Galaxy Counting
Eines schönen Morgens war Gott gerade dabei seine Galaxien zu zählen. Fein säuberlich nahm er eine nach der anderen, addierte sie in Gedanken und legte sie dann ab. Er war dabei so vertieft, dass er nicht bemerkte, wie sich sein alter Freund, der Teufel, von hinten näherte - und als er es bemerkte, war es bereits zu spät. der Teufel klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und rief in seiner gewohnt lauten Art:
"Hallo Gott, altes Haus! Na, wie geht's denn immer so?"
Gott fuhr erschrocken herum, ließ die Galaxie, die er gerade in den Händen hielt fallen und sah den Teufel missmutig an.
"Du bist das, hätt' ich mir ja denken können. Sag mal, musst du dich immer so anschleichen?"
"Was is los, Gott? Verstehst du keinen Spaß mehr?"
"Doch schon, aber..." Gott blickte einige Augenblicke verwirrt auf die Galaxien, machte dann ein ärgerliches Gesicht und rief:
"So eine Scheiße. Wegen dir und deinen blöden Späßchen hab' ich jetzt den Faden verloren.."
Hastig kramte er in den beiseite gelegten Galaxien herum, nahm eine und sah sie sich genau an.
"Verdammt, war das jetzt 1 789 454 768 oder 1 789 454 769?" murmelte er.
"Bleib locker, Gotty..."
"Und sag nicht Gotty zu mir", schnauzte er den Teufel an. "Du weißt das ich das nicht mag!"
"Ok, dann eben Gott. Sag mal...was zum Teufel machst du da?"
"Inventur."
"Inventur?"
"Ja, einmal im Jahr. Ist so Vorschrift. Total sinnlose Arbeit, aber dieses bescheuerte Gesetz läuft noch 10 Milliarden Jahre..."
"Uh, na das is echt Scheiße. Da hab's ich ja besser, bei mir unten gibt's keine Inventur. Probleme hab ich nur, wenn mal wieder ein Kessel undicht wird, oder die Lehrbuben vergessen, genug Schwefel zu holen..."
Der Teufel sah einen kurzen Moment gedankenversunken auf Gott, und dachte daran wie gut es ihm doch ging. Gott selbst blickte zwischen den beiden Galaxien in seiner rechten und linken Hand hin und her, als könnten sie ihm die Zahl sagen, nach der er suchte.
"Und was is jetzt, Gott? Weißt du schon ob's die 1789 454 768ste oder 1 789 454 769ste war?"
"Nein", antwortete Gott knapp und warf dann beide Galaxien auf den Haufen mit den gezählten Galaxien. "Scheiß' drauf, auf eine mehr oder weniger kommst auch nicht an."
Der Teufel grinste diebisch.
"Hey Gott. Bin ich ja gar nicht von dir gewohnt...diese legäre Art."
"Ich bin eben cool", sagte Gott und grinste zurück.
"Und wann bist du mit der Inventur fertig? Wollte dir eigentlich vorschlagen, dass wir gemeinsam etwas trinken gehen."
"Daraus wird wohl nichts werden", sagte Gott und warf einen kurzen Blick auf die ungezählten Galaxien. "Dauert bestimmt noch ein paar tausend Jahre."
"Uh, das is blöd. Solange kann ich nicht warten. Du weißt ja, meine Alte....und außerdem bekommen wir bald eine neue Fuhre rein."
"Immer schön am Kochen, was?"
"Ja, es werden immer mehr. Hab mir schon überlegt, noch einen zusätzlichen Kesselraum anzubauen. Is aber noch nichts entschieden. Mal sehen, wie sich's so entwickelt..."
Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen. Gott zählte konzentriert seine Galaxien weiter und der Teufel sah ihm dabei zu. Für einen kurzen Moment schien keiner der beiden so recht zu wissen, worüber man noch reden könnte. Doch dann sagte Gott plötzlich:
"Weißt du, heuer mache ich diese Inventur gar nicht so ungern. Habe mir nämlich schon länger vorgenommen, die ganzen Sterne und Galaxien ein bisschen umzugruppieren. Beim Zählen kommen einem da viele Ideen..."
"Tatsächlich?"
"Ja, da lebe ich immer meine künstlerische Ader aus. Ein kleiner Sternenhaufen hier, ein Schwarzes Loch da, und sofort sieht alles ganz anders aus."
"Na ich weiß nicht...so etwas macht Spaß?"
"Ja..." Gott grinste plötzlich. "Weißt du, was das letzte Mal passiert ist, als ich umgestellt habe."
Der Teufel sah Gott interessiert an und sagte: "Nein, was denn?"
"Na ja, ich hab alles umgestellt habe, habe ich die Milchstraße nach links unten gegeben anstatt nach rechts oben, und da hat sich das Licht der anderen Galaxien ins Rote verschoben. Seitdem glauben die Menschen....du weißt ja, die wohnen dort in der Milchstrasse...seitdem glauben die, das All würde expandieren. Sie nennen es Rotverschiebung."
Gott lachte und der Teufel lachte auch, obwohl er sich ein wenig über den sonderbaren Humor wunderte.
"Für mich wäre diese Zählerei und Herumordnerei nichts", sagte der Teufel schließlich, nachdem sie aufgehört hatten zu lachen. "Ich steh' mehr auf die rustikalere Action, wenn du verstehst."
"Ich weiß...", winkte Gott ab.
"Und du hast wirklich keine Zeit für ein kleines Bierchen?"
"Nein, ich will den Krampf hier endlich hinter mich bringen."
"Ok, wie du meinst. Wir sehen uns..."
"Warte noch kurz. Hier hast du noch was, für deine Kleinen."
Als der Teufel nach Hause kam, liefen ihm seine zwei kleinen Söhnen freudig quietschend entgegen.
"Papi ist da, Papi ist da."
"Hey, ihr Racker. Ihr seid noch gar nicht im Bett?"
"Mama hat's erlaubt", sagten beide gleichzeitig mit unschuldigem Augenaufschlag.
"Na wenn das so ist...."
Der Teufel griff in seine Jackentasche, holte einen kleinen Gegenstand hervor und gab ihn seinen Kindern. Die beiden nahmen ihn mit großen Augen entgegen.
"Das hat mir der Onkel Gott für euch mitgegeben", sagte der Teufel.
"Woow, Pappa....so eine schöne blaue Murmel", sagten beide staunend.
"Ja, der Onkel Gott, der hat immer schöne Geschenke, was?"
"Jaaa", riefen beide vergnügt.
"So, und jetzt ab ins Bett mit euch!", sagte der Teufel. "Morgen könnt ihr dann damit spielen."
[Beitrag editiert von: Martin am 21.03.2002 um 18:53]
, aber als Satire eher 
...
)wäre das streng genommen Gotteslästerung gewesen, den lieben Herrn Gott so trottelig darzustellen. 
