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Froschteich

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01.10.2002
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Froschteich

Froschteich (Drittfassung)

Eva hoffte, dass Silvia bald verschwand.
Luc war mit dem LKW auf Tour. Statt ihm hockte seine Schwester schon die zweite Woche im Haus. Ihre Skizzenblöcke waren auf alle Tische verteilt, dazu gab es ein Chaos von Stiften und Pinseln. Eva hatte Silvia wiederholt gebeten, wenigstens das Farbwasser auszuschütten, damit Tommi es nicht trank. Doch Tommi war mit seinen vier Jahren schlau genug, es nicht mit Limonade zu verwechseln. Es ging Eva ums Prinzip. Sie mochte nicht, wenn jemand ihr Haus belagerte. Aber spätestens wenn die Sommerferien vorbei waren, hatte sie wieder ihre Ruhe - bis zum Herbst.

Silvia war Lucs älteste Schwester, eine schwerfällige, gut angezogene Grundschullehrerin, die ständig irgendwelche Malkurse besuchte. Früher hatte sich Silvia nur selten blicken lassen, aber seitdem Eva wegen Tommi in dieses etwas verwahrloste Haus am Stadtrand gezogen war, lockten der Garten und die vielen malerischen Details auch seine Tante an. „Oh, Eva, ihr wisst ja gar nicht, in was für einem Idyll ihr lebt." Und Sylvia wusste ihre Ferien kreativ zu nutzen. Mit Reisetasche und Malköfferchen fiel sie wie eine alttestamentarische Plage regelmäßig über das Haus her.

Eva hoffte, der sperrige Kachelofen in der Küche würde bald abgebaut werden. Das blauweißgekachelte Monstrum mit den Eisentürchen war eins von Silvias Lieblingsmotiven und verzögerte den Aufbau einer Einbauküche. Im Keller stapelten sich Emailleschüsseln, groß wie Badezuber, wurmstichige Kommoden, selbst eine Betbank. Während Silvia jedes nutzlose Teil in ihrer Begeisterung porträtierte, gingen Eva die alten Dinge auf die Nerven. Sie würde Luc überreden, einen Flohmarkt im Garten zu veranstalten.

Es gab genügend leere Räume im Keller, das war nicht das Problem. Aber mit dem Gerümpel würde mit ein wenig Glück auch Silvia verschwinden. Seitdem Luc selten zu Hause war, missionierte Silvia Eva und Tommi, wobei sie sich besonders um Tommis Nuscheln sorgte. Ein solcher Sprachfehler müsse so frühzeitig wie möglich behoben werden, weshalb sie ihn ständig verbesserte. Eva war der Meinung, ein entspannterer Umgang mit dem Problem würde auch Tommi beruhigen, wer weiß, vielleicht legte sich das von allein. An seinem Gehör lag es wenigstens nicht, das hatten sie überprüfen lassen. Silvia glaubte, er sei geistig etwas zurückgeblieben. Dabei war er nur ein bißchen einsilbig wie sein Vater.

Silvia hatte ihre Zeichenstudien im Keller unterbrochen und Eva sah sich gezwungen, Kaffee und Likör zu kredenzen. Die kleine Gebäckschüssel musste sie immer wieder auffüllen, während Silvia mit vollem Mund dozierte. Am liebsten hätte Eva wie Tommi gedankenverloren die braunen Spitzen der Grünlilie abgezupft, die zwischen den Kaffeetassen auf dem Tisch stand. In seiner Langeweile rupfte er jetzt sogar gesunde Blätter aus, aber sie hatte keine Lust ihn zu ermahnen. Er würde sowieso gleich damit aufhören. Natürlich musste sich Silvia einmischen. Sie hockte sich sogar tiefer, ihr Gesicht näherte sich Tommis und eindrücklich sprach sie auf ihn ein:„Den Blumen tut es weh, wenn du ihnen ein Blatt ausreißt." Schuldbewußt hörte er zu, dann stand er auf und rannte auf die Terrasse.

Silvia hatte keine Ahnung, wie sehr Tommi Pflanzen liebte. Er besaß sogar einen eigenen kleinen Garten mit Erdbeeren und Petersilie. Luc musste ihm mit dem Gartenschlauch die schwere Gießkanne füllen, die er hinter sich herzog. Die Schleifspuren im Gras störten Eva nicht. Tommi war doch erst vier. Sie verzieh ihm, wenn er mit langen Ästen in den niedrigen Kirschbaum fuhr und es regnen ließ, die weißen Blüten wie Schneeflocken den Rasen bedeckten. Letzlich tat er ihnen einen Gefallen. Was sollten sie mit Eimern voll Kirschen, ohne eine Oma, die Marmelade einkochte?

Schweigend schauten Eva und Silvia aus dem Wohnzimmerfenster in den Garten. Eva musste plötzlich an die Einmachgläser des Vorbesitzers denken, die zu Hunderten noch im Keller lagerten. Der Alte war auf dem Selbstversorgertrip gewesen und hatte selbst sein Wasser morgens aus dem Brunnen geschöpft. Das marode Ding war mittlerweile verschwunden, doch Eva fand noch immer verwilderte Kartoffeln und Möhren.

„Warum spielt Tommi nicht im Sandkasten?"
Eva war Silvias scharfer Unterton nicht entgangen.
„Was macht er eigentlich auf dem Rasen?"
Er gräbt kleine Fallen.
Sie ließ ihm seinen harmlosen Spaß. Jetzt gab es neben Maulwurfshügeln Löcher in der Wiese. Unter sorgfältig arrangiertem Gras versteckt. Er konnte mit seiner Kinder-Schaufel sowieso nicht tief buddeln, allerhöchstens Gummistiefel hoch. Das würde nicht einmal reichen, sich den Fuß zu verstauchen, redete Eva sich ein. Insgeheim fand sie die Fallen gar nicht schlecht, ihr gruselte vor dem nächtlichen Garten, wenn sie allein war und Luc wieder eine seiner Touren fuhr. Sie sollten sich bald einen Hund anschaffen.

Wie beinahe jeden Nachmittag sprang der schwere rote Nachbarskater in die Blumenrabatte. Er verschonte wie meistens die Azaleen der Umrandung und landete treffsicher im sonnenbeschienen Grasherz in der Mitte. Hatte der Kater zugenommen? Oder bildete sie sich ein, dass der Rasen unter seinem Gewicht leicht nachgab?

„Wo ist eigentlich der Teich hin?", unterbrach Silvia sie in ihren Überlegungen.
„Wir haben ihn trockengelegt, wir hatten Angst, dass Tommi hineinfallen könnte." Luc hatte den Teich in das Blumenbeet verwandelt, auf dem sich gerade der Kater sonnte und Eva hatte im Keller das herrlich kitschige Ziergitter mit den Seepferdchen gefunden, das dem Ganzen die Krönung gab. Ein bißchen wunderte sich Eva, dass Silvia ihre Frage erst jetzt stellte. Immerhin hatten sie den Teich schon vor zweieinhalb Jahren stillgelegt, seit Tommis ersten Laufversuchen. Aber Silvia hielt sich bei ihren Besuchen sowieso meistens im Keller auf, weil es dort mehr zu zeichnen gab.

„Wie hattet ihr ihn damals angelegt? Ausbetoniert? Mit Teichfolie?", fragte Silvia.
„Luc hatte im Keller ein altes Planschbecken gefunden. Das haben wir benutzt, damit das Wasser nicht versickert."
Das Plastikteil hatte zu den Hinterlassenschaften des Alten gehört, mit denen er sämtliche Kellerräume vollgestopft hatte. Eva hatte das rosafarbene Ding für Tommi zu eklig gefunden. Sie war sehr stolz auf Lucs clevere Entsorgungsidee gewesen, das hatte gleichzeitig das Geld für die Teichfolie gespart. Sehnsüchtig dachte Eva an ihr verlorenes kleines Paradies zurück, im Zooladen hatte sie damals sogar Seerosen erstanden.
„Wusstest ihr denn gar nicht, dass man in einem Teich keine steilen Ufer bauen darf?", fragte Silvia entrüstet. Nicht dass sie eine große Tierfreundin war, aber eine Chance Überlegenheit zu demonstrieren, ließ sie selten ungenutzt. Lucs phantasievolle Art und sein Improvisationstalent hatte sie schon seit ihrer Kinderzeit verabscheut. Eva überlegte, wie sie Silvia am besten unterbrechen könnte:
„Und dann hatte sich die alte Schnepfe drei Häuser weiter über den Krach beschwert."
„Über was für einen Krach?"
„Über Mucks Gutenachtkonzerte."
„Muck?" Silvia sah wirklich verdutzt aus.
„Na, unser Hausfrosch." Eva sah, wie Silvia sich schüttelte.

Tommi stürzte ins Zimmer. Wie er wieder aussah! Gras an seiner Hose, die Schuhe voll Sand. Er nahm sich einen Keks vom Tisch, lutschte mehr an ihm, als dass er ihn aß, mit schmutzigen Händchen haute er begeistert auf Evas Schoss, wobei der Keks zerbrach.
„Fosch, Mammi, Fosch?"
„Frosch, Tommi, Frosch." Eva beobachtete angewidert, wie Silvia ihn gleich wieder verbessern musste. Sie rollte das r, aber Tommi ließ sich nicht davon beeindrucken.
„Fosch, Fosch", wiederholte er einfach und zog mit seiner kleinen Hand an Evas Arm, um sie zum Bücherregal zu lotsen. Sie sollte ihm das Bilderbuch aus dem Regal holen.
„Und was ist das hier?"
„Kröte, Mami, Kröte."
„Und wie heißt dieses Bürschchen?"
„Gelbbauchunke." Eva freute sich, dass Tommi sich die Namen gemerkt hatte. Silvia hockte hinter ihnen. Sie interessierte sich mehr für den Illustrationsstil als für die abgebildeten Tiere.
„Was für ekelhafte Viecher."

Während Tommi auf dem Teppich lag und ein paar Frösche aus seinem Buch abzeichnete, machte sich Eva an die Vorbereitung des Abendessens. Sie gab sich mittlerweile weniger Mühe, schon den zweiten Tag gab es Reissalat, der in einer Schüssel im Schlafzimmer stand. Sie deckte vorm Fernseher. Sie hatte keine Lust Silvia zu bitten, den Eßzimmertisch frei zu räumen. Vielmehr genoss sie, dass Schwägerin und Sohn in ihre Kritzeleien vertieft waren und für einen Moment Ruhe gaben.

Nur leider nicht lange. Eva bekam gerade noch mit, dass Tommi eine von Silvias Zeichnungen nahm und damit in den Garten rannte. Vielleicht war es das Porträt vom Kater in der Sonne. Das Seepferdchengitter um ihn herum hatte Silvia wirklich gut hinbekommen. Tommi wollte wohl die gezeichneten Seepferdchen mit den Originalen vergleichen. Es dämmerte schon, er würde gar nichts mehr richtig erkennen können.

„Du kleines Biest, Warte, ich krieg dich."
Silvia stolperte Tommi hinterher. Sie jagte durch den Garten. Tommi irrlichterte zwischen seinen Fallen, seine Gummistiefel leuchteten in der Dunkelheit. Er war wie ein vorwitziges Häschen, das den trägen Fuchs narrte. Eva verstand nicht, warum eine Frau von vierzig Jahren wegen einer so harmlosen Sache einen kleinen Zwerg verfolgte. Ein bißchen schadenfroh wartete sie darauf, dass Silvia in eine von Tommis Gruben tappte. Die Welt zwanzig Zentimeter tiefer zu betrachten, konnte ihr nicht schaden.
Jetzt rannte Tommi um das Rondell und streckte Silvia seine Zunge raus. Eva dachte, dass Silvia das kleine Gartenkunstwerk umrunden würde, aber unsere Pflanzenfreundin zog vor, eine Abkürzung zu nehmen. Selbst Tommi staunte, als Silvia ihren Rock hob, um über das Ziergitter zu steigen. Sie achtete darauf, keine Laufmaschen zu bekommen, aber schien nichts dagegen zu haben, mit ihren Stöckelschuhen zwischen den Azaleen herumzutrampeln.
„Na warte, ich bin gespannt, was dir als Entschuldigung einfällt." Eva beschloss, dass dies Silvias letzter Besuch war. Sollte sie demnächst doch andere Mütter und deren Kinder erziehen. Dann rannte sie auf die Terrasse.
„Bleib stehen! Nicht weiter -!" Aber Silvia hörte nicht. Eva schoss quer über den Rasen, vielleicht konnte sie Silvia noch am Pullover erwischen, bevor, ja bevor –
Die Teichabdeckung war nur für 80 Kilo ausgelegt. Tommi, für sein Alter recht groß, wog nicht mal ein Viertel und wäre niemals über das Gitter gestiegen, es war für ihn ohnehin zu hoch.

Silvia verharrte für einen Moment, drehte sich nach Eva um, um mit trotzigem Grinsen den Rasen zu betreten. Die Erde unter ihr gab auf der Stelle nach, wie ein Trichter, der das Gras nach sich zog, dann rutschten die Azaleen hinein. Das Gitter stand schief, bald würden die Seepferdchen in die Tiefe tauchen. An einem Eisentier hing Silvia, auf verzweifelter Suche nach Halt. Eva schaffte es nicht mehr Silvias Hände zu greifen. Im Fallen sah Silvia erstaunt aus, ihr Haar leuchtete silbern, ihre Hände faßten ein Büschel Gras und es kam Eva lang vor, bis sie endlich den dumpfen Aufprall hörte.
„Tommi, bleib, wo Du bist! Mami kommt zu Dir." Eva musste erst ihren Sohn in Sicherheit bringen.

Tommi, genauso erschrocken wie sie, rührte sich nicht. Sie machte ein paar Schritte um den verbogenen Zaun, dann schloss sie ihn schnell in ihre Arme. Ihren Sohn auf der Hüfte, schaute sie in das Loch, konnte aber nichts Genaues erkennen.
„Silvia? Silvia?" Die Stille war unheimlich.

"Mami, ist Tante Silvia tot?"

Sie musste ins Haus. Im Keller lag Lucs Taschenlampe, die er für seine Fahrten benötigte. Sie wusste nicht, was sie mit Tommi machen sollte. Sie sperrte ihn im Gäste-WC ein.
„Warte. Bleib hier mein Schatz. Mami holt dich gleich wieder raus."
„Tante Silvia?"
„Mami hilft Tante Silvia."
Die Taschenlampe lag tatsächlich noch dort. Sie funktionierte.
Vielleicht hatte Tommi Recht, Silvia mochte nicht dran denken.

Sie leuchtete mit der Taschenlampe in das Rasenloch, zwischen dem Holzgeflecht sah sie Silvia unten auf dem Boden kauern. Im rosa Planschbecken. In fünf Metern Tiefe. Ihr linkes Bein schien verrenkt, ihr Kopf lehnte an der rutschigen Brunnenwand. Vielleicht war sie bewußtlos. Eva hätte nie geglaubt, noch einmal in den Brunnen zu schauen. Dann beschloss sie den Notarzt zu rufen. Im Haus suchte sie lange nach dem Telefon. Wo hatte sich das schnurlose Ding versteckt? Sie fand es unter dem Berg von Zeichnungen auf dem Esszimmertisch.

Erschöpft sank Eva in einen der Stühle und tippte die Nummer ein. Aber nach dem ersten Freizeichen legte sie auf. Sie sah sich mit Tommi im Garten, ungestört, endlose Ferien ohne Malzeug.

Sie überlegte, ob sie die lange Leiter aus dem Keller holen sollte.

 

Moin!

Am Ende Angst vor der eigenen dunklen Seite bekommen? :D

Eine leise, vielleicht sogar geradezu "altmodische" Sprache benützt du, was als Kompliment zu sehen ist. Außerdem hast du es geschafft, den Leser mit in deine Welt zu nehmen. Wie die drei Prots sprechen, denken - gelungen, wie ich finde.

Tscha, und dann? Diese einem den Nerv raubende, ständig rumnörgelnde Schwägerin verschwindet endlich im wahrsten Sinne des Wortes von der Bildfläche, und Eva hegt nicht für einen winzigen Moment den Gedanken, sie einfach da unten liegen zu lassen?

Also ich an deiner Stelle würde mir noch einmal das Ende vornehmen und komplett anders gestalten, denn ehrlich gesagt habe ich nach dem Lesen verzweifelt nach irgendwas Unheimlichen gesucht. Klar, so ein Szenario im Garten mit all seinen Stolperfallen und dem verdeckten Pool ist nicht gerade Sonnenschein.

Bis zum Ende hervorragend erzählt, das Ende selbst leider total verschenkt.

Vielleicht überlegst du dir noch was? Was mit Fröschen, oder was der Chief anregte.

Gruß,

Poncher

 

Hey Petdays!

Muss mich Ponch anschließen. Eigentlich eine sehr gut geschriebene Geschichte, bei der man sich am Ende allerdings fragt, ob Du vergessen hast den Schluss mitzuveröffentlichen.
Wegen dem Titel und der Szene mit dem Bilderbuch dachte ich eigentlich, dass Silvia von Fröschen angefallen wird, die vielleicht in einem unterirdischen Bau leben. Denn durch die Andeutung mit dem dicken Kater war ja klar, dass der Boden nicht wirklich stabil ist.

Eva hoffte, dass Silvia bald verschwand.
"verschwinden würde" fände ich passender.
Luc war auf Tour, stattdessen hockte seine Schwester schon den dritten Tag im Haus.
Statt was? Passt nicht wirklich, "statt ihm" oder "an seiner Stelle" würde mir besser gefallen.
Früher hatte Silvia sie nur selten besucht, aber seitdem sie wegen Tammi in dieses etwas verwahrloste Haus am Stadtrand gezogen waren, lockten auch seine Tante der Garten und die vielen malerischen Details.
Ich dachte auch, dass Tammi ein Mädchen ist. Deswegen sah "seine Tante" für mich fürchterlich falsch aus. Aber auch wenn mir jetzt klar ist, dass "seine" passt, würde mir "wurde auch sie vom Garten" besser gefallen.
Außerdem klingt "verwahrlos" im Zusammenhang merkwürdig.

Mit Deiner Sprache hab ich es mir ab und zu schwer getan, hier z.B.

Eva hoffte, der sperrige Kachelofen in der Küche würde bald abgebaut
hört sich für mich "abgebaut werden" oder "abgebaut sein" besser an.
Und was mich verwundert hat, Luc und Eva sind wohl Mitdreißiger, wenn man mal vom Alter der Kinder ausgeht. und da hat Luc eine Schwester, die rund drei Jahrzehnte älter ist, also bald doppelt so alt wie er selbst? Gut, Du erwähnst, dass sie in Frühpension ist, aber da gehe ich von vielleicht fünf Jahren aus, die man eher in Rente geht.
Nunja, hat mich beim Lesen irritiert, von der Beschreibung her könnte es auch Lucs Mutter sein, und das fände ich eigentlich logischer.

Naja, wie auch schon von meinen Vorgängern gesagt, insgesamt ist die Geschichte wirklich gut erzählt. Nur das Ende halt. :dozey:
Wäre auch meiner Meinung nach sehr empfehlenswert, wenn Du Dich da noch einmal dransetzt und Dir noch was "Horrormäßiges" einfallen lässt. Denn so fehlt mir das Phantastische der Geschichte absolut und erinnert mich eher an ein alltägliches Geschehen.

 

Hallo Petdays,

deine Story hat mir leider nicht so gut gefallen. Es ist vor allem dieser recht schwammige Erzählstil, der mich nicht so begeistert hat. Nachdem ich drei oder vier Absätze gelesen hatte, war ich mir nicht sicher, worum es überhaupt ging und ich las es nochmals.

Folgende Punkte sind mir dabei ins Auge gesprungen:

Zitat: Ihre Skizzenblöcke auf alle vorhandenen Tische verteilt, dazu ein Chaos an Stiften und Pinseln.

Anstatt dem Komma würde ich einen Punkt setzen.

Zitat: Es ging Eva eher ums Prinzip, sie mochte nicht, wenn jemand ihr Haus belagerte.

auch hier würde ich nach ´Prinzip´ einen Punkt setzen.

Zitat: Und während die meisten Teilnehmer spätestens dann aufgaben, wenn ihre Wohnungen keinen Platz mehr boten für weitere stolze Werke, hatte Silvia ihre eigentliche Bestimmung erst gefunden: Kinderbücher illustrieren.

Beim Lesen dieses Abschnittes bin ich jedesmal an dieser Stelle gestolpert: ...für weitere stolze Werke,

Vorschlag: Und während die meisten Teilnehmer spätestens dann aufgaben, wenn ihre Wohnungen keinen Platz mehr für weitere stolze Werke boten, hatte Silvia ihre eigentliche Bestimmung erst gefunden: Kinderbücher illustrieren.

Zitat: Eva hoffte, der sperrige Kachelofen in der Küche würde bald abgebaut, das blauweißgekachelte Monstrum mit den Eisentürchen war eins von Silvias Lieblingsmotiven und verzögerte den Aufbau einer Einbauküche.

dieser Absatz klingt holprig.

besser: Eva hoffte, der sperrige Kachelofen, das blauweißgekachelte Monstrum mit den Eisentürchen, was eins von Silvias Lieblingsmotiven war und den Aufbau einer Einbauküche verzögerte, würde bald abgebaut werden.

Zitat: Es gab genügend leere Räume im Keller, das war nicht das Problem, aber mit dem Gerümpel verschwände mit ein wenig Glück auch Silvia.

nach ´Keller´ gehört ein Punkt.

Zitat: Eva war der Meinung, ein entspannterer Umgang mit dem Problem würde auch Tammi beruhigen, wer weiß, vielleicht legte sich das von allein.

nach ´beruhigen´ ein Punkt

Zitat: Eva musste plötzlich an die Einmachgläser des Vorbesitzers denken, die zu Hunderten noch im Keller lagerten, der Alte war auf dem Selbstversorgertrip gewesen und hatte selbst sein Wasser morgens aus dem Brunnen geschöpft.

nach ´lagerten´ ein Punkt.

Zitat: Insgeheim fand sie die Fallen gar nicht schlecht, ihr gruselte vor dem nächtlichen Garten, wenn sie allein war, Luc wieder eine seiner Touren fuhr.

...wenn sie allein war und Luc wieder...

Zitat: Wir haben ihn abgeschafft, wir hatten Angst, dass Tammi hineinfallen könnte.“ Luc hatte ihn in das Blumenbeet verwandelt

Das hört sich so an, als hätte Luc Tammi in ein Blumenbeet verwandelt.

Besser: Luc hatte den Teich in das...

Zitat: „Wie hattet ihr in damals angelegt? Ausbetoniert? Mit Teichfolie?“
„Luc hatte im Keller ein altes Planschbecken gefunden. Das haben wir benutzt, damit das Wasser nicht versickert.“

Bei diesem Dialog ist nicht offensichtlich, wer was sagt.

Zitat: Sie war sehr stolz auf Lucs clevere Entsorgungsidee gewesen, das hatte gleichzeitig das Geld für die Teichfolie gespart.

nach ´gewesen´ ein Punkt.

Zitat: Wusstest ihr denn gar nicht, dass man in einem Teich keine steilen
Ufer bauen darf?“ fragte Silvia entrüstet

...Ufer bauen darf?", fragte Silvia...

Zitat: „Und dann hatten sich die alte Schnepfe drei Häuser weiter über den Krach beschwert.“
„Über was für einen Krach?“
„Über Toms Gutenachtkonzerte.“

Hier fehlt wieder die Angaben oder Hinweise, wer was spricht.

Zitat: „Fosch, Fosch“ wiederholte er einfach und zog ..

..., Fosch", wiederholte er...

Zitat: Silvia hockte hinter ihnen, interessierte sich mehr für den Illustrationsstil als für die abgebildeten Tiere.

Diesen Aufzählungsstil benützt du sehr häufig. Dadurch liest sich das wie eine Leier.

Zitat: Sie gab sich mittlerweile weniger Mühe, schon den zweiten Tag gab es Reissalat, der im Eimer im Schlafzimmer stand.

nach ´Mühe´ ein Punkt.

Zitat: Vielmehr genoss sie, dass Schwägerin und Sohn in ihre Kritzeleien vertieft waren und für Momente Ruhe gaben.

...genoss sie es,...

Zitat: Sie achtete darauf keine Laufmaschen zu bekommen, aber schien nichts dagegen zu haben, mit ihren Stöckelschuhen zwischen den Azaleen herumzutrampeln

...achtete darauf, keine...

Zitat: Eva beschloss, dass dies Silvia letzter Besuch war. Sollte sie demnächst doch andere Mütter und deren Kinder erziehen.

...dass dies Silvia´s letzter Besuch sein sollte.

Sollte sie... liest sich zunächst wie eine Frage und wirkt undeutlich und erst beim zweiten Lesen war mir klar, was gemeint war. Nein, eigentlich habe ich gar nicht kapiert, was dieser Satz bedeuten sollte.

Sollte sie (Silvia) von anderen Müttern erzogen werden? oder Sollte sie (Eva) andere Mütter und Kinder erziehen?


Ich hoffe, dass Dich die Länge meiner Liste nicht erschreckt. Aber ich wollte Dir begründen, was mir nicht so gefallen hat. Auch habe ich keinerlei Horrorelemente gefunden. Es hätte genausogut eine Episode aus Heidi sein können.
Ich hoffe, du kannst mit meiner ehrlich gemeinten Kritik etwas anfangen.

 

Hallo alle zusammen,

vielen Dank für die umfangreichen Kritiken, ich werde sie mir gleich genauer anschauen.

Pe

 

Hallo petdays,

du hast ja schon einige Kommentare bekommen. Ich hab sie nur grob überflogen und hoffe, dass ich nichts wiederhole.

Ich fand die Geschichte unterhaltsam und gut in Szene gesetzt. Die Charaktere – v.a. Silvia – hast du gut eingeführt. Die Beschreibungen waren ausführlich und treffend, alles gut vorstellbar.

Was mir etwas gefehlt hat, war die Spannung. Es hat doch sehr lange gedauert, bis ich gemerkt habe, in welche Richtung das Ganze gehen könnte. Ohne die Rubrik HORROR hätte ich auch nicht auf dieses Ende geschlossen, wobei die Story für mich nicht unbedingt eine Horrorgeschichte ist, aber ich denke, dass du auch nicht vorhattest, eine lupenreine Horrorstory daraus zu machen.
Wenn du am Anfang einige kleine Hinweise darauf geben würdest, dass da etwas nachkommt oder nachkommen könnte und somit den Bezug zum Ende herstellen würdest, käme mE mehr Spannung auf, weil man dann darauf wartet, wanns denn losgeht ...
Und – je nach deiner Intention – könntest du aus dem Ende noch was ganz anderes machen, aber das liegt natürlich bei dir. Im Prinzip könnte deine Geschichte der Auftakt zu einem längeren Werk sein, da böten sich viele Möglichkeiten ... aber jetzt fabuliere ich, weil ich mir gerade vorstelle, welches Potential die Geschichte bei der Ausgangssituation hat (Junior – vielleicht etwas älter – ist ein wahrer Teufel :baddevil: und fängt Menschen in seinen überdimensionalen Fallen; Eva fallen Tausend Möglichkeiten ein, sich an Silvia zu „rächen“, als sie sie so daliegen sieht etc. oder aber im Loch befindet sich der Zugang zur Unterwelt ... ).

Aufgefallen ist mir, dass du, vor allem in den ersten Absätzen, sehr viele Konjunktive drin hast. Vielleicht kannst du den einen oder anderen Satz umformulieren. So war der Einstieg für mich ein bisschen mühsam, weil ich mich immer gefragt hab, wann denn die eigentliche Handlung beginnt neben all dem, was geschehen könnte/würde.

Ihre Skizzenblöcke auf alle Tische verteilt
Skizzenblöcke waren auf alle ...
Aufbau einer Einbauküche
hört sich nicht so schön an
Er gräbt seine Fallen, aber das konnte Eva schlecht zugeben.
Er gräbt seine Fallen, dachte Eva. Aber das konnte sie schlecht zugeben.
ihr gruselte vor dem nächtlichen Garten, wenn sie allein war, Luc wieder seine Touren fuhr
Du verbindest viele Sätze durch Komma. Hier würde mir ein „und“ besser gefallen. Es würde den Satz mE „runder“ machen: ...allein war und Luc wieder...

Das „rrr“ würde ich rausnehmen. „Rollendes r“ reicht doch als Erklärung.

Tammi irrlichterte zwischen seinen Fallen
wie ist denn das zu verstehen?
Tammi kenne ich übrigens auch nicht als Jungenname. Erscheint mir zumindest ungewöhnlich.
Die Welt zwanzig Zentimeter tiefer zu betrachten
Das kannst du mit Sicherheit besser. ;)
was Dir als Entschuldigung einfällt
dir
Tammy für sein Alter recht groß, wog nicht mal
Tammi, für sein Alter recht groß, wog nicht mal ... ODER: Tammi war für sein Alter recht groß. Er wog ...

Ich denke, du könntest aus der Geschichte mehr rausholen. Der Einstieg passt inhaltlich eigentlich, aber im Verhältnis zum kurzen Schluss ist er vielleicht zu lang. Soll aber nicht heißen Einstieg verkürzen, sondern: Schluss verlängern! :D

Hoffentlich kannst du mit meinen Anregungen etwas anfangen.

Viele Grüße

Christian

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nachteule,;)

(Du sitzt ja auch manchmal noch so spät vor dem Computer)

Hilf mir ... Petra und sag mir, ob Du das absichtlich gemacht hast und wenn ja, warum ....

Meine Lieblingsfehlerquelle: 'Die Perspektive' ...

Ich leg jetzt aber einfach mal los.
Irgendetwas stört mich an der Geschichte gewaltig, ich weiß aber nicht, was es ist (wirklich). Deine Sprache ist es nicht. Hmm, jetzt puzzel mich mal durch mein kluges Buch um herauszufinden was 'es' ist ...

Okay. Genutzt hast Du den personalen Erzähler ? (Er- Sie- Es..)
Der bleibt unsichtbar, ist streng objektiver Vermittler. (Ich hoffe Herr Gesing verzeiht, ich zitiere freihändig, hab keine Lust auf Quellenangaben ...) Gewählt hast du eine Form, die sich der Ich- Perspektive der Protagonistin annähert. Du stehst hinter ihr, siehst das Geschehen aus ihrer Sicht, kannst Dich von ihr entfernen, kannst aber auch, und das tust Du überwiegend, in sie hineinschlüpfen, ihre Gedanken wiedergeben. Bleibt man dabei in der dritten Person nennt man das erlebte Rede. Okay. (Hab' ich wieder was gelernt.)

Jetzt schreib' ich was ab:

'Diese Innensicht mir eingebauter Distanzsicherung zeigt ein erzählerisches Paradox: Ein Ereignis wird von Innen gesehen und von Außen geschildert. Der Leser ist in der handelnden, wahrnehmenden und denkenden Figur und schaut ihr gleichzeitig zu. Er fühlt sich nicht vereinnahmt, denn die Subjektivität hat immer noch den Anschein des Objektiven.'

'Die personale Erzählhaltung bindet sich meist an die Perspektive einer Figur. Da aber eine solche Sicht häufig zu eng und auch für die Darstellung größerer Ereigniszusammenhänge zu umständlich ist, wechselt der Autor gern die Bezugspersonen.'
(Aaah. Deswegen macht mir das in Romanen nichts aus ... ;))

Hier aber wohl, und ich glaube, ich nähere mich so langsam dem Kern der Sache.

Ich hätte spontan und ohne zu denken gleich den ersten Satz geändert und:
"Hoffentlich verschwindet Silvia bald", dachte Eva:
(oder dasselbe ohne 'dachte Eva und kursiv gesetzt) geschrieben.
Damit hätte ich aber die komplette Geschichte verändert. Ich wäre direkter, aktiver, mehr auf die Handlung konzentriert gewesen, hätte die Rückblenden rausgeworfen bzw. die wirklich wichtigen Informationen in Dialogen transportiert, insgesamt hätte ich die Geschichte 'einfacher' gestrickt. Es ist mir zu umständlich, zu distanziert, zu eng.
Und vor allem Letzteres bleibt es auch. Leider nicht, weil die Geschichte gruselig ist (es kann einem beim Lesen ja auch eine Art Korsett zu eng werden, weil der Autor den Faden immer enger schnürt ...) sondern, weil ich von der Protagonistin zu weit entfernt bleibe ...

Zumindest würde ich die ganzen 'Erlebte Rede'- Passagen rauswerfen und bei direkten 'Gedanken-Zitaten' bleiben.

So viel zur Perspektive und dem eher 'schwierigen' Gesamteindruck der Geschichte.

Noch ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Tammi, man assoziiert eher ein Mädchen, das unterstützt du unabsichtlich, als die Tante hinter dem 'Bengel' herrennt und sie 'Du Biest' ruft ...
(Ich glaube einen Jungen bezeichnet man selten/er als Biest). - Möglich ist aber alles .. ;-)

Zu viele Namen auf engem Raum: Eine Stelle, wo man das ändern kann, wäre " Dabei war er nur ein bißchen einsilbig wie Luc." - z.B. in wie sein Vater .

Eva ist mir zu passiv, sie hofft und denkt überwiegend. (Und dann auch noch immer an Zurückliegendes). ME hängt das mit dem Senf (der Wahl der Perspektive s.o. etc.. zusammen. Überleg' nochmal, ob Du das hier so beibehalten möchtest).

Das 'Irrlichtern' des Kleinen im Garten fand ich toll. Allerdings fehlte mir der Farbtupfer dabei. Ich sah die Bewegung, aber nicht das Licht. Das könntest Du ändern, in dem er z.B. einen leuchtenden Pullover, Gummistiefel etc. trägt.

Und dann finde auch ich das Ende, im wahrsten Sinne des Wortes, unglücklich. Das, was da geschieht, ist ein Unglück. Eva hilft lediglich (passiv) nach, indem sie sich ja, was ihre Hilfbereitschaft angeht, nicht gerade überschlägt. Sie trödelt. Sonst nüscht.

Ich würde einen anderen Dreh wählen. Schön fand ich Chiefs Hinweis auf das 'Verschwinden von der Bildfläche'. Hier würde ich mir insgesamt überlegen, ob man mit dem Motiv nicht wirklich nochmal 'arbeitet'
(z.B. auch in Hinsicht auf den Titel).

Ansonsten könnte ich mir - um es tatsächlich gruselig zu gestalten - entweder vorstellen, dass Eva immer wieder denkt, hoffentlich verschwindet Silvia bald.
Und dann geschieht das - oups - tatsächlich.

Oder sie hat gemeinsam mit ihrem Sohn die Grube gegraben - öhm den Teich trockengelegt und abgesichert - und da schon perfide Pläne geschmiedet (z.B. in Anwesenheit des Kleinen eine entsprechende Bemerkung gemacht, Kinder sind leicht zu manipulieren und so etwas muss ja auch nicht in eindeutiger Absicht geschehen ..oder ..oder ..oder) Jedenfalls solltest/ müsstest du zwischen einem vorhergehenden Ereignis und dem Sturz einen (aktiven? weiß nicht, wie ich's anders formulieren soll) Bezug herstellen. Sonst geht die Geschichte nicht auf.

Mein Gefühl war übrigens nicht, hier fehlt das Ende, mir war nicht klar, was aus welchen Grund passiert ...

'Nur' den Zufall zu bemühen, ist zu einfach.
(*patsch* :))

Hoffe geholfen zu haben usw..usw.. :)

LG
Ann-Christin

 

Eure umfangreichen Kommentare fand ich sehr hilfreich und habe viele Vorschläge eingearbeitet.

@Chief

Silvia fällt ins Loch und stirbt.
> Die Idee hatte ich zuerst auch, aber Luc + Polizei würden wahrscheinlich schnell mit Spurhunden den Garten untersuchen...

Tammi klingt eher wie ein Mädchenname.
> Hast Recht! Wurde geändert. An Tamara hatte ich zunächst auch gedacht. Tammi sollte ein selbst erfundener Jungenname sein, klingt aber wirklich zu weiblich.

Ein Vierjähriger steht auf Gemüse?
> wahrscheinlich doch eher auf Erdbeeren... *lächel*

@Poncher

Altmodische Sprache. Sehe ich auch als Kompliment. ;)

Tja, das Ende. So schrecklich finde ich Silvia nun auch wieder nicht, dass ich ihr ein Horror-Ende wünschen wollte... Die story ist auch keine richtige Horrorgeschichte, hatte vorher überlegt, unter welcher Rubrik ich sie posten könnte... Sitze allerdings gerade an einer anderen Geschichte, in der es düsterer zugeht.

@Bibliothekar
Frösche im unterirdischen Bau.
> Guter Einfall! Wäre was für eine andere Geschichte, wobei man wohl erst etwas recherchieren müßte.
Silvia ist frühpensioniert, das kann man auch schon mit Anfang Vierzig sein, bei Lehrern übrigens sehr häufig. In der Geschichte hatte ich erwähnt, dass sie vierzig ist. Die Idee, statt Schwester Mutter zu nehmen, finde ich nicht schlecht, aber ich werde es wohl bei Schwester belassen.
"Denn so fehlt mir das Phantastische der Geschichte absolut."
> Da hast Du natürlich Recht, meine Geschichte ist tatsächlich eher eine (makabere) Alltagsgeschichte. Dem Phantastischen muss ich mich noch annähern, was ich aber als reizvolle Herausforderung sehe.
@André
Danke für Deine ehrliche Meinung, fand es gut, dass Du Dir soviel Arbeit gemacht hast und sie begründet hast.
Hast mich auf etwas Wichtiges hingewiesen. Ich neige dazu, Kurzsätze mit Kommas zu längeren Satzgebilden zusammenzufassen. Das mag manchmal vorteilhaft sein, aber ich muss aufpassen, es nicht zur Gewohnheit zu machen. Manchmal paßt es eben nicht. Ein paar von Deinen Hinweisen haben mir gefallen und ich habe sie umgesetzt.

Richtig mißfallen haben mir hingegen Deine Vorschläge zu folgenden Sätzen:
(Und während die meisten.../ Eva hoffte, der sperrige...). Das sind für mich unlesbare Klammerkonstruktionen. Ich gebe Dir aber Recht, dass meine Lösungen auch noch nicht optimal sind.

"Das hörte sich so an, als hätte Luc Tammi in ein Blumenbeet verwandelt."
> Gut, dass dir das aufgefallen ist...

@Max
Zu viele Namen. Da hast Du Recht, ist in der Tat ungünstig. Darüber hatte ich auch nachgegrübelt, aber mir ist kein besserer Ausweg eingefallen.

@Criss

Spannung. Deine Idee, kleine Hinweise einzubauen, finde ich sehr gut, weiß nur noch nicht, wie ich das umsetzen könnte.

Überdimensionierte Fallen.
> Hört sich spannend an *fg*

Konjunktive. Gutes Stichwort. Habe versucht, einige zu löschen.

Irrlichtern. Damit meinte ich, dass er plötzlich mal da, dann wieder dort auftaucht, so dass Silvia hinterher ganz konfus wird.

***

Dank euch allen noch einmal für die vielen guten Vorschläge + die Zeit, die ihr investiert habt.

Pe

 

Hallo AnnChristin, bist ja auch noch unterwegs ; )

Dank Dir schon mal für Deinen sehr umfangreichen Kommentar, habe ihn mir ausgedruckt und werde ihn mir gleich in Ruhe durchlesen.

Petra

 

Hallo AnnChristin,

Deine Anmerkungen finde ich sehr interessant, besonders die Ausführungen zum Thema Perspektive.

und sag mir, ob Du das absichtlich gemacht hast und wenn ja, warum ....
*grübel*
'Die personale Erzählhaltung bindet sich meist an die Perspektive einer Figur. Da aber eine solche Sicht häufig zu eng und auch für die Darstellung größerer Ereigniszusammenhänge zu umständlich ist, wechselt der Autor gern die Bezugspersonen.' (Aaah. Deswegen macht mir das in Romanen nichts aus ..
> Als passionierte Romanleserin benutze ich vielleicht 'unterbewußt' zu stark eine Romansprache, hat schon jemand bei einer anderen Geschichte mal gesagt. Über den Punkt werde ich wohl noch länger nachdenken müssen...
Vielleicht paßt solch eine Haltung eher zu längeren Geschichten und stört in kurzen KG´s um so mehr.
Andererseits mag ich gern dialogfreie, narrative Passagen besonders zu Beginn von Geschichten.

Tammi.
> das Kerlchen heißt jetzt Tommi.

zu viele Namen auf zu engem Raum.
> sehe ich auch so. Deinen Vorschlag, das an betr. Stelle zu ändern, werde ich einbauen.

Irrlichtern. Freut mich, dass dir das gefallen hat. Die Idee einen leuchtenden Pullover oder Gummistiefel einzubauen, finde ich äußerst gut!

Oder sie hat gemeinsam mit ihrem Sohn die Grube gegraben - öhm den Teich trockengelegt und abgesichert - und da schon perfide Pläne geschmiedet (z.B. in Anwesenheit des Kleinen eine entsprechende Bemerkung gemacht, Kinder sind leicht zu manipulieren und so etwas muss ja auch nicht in eindeutiger Absicht geschehen ..oder ..oder ..oder) Jedenfalls solltest/ müsstest du zwischen einem vorhergehenden Ereignis und dem Sturz einen (aktiven? weiß nicht, wie ich's anders formulieren soll) Bezug herstellen. Sonst geht die Geschichte nicht auf.
> Auch das empfinde ich als sehr brauchbaren Vorschlag. Ich bin mit meiner Geschichte so wie sie ist, eigentlich nicht unzufrieden. Aber ich hätte Lust eine Zweitversion auszuarbeiten, wo ich z. B. solche Dinge mit einarbeite. Auch, das mit dem Grund, hat mir eingeleuchtet.

lg Pe

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Petra,

Kurz zu Punkt eins :)

Ich wollte wissen, ob Du den Personalen Erzähler absichtlich eingesetzt hast und wenn ja, welchen Effekt Du erreichen wolltest. Es gibt nämlich Autoren, die (im Gegensatz zu mir - ich schreibe immer erst mal drauflos - denk mal an den 'verkorksten' Originaleinstieg von 'Echte Freunde') wissen, was sie tun .. ;)
Und wenn ich dann komme und behaupte, dass sei 'falsch', kann es ja schon mal passieren, dass ich daneben liege ...

Alles in allem muss man vieles, glaube ich, einfach mal ausprobieren, dann merkt man schon, was am besten für was geeignet ist.

Viel Spaß beim Schreiben der Zweitversion.

LG
Ann-Christin

 

Liebe Ann-Christin,

den personalen Erzähler hatte ich schon mit Absicht gewählt, ich liebe klassische Kurzgeschichten wie von P. Highsmith.

lg Petra

 
Zuletzt bearbeitet:

:confused: ; )
Was macht dein Mitternachtauftritt?!
Werde mich gleich in die Tasten schwingen und schauen, ob ich noch was zaubern kann...
lg Pe

 

Wenn die folgenden Kommentare sich dann wieder auf die Geschichte selbst beziehen könnten? Danke. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Leute,

Ich habe versucht, Anfang und Ende nocheinmal grundlegender zu überarbeiten. Ich wäre sehr an Meinungen interessiert.

Petra

Froschteich alte Fassung
Eva hoffte, dass Silvia bald verschwand.
Luc war auf Tour, an seiner Stelle hockte seine Schwester schon den dritten Tag im Haus. Ihre Skizzenblöcke waren auf allen Tischen verteilt, dazu ein Chaos an Stiften und Pinseln. Eva hatte Silvia wiederholt ermahnt, wenigstens das Farbwasser auszuschütten,um nicht Tommi zu gefährden. Doch Tommi war mit seinen vier Jahren schlau genug, es nicht mit Limonade zu verwechseln. Es ging Eva ums Prinzip. Sie mochte nicht, wenn jemand ihr Haus belagerte.

Silvia war Lucs älteste Schwester, eine schwerfällige, gut angezogene Grundschullehrerin, die nach ihrer Frühpensionierung Malkurse besuchte. Und während die meisten Teilnehmer spätestens dann aufgaben, wenn ihre Wohnungen keinen Platz mehr boten für weitere stolze Werke, hatte Silvia ihre eigentliche Bestimmung erst gefunden: Kinderbücher illustrieren.
Früher hatte Silvia sie nur selten besucht, aber seitdem sie wegen Tommi in dieses etwas verwahrloste Haus am Stadtrand gezogen waren, lockten auch seine Tante der Garten und die vielen malerischen Details. „Oh, Eva, ihr wisst ja gar nicht, in was für einem Idyll ihr lebt.“

Eva hoffte, der sperrige Kachelofen in der Küche würde bald abgebaut werden. Das blauweißgekachelte Monstrum mit den Eisentürchen war eins von Silvias Lieblingsmotiven und verzögerte den Aufbau einer Einbauküche. Im Keller stapelten sich Emailleschüsseln, groß wie Badezuber, wurmstichige Kommoden, selbst eine Betbank. Während Silvia jedes nutzlose Teil in ihrer Begeisterung porträtierte, gingen Eva die alten Dinge auf die Nerven. Sie würde Luc überreden, einen Flohmarkt im Garten zu veranstalten.

Es gab genügend leere Räume im Keller, das war nicht das Problem. Aber mit dem Gerümpel würde mit ein wenig Glück auch Silvia verschwinden. Seitdem Luc selten zu Hause war, missionierte Silvia Eva und Tommi, wobei sie sich besonders um Tommis Nuscheln sorgte. Ein solcher Sprachfehler müsse so frühzeitig wie möglich behoben werden, weshalb sie ihn ständig verbesserte. Eva war der Meinung, ein entspannterer Umgang mit dem Problem würde auch Tommi beruhigen, wer weiß, vielleicht legte sich das von allein. An seinem Gehör lag es wenigstens nicht, das hatten sie überprüfen lassen. Silvia glaubte, er sei geistig etwas zurückgeblieben. Dabei war er nur ein bißchen einsilbig wie sein Vater.

Silvia hatte ihre Zeichenstudien im Keller unterbrochen und Eva sah sich gezwungen, Kaffee und Likör zu kredenzen. Die kleine Gebäckschüssel musste sie immer wieder auffüllen, während Silvia mit vollem Mund dozierte. Am liebsten hätte Eva wie Tommi gedankenverloren die braunen Spitzen der Grünlilie abgezupft, die zwischen den Kaffeetassen auf dem Tisch stand. In seiner Langeweile rupfte er jetzt sogar gesunde Blätter aus, aber sie hatte keine Lust ihn zu ermahnen. Er würde sowieso gleich damit aufhören. Natürlich musste sich Silvia einmischen, sie hockte sich sogar tiefer, ihr Gesicht näherte sich Tommis und eindrücklich sprach sie auf ihn ein:„Den Blumen tut es weh, wenn du ihnen ein Blatt ausreißt.“ Schuldbewußt hörte er zu, dann stand er auf und rannte auf die Terrasse.

Silvia hatte keine Ahnung, wie sehr Tommi Blumen liebte. Er besaß sogar einen eigenen kleinen Garten mit Erdbeeren und Petersilie. Luc musste ihm mit dem Gartenschlauch die schwere Gießkanne füllen, die er hinter sich herzog. Die Schleifspuren im Gras störten Eva nicht. Tommi war doch erst vier. Sie verzieh ihm, wenn er mit langen Ästen in den niedrigen Kirschbaum fuhr und es regnen ließ, die weißen Blüten wie Schneeflocken den Rasen bedeckten. Letzlich tat er ihnen einen Gefallen. Was sollten sie mit Eimern voll Kirschen, ohne eine Oma, die Marmelade einkochte?

Schweigend schauten Eva und Silvia aus dem Wohnzimmerfenster in den Garten. Eva musste plötzlich an die Einmachgläser des Vorbesitzers denken, die zu Hunderten noch im Keller lagerten. Der Alte war auf dem Selbstversorgertrip gewesen und hatte selbst sein Wasser morgens aus dem Brunnen geschöpft. Das marode Ding war mittlerweile verschwunden, doch Eva fand noch immer verwilderte Kartoffeln und Möhren.

„Warum spielt Tommi nicht im Sandkasten?“
Eva war Silvias scharfer Unterton nicht entgangen.
„Was macht er eigentlich auf dem Rasen?“
Er gräbt kleine Fallen, dachte Eva. Aber das konnte sie schlecht zugeben.
Sie ließ ihm seinen harmlosen Spaß. Jetzt gab es neben Maulwurfshügeln Löcher in der Wiese. Unter sorgfältig arrangiertem Gras versteckt. Er konnte mit seiner Kinder-Schaufel sowieso nicht tief buddeln, allerhöchstens Gummistiefel hoch, das würde nicht einmal reichen, sich den Fuß zu verstauchen. Insgeheim fand sie die Fallen gar nicht schlecht, ihr gruselte vor dem nächtlichen Garten, wenn sie allein war und Luc wieder eine seiner Touren fuhr. Sie sollten sich bald einen Hund anschaffen.

Wie beinahe jeden Nachmittag sprang nun der schwere rote Nachbarskater in die Blumenrabatte. Er verschonte wie meistens die Azaleen der Umrandung und landete treffsicher im sonnenbeschienen Grasherz in der Mitte. Hatte der Kater zugenommen? Oder bildete sie sich ein, dass der Rasen unter seinem Gewicht leicht nachgab?

„Wo ist eigentlich der Teich hin?“, unterbrach Silvia sie in ihren Überlegungen.
„Wir haben ihn trockengelegt, wir hatten Angst, dass Tommi hineinfallen könnte.“ Luc hatte den Teich in das Blumenbeet verwandelt, auf dem sich gerade der Kater sonnte und Eva hatte im Keller das herrlich kitschige Ziergitter mit den Seepferdchen gefunden, das dem Ganzen die Krönung gab. Ein bißchen wunderte sich Eva, dass Silvia ihre Frage erst jetzt stellte. Immerhin hatten sie den Teich schon vor zweieinhalb Jahren stillgelegt, seit Tommis ersten Laufversuchen. Aber Silvia hielt sich bei ihren Besuchen sowieso meistens im Keller auf, weil es dort mehr zu zeichnen gab.

„Wie hattet ihr in damals angelegt? Ausbetoniert? Mit Teichfolie?“, fragte Silvia.
„Luc hatte im Keller ein altes Planschbecken gefunden. Das haben wir benutzt, damit das Wasser nicht versickert.“
Das Plastikteil hatte zu den Hinterlassenschaften des Alten gehört, mit denen er sämtliche Kellerräume vollgestopft hatte. Eva hatte das rosafarbene Ding für Tommi zu eklig gefunden. Sie war sehr stolz auf Lucs clevere Entsorgungsidee gewesen, das hatte gleichzeitig das Geld für die Teichfolie gespart. Sie hätte sowieso nicht gewußt, wie man mit sowas umgeht. Sehnsüchtig dachte Eva an ihr verlorenes kleines Paradies zurück, im Zooladen hatte sie damals sogar Seerosen erstanden.
„Wusstest ihr denn gar nicht, dass man in einem Teich keine steilen Ufer bauen darf?“, fragte Silvia entrüstet. Nicht dass sie eine große Tierfreundin war, aber eine Chance Überlegenheit zu demonstrieren, ließ sie selten ungenutzt. Und Lucs phantasievolle Art, sein Improvisationstalent hatte sie schon seit ihrer Kinderzeit verabscheut. Eva überlegte, wie sie Silvia am besten unterbrechen könnte:
„Und dann hatte sich die alte Schnepfe drei Häuser weiter über den Krach beschwert.“
„Über was für einen Krach?“
„Über Mucks Gutenachtkonzerte.“
„Muck?“ Silvia sah wirklich verdutzt aus.
„Na, unser Hausfrosch.“ Eva sah, wie Silvia sich schüttelte.

Tommi stürzte ins Zimmer. Wie er wieder aussah! Gras an seiner Hose, die Schuhe voll Sand. Er nahm sich einen Keks vom Tisch, lutschte mehr an ihm, als dass er ihn aß, mit schmutzigen Händchen haute er begeistert auf Evas Schoss, wobei der Keks zerbrach.
„Fosch, Mammi, Fosch?“
„Frosch, Tommi, Frosch.“ Eva beobachtete angewidert, wie Silvia ihn gleich wieder verbessern musste. Sie rollte das r, aber Tommi ließ sich nicht davon beeindrucken.
„Fosch, Fosch“, wiederholte er einfach und zog mit seiner kleinen Hand an Evas Arm, um sie zum Bücherregal zu lotsen. Sie sollte ihm das Bilderbuch aus dem Regal holen.
„Und was ist das hier?“
„Kröte, Mami, Kröte.“
„Und wie heißt dieses Bürschchen?“
„Gelbbauchunke.“ Eva freute sich, dass Tommi sich die Namen gemerkt hatte. Silvia hockte hinter ihnen. Sie interessierte sich mehr für den Illustrationsstil als für die abgebildeten Tiere.
„Was für ekelhafte Viecher.“


Während Tommi auf dem Teppich lag und ein paar Frösche aus seinem Buch abzeichnete, machte sich Eva an die Vorbereitung des Abendessens. Sie gab sich mittlerweile weniger Mühe, schon den zweiten Tag gab es Reissalat, der im Eimer im Schlafzimmer stand. Sie deckte vorm Fernseher, sie hatte keine Lust Silvia zu bitten, den Eßzimmertisch frei zu räumen. Vielmehr genoss sie, dass Schwägerin und Sohn in ihre Kritzeleien vertieft waren und für einen Moment Ruhe gaben.

Nur leider nicht lange. Eva bekam gerade noch mit, dass Tommi eine von Silvias Zeichnungen nahm und damit in den Garten rannte. Vielleicht war es das Porträt vom Kater in der Sonne. Das Seepferdchengitter um ihn herum hatte Silvia wirklich gut hinbekommen. Tommi wollte wohl die gezeichneten Seepferdchen mit den Originalen vergleichen. Es dämmerte schon, er würde gar nichts mehr richtig erkennen können.

„Du kleines Biest, Warte, ich krieg dich.“
Silvia stolperte Tommi hinterher. Sie jagte durch den Garten. Tommi irrlichterte zwischen seinen Fallen, seine Gummistiefel leuchteten in der Dunkelheit. Er war wie ein vorwitziges Häschen, das den trägen Fuchs narrte. Eva verstand nicht, wie eine Frau von vierzig Jahren wegen einer so harmlosen Sache einen kleinen Zwerg verfolgte. Ein bißchen schadenfroh wartete sie darauf, dass Silvia in eine von Tommis Gruben tappte. Die Welt zwanzig Zentimeter tiefer zu betrachten, konnte ihr nicht schaden.
Jetzt rannte Tommi um das Rondell und streckte Silvia seine Zunge raus. Eva dachte, dass Silvia das kleine Gartenkunstwerk umrunden würde, aber unsere Pflanzenfreundin zog vor, eine Abkürzung zu nehmen. Selbst Tommi staunte, als Silvia ihren Rock hob, um über das Ziergitter zu steigen. Sie achtete darauf, keine Laufmaschen zu bekommen, aber schien nichts dagegen zu haben, mit ihren Stöckelschuhen zwischen den Azaleen herumzutrampeln.
„Na warte, ich bin gespannt, was dir als Entschuldigung einfällt.“ Eva beschloss, dass dies Silvia letzter Besuch war. Sollte sie demnächst doch andere Mütter und deren Kinder erziehen. Dann rannte sie auf die Terrasse.
„Bleib stehen! Nicht weiter -!“ Aber Silvia hörte nicht. Eva schoss quer über den Rasen, vielleicht konnte sie Silvia noch am Pullover erwischen, bevor, ja bevor –
Die Teichabdeckung war nur für 80 Kilo ausgelegt. Tommi, für sein Alter recht groß, wog nicht mal ein Viertel und wäre niemals über das Gitter gestiegen, es war für ihn ohnehin zu hoch.

Silvia verharrte für einen Moment, drehte sich nach Eva um, um mit trotzigem Grinsen den Rasen zu betreten. Die Erde unter ihr gab auf der Stelle nach, wie ein Trichter, der das Gras nach sich zog, dann rutschten die Azaleen hinein. Das Gitter stand schief, bald würden die Seepferdchen in die Tiefe tauchen, an einem Eisentier hing Silvia, auf verzweifelter Suche nach Halt. Eva schaffte es nicht mehr Silvias Hände zu greifen. Im Fallen sah Silvia erstaunt aus, ihr Haar leuchtete silbern, ihre Hände faßten ein Büschel Gras und es kam Eva lang vor, bis sie endlich den dumpfen Aufprall hörte.
„Tommi, bleib, wo Du bist! Mami kommt zu Dir.“ Eva musste erst ihren Sohn in Sicherheit bringen.

Tommi, genauso erschrocken wie sie, rührte sich nicht. Sie machte ein paar Schritte um den verbogenen Zaun, dann schloss sie ihn schnell in ihre Arme. Ihren Sohn auf der Hüfte, schaute sie in das Loch, konnte aber nichts Genaues erkennen.
„Silvia? Silvia?“ Die Stille war unheimlich.

“Mami, Tante Silvia unten tot?”

Sie musste ins Haus, im Keller lag Lucs Taschenlampe, die er im Winter für seine Fahrten benötigte. Sie wusste nicht, was sie mit Tommi machen sollte. Sie sperrte ihn im Gäste-WC ein.
„Warte. Bleib hier mein Schatz. Mami holt dich gleich wieder raus.“
„Tante Silvia?“
„Mami hilft Tante Silvia.”
Die Taschenlampe lag tatsächlich noch dort. Sie funktionierte.
Vielleicht hatte Tommi Recht, Silvia mochte nicht dran denken.

Sie leuchtete mit der Taschenlampe in das Rasenloch, zwischen dem Holzgeflecht sah sie Silvia unten auf dem Boden kauern. Im rosa Planschbecken. In fünf Meter Tiefe. Äußerlich schien sie unversehrt, ihr linkes Bein leicht verrenkt, ihr Kopf lehnte an der rutschigen Brunnenwand. Eva hätte nie geglaubt, noch einmal in den Brunnen zu schauen. Dann beschloss sie den Notarzt zu rufen, danach würde sie die lange Leiter aus dem Keller holen.

 

Hallo petdays,

ich hab mir deine Geschichte noch mal angesehen. Du hast schon etliches geändert. Ein bisschen feilen könntest du meiner Ansicht nach noch. Ich schreib dir mal meine Ideen dazu auf, die natürlich oftmals auch recht subjektiv sind. Vielleicht kannst du damit was anfangen.

waren auf alle vorhandenen Tische verteilt, dazu ein Chaos an Stiften und Pinseln.
“vorhandenen“ würde ich streichen. Das „verteilte Chaos“ könnte man vielleicht ein bisschen umformulieren. Z.B. „dazu hatte sie mit ihren Stiften und Pinseln ein regelrechtes Chaos verursacht“.
Es ging Eva eher ums Prinzip, sie mochte nicht
Evtl. „... ums Prinzip. Sie mochte ...“
die ständig irgendwelche Malkurse besuchte. Früher hatte Silvia sie nur selten besucht, aber seitdem sie wegen Tommi in dieses etwas verwahrloste Haus am Stadtrand gezogen waren, lockten auch seine Tante der Garten und die vielen malerischen Details.
evtl. „Früher hatte Silvia sich nur selten bei ihr sehen/blicken lassen, aber seitdem Eva ... lockten der Garten und die vielen malerischen Details auch seine Tante (an).“
fiel sie wie eine alttestamentarische Plage regelmäßig über das Haus.
:D Sehr aussagekräftig! Ich würde ein „her“ hintenanstellen (über etwas herfallen)
Natürlich musste sich Silvia einmischen, sie hockte sich sogar tiefer, ihr Gesicht näherte sich Tommis und eindrücklich sprach sie auf ihn ein.
Hier würde ich mehrere Sätze draus machen. Du hast öfters längere Sätze, die aus mehreren Hauptsätzen bestehen und die evtl. auch eigenständig stehen könnten.
z.B. „Natürlich musste Silvia sich einmischen. Sie ging in die Hocke, bis sie auf Augenhöhe mit Tommi war und sprach/redete eindringlich auf ihn ein. »Den Blumen..«“ Oder dritter Satz: „Eindringlich redete sie auf ihn ein: »Den Blumen...«“
Er konnte mit seiner Kinderstiefel sowieso nicht tief buddeln, allerhöchstens Gummistiefel hoch, das würde nicht einmal reichen, sich den Fuß zu verstauchen.
Diese Stelle hatte ich bei meinem ersten Kommentar vergessen: Um sich den Fuß zu verstauchen oder sich gar einen Bänderriss zuzuziehen, reicht schon ein flacher Treppenabsatz, wenn man versehentlich auf den Rand tritt. Insofern schätzt Eva das nicht ganz realistisch ein. Vielleicht wäre eine Ergänzung um ein „redete Eva sich ein“ ratsam.
Wie beinahe jeden Nachmittag sprang nun der schwere rote Nachbarskater in die Blumenrabatte. Er verschonte wie meistens die Azaleen
Evtl. „Beinahe jeden Nachmittag sprang der schwere ... Wie meistens verschonte er auch diesmal die Azaleen...“
“Wo ist eigentlich der Teich hin?“, unterbrach Silvia sie in ihren Überlegungen.
Evtl. „...Teich hin?“ Eva wurde durch Silvias Worte aus ihren Gedanken gerissen.
Wie hattet ihr in damals angelegt ?
ihn
Sehnsüchtig dachte Eva an ihr verlorenes kleines Paradies zurück
gefiel mir sehr gut
Und Lucs phantasievolle Art, sein Improvisationstalent hatte sie
recht knapp formuliert. Evtl. „Und Lucs phantasievolle Art sowie sein Impro...“ oder „Lucs phantasievolle Art und sein...“
haute er begeistert auf Evas Schoss
evtl. „schlug“ („hauen“ ist zwar kindgerecht, aber auch irgendwie umgangssprachlich)
Sie deckte vorm Fernseher, sie hatte keine Lust Silvia zu bitten
Ich würde hier wieder zwei Sätze daraus machen, oder die Sätze mit einem „weil“ verbinden.
Die Welt zwanzig Zentimeter tiefer zu betrachten
evtl. „Die Welt aus der Perspektive eines Kindes zu betrachten“
Eva beschloss, dass dies Silvia letzter Besuch war.
Silvias
Das Gitter stand tief, bald würden die Seepferdchen in die Tiefe tauchen, an einem Eisengitter hing Silvia, auf verzweifelter Suche nach Halt.

Sie musste ins Haus, im Keller lag Lucs Taschenlampe, die er

Hier würde ich wieder kürzere Sätze draus machen.
„in die Tiefe tauchen. An einem...“ bzw. „Sie musste ins Haus. Im Keller...“
Das ist sicherlich Ansichtssache, aber meinem Empfinden nach sollten die Sätze dann möglichst kurz sein, wenn es spannend wird bzw. zu Sache geht. „Die Taschenlampe lag tatsächlich noch dort. Sie funktionierte“ oder „Im rosa Planschbecken. In zehn Metern Tiefe.“ fand ich z.B. sehr gelungen und passend.
unter dem Berg von Zeichungen
Zeichnungen

Den Schluss hast du um eine Nuance geändert, aber so gefällt er mir viel besser. Evtl. könnte der Schlusssatz auch lauten: „Sie überlegte, ob sie die lange Leiter aus dem Keller holen sollte.“ Dann wäre das Ende völlig offen.

Viele Grüße

Christian

 

Hallo Criss,

Danke für das zweite "Schleifbad" für meine Geschichte, es war sehr lohnend und ich habe das Meiste eingearbeitet.;)

Wie beinahe jeden Nachmittag sprang der Nachbarskater...
Die Wdh ließ sich leider nicht vermeiden, weil ich ein immerwiederkehrendes Geschehen bezeichnen wollte.

Die Welt aus der Perspektive eines Kindes. Deine Formulierung klingt besser, aber dafür müsste Siliva mindestens einen Meter versinken...

Deine Anmerkungen die Spannungsmomente durch Kurzsätze zu verstärken, fand ich sehr klug.

lg Petra

 

Tagchen!

Habe mir jetzt auch die zweite Horror-Story von dir rausgegriffen, und egal, was andere sagen, ich finde schon, dass sie Horror ist.

Sehr schön, die Geschichte. Hat mir wirklich gefallen, zwar nicht so gut wie die Kardio- Geschichte, aber das kann man nicht miteinander vergleichen.

Der Einstieg ist auch hier wieder ein wenig mühselig, hinzu kommt, dass man sich mit vier! verschiedenen Namen in diesem kurzen Text zurechtfinden muss. Ein Manko,wie ich finde. Es dauert einige Zeilen.

Hat man sich aber zurecht gefunden, entfaltest du eine ebensolch unwirklich/wirkliche Atmosphäre wie in, na du weißt schon. Ich kann es nicht besser beschreiben, auf mich hat die Stimmung der Story den Eindruck gemacht, als betrachte man eine Szene durch eine dünne, schlierige Membran, die jederzeit reißen kann.

"Wenn die Gondeln Trauer tragen"

Dies habe ich mir als Notiz gemacht. Einerseits die Stimmung, dazu dann noch die Jagd nach einem Zwerg mit leuchtenden Gummistiefeln (im Film ist es ein Regenmäntelchen), rein vom Gefühl her hat mich die Story an Sutherland/Christie erinnert.

Wobei sie mir etwas zu kurz vorkam.:D Ich denke längere Geschichten liegen dir und deinem Stil eher.

Ich freu mich auf die nächste Geschichte!

Viele Grüße!

 

Abend!

Danke fürs Lesen. ;)

Vier Personen im Einstieg. Das ist in der Tat etwas "happig", hat mich auch selbst gestört; andererseits fiel mir keine bessere Lösung ein und der "Fehler" ist für mich noch im Toleranzrahmen.

Auf mich hat die Stimmung der Story den Eindruck gemacht, als betrachte man eine Szene durch eine dünne, schlierige Membran, die jederzeit reißen kann.

schöner Vergleich ;)

"Wenn die Gondeln Trauer tragen"... einer meiner absoluten Favoriten aus dem Genre, auch die Vorlage von D. du Maurier.

Viele Grüße Pe

 

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