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Funksignale - Kurzform

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21.05.2007
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Funksignale - Kurzform

I)
Er sah auf seinen Bildschirm. Nervös saugte er leicht die Innenwand seines Mundes ein. Bohrte mit der Zungenspitze an der kleinen vernarbten Stelle der Schleimhaut. Beim Kaugummi kauen gebissen. Ringsum war es finster. Der Bildschirm warf flackernd farbige Lichter auf sein Antlitz.
Die Elektronen formten unmögliche Muster auf dem Glas.
Er sah blau. Viel blau. Eine unglaublich schön gefärbte Atmosphäre, die sich in einer endlos scheinenden Wasserfläche spiegelte. Ein Zentralgestirn schien angenehme Temperaturen zu verbreiten. Ein paar geflügelte Geschöpfe nutzten die Thermodynamik der Atmosphäre um sich im Raum schwebend zu halten.
Er griff hastig nach einem ausziehbaren Kontrollpaneel, drückte auf ein paar von innen beleuchtete Schalter.
Von irgendwo aus der Dunkelheit des Raumes drang zunächst rauschend, dann zunehmend klarer seltsame Geräusche und wiederkehrende phonetische Muster.
"Eine fremde Rasse", dachte er und musste sich vor Aufregung fast übergeben.

II)
Nach über zwei Jahren hitziger Debatten, politischer Umwälzungen, wirtschaftlicher Erwägungen, militärischer Kraftproben und wissenschaftlicher Expertisen beschlossen sie die Einladung (denn das musste diese Zurschaustellung der Schönheit ihres Planeten sein) anzunehmen. Sie starteten ein Raumschiff zu den zurückverfolgten Signalen. Einige Hundert Jahre hatte diese Art der Datenübermittlung benötigt (nach den Maßstäben der Fremden, die Tag- und Nachtwechsel, sich selbst, ihre gigantische Wassermasse, das blaue Firmament, weiße Strände gezeigt hatten) um von geeigneten Empfängern aufgefangen werden zu können.
Noch einmal würden Jahrzehnte vergehen um zu ihnen zu gelangen.

III)
Das große Schiff fiel aus der Raumverzerrung in die mehrdimensionale Realität. Ordnete sich Zeit und Länge, Höhe, Tiefe unter.
Das Zentralgestirn, eine gelbe Sonne der M-Klasse, erfasste sie augenblicklich. Versuchte sie ebenso in eine Umlaufbahn zu zwingen wie ihre 11 Planeten.
Der Neunte von innen war es. Ein unglaublich blauer Planet voller Leben. Sie hatten im Lauf der vielen Jahrzehnte gelernt die Sprache zu dechiffrieren. Die Einladung der Fremden pries den Planeten Hawaii zu günstigen Preisen und einem fairen Preis. (Hierüber gab es zahlreiche Abhandlungen, doch keine Einigung ob der Intention der Aussage)
Sie hatten sich gründlich vorbereitet.

IV)
Der neunte Planet war eine Wüste. Eine radioaktive, lebensfeindliche Welt ohne Besonderheiten.
Die Wissenschaftler kratzten sich mit ihren drei Fingern an ihren haarlosen Köpfen, Verwunderung und Ärger über diesen Reinfall.
Sie scharrten mit Geräten in der Schlacke der Oberfläche. Ein so gründlich verheerter Planet ohne jegliche Mikroorganismen oder höheres Wesen war ungewöhnlich, zugegeben, und dennoch, die Funksignale stammten doch von hier, oder nicht?
Da standen sie. Ließen den Blick wandern über eine wasserlose Welt, die doch eine Atmosphäre hatte. Giftig und ebenso leblos.
Das Schiff krümmte den Raum erneut, verließ das System. Zurück zur Heimat.

V)
Die Erde ist ein gigantischer Sender. Jeden tag verschicken wir über langwellige Trägerwellen Ultrakurzwellensignale, über Funknetze, Satelliten, Lampen, Mobilnetze, Starkstrommasten unsere Werbungen, Nachrichten, Bilder. Sie strahlen in den Raum und sind dort endlos unterwegs.
Das Schöpferische wird die destruktive Energie des Menschen letztendlich überleben - und die Menschheit selbst.

 

Hallo Danjl,

zunächst herzlich willkommen auf kg.de und insbesondere in der SF-Rubrik :thumbsup:

Erstmal eine Frage: Was hat es mit dem "Kurzform" im Titel auf sich? Wo ist die Langform, warum postet Du nicht die? Denn diese Geschichte ist offensichtlich extrem komprimiert, und streckenweise leidet sie darunter.
Insbesondere die Abschnitte 2ff, weil es darin keine handelnden Figuren gibt. Du beschreibst sehr eilig, was passiert, und baust damit keine Spannung auf.

Eine Rechtschreibsache: Wenn Du kein Schweizer bist, vergewissere Dich bitte, dass Deine Tastatur über ß verfügt, und verwende es an den richtigen Stellen.

Sprachlich hast Du gute Arbeit geleistet. Du verstehst es, Tempo zu machen (Subjekt auslassen - eins meiner Lieblingsstilmittel ...) und formulierst sicher ohne herumzuholpern.

Der Inhalt bleibt auf der Strecke. Nicht nur passiert alles viel zu schnell, ohne Tiefe, ohne Intensität, Emotion oder Spannung, sondern es bleibt auch überhaupt nichts beim Leser haften. Da wird gelandet, wieder gestartet, und ehrlich gesagt habe ich bei dem Tempo nicht kapiert, was mit dem blauen Planeten einerseits und der Wüstenwelt andererseits nun los ist. Dem Schluss hast Du eine gehörige Portion Pathos verordnet - zu viel, meiner Meinung nach, denn es klingt wie der Schluss einer Predigt eines hypothetischen Kosmoesoterik-TV-Priesters, und danach kommt nur noch die Orgonstrahler-Dauerwerbesendung.

Also, um des besseren Inhalts willen solltest Du Dir, wenn Du ernsthaft SF verfassen willst, mal eine ganze Reihe aktueller Werke zu Gemüte führen, und vor allem Texte dramaturgisch anders strukturieren. Ich bin sicher, dass Du dann mit Deinen sprachlichen Fähigkeiten höchst bemerkenswerte Geschichten zustande bringen kannst.

Fazit: inhaltlich unausgegorener Ansatz, sprachlich brauchbar.

Uwe
:cool:

 

Achja, willkommen auf kg.de, Danjl :D
*nachknüppelausdemsackschielundvoruwefürcht*

Also, um des besseren Inhalts willen solltest Du Dir, wenn Du ernsthaft SF verfassen willst, mal eine ganze Reihe aktueller Werke zu Gemüte führen, und vor allem Texte dramaturgisch anders strukturieren. Ich bin sicher, dass Du dann mit Deinen sprachlichen Fähigkeiten höchst bemerkenswerte Geschichten zustande bringen kannst.
*unterschreib*

lg, LE

 

@ Uwe:

danke - du hast recht, es ist die grundidee der geschichte (welche im übrigen sich über so viele seiten hinwegzieht, daß ich fürchtete potentielle leser zu vergraulen)

so du dies wünschen solltest, reiche ich gerne die längere variante nach.

 

Oh ja, bitte, dann könnte ich mich auch etwas Elaborierter äußern!
Nix für ungut. Freut mich, das du hier bist. :thumbsup:

lg, LE

 

so du dies wünschen solltest, reiche ich gerne die längere variante nach.

Wenn es sich um eine Kurzgeschichte handelt (nach welcher Definition auch immer), gerne. Wenn es eine Novelle oder ein Roman ist, dann passt der Text leider nicht hierher.

Ein langer Text wird jedenfalls nicht automatisch eine Kurzgeschichte, indem man ihn kürzt ;)

 

du hast recht - und es (per definitionem) ist eine kurzgeschichte.

einen roman zu skizzieren, geschichten zu sezieren ist im übrigen so als wolle man die schönheit einer lebensform erkennen, indem man sie vivisektiert.

 

geschichten zu sezieren ist im übrigen so als wolle man die schönheit einer lebensform erkennen, indem man sie vivisektiert.

Ich weiß nicht genau, was Du damit sagen willst.

Aber um das ein für allemal klarzustellen: kurzgeschichten.de ist ein Forum für Textarbeit. Die eingestellten Texte sollen kritisiert, von mir aus "seziert" und dann verbessert werden. Das steht in unseren Regeln. Wenn Du einen Text einfach nur veröffentlichen willst, ohne Kritik zu erhalten, stell ihn einfach auf Deine Homepage. Alles klar? ;)

Und jetzt bitte wieder zurück zum Text, alles andere ist off topic!

 

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