Was ist neu

Gaia

Mitglied
Beitritt
11.10.2007
Beiträge
6
Zuletzt bearbeitet:

Gaia

Was würdest du machen, wenn du einsam wärst?
Einsam schlichtweg aufgrund physischer Isolation.
Niemand in Reichweite, mit dem du sprechen könntest. Aber du wüsstest, es ist jemand da. Sehr weit weg, aber sehr wohl existent.
Stell dir vor, du hast nur dich. Was würdest du tun, um Kontakt herzustellen?
Stell dir vor, du hättest alle Zeit der Welt und stell dir vor, du hättest Fähigkeiten, jenseits deiner jetzigen Vorstellungskraft.
Kannst du dir ein anderes Leben vorstellen? Eine andere Form von Leben?

Gaia war so eine Lebensform. Einsam reiste sie durch das Weltall, gebunden an ihren Platz, gefangen von der Gravitation eines riesigen, rotglühenden Sterns. Einsam umkreiste sie ihn, eskortiert vom Tod. Wohin sie auch schaute, fand sie nichts als Tod.
Gaia war nicht immer allein. Vor sehr langer Zeit waren sie zu dritt. Damit stellten sie in der Unendlichkeit des Universums keine sehr große Gemeinschaft dar, aber die Größe zählte nicht. Wichtig war vielmehr, nicht allein zu sein. Drei Wesen mit einem Lebensraum, der vielen mehr Platz geboten hätte.
Sie gingen ihre eigenen Wege und doch trafen sie sich in regelmäßigen Abständen und tauschten ihre Gedanken und Träume, Hoffnungen und Ängste. Wenn außer dir nur noch zwei weitere Lebewesen da sind, erkennst du sie unweigerlich als deine Freunde. Natürlich gab es Streit, aber nie dauerte er an. Zu kostbar war trotz ihrer scheinbaren Unendlichkeit die Zeit, die sie miteinander verbrachten. Und wie Gaia nun feststellte, war sie noch viel kostbarer gewesen, als alle drei gedacht hatten. Zumindest schien es jetzt, da sie allein war, so.
Eine Zeit lang hatte Gaia damit verbracht, ihre Trauer und ihr Selbstmitleid zu verarbeiten, indem sie nach einem Grund suchte, warum sie noch am Leben war. Sie war größer als die beiden anderen gewesen. Aber das war nicht der Grund für deren Tod. Es lag auch nicht daran, dass sie einen anderen Weg ging, als ihre Freunde. Es lag ganz einfach an der lebensfeindlichen Umgebung. Es war paradox, aber Gaia
und ihre beiden Begleiter waren die einzigen Lebensformen, die das riesige Universum zu gebären imstande war und doch waren sie nicht lebensfähig.
Experimentierte das Universum? Waren Gaia und ihre Begleiter nur Versuchsobjekte?
Oder gab es da draußen vielleicht doch noch weitere wie sie?
Ein philosophischer Disput mit sich selbst endet zwangsläufig im Chaos. Mit niemand kann man sich schlechter einigen als mit sich selbst. Die Gespräche mit ihren Freunden waren immer davon geprägt, dass ein Gedanke als richtig oder falsch angesehen wurde, wenn alle zustimmten oder ihn ablehnten. Diese stillschweigend vereinbarte Regel gab ihrer Existenz Struktur und machte das Leben weniger kompliziert. Es gab etwas, das man nach einer Grundlagendiskussion nicht mehr anzweifeln musste, eine Konstante.
Doch allein lassen sich Konstanten nicht so einfach definieren. Es gibt keinen Widerstand, keine Reibung und so driftet jede Vision ungebremst in die Unendlichkeit und verblasst.
Irgendwann hatte Gaia sich damit abgefunden, dass sie ihren Freunden nicht so schnell folgen würde und dies auch nicht in ihrer Hand lag. Wandte sie sich anfangs noch von ihren toten Freunden, die mit noch immer der gleichen Regelmäßigkeit zu ihr kamen, ab, so gewöhnte sie sich mit der Zeit an den Anblick und den Gedanken an eine längst vergangene Ära und die Existenz einer Gesellschaft.
Und es dauerte weitere Äonen, ehe Gaia sich eingestand, sehr viel Zeit verloren zu haben und gleichauf neuen Mut fand, ihr Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Sie erkannte, dass Lebewesen, die Zeit nur linear wahrnehmen können, nur dann einen Sinn für ihre Existenz finden, wenn sie auf ein Ziel ausgerichtet ist. Und so fand auch Gaia, dass ihre Mittel der Kommunikation nur Sinn machten, wenn sie kommunizierte.
Gaia überdachte ihre Ziele. Ihr Leben war das der Gesellschaft und sie würde dieses Leben wiederherstellen.
Völlig neue Ideen durchströmten Gaia und mit der Beharrlichkeit eines Wissenschaftlers machte sie sich daran, ihre Möglichkeiten zu versuchen. Gaia war gebunden, sie konnte ihren angestammten Platz, ihren Weg, auf dem sie seit undenkbaren Zeiten wanderte, nicht verlassen. Aber ihr waren Möglichkeiten gegeben, Dinge entstehen zu lassen. Gaia entdeckte ihre Schaffenskraft, sowohl geistiger als auch materieller Natur. Gaia schuf.
Und sie experimentierte. Gaia schuf Welten und zerstörte sie wieder. Ihre Fantasie kannte keine Grenzen. Sie würde einen Weg finden, sie würde eine Botschaft an andere schicken, die noch irgendwo da draußen waren.
Gaia las und schrieb. Sie entsandte Botschaften und versuchte ankommende zu verstehen. Sie scheiterte. Gaia musste feststellen, dass es keine Botschaften waren, die sie für solche gehalten hatte. Es waren Naturphänomene. Sie lernte die Natur. Ihre Lage machte aus der Philosophin eine Wissenschaftlerin. Doch die Verlagerung der Sinnsuche auf das Gebiet der Wissenschaft ließ ihre Sinne verkümmern.
Gaia fing an zu begreifen, dass leblose Nachrichten nur leblose Wesen erreichen.
Sie jedoch suchte nach Leben und nur so ließ sich auch die Suche gestalten. Gaia schuf einen Kosmos in sich selbst. Auch hier bedurfte es einiger Fehlschläge, bis sie schließlich Drohnen entwickelte, deren Intelligenz einzigartig und neu war. Gaia hatte ein eigenes Universum geschaffen, das sich selbst rascher entwickelte, als Gaia es jemals gekonnt hätte. Und mit der Grundausrichtung ihrer Schöpfung auf Expansion war die Entwicklungsrichtung zum Finden anderer Lebensformen gegeben und damit Reisen in die Unendlichkeit des Universums. Gaia hatte Boten geschaffen, die an ihrer statt nach Begleitern für sie suchen sollten.
Doch Gaia übersah das Naheliegende.
Gaia übersah die Möglichkeit, mit ihrer eigenen Schöpfung zu reden, statt in der Ferne nach einer anderen zu suchen. Und Gaia übersah die vielfach verstärkte Auswirkung des Expansionsdrangs einer kommunikativen Gesellschaft, die sie selbst einst hatte und die sie anstrebte.
Die Schöpfung war sich selbst genug.
Die Schöpfung verlernte das Erkennen ihrer Schöpferin.
Und schon durch den reinen Versuch, die Ferne zu erreichen, ging das Verstehen und Verständnis für die Heimat verloren.
Die Schöpfung begann ihre eigene Sinnsuche. Die Frage nach Sinn ihres Expansionsdrangs. Und sie fand ihre Begründung im ohnmächtigen Dahinsiechen ihrer immer noch nicht erkannten Schöpferin.
Während die Menschen ihren Planeten zerstörten, fragte sich die Erde angesichts ihrer toten und verödeten Nachbarn Mars und Venus, ob sie vielleicht noch einmal von vorn beginnen sollte.

- ENDE -

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo aiori!
Erstmal herzlich willkommen auf kg.de!
Und nun zu deiner Geschichte: Also ehrlichgesagt hat sie mir nicht sonderlich zugesagt...

Was würdest du machen, wenn du einsam wärst?
Einsam schlichtweg aufgrund physischer Isolation.
Niemand in Reichweite, mit dem du sprechen könntest. Aber du wüsstest es ist jemand da. Sehr weit weg, aber sehr wohl existent.
Stell dir vor, du hast nur dich. Was würdest du tun, um Kontakt herzustellen?
Stell dir vor, du hättest alle Zeit der Welt und stell dir vor, du hättest Fähigkeiten, jenseits deiner jetzigen Vorstellungskraft.
Kannst du dir ein anderes Leben vorstellen? Eine andere Form von Leben?
Hier habe ich mir noch gedacht: Ja! Das klingt gut! Den Einstieg fand ich sehr gelungen, hat mich angesprochen. Deshalb war die Enttäuschung auch umso größer, als ich mit dem Hauptteil so gar nichts anfangen konnte. Das Ganze hat mich ein bisschen an "Gott erschuf die Welt" erinnert. Dieser biblische Tonfall hat mich irgendwie gestört, hat den Text leblos wirken lassen. Du sagst es selbst:
Gaia fing an zu begreifen, dass leblose Nachrichten nur leblose Wesen erreichen.
Außerdem habe ich auch nicht so richtig geschnallt, worum es eigentlich gehen sollte... Vielleicht liegt das auch an mir, aber man sollte schon beim einmaligen Lesen so ungefähr sagen können, was so passiert. ;) Ein bisschen konfus, das Ganze.
Ich habe auch so einige Rechtschreib- und Ausdrucksfehler gefunden, von denen du sicherlich einige hättest vermeiden können. Ich denke, besonders in einem philosophischen Text stören solche Fehler, die zerstören für mich irgendwie die Ernsthaftigkeit.
Aber du wüsstest es ist jemand da.
wüsstest, es
stell dir vor, du hättest Fähigkeiten, jenseits deiner jetzigen Vorstellungskraft.
Das ist nicht mehr paradox, das ist unsinnig. Wie soll man sich was vorstellen, was man sich gar nicht vorstellen kann? Wenn es direkt so paradox gemeint ist, dann muss das anders ausgedrückt werden. z.B. stell dir vor, du hättest Fähigkeiten, von denen du nie auch nur zu träumen gewagt hättest. Oder so.
Gaia war nicht immer alleine.
allein, das taucht noch ein paar Mal auf. Außerdem müsste es doch allein gewesen heißen, da sie ja jetzt allein ist. So würde es bedeuten, Gaia würde noch manchmal Besuch bekommen oder so. ;)
Natürlich gab es Streit aber nie dauerte er an.
Streit, aber
Zumindest schien es, jetzt da sie alleine war, so.
Hm... das Komma würde ich nicht vor, sondern nach jetzt setzen, bin mir da aber nicht sicher...
indem sie nach einen Grund suchte,
nach einem
Sie war größer, als die beiden anderen gewesen.
Das Komma weg. Vor 'wie', 'als' usw. darf kein Komma stehen, wenn kein vollständiger Satz folgt.
Es lag auch nicht daran, dass sie einen anderen Weg ging, als ihre Freunde.
Wieder die Zeitform: dass sie einen anderen Weg gegangen war
Gaia
und ihre beiden Begleiter waren die einzigen Lebensformen, die das riesige Universum zu gebären imstande war und doch waren sie nicht lebensfähig.
Und nochmal: die einzigen Lebensformen gewesen, ...zu gebären imstande gewesen war (ich hab das doch richtig verstanden, die Begleiter sind schon tot oder?) Das kommt jetzt noch ein paar Mal vor, werd das jetzt nicht alles wiederholen, findest du bestimmt auch selber.
Mit niemand kann man sich schlechter einigen, als mit sich selbst.
Mit Niemandem... Komma vor 'als' weg
die mit noch immer der gleichen Regelmäßigkeit zu ihre kamen
zu ihr
und zerstörte wie wieder.
sie
Gaia hatte Boten geschaffen, die an ihrer statt nach Begleitern für sie suchen sollten.
Über den Satz bin ich gestolpert. Er ist zwar richtig, aber ich musste ihn ungefähr 10 Mal lesen, bis ich ihn kapiert hab.
ob sie vielleicht noch einmal von vorne beginnen sollte.
von vorn
- ENDE -
Kannst du streichen. Jeder weiß, dass es hier zu Ende ist und wenn es ein Stilmittel sein soll, erkenne ich die Aussage nicht.

Ich habe deine Geschichte jetzt nochmal durchgelesen und muss sagen, ich habe sie dieses Mal besser verstanden und mir gefällt sie jetzt auch ein bisschen besser. Also auch wenn das hier philosophisch ist, ich denke du solltest das Ganze ein bisschen entwirren, dann ist sie für den Leser leichter verdaulich. Einige Wendungen, die du benutzt hast, fand ich zudem sehr gut, die kommen bei einmaligem Lesen überhaupt nicht zur Geltung, z.B.

Wenn außer dir nur noch zwei weitere Lebewesen da sind, erkennst du sie unweigerlich als deine Freunde.
oder
Ein philosophischer Disput mit sich selbst endet zwangsläufig im Chaos.
Also durchaus gelungen, aber unbedingt überarbeiten! :)
Liebe Grüße,
Apfelstrudel

 

Hallo apfelstrudel,

ich hatte nicht erwartet, jemals von einem Apfelstrudel kritisiert zu werden.
Im Ernst, erstmal vielen Dank für die ausführliche Kritik.
Die Komma- und Rechtschreibfehler sind mir ehrlich unangenehm. Anscheinend war meine letzte Korrekturlesung des Textes sehr spät am Abend gewesen. Kann man als unverzeihlich sehen, kann man als nichtig ansehen. Mich ärgert es in der Tat, weil die Kommas in dieser Geschichte unabdingbar sind. Sie machen einige Sätze überhaupt erst verständlich, das ist mir klar.
Über die Zeiten kann man sicherlich streiten, was ich gerne tue, ich will aber nicht rechthaberisch erscheinen.
Wenn ich schreibe
einen anderen Weg ging

dann bezieht sich das auf die Pointe. Noch mal zur Erläuterung: Gaia ist die Erde, ihre Schöpfung wir Menschen, und die Begleiter sind Mars und Venus. Nur die Erde lebt. Mars und Venus waren vor langer Zeit einmal lebendig.
Alle drei ziehen ihre Bahnen um die Sonne, immer und in alle Zeit. also sowohl "gegangen" als auch "ging" erscheint mir richtig.
Auch das "Gebären" des Universums ist ein fortschreitender Prozess, der früher stattgefunden hat, heute (bzw. zum Zeitpunkt der Geschichte) stattfindet und auch in Zukunft stattfinden wird.

Auf den Satz
stell dir vor, du hättest Fähigkeiten, jenseits deiner jetzigen Vorstellungskraft.

war ich eigentlich besonders stolz und er war bewusst so gewählt. Es soll den Leser zum Denken anregen, bzw. ihm ein Ohr zu öffnen für etwas, über das er so noch nicht nachgedacht hat.
Während:
stell dir vor, du hättest Fähigkeiten, von denen du nie auch nur zu träumen gewagt hättest

mir ein wenig zu bekannt vorkommt. Nix für Ungut.

Ich danke Dir, dass Du trotz aller „Konfusität“ die Geschichte ein zweites Mal gelesen hast und ich bin froh, dass sich dadurch vielleicht die eine oder andere Frage in Nachhinein geklärt hat.

Und ich danke Dir für die Kritik. Trotz aller Richtigstellungsversuche, die hoffentlich nicht zu sehr nach Rechtfertigung klingen, nehme ich sie mir sehr zu Herzen.
Ich bin auch der Meinung, ein Text sollte selbsterklärend sein, vielleicht ist mir das nicht so gut gelungen.
(Oder gibt es andere Meinungen?)

Liebe Grüße
Aiori

 

Hallo Aiori,

Die Komma- und Rechtschreibfehler sind mir ehrlich unangenehm. Anscheinend war meine letzte Korrekturlesung des Textes sehr spät am Abend gewesen. Kann man als unverzeihlich sehen, kann man als nichtig ansehen. Mich ärgert es in der Tat, weil die Kommas in dieser Geschichte unabdingbar sind.
Du kannst Deine eigenen Beiträge editieren, einfach den rot umrandeten Button "Bearbeiten" anklicken, korrigieren und speichern.
Es ist nicht unbedingt unverzeihlich, doch dieses Forum läd zum lernen und an sich arbeiten ein, also bist auch Du herzlich eingeladen :)

Grüße
C. Seltsem

 

Hallo aiori!

ich hatte nicht erwartet, jemals von einem Apfelstrudel kritisiert zu werden.
Tja, so kanns gehn. :D
Natürlich ist es in Ordnung, wenn du deinen Text verteidigst, warum auch nicht? Das zeigt doch, dass du dazu stehst, was du schreibst.
Wegen den Zeitformen: Ich denke, das ist alles mit einem Fragezeichen zu versehen. Natürlich muss ein Text selbsterklärend sein, und genau deshalb muss er nochmal überarbeitet werden. (Denke ich zumindest.) Es kommt nicht so klar heraus, was genau du meinst. Ob die beiden Freunde tot sind, aber trotzdem als Tote weiter umherkreisen, oder ob sie tot sind und auch nicht mehr körperlich da sind oder was auch immer. Das müsste klarer herausgearbeitet werden. Die Zeitformen haben mich da ein bisschen verwirrt... naja, besser ich sage dazu nichts mehr, bevor ich mir noch selbst widerspreche. ;) (Oder hab ich das schon? Ich hoffe nicht...)
Also liebe Grüße,
vom kritisierenden Apfelstrudel :)

 

Kurze Antwort:

Vielen Dank

Naja, doch ein wenig länger:
Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, dass noch jemand einen Kommentar hinzufügt.

Allen, die dies noch lesen,wünsche ich eine besinnliche Weihnachtszeit. Wenn ihr ein wenig in die richtige Stimmung kommen wollt, schaut doch mal in meinen fortsetzungsweihnachtskurzgeschichtenadventskalender unter www.marcphilippi.de

Viele Grüße
aiori

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom