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Futzi will nicht schlafen gehen
Futzi will nicht schlafen gehen
"So, nun gehst du ab ins Bett!", sagte der alte Kater Metulski zu seinem Neffen Futzi. Das noch sehr junge Katzenkind hieß Futzi, weil es so futzelig klein war, dass er ohne Probleme in einer Menschenhand Platz hatte.
"Ich möchte aber nicht, Onkel Metulski. Ich bin noch überhaupt gar nicht müde!", gab Futzi zur Antwort.
"Aber es ist schon spät. Um diese Uhrzeit gehören so kleine Katzenkinder wie du ins Körbchen." Metulski nahm Futzi an der Pfote und führte ihn zu seinem Schlafplatz.
Doch Futzi dachte gar nicht daran, sich hinzulegen. "Aber du gehst nachts auch nicht in dein Körbchen. Du gehst immer raus, sobald ich eingeschlafen bin. Ich wüsste gerne, was du da machst", sagte Futzi.
"Nichts da, mein Kleiner! Wenn du alt genug bist, darfst du mitgehen. Dann werde ich dir alles erklären, was du als erwachsener Kater wissen musst, wenn du deine nächtlichen Streifzüge machst", sagte Metulski. Er schlug die Bettdecke beiseite, und Futzi legte sich widerwillig hin.
"Versprochen?", fragte Futzi.
"Versprochen!", sagte Metulski und deckte den kleinen, schwarzweißen Futzi gut zu, "und jetzt schlaf gut."
"Mach ich, Onkel Metulski", sagte Futzi und schloss die Augen.
Kurz, nachdem Metulski das Licht gelöscht und das Haus verlassen hatte, öffnete Futzi seine Augen. Er hatte nur so getan, als würde er schlafen. Vorsichtig schlich er aus seinem Körbchen heraus und verließ ebenfalls das Haus.
Auf Samtpfötchen folgte er seinem Onkel. Gerade so weit von ihm entfernt, dass er nich bemerkt wurde. Es war schon sehr dunkel draußen, aber zum Glück können Katzen im Dunkeln genauso gut sehen wie am hellen Tag. Doch etwas war ungewöhnlich zu dieser späten Stunde. Es war sehr still. Niemand schien sich noch außer ihm dort aufzuhalten. Die Welt, die er sonst nur lebhaft und sonnig kannte, war wie ausgestorben und leer.
"Wie unheimlich!", dachte Futzi und schüttelte sich.
"Schu-huu!", machte es plötzlich über ihm. Futzi erschrak und blickte nach oben. Ein eigenartiger Vogel flog über ihn hinweg, den er am Tag noch nie gesehen hatte. Vor lauter Erstaunen schaute er nicht, wo er herlief und landete mit einem lauten "Platsch" mitten im Gartenteich. Und deshalb konnte er nicht mehr erkennen, wo Metulski lang lief.
"Du liebe Güte, was ist denn hier los?", blubberte Frau Goldfisch und schüttelte den Kopf.
"Entschuldigung!", sagte Futzi und paddelte aufgeregt im kalten Wasser. "Ich wollte Sie nicht erschrecken."
"Ja, Futzi! Was macht denn so ein kleiner Katzenjunge wie du um diese Uhrzeit noch hier draußen? Solltest du nicht längst im Bett sein?", fragte Frau Goldfisch.
Futzi kletterte mühsam ans Ufer und schüttelte sich dort. Er wollte ihr antworten, doch stattdessen entwich ihm bloß ein kräftiges "Hatschi!"
"Na, siehst du! Erkältet hast du dich auch schon! Sieh zu, dass du ins Bett kommst! Dann kann auch ich endlich weiter schlafen."
Futzi verabschiedete sich noch von Frau Goldfisch und lief dann weiter. Bei ihr war es sowieso zu langweilig. Sie wollte ja bloß schlafen.
Futzi lief aber nicht nach Hause in sein Körbchen, sondern direkt zum Hühnerstall.
"Hallo, ihr! Wie geht es euch?", begrüßte er die Hühnerschar, die sich schlafend auf den Stangen befand. Die Hühner gackerten erschrocken, und der Hahn krähte laut: "Ist es etwa schon so weit? Ist es schon Morgen? Muss ich alle wecken?" Er rieb sich mit dem Flügel die Augen und gähnte.
Futzi lachte, denn so aufgeregt kannte er Herrn Hahni nicht. "Nein, es ist noch Nacht. Ich wollte bloß mal vorbeikommen und fragen, ob ich mit den Küken spielen darf."
"Mit den Küken spielen? Bist du noch zu retten, junger Mann? Die schlafen schon tief und fest in ihren Nestern, wie es sich für kleine Hühnerkinder gehört. Und für Katzenkinder genauso, wenn ich mich nicht irre", schimpfte Herr Hahni.
Futzi ließ traurig den Kopf hängen, verabschiedete sich trotzdem von dem sonst so freundlichen Hahn und verließ den Hühnerstall.
"Ich weiß, wen ich noch besuchen kann! Sammy! Der spielt immer gerne mit mir!" Also machte Futzi sich auf den Weg ins Haus. Dort schlich er sich an den Hundekorb und stupste den schlafenden, großen schwarzen Hund an. Der reagierte nicht sofort und daher nahm Futzi eins der Ohren des Hundes zwischen die Pfoten und rief hinein: "Sammy, wach auf, ich will mit dir spielen!"
Sammy öffnete langsam sein linkes Auge und sah Futzi direkt ins Gesicht.
"Was machst du denn hier, kleiner Mann? Es ist doch mitten in der Nacht!"
"Aber ich bin gar nicht müde, und deswegen gehe ich spazieren. Ich suche jemanden, mit dem ich spielen kann. Und weil Frau Goldfisch zu müde war und auch die Küken schon schlafen, dachte ich mir, ich komme dich besuchen."
"Das ist ja wirklich nett von dir, Futzi, aber ich bin auch müde."
Nun wurde Futzi langsam wütend. "Warum sind denn alle müde? Der einzige, der wach ist, ist Onkel Metulski. Das ist doch total stinklangweilig, wenn niemand wach ist."
"Na ja, Metulski ist halt eine erwachsene Katze, und die haben Spaß daran, nachts ihre Streifzüge zu machen. Für Katzenkinder und auch viele andere Tiere ist das völlig uninteressant. Wenn du groß bist, wirst du es sicher auch irgendwann schön finden. Und jetzt geh mal besser in dein Körbchen, sonst macht Metulski sich noch Sorgen um dich."
"Okay", gähnte Futzi, verabschiedete sich von Sammy und machte sich auf den Weg zurück in sein Körbchen.
Als er sich unter die weiche Bettdecke legte und sich gemütlich zusammenrollte, fiel ihm erst auf, wie müde er war. Es dauerte nicht lange, da war er fest eingeschlafen.
So merkte er auch nicht, wie Metulski von seinem Ausflug zurückgekommen war. Der große Kater deckte den kleinen noch einmal gut zu und sagte: "Ich wünsche dir eine gute Nacht. Und träum schön, mein kleiner Abenteurer."