöbär!
Tolle und lustige Geschcihte die du da geschrieben hast.
Eine sehr lustige Stelle finde ich ist wo dem Papa Blassen aus den Ohren kamen und er kochte wie ein Teekessel. (hi,hi)
Was ich nicht so ganz verstanden habe ist, das wo der Papa seine Haare verliert und plötzlich kommen sie vom Einkaufen, was habe ich da falsch verstanden?

Lg
Anaid

 

Hallo Jobär,

da ist dir eine lustige Geschichte eingefallen.
Wenn man die Sprüche, die man so beim Autofahren oder auch sonst im Alltag von sich gibt, in die Wirklichkeit umsetzt, sieht man erst einmal, was man doch für einen Quatsch redet. Menschen mit Tomaten auf den Augen oder die dumme Nuss, die nun einen Walnusskopf trägt.

Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert. Könntest in dieser Richtung weiterschreiben.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Anaid und bambu!

ich befinde mich in der schwedischen Wildnis, wo selbst mobiles Internet nur sporadisch funktioniert. Vielen Dank für eure lobenden Kritiken. Das mit den Haaren vom Kopf fressen ist so eine redensart, die man gebraucht, wenn mal wieder mehr Geld als vorgesehen ausgegeben wird - deshalb verliert der Papa seine Haare beim Einkaufen.

Liebe Grüße

Jobär

 

Danke schön für die Erklärung, jetzt weiß ich schon wieder etwas neues.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jobär,

mit Vergnügen habe ich Deine Geschichte gelesen. Ja, das kommt dabei heraus, wenn man einfach mal alles, was Erwachsene so von sich geben, wörtlich nimmt. :)

Ein ganz kleines Problem hatte ich mit den "Kaffern"; das Bild der wilden, bemalten Krieger fand ich toll - aber das Wort Kaffer ist ja eindeutig ein Schimpfwort, also politisch nicht korrekt, oder? So wie wir den Kindern heute ja auch nicht mehr das Wort "Neger" beibringen ...

Und einen Tippfehler habe ich auch noch gefunden :

"Was ist den geschehen?" --> denn

Herzlichen Gruß
al-dente

PS: Ach ja, was Maus in ihrer Kritik über das dürfen und müssen zu Beginn der Geschichte sagt, dass finde ich auch, vielleicht solltest Du das ruhig noch ändern ...

 

Hallo al-dente!

Danke für deine Kritik. Ich hoffe, die Änderungen sind in Ordnung. Die Kaffern habe ich durch Hottentotten ersetzt - das ist ja wohl kein Schimpfwort.

Lieben Gruß

Jo

 

Hi Jobär,

als angehende Omi, beginne ich schon mal, einige Kindergeschichten zu lesen.:)
Deine hat mir gefallen.
Nur den Schluß habe ich nicht ganz verstanden.

Und der Auflauf schmolz wie ein Schneemann im Frühling dahin, die Schwarzen waren auch verschwunden. Papa hatte seine Haare wieder und schaute verwirrt um sich: "Was ist denn geschehen?"
"Entschuldige, dass wir so lange gebraucht haben. Ich glaube, der Einkauf war zu anstrengend für dich", meinte Mama.
Aber Papa blieb ganz ruhig, umarmte Mama, Tim und Svenja und sagte: "Ich bin doch gerne mit euch zusammen. Und jetzt gehen wir Eis essen."

Es hört sich an, als wären Mutter und Kinder alleine einkaufen gegangen, und der Vater hat irgendwo gewartet.
Ähm ... ach nee.:hmm: Er ist wohl eher nur so nebenher gelaufen ... alles klar.:D

Konstruktive Kritik kann ich dir nicht bieten muß mich erstmal mit KKGs beschäftigen.

lieben Gruß, coleratio

 

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