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Gamma Draconis

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06.01.2003
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Gamma Draconis

Es regnete. Wie immer auf Gamma Draconis. Es ist mir unbegreiflich, wie es auf einer Welt, die nach einem feuerspeienden Ungetüm benannt wurde, nur und ständig regnen kann. Gamma Draconis war kalt, schmutzig, dreckig und ölverschmirt. Die Bewohner waren unfreundlich, das Essen grauenhaft und Kaffe gab es erst gar nicht. Ist vielleicht auch besser so. Wenn der Kaffe sich dem Rest dieses verdammten Planeten anpasste, wäre wohl mit einem organischen Totalausfall zu rechnen, sollte man ihn trinken. Doch das schlimmste von allem war der Regen. Es war nicht einfach irgendein Regen. Dieser Regen war gemein und hinterhältig. Es war kein Nieselregen. Der wäre ja noch zu ertragen. Auch ein Prasselregen, wie man ihn von Sommertagen her kennt, wäre ein wahres Fest gegen diesen Regen. Hier gab es nur diesen einen Regen, aber das reichte völlig. Sein einziger Daseinszweck schien darin zu bestehen, in möglichst jede Ritze zu dringen, die die Kleidung nicht verschließen konnte. Und das tat er wahrlich hervorragend. Außerdem war er kalt, fast eisig. Aber eben nur fast. Denn wenn er eisig gewesen wäre, würde er wenigstens mit der Zeit die Ritzen zufrieren, durch die er ständig drang. Aber dann erfüllte er seine Aufgabe nicht perfekt. Und so schlug einem dieser Regen ständig ins Gesicht und in den Nacken. Es war gleichgültig, wie man sich zum Regen stellte. Er kam von allen Seiten gleichzeitig wie ein feiner Sprühregen, aber dies waren dicke Tropfen, die beim Auftreffen auf Haut und Kleidung in viele Cluster zersprangen und sich so weitere noch trockene Stellen suchen konnten. Aber die gab es wohl längst nicht mehr. Auch ein Unterstellen brachte nichts. Das Wasser stand zentimetertief und die Regentropfen schafften es irgendwie immer wieder, über Hausfassaden und diverse Vorsprünge bis zu meinem Unterstand zu gelangen, wo sie mit einem Plitschplatsch neben meinen Füßen in das Naß fielen und so langsam aber sicher meine Schuhe zum Überlaufen brachten.
Und so stand ich nun hier vor diesem Raumhafen auf Gamma Draconis und wartete. Worauf eigentlich? Wenn ich das mal so genau wüßte.... So ist das mit diesen Informanten. Erst versprechen sie einem alles, locken einen dann zu einem höchst unattraktivem Treffpunkt und lassen einen warten. Aber ich bin das gewohnt. Journalisten verbringen die meißte Zeit mit Warten. Aber das hier war nun wirklich fast unerträglich. Wenn es doch wenigstens einen Kaffeautomaten gäbe. Das Rauchen konnte man auch vergessen. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis einem dieser verfickte Regen die Glut erlosch. Ich hatte es schon mehrmals versucht. Es brachte einfach nichts, sich auf diesem Planeten die Situation etwas angenehmer gestalten zu wollen. Die Bewohner mußten dies schon vor langer Zeit kapiert haben. Und so sahen sie auch aus. Hoffnungslos. Daß dieser Planet noch nicht längst verweist war, war mir ein Rätsel. Was hielt die Menschen hier? Doch kaum das gesunde Klima oder die gutbezahlten Jobs? Ich hatte mich natürlich vor der Reise erkundigt.

Gamma Draconis war vor einigen Hundert Jahren von einer Emigrantenfamilie entdeckt worden. Sie besiedelten den damals noch grünen Planeten und entdeckten einige Generationen später, daß der Kern des Planeten aus hochreinem Titaniumerz bestand. Das bis dahin durch Tourismus gut laufende Geschäft der Familie wurde somit nach und nach durch die sich lohnendere Metallindustrie ersetzt. Noch heute konnte man einige der alten und mitlerweile verfallenen Touristikzentren ausfindig machen. Die Slums. Etliche Firmen siedelten sich an und beuteten den Planeten schamlos aus, während die Familie immer reicher und reicher wurde und irgendwann von der Bildfläche verschwand. So wurde der Planet immer mehr ausgehölt, bis er schließlich zu leicht wurde, um seine Umlaufbahn zu halten. Und so vergrößert sich die Umlaufbahn des Planeten stetig, bis er irgendwann völlig aus dem Anziehungsbereich der Sonne schwindet. Aber bis dahin waren es noch einige Jahrhunderte. Bis jetzt hatte die größere Entfernung nur dafür gesorgt, daß es statt Wolken, die sich gelegentlich entluden nur diesen penetranten Dauerregen gab. Irgendwann würde der Regen und alles Wasser hier zu Eis werden und den Planeten in einen weißen Schneeball verwandeln. Die meißten Firmen hatten den Planeten längst verlassen. Die restlichen beuteten die hier gestrandeten Arbeiterfamilen bis aufs Blut aus, bis sie der Profit in andere Gegenden der Galaxis lockte. Es gab kein Sozialsystem, keine Regierung und keine Polizei oder dergleichen. Die Konzerne bestimmten hier Recht und Unrecht, solange bis der Imperator davon die Nase voll hatte oder sich überhaupt erst mal hierum kümmern konnte.
Doch das war noch kein Stoff für eine gute Reportage. So was wie hier gab es schließlich tausendfach. Doch der Informant wollte mir einfach nicht sagen, worum es geht. Es sei zu gefährlich. Ha! Das behaupten sie immer. Wirklich gefährlich ist es bisher nur selten geworden.
Es tat sich einfach nichts. Niemand machte Anstalten, auf mich zuzugehen. In geduckter Haltung trabten sie, den Blick zu Boden gesenkt, an mir vorbei. Die spärliche Beleuchtung und der Regen sorgten dafür, daß man kaum ein Gesicht erkennen konnte. Vielfach wollte man das auch gar nicht.
„Sie sollten nicht allzu lange hier stehen bleiben!“
„Was?“ Ich hatte gar nicht bemerkt, wie jemand neben mir stehen geblieben war. So verdattert war ich, daß ich mehr nicht herausbrachte.
„Ich sagte: Sie sollten hier nicht zu lange stehen bleiben. Hier hat sich schon so mancher Fremdweltler heftig erkältet.“
Mein Gegenüber war in eine große Öljacke mit großer Kapuze gehüllt, so daß das Gesicht im Schatten lag. Eine Strähne langen Haares und die trotz des lauten Regens verzerrte Stimme verrieten mir aber , daß es sich um eine Frau handeln mußte.
„Ich habe nicht vor, hier bis zum St. Nimmerleinstag zu stehen, das können Sie mir glauben, Mädchen.“
In diesem Moment hielt ein Jetter vor uns auf der Straße. Die Frau ging darauf zu und winkte mir.
„Kommen Sie? Wir haben Sie wohl lange gennug warten lassen.“
Das hatte Sie wirklich! Ich verkniff mir den bösen Satz, der mir auf der Zunge lag und stieg nach ihr ein, nicht, ohne noch einmal einen kräftigen Schwall der Regens, der vom Jetterdach abprallte, ins Gesicht zu bekommen.

Der Jetter war von innen größer, als es von Außen den Anschein hatte. Die Frau saß bereits auf den einladenden Polstern, achtete aber sichtlich darauf, nicht allzu viel einzunässen. Demonstrativ breitete ich mich auf den ihr gegenüberliegenden Polstern aus und schaffte es so, möglichst viel der Nässe von meinen Kleidern auf die Sitze zu übertragen. Die Frau bemerkte das offensichtlich, sagte aber nichts dazu, sondern zündete sich nur eine Zigarette an und bat auch mir eine an. Der Jetter fuhr an.
„Wie war die Reise?“
Ich nahm erst mal genüßlich einen Zug und wartete noch einige Sekunden, bis ich antwortete.
„Diese Welt ist keine Reise Wert. Warum haben Sie mich hergeholt?“
„Wir fahren jetzt zu einem bestimmten Ort. Dort werden wir alle Ihre Fragen beantworten.“
Wichtigtuerin. „Bis jetzt weiß ich noch nicht mal, was ich überhaupt fragen könnte, außer, ob es auch mal nicht regnet.“
„In etwa einer Stunde sind wir da. Bis dahin gedulden Sie sich bitte.“
„Bitte.“
Wir schwiegen.
Ich merkte, daß der Jetter am Anfang ein paar Mal zu oft die Richtung änderte. Nach einer Viertelstunde änderte er seine Richtung nicht mehr. Zudem waren die Scheiben verdunkelt, so daß man nicht herausschauen konnte. Während der ganzen Zeit steckte sich mein Gegenüber eine Zigarette nach der anderen an. Seltsamerweise rauchte sie sie nie aus, sondern warf sie nach spätestens fünf bis sechs Zügen in den Ascher.
„Und Sie machen Sich Sorgen um meine Gesundheit?“ fragte ich schließlich.
„Für Sie scheint das alles nur eine kleine lästige Tour zu sein, oder?“
„Tatsächlich bin eher amüsiert. Was kann so wichtig sein, daß Sie so ein Nervenbündel sind? Schmuggeln Sie etwa Kaffe?“ fragte ich schmunzelnd.
Sie warf die nächste Kippe weg, suchte in der Zigarettenschachtel erfolglos nach einer weiteren, warf sie dann aber ebenfalls fort. Ihr Körper bebte förmlich vor Nervosität.
„Es hat geheißen, Sie seien ein guter Reporter!?“ sagte sie dann. „Sie sollen derjenige gewesen sein, der den Terrington-Scandal aufgedeckt hat.“
„Und ich habe die Männer hinter den Schatten-Eiern entlarvt. Das bin ich. Übrigens bin ich nicht nur ein guter Reporter. Ich bin der beste.“
„Bis jetzt scheinen Sie das aber gut zu verbergen. Ich habe nicht das Gefühl, daß Sie sonderlich an dem Fall hier interessiert sind.“
„Ich bin hier, oder? Was glauben Sie, wieviele Menschen täglich auf mich zukommen und mir eine heiße Story versprechen?“
„Und warum haben Sie uns dann ausgewählt?“
„Instinkt. Es gab keinen besonderen Grund.“
Wieder blieb sie still. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute zur Scheibe, als ob Sie dadurch nach draußen sehen könnte. Sie war sowas von verkrampft. Selbst ihr langes schwarzes Haar schien unter Anspannung zu stehen, als ob jeden Moment kleine Blitze daraus hervorbrechen könnten.
So fuhren wir weiter, bis der Jetter irgendwann langsam zum stehen kam. Ich stieg als erstes aus und sofort empfing mich der Regen mit einer nassen Umarmung.

Wir waren an einem stillgelegtem Bergwerk angelangt. So sah es jedenfalls aus. Die Frau und der Fahrer führten mich zu einem Verschlag, in dem sich ein Aufzug befand. Wir beeilten uns, damit wir nicht wieder total durchnäßt wurden, hatten aber wenig Erfolg. Kaum im Aufzug angelangt, führte der Fahrer einen Schlüssel in ein Schloß ein und wir fuhren Abwärts. Ich hatte nicht vor, eine weitere unbfriedigende Unterhaltung zu beginnen, doch die Frau hielt wohl den passenden Zeitpunkt für gekommen.
„Wir befinden uns hier in einem alten Bergwerk der Tricarbid Corporation.“ begann sie. „Die Firma hat den Planeten schon vor Jahren verlassen. Wissen Sie über Gamma Draconis bescheid?“
„Nun, das Übliche denke ich. Der Planet gleicht mittlerweile einem Termitenbau, wenn Sie das meinen.“
„Richtig. Die Industrie hat hier in beispielhaft verachtenswerter Weise Raubbau an der Natur betrieben. Der Planet und alles, was darauf existiert, ist dem Untergang geweiht. Die Gravitation reicht nicht mehr aus, um die Umlaufbahn zu halten.“
„Das sind alles hinlänglich bekannte Fakten... ähm... Sie haben mir Ihren Namen noch nicht mal gesagt. Wie soll ich Sie ansprechen?“
„Jil. Das stimmt. Doch deswegen haben wir Sie nicht um Hilfe gebeten.“
„Warum dann?“
„Weil Sie ein berühmter Reporter sind. Glauben Sie, daß Sie etwas für uns am Zoll vorbeischmuggeln können?“
„Na, hören Sie mal!“ brauste ich auf. „Ich bin Reporter und kein Dealer!“
„Es geht hier um keinen Deal. Es geht um etwas viel größeres.“
„Um was denn nun?“
Wir waren endlich unten angelangt. Die Türen öffneten sich und gaben den Blick frei auf ein riesiges Tunnelgewölbe. Ganze Sternenkreuzer hätten hier Platz gefunden. Einige Meter entfernt stand ein einsamer Wagen. Spärliches Licht beleuchtete das Innere des Tunnels, doch man konnte nicht bis zum Ende schauen, so riesig war die Entfernung. Ich war die Weite des Alls gewohnt, in der die Sterne den Horizont bilden. Doch das hier verschlug mir den Atem.
„Dies ist einer der vielen tausend Stollen, die Kreuz und quer durch das Innere des Planeten führen. Sie können sich vorstellen, was für riesige Maschinen hier für den Abbau des Erzes Verwendung fanden.“
„Sie müssen ungeheuerlich gewesen sein.“
„Treffend formuliert. Es waren Ungeheuer!“
Ich war verwirrt.
„Ungeheuer? Ich verstehe nicht ganz, fürchte ich.“
„Was würden Sie als ein Ungeheuer bezeichnen, Jameson?“
Ich überlegte mir eine Formulierung.
„Ungeheuer sind furchtbare schreckenerregende Wesen, die unser Heil und Wohl bedrohen. Sie töten, ohne sich der Konsequenzen bewußt zu sein. Sie sind ... vielleicht Abgesandte des Teufels?“
Jil schien damit zufrieden zu sein.
„Das trifft es in etwa. Doch eines haben Sie vergessen. Ungeheuer brechen ohne Vorwarnung über ein Volk herein. Es gibt keine Erklärung für Ihr Erscheinen. Alles, was man von ihnen weiß, ist, daß sie Tod und Zerstörung bringen. Sinnlos.“
Ihre Stimme wurde schwächer, als sie dies sagte.
„Was werden Sie mir hier unten zeigen, Jil?“
Wir waren mitlerweile in den Wagen gestiegen und fuhren den Tunnel entlang. Der Fahrtwind war beachtlich, doch es sollte noch eine Weile dauern, bis wir unser Ziel erreicht hatten.
Doch sie sagte nichts mehr und so beschloß ich, daß es besser war, sie nicht weiter zu drängen.
Nach einer Weile erreichten wir eine Abzweigung und änderten die Richtung. Jil wandte sich wieder an mich.
„Wir erreichen gleich das Wrack einer Fördermaschine. Ich möchte, daß Sie mir sagen, was sie dort sehen.“

Wir hielten an. Unmittelbar vor uns lag die Fördermaschine. Sie füllte fast den ganzen Bogen des Tunnels aus und war fast 300 Meter lang. Ich ging zwischen Maschine und Wand zum vorderen Ende. Jil begleitete mich. Als wir vorne angelangt waren, verschlug es mir abermals den Atem. Ich stand nur da und gaffte die riesige Maschine an, oder vielmehr, was davon noch übrig war. Der gesamte vordere Teil glich einem geschmolzenem Metallklumpen.
„Was sagen Sie dazu?“ fragte Jil mich.
„Es sieht aus, als hätte in unmittelbarer Nähe eine Kernexplosion stattgefunden.“
„Falsch. Dies sind Spuren eines Kampfes. Hier hat das Ungeheuer offensichtlich verloren.“
„Verloren??? Gegen wen?“
Doch Jil machte nur auf dem Absatz kehrt und ging zurück. Ich indes schaute mir noch eine Weile das Desaster an. Die riesigen Bohrer und Schaufeln waren einfach geschmolzen. An einigen Stellen konnte man noch die Struktur erkennen. Jetzt sah es so aus, als sei die Maschine Stück für Stück kampfunfähig gemacht worden.

Wieder auf dem Wagen angelangt, fuhren wir zurück zur Abzweigung, um diesmal den Weg fortzusetzen. Wir erreichten einen weiteren Förderer, doch noch schlimmer zugerichtet war. Dieser war komplett zusammengeschmolzen, so daß wir mit dem Wagen zum vorderen Ende gelangen konnten. Jil stieg wieder aus und ich folgte ihr. Sie ging zu einer markierten Stelle an der Wand neben dem Förderer.
„Sehen Sie.“ forderte sie mich auf. Ich betrachtet die Stelle näher.
„Da sind irgendwelche Ablagerungen. Wissen Sie, was das ist?“ fragte ich.
„Das sind Kalkablagerungen. Wissen Sie, warum Tricarbid den Planeten verlassen hat?“
„Nein. Warum?“
„Wegen unerklärlicher Ausfälle der Maschinen. Außerdem hatten Sie hinterher regelmäßig Kalkverunreinigungen im Fördergut, der sich nur schwer trennen ließ. Das Problem haben mitlerweile übrigens alle hier noch ansässigen Firmen.“
„Und?“
„Und? Und?“ schrie sie fast. „Hier hat ein verdammter Holocaust stattgefunden.“ Sie sprang wieder in den Wagen und ließ anfahren, so daß ich schnell aufspringen mußte.
„Ein Holocaust? Wieso zum Teufel ein Holocaust? Wer ist hier unten?“
Jil ließ sich von dem Fahrer eine Zigarette geben, bevor sie antwortete.
„Es sind nicht mehr viele. Höchstens eine Handvoll.“ Eine einsame Träne lief die Wange hinunter. „Die anderen Firmen wissen bescheid. Sie wußten fast von Anfang an bescheid. Doch sie haben einfach weitergemacht.“
In der Ferne sah ich etwas liegen. Etwas großes.
„Was ist das da vorne?“ Jil sagte nichts.
Wir waren fast angelangt, als ich es erkannte. Doch es war zu fantastisch, um es auszusprechen. Wir hielten an.
„Das ist das Familienoberhaupt. Er hat tapfer gegen die Ungeheuer gekämpft.“
Wir gingen langsam daran vorbei. Ein etwa 30 Meter langer gezackter Schwanz, der in einem schlanken Rumpf von ebensolcher Länge endete. Der rechte lederhäutige Flügel war angelegt, der linke stand grotesk ab. Ein Stück von der Größe eines halben Tennisplatzes fehlte jedoch. Klauen und Beine lagen auf dem Boden. Ebenso der haushohe Kopf mit der gezackten, majestätischen Haube. Obwohl ich noch nie einen Drachen gesehen hatte, wurde mir bewußt, daß die grausamen Geschichten, die man sich von ihnen erzählte, einfach nicht wahr sein konnten. Mir wurde ebenso bewußt, daß der Drache tot war. Getötet von den Ungeheuern, von den Maschinen, die die Menschen gebaut hatten.
Wir gingen weiter. Und Jil begann, zu erzählen.
„Die Drachen waren kurz davor, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Sie waren alle im Winterschlaf - in ihren Höhlen. Doch als sie aufwachten, merkten Sie, daß sie nicht mehr alleine waren. Und viele waren schon gestorben. Wenige sind jetzt noch übrig. Sie bitten uns, ihnen zu Helfen!“ Sie sah mich flehend an.
„Wie sollen wir ihnen Helfen? Selbst, wenn Sie an die Oberfläche zurück könnten, finden Sie dort keine Nahrung.“
„Das wissen Sie.“
„Woher willst Du das wissen?“
Doch in dem selben Moment spürte ich den Geist. Den Geist einer uralten und weisen Seele. Einer Seele, die besorgt um Ihre Brut ist. Und einer Seele voller Trauer.

Wir kamen an einen kleinen Durchgang, hinter dem ein roter Schein lag. Ich wußte, daß ich nichts zu befürchten hatte. Jil folgte mir.
„Das ist die Mutter.“ sagte Jil.
Unmittelbar vor mir lag sie. Ihre tiefen Augen waren direkt auf mich gerichtet. Ein tiefes Grollen, das jedoch keinesfalls bedrohlich klang, erfüllte den Raum. Sie schnurrte. Jil blieb am Eingang der Höhle stehen. Obwohl ich kein Wort sprach und es bis auf das Grollen keine Geräusche gab, wußte ich, was ich zu tun hatte. Der Blick des Drachen durchdrang meine Seele wie Feuer die Luft. Doch mein Gewissen war rein. In diesem Moment wußte ich, daß ich alles tun würde, um das stolze Volk der Drachen zu retten - bis zum Tod. Ich ging näher und gleichzeitig erhob der Drachen sich und schritt langsam auf allen Vieren zurück. Unter dem weichen Bauch befanden sich ihre Jungen. Und die Jungen der anderen Drachen. Hunderte von kleinen Eiern, kaum größer, als ein Adlerei.
Sie vetrauten mir ihre ganze Zukunft an. Sie wußten, daß sie mit dem Planeten sterben würden. Ich weinte leise.
Plötzlich drehte der Drache sich ruckartig um und stürmte tief in die Höhle hinein. Und dann drang ein ohrenbeteubendes Heulen aus mehreren Drachenkehlen zu uns herüber, vermischt mit dem Gefühl unendlicher Trauer. Ich ging zu der Brut und fing an, die Eier fortzutragen. Ich wußte, was ich zu tun hatte.

*

Als bekannter Reporter war es mir ein leichtes, die Eier durch den Zoll zu schmuggeln. Der Report über die Ausrottung einer ganzen Spezies auf Gamma Draconis machte mich schließlich zu einem reichen Mann. Zu einem sehr reichen Mann. Mit dem Geld, war es mir möglich, einen fernen, einsamen Planeten ausfindig zu machen und für mich zu beanspruchen. Jetzt verbrachte ich schon zum 15. Mal meinen Urlaub hier. Das Klima war mild und es herrschte eine abwechslungsreiche Fauna und Flora.
Doch dieses Jahr war ein besonderes Jahr. Ich wanderte nun schon seit über 3 Wochen durch die unberührte Landschaft und hatte schon fast keine Hoffnung mehr, doch dann hörte ich ein fernes Geräusch. Es war zuerst nur eine Verfremdung des Windes, eine kleine Nuance, die einem sagt, daß etwas auf einmal anders ist. Ich schaute mich um. Doch sehen konnte man nicht viel. Die Bäume standen viel zu dicht. Kurzerhand legte ich meinen Rucksack ab und begann damit, einen Baum zu ersteigen. Es kostete viel Kraft und als ich oben war, wäre ich fast abgestürtzt, denn ein so starker Luftzug erfaßte mich, der mich fast einmal um den Stamm herumriß. Und dann sah ich ihn, wie er wieder auf in die Lüfte stieg, mit kräftigen Flügelschlägen, peitschendem Schwanz und einem Gebrüll, so laut wie zehn Nebelhörner. Den ersten der neuen Drachen.

 

Ich schreibe Reportagen, du über Reporter ;)

Nachdem ich mich zum "Zerstörer der Welt" so ausführlich ausgelassen hab muß ich bekennen: hier fällt mir nichts ein.

Eine schöne Geschichte. In sich stimmig.
Nette Metapher zu unserem Raubbau an der Natur ohne Rücksicht auf Verluste. Ich hoffe, bei uns gibts auch noch mutige Retter (Auf die man auch hört).

Grüße von lucutus

 

Hi Jameson1001

Nicht schlecht, die Story. Hat mir gut gefallen, jedenfalls am Anfang. Allerdings haben mir die Drachen nicht gefallen. Warum zum Teufel sollten Drachen, genau so, wie sie in Sagen usw. auftauchen, auf einem anderen Planeten aufgewachsen sein? Aber das ist nun mal Geschmackssache ;)

Hier habe ich noch ein paar Sachen notiert, die mir während des Lesens aufgefallen sind. Du solltest deine Story noch mal überarbeiten und vorallem Korrekturlesen, es sind massig Rechtschreib und Tippfehler enthalten, die beim Lesen stören.

so, aber nun gehts um die Fakten ;) :

Hoffnungslos. Daß dieser Planet noch nicht längst verweist war,
Meinst du vielleicht verlassen? Dann wird es verwAist geschrieben...

...der Kern des Planeten aus hochreinem Titaniumerz bestand.
hmm, hochrein ist eingendlich ein unnötiger oder erfundener? Ausdruck. rein heißt ja, dass es nicht verschmutzt ist, keine fremdstoffe enthällt und kann nicht gesteigert werden.

So wurde der Planet immer mehr ausgehölt, bis er schließlich zu leicht wurde, um seine Umlaufbahn zu halten.
"leichter" wird er nicht, die Masse sinkt, damit die Gravitation etc... Trabanten könnten sich aus der Bahn entfernen, da die Fluchtgeschwindigkeit nun hoch genug ist, um den Graviationstrichter des Planeten zu verlassen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Masseverlust den Planeten selber aus der Bahn wirft, da er nicht beschleunigt wird. Die Geschwindigkeit, mit dem er um die Sonne kreist, bleibt konstant, und durch den Masseverlust wird er nicht schneller. Bin mir da aber nicht sicher.

In diesem Moment hielt ein Jetter vor uns auf der Straße. Die Frau ging darauf zu und winkte mir.
hier würde ich mit ein paar Worten erklären, was ein Jetter ist.

„Und ich habe die Männer hinter den Schatten-Eiern entlarvt. Das bin ich. Übrigens bin ich nicht nur ein guter Reporter. Ich bin der beste.“
ein bisschen mehr Bescheidenheit wäre hier angemessen. "Mir ist noch kein Besserer untergekommen." oder so. Den Auftrag hat er ja schon in der Tasche. Die Frau wird wohl kaum jetzt irgendeinen anderen Reporter anheuern, der Lichtjahre entfernt ist, da sie anscheinend schon alle Vorbereitungen für das Treffen getroffen hat, und damit sicherlich ein Risiko eingegangen ist.

„Es sieht aus, als hätte in unmittelbarer Nähe eine Kernexplosion stattgefunden.“
Nach einer Kernexplosion ist alles radioaktiv verseucht, und Niemand würde hier rein gehen, ohne sich zu schützen. Einem intelligenten Menschen wie dem Reporter (wenn er wirklich so intelligent ist, wie ich annehme) würde dann so eine Bemerkung nicht machen.

...sah es so aus, als sei die Maschine Stück für Stück kampfunfähig gemacht worden.
Kampfunfähig? Ist das nun eine Förderungsmaschine oder Kriegsgerät?

mfg
cronos

 

Warum sollen Drachen nur auf der Erde existieren dürfen, wenn sie Fiction sind?

hmm, hochrein ist eingendlich ein unnötiger oder erfundener? Ausdruck. rein heißt ja, dass es nicht verschmutzt ist, keine fremdstoffe enthällt und kann nicht gesteigert werden.

Auch in der Chemie, z.B. bei Grundchemikalien gibt es z.B. die Ausdrücke "Rein" und "Reinst".

Rein ist z.B. 99%, Reinst 99,9%.

100% rein gibt es nämlich nix auf der Welt.

Ich meine wirklich verwaist :) Muß ich ändern.

Der Jetter wird ein paar Sätze später erklärt, als sie einsteigen. Und für Science Fiction Leser sollte es sowieso klar sein :)

Radioaktive Verseuchung kann man leider nicht sehen. Im Übrigen kann mein Protagonist wohl darauf vetrauen, daß sein Auftraggeber nicht schwer suicid-gefährdet ist.
Und er sagt ja auch, daß es so aussieht, als hätte... Nicht, daß es HAT.

Kampfunfähig? Ist das nun eine Förderungsmaschine oder Kriegsgerät?

Beides, gewissermaßen.

An die Rechtschreibfehler werde ich mich mal drangeben :). Hatte diese Story schon vor Jahren geschrieben und jetzt einfach gepostet.

Grüße

 

Ok, über die Drachen kann man streiten, mir hätten allerdings ein paar nette Aliens besser gefallen.

Allerdings wegen der Kernexplosion: Wenn die Frau den dort hinführt und mit ihm darüber redet (die Frau war ja schon einmal da, oder?) und dann wieder weggeht, ist sie so verstrahlt, dass sie die Ankunft des Reporters nicht mehr erlebt, oder gar nicht in die Nähe kommt...

zum Jetter: Du hast hervorgehen lassen, dass das Ding ein Personentransportmittel ist. Mehr nicht. Wie wird es angetrieben, schwebt es oder hat es Räder... Das meinte ich mit erklären.

btw: wenn du schon dabei bist, die Story noch mal durchzugehn, kannst du sie gleich in die Neue Rechtschreibung "übersetzen" ;)

mfg
cronos

 

hi

@ lucutus

ich schliesse mich deiner meinung kommentarlos an.

@ cronos

was physikalisches
auch wenn man es nicht sieht laut kepler ist die bahn eines planeten das ergebnis der wechselkräfte zwischen der gravitation der sonne und der des planeten
wenn masse veringert wird muss sich laut der energieerhaltung etwas ändern
und damit ist es richtig die bahn des trabanten der sonne ändert sich da die masse des PLANETEN kleiner wird,
grössere masse würde sich stärker anziehen
geringere masse schwächer und damit würde sich der planet von der sonne entfernen

die resultierende kraft aus bahngeschwindigkeit bedingt durch die trägheit des planeten und der fallbeschleunigung der sonne weist jetzt weniger in richtung sonne sondern mehr in richtung planetenumlaufbahn,

zumindestens hab ich das so verstanden

so denn
finster

ps: sorry ich kann wissenschaftliche zusammenhänge ganz schlecht erklären

 

quark: planetenumlaufbahn
richtig: fluchtrichtung des planeten
die planetenumlaufbahn wird ja geändert :(
Finster schüttelt über seine eigene formulierung den kopf

 

Hi,

noch ein kleiner wissenschaftlicher Kritikpunkt:

Gamma Draconis (der dritthellste Stern im Sternbild Drache, auch genannt Etamin) wurde nicht nach einem Drachen benannt. Erstens ist das ein Stern und kein Planet. Zweitens ist es das Sternbild, das nach dem Drachen benannt wurde, weil es ein bisschen so aussieht, nicht ein einzelner Stern. Übrigens ist Etamin ein Roter Riese - eher unwahrscheinlich, dass es auf einem Planeten humanoides Leben gibt.

Okay, wir sind hier im Genre SF, da kann einiges fiktiv und unwissenschaftlich sein. Aber bitte dann mit Begründung und nicht, wie hier, durch Unachtsamkeit. Am besten erfindet man einfach eigene Planetennamen - oder man schaut erstmal im Internet nach, was Gamma Draconis denn nun eigentlich ist. Prof. Google weiß alles, bzw. wo's steht ;)

Uwe

 

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