Ganesha2080 - Hochleistungsmodul
Ganesha2080
Hochleistungsmodul
Gerhard Böhm war nicht ganz zufrieden damit, wie der Besuch beim Vertragspartner von Infineon abgelaufen war. Zwar sind sie mit Professor Byrd an einen fähigen und kundenfreundlichen Mann geraten, aber was dieser zu sagen hatte war unerfreulich.
Die "Implantation" des Hochleistungsmoduls, wie die gängigen Broschüren den Vorgang nannten, war nicht das was er sich vorgestellt hatte! Es war vielmehr das Ersetzen eines großen Teils des Gehirns seines Sohnes durch das Neueste was die Biotechnologie und die Informationswissenschaften zu bieten hatten.
Dabei wurden die gewohnten Funktionen des Gehirns vom Ganesha2080 übernommen und zahlreiche neue kamen hinzu.
Erschwinglich war es auch nur deshalb, weil ihr Sohn gewissermaßen ein Versuchskaninchen war.
Das Unternehmen jedoch bezeichnete ihn als Pionier. Zugegeben unterschied sich sein Fall von den ersten sogenannten Pionieren, bei denen noch Antennen oder Dioden äußerlich auf das Wunderwerk im Kopf hindeuteten.
Nur deshalb hatten er und seine Frau Tims Wunsch erfüllt.
Gerhard Böhm sah ihr an, dass sie ähnliche Bedenken hatte wie er selbst.
Tim saß auf seinem Bett. Er war davon ausgegangen, dass er mit seinen Eltern erst eine Diskussion führen würde, bevor er sein "neues Spielzeug im Kopf" würde testen können.
Allerdings hielt sein Vater offensichtlich ein Gespräch ohne ihn für das Richtige.
Nun konnte er den großen Moment einleiten, wann er wollte. Er dachte an die Worte des Professors.
"Das Gehirn muss sich erst an die neue Situation gewöhnen! Setz dich lieber, bevor du den Ganesha2080 zum ersten Mal startest."
Alles was er tun musste war das Wort "Start" zu denken. Allerdings nicht in einem Satz! Würde die Software grundsätzlich auf jedes Wort reagieren, wäre ein Chaos vorprogrammiert.
In Gedanken ging Tim noch einmal das durch, was für den ersten Versuch geplant war. Er wollte die Benutzeroberfläche anschauen.
Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, wie sich diese auf seine gewohnte Wahrnehmung auswirkt. Deshalb würde er den Blick im Zimmer umherwandern lassen, anstatt nur geradeaus zu starren.
Er hatte ein Glas Orangensaft bereitgestellt, um zu testen, ob er daraus trinken kann. All das waren Tipps, die Tim gelesen hatte.
"Diese Dinge bereiteten den meisten Kunden am ersten Tag Probleme. In dem Fall brauchst du dir keine Sorgen zu machen" hatte der Professor dazu gesagt. "Der lockere Umgang wird erst mit der Zeit vollkommen selbstverständlich werden!"
Tim nahm eine bequeme Sitzhaltung ein und es ging los.
"Start", dachte er gezielt.
Die Oberfläche der Software erschien sofort. Schneller als er es von seinen Computerterminals her kannte. Dort dauerte der Bootvorgang für gewöhnlich einige Sekunden.
Wie selbstverständlich sah er nun die Ordner und Programme so, wie er es sich manuell eingerichtet hatte. Vor seinem geistigen Auge allerdings. Das Unternehmen bei dem Tims Festplatte gemietet war, befand sich in Konstanz! Dem Silicon Valley Europas.
Dort arbeitete man mit mit Infineon zusammen. So war es möglich deren Dienste und die Ergebnisse Tims bisheriger Anstrengungen mit dem Ganesha2080 zu nutzen.
Allerdings konnte er von der Umgebung nichts sehen. Er schien sich im Vollbild-Modus zu befinden. Das wurde ihm klar, noch bevor eine Panik in ihm aufstieg.
"Fenster-Modus", dachte er konzentriert und erzielte auch den gewünschten Effekt damit. Das Bild, das sich ihm dadurch bot, ließ er erst eine Weile auf sich wirken.
Was das Problem mit der Koordination war, merkte er sofort. Er konzentrierte sich auf den Bewegungsablauf! Es gelang ihm auch das Glas zu greifen und zu trinken.
Allerdings verlangte es ihm einiges ab.
Deutlich merkte er, dass sein Herzschlag zugenommen hatte. Dabei war dieser schon vorher erhöht gewesen.
Also schloss Tim die Augen und konzentrierte sich auf das Menü. Wie er es vorgehabt hatte, beendete er den Test mit dem entsprechen Befehl!
Ein euphorisches Gefühl stieg in ihm auf!
Die Hoffnungen, die er mit dem Hochleistungsmodul verband, schienen jetzt greifbarer. Er hatte viele Ideen und meinte zu wissen, wie er diese umsetzen kann. Intuitiv genug schien die Bedienung auf jeden Fall zu sein.
Den Erfolg des Tests würde er umgehend seinen Eltern berichten.
ENDE Version 1.0