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Gasse

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02.02.2002
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Gasse

Leise schweigen Worte, wo sich die Gespräche im Tausch mit sich selbst verfangen haben in einem Netz listiger Verwüstung. Die Straßen schreien laut nach letzter Vergütung der längst verkauften Waren, doch der Handel reckt sich den Hals in Richtung unersättlicher Erfüllung eines Herzenswunsches, der sich selbst schon längst gefunden hat in einem Strudel einfältiger Verzückung, der den jungen Menschen hinabführt in ein Königreich verwirrter Sinne, die sich verlieren im Kreuzfeuer eines Produktregens, der niederprasselt auf die Erde als letzter Ort dies nun zu empfangen in Zeiten die der Uhr kaum Wert sein scheinend sich fragen nach diesem und jenem ohne dem Zentrum einen Millimeter näher gerückt zu sein. Die Worte, Sprache, unnutzes Schmuckwerk der Stummen die sich verlaufen haben unter den Tauben, die sich vermengt haben mit den Blinden, alle geworden zu einer einzigen Masse auf den Straßen der Bestimmung die hinabfließen einer Zeit entgegen die sich niemand getraut laut zu beschreiben, die niemand wahrzusagen sich getraut, es sei denn er sei stumm und somit wieder nur ein leerer Prophet der unheilverkündenden Fragwürdigkeit die sich trifft mit allen anderen Orten und Wegen eines vergangenen Tage, somit nichts als leere Wiederholung im Stundenglas. Sanduhren lassen den Sand herabrieseln, doch der Sand ist Schnee, und im Glas ist längst alles näher am Stilstand als draußen, wo man noch meint, alles liefe den gewohnten Gang, der gewohnt verwöhnt den Menschen einschließt in sein eigenen gewähltes Mauernhaus, dass er erbaut mit eigenen Händen ansieht als seine letzte Zuflucht. Flucht vor der Welt zu sich selbst ist nicht als Schattenspiel der Erinnerungen die verhöhnen jeden, der einstmals er selbst gewesen ist um zu werden zu dem der werden könnte zu dem der einstmals werden sollte, und doch nie geworden ist. Seiend, im hier und jetzt verloren auf der Insel der im Staub ertrinkenden, nach Luft ringenden, sich langsam drehend und wendenden, sich verlierend suchend getragenen von einem Antlitz tauber Verzückung die sich sieht in einem leeren Gefäß, einem toten Behältnis tumb blinkenden Lichts, das wiederspiegelt die Gesichter, das zu sich zieht die Leiber, das aufspießt die Geister in einer engen Gasse zu der alles wird wenn man alles auf sich selbst bezieht ohne die Worte zu bestimmen, die doch diese Worte sein sollen.

 

Hallo Lostsoul,

Ich denke mal hier geht es um die Flüchtigkeit der in Worte gefassten Realität. Also reine subjektive Erfahrung ist "wahrer" als sprachliche Abstraktion, und so. Deshalb auch der lyrische Stil, der sehr viele Interpretationen offen lässt.
Klar, dass Du es gut meinst, mit der Geschichte, allerdings erschlägst Du den Leser fast mit Deinen riesigen Relativsatzkonstruktionen. z.B. der Satz

Die Straßen schreien laut nach letzter Vergütung der längst verkauften Waren, doch der Handel reckt sich den Hals in Richtung unersättlicher Erfüllung eines Herzenswunsches, der sich selbst schon längst gefunden hat in einem Strudel einfältiger Verzückung, der den jungen Menschen hinabführt in ein Königreich verwirrter Sinne, die sich verlieren im Kreuzfeuer eines Produktregens, der niederprasselt auf die Erde als letzter Ort dies nun zu empfangen in Zeiten die der Uhr kaum Wert sein scheinend sich fragen nach diesem und jenem ohne dem Zentrum einen Millimeter näher gerückt zu sein.
ist unlesbar, nicht zuletzt weil er einfach zu lang ist.

 

Wie auch schon bei "Dämmerung" gilt in meinen Augen auch hier: Es handelst sich hier einfach um ein unglücklich verpacktes Gedicht! In dieser Form ist der Text erstmal nichts weiter als eine einzige Zumutung an den Leser! Außerdem weist auch hier die in diesem Fall besonders wichtige Interpunktion zahlreiche Fehler auf!

Leise schweigen Worte,...
Hört sich gut an, ist aber leider Unsinn. Wenn du solche paradoxen Formulierungen verwendest verkommt die ganze Lyrik zur Beliebigkeit. Das ist dann nicht mehr anspruchsvoll sondern anspruchslos.

Leider nur ein Beispiel von zahlreichen in deinem Gedicht. :(

[Beitrag editiert von: Die philosophische Ratte am 09.02.2002 um 01:10]

 

Wenn du solche paradoxen Formulierungen verwendest verkommt die ganze Lyrik zur Beliebigkeit. Das ist dann nicht mehr anspruchsvoll sondern anspruchslos.

Der Text ist zwar nicht besonders hervoragend, aber ich finde er problematisiert dennoch recht gut Sprache als Mittel zur Erklärung der Welt. Ich finde solche sprachlichen Paradoxien nicht anspruchslos. Sprache als Kunst ist immer Utopie, und kann somit auch eine Befreiung von der eingrenzenden intersubjektiven Sprachsphäre sein.

[Beitrag editiert von: I3en am 09.02.2002 um 10:12]

 

Oh Mann, das ist ja noch anstrengender als Nietzsches "Zarathustra"! :rolleyes:

Wie kommst du darauf, dass der Text "die Sprache als Mittel zur Erklärung der Welt problematisiert"? Es würde mich nicht wundern, wenn lostsoul gar nicht diese Absicht hatte. Auch nach dem fünften mal lesen macht der Text auf mich noch immer einen so willkürlichen (und damit absichtslosen) Eindruck, dass man fast alles mögliche darin sehen kann.

[Beitrag editiert von: Die philosophische Ratte am 09.02.2002 um 16:55]

 

At Rat Nietzsche ist meines Erachtens nach leicht und verständlich zu lesen.

@ 13en

Sprache als Kunst ist immer Utopie, und kann somit auch eine Befreiung von der eingrenzenden intersubjektiven Sprachsphäre sein.

Äh... :confused: Das kapier ich genau so wenig wie dieses pseudo-intellektuelle Text-Nirvana da oben...

 

Nietzsche ist meines Erachtens nach leicht und verständlich zu lesen.
Mmh. Ansichtssache, aber wenigstens bei "Zarathustra" (die anderen Schriften kenne ich nicht) behinderten mich die unzähligen Metaphern im Lesefluss, weil ich mir erst über deren Bedeutung klar werden wollte.

Sprache als Kunst ist immer Utopie...
Den Satz musste ich auch erstmal drei-, viermal lesen! :rolleyes: Ich denke, 13en meinte statt "Utopie" eher sowas wie "Fiktion". (oder?) Dann macht es nämlich Sinn.

...pseudo-intellektuelle Text-Nirvana...
Das ist gut! :D

[Beitrag editiert von: Die philosophische Ratte am 09.02.2002 um 17:44]

 

@Ratte

Nein, ich meine schon Utopie. Dass Sprache als Kunst Fiktion ist, ist ja schliesslich offensichtlich.

Wie kommst du darauf, dass der Text "die Sprache als Mittel zur Erklärung der Welt problematisiert"?

Da im Text über Sprache, in Form von sprachlichen Paradoxien geschrieben wird.

z.B.:

Leise schweigen Worte, wo sich die Gespräche im Tausch mit sich selbst verfangen haben...

Die Worte, Sprache, unnutzes Schmuckwerk der Stummen...

...in einer engen Gasse zu der alles wird wenn man alles auf sich selbst bezieht ohne die Worte zu bestimmen, die doch diese Worte sein sollen.

Das kann alles als Ausdruck einer Kommunikationsunfähigkeit in/mit der Sprache (womöglich einer subjektiven, solipsistischen Erfahrung der Welt) gelesen werden. Das Problem also, dass z.B. zwei Leute ein Wort nie absolut gleich auffassen werden, weil ein Wort ja an sich schon eine Abstraktion der Welt darstellt. Deshalb eben kann Sprache als Kunst auch eine Befreiung von der einengenden intersubjektiven Symbol/Bedeutung Struktur sein, indem man z.B. die Bedeutung ganz weglässt, oder z.B. durch Paradoxien. Sprache, in der alles möglich ist - also ein Utopie (Siehe hierzu auch Die Lust am Text von Roland Barthes). Ob das jetzt Spass macht so etwas zu lesen ist natürlich eine andere Frage, aber ich denke nicht, dass es nur Unsinn ist. :)

Es würde mich nicht wundern, wenn lostsoul gar nicht diese Absicht hatte.

Kann schon sein, aber ich sprach nicht von Autor, sondern vom Text. Die Intention des Autors spielt keine Rolle, über die lässt sich sowieso nur mutmaßen.

@Rainer

Nietzsche ist meines Erachtens nach leicht und verständlich zu lesen.

Wie meinst Du das? Man kann Nietzsche lesen und leicht verstehen was er aussagen will? Aber gerade bei Nietzsche ist es doch auch immer subjektiv; er wehrt sich schliesslich gegen die Idee einer absoluten "Wahrheit". Deshalb hat er ja auch die Form (oft wiedersprüchlicher) plakativer Aphorismen gewählt, und auch Gedichte geschrieben. Dieses dionysische, wie Nietzsche es nennt, ist eben auch so eine Sprachutopie.

 

Ja, ich denke schon, dass man Nietzsche lesen und verstehen kann!
Er hat ja auch stets auf seine eigenen Widersprüchlichkeiten hingewiesen und niemals behauptet, die absolute Wahrheit zu verkünden.

 

Man versteht Nietzsche, wenn man versteht, dass es keine absoluten Wahrheiten gibt? Aber wenn es keine absoluten Wahrheiten gibt, wie kann man dann etwas ganz verstehen?
Paradox. ;)

 

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