Frodos heimliche Sehnsüchte...
Es ist der 24. Oktober, ungefähr 10 Uhr....
Ich wache in den Gemächern Elronds auf. Noch etwas benommen nehme ich den verschrumpelten Gandalf wahr, der mit seiner riesigen Kolbennase mir armen, kleinen Hobbit verdächtig nahe kommt. Welch große Poren er doch hat! Beängstigend! Und diese hässlichen Mitesser, die sich auf seinem Zinken breit machen...
„Was ist passiert, Gandalf...? Wir haben auf dich gewartet....“, frage ich ihn, allein um etwas zu sagen. Ich mag es nicht, wenn dieser Zauberer mich so anstiert. Wirklich eine unschöne Sache, wenn man in Gandalfs heimliche Fantasien mit eingebaut wird....Mir scheint, als hegt er allmählich eine tiefe Zuneigung zu mir. Er glaubt wohl, ich habe nicht bemerkt, wie er seine Sabber weggewischt hat! Alleine diese weißen Flecken auf seinem grauen Mantel lassen nichts Gutes erahnen!
Er druckst noch etwas herum, dann sagt Gandalf aber mit sanfter Stimme - ich weiß wahrlich nicht, was er damit zu bezwecken versucht - : „Oh, tut mir leid, Frodo....Ich wurde aufgehalten.“
Plötzlich sieht er so aus, als sei er in jenem Moment um weitere 2000 Jahre gealtert. Tiefe Falten wuchern auf seiner Stirn und unter seinen Augen. Es sind schon wahre Klüfte!
Ich stehe allmählich auf. Zugegeben - bin noch etwas wackelig auf den Beinen. Ganz langsam versuche ich meinen noch geschwächten Körper zu erheben, damit diese beklemmende Aura Gandalfs von mir weicht. Ich stelle fest, dass mein Kruzifix verschwunden ist.
Mit leichten Schritten begebe ich mich auf die von seichten Sonnenstrahlen erhellte Terrasse. Welch herrlicher Tag! Die orangenen Ahornblätter wehen mir um die Nase. Ich höre, wie Sam etwas zu mir sagt, achte aber nicht weiter darauf. Verzeiht, aber das liebliche Plätschern des Wassers ist mir ein höherer Genuss. Ein paar Lichtstrahlen huschen mir übers Gesicht. Ist es die Sonne, die mich blendet, oder jene grazile Gestalt, die sich anmutig meinen Augen offenbart. Auf einem Schimmel sitzend mit äußerst prickelnden Damenstrumpfhosen in meiner Lieblingsfarbe erscheint er mir. Ein ästhetischer Elb mit blondem, geschmeidigem im Wind wehendem Haar. Wie eine Katze springt er von seinem Ross und wirft seinen Schopf nach hinten. Seine blauen Augen durchleuchten mein Herz. Oh, welch fremdartiges Gefühl...Wie er wohl heißen mag? Was heißt wohl „vollkommene Schönheit“ auf elbisch?
Weiter entfernt vernehme ich eine dröhnende Stimme. Klingt wie Bronchitis im Endstadium.
„Hey, Blondschopf!“, ruft die Kratzstimme. Eine hässliche Gestalt taumelt ins Bild. Umgeben von mächtigen Ringen aus Fett. Der Herr der Ringe..? Ich dachte die Bomber wurde abgeschafft?! Dummbatz! Verdecken mir seine Massen doch glatt die Sicht auf meinen Adonis!
„Du hast einen Knoten in deinem Haar.“. sagt der runzlige Zwerg. Diese Augenringe! Einfach schrecklich! Wenn ich Alpträume bekomme, weiß ich wer Schuld daran trägt!
„Waaas?“, kreischt mein wundersames Wesen. Er zückt hektisch Spiegel und Kamm, sucht verzweifelt nach dem besagten Knoten und verfällt nahezu dem Wahnsinn, da er ihn nicht auffinden kann.
Ein grässliches Gegröle kommt mir zu Ohren. Es ist dieser abartige Zwerg!
„Gharharharhar!“, lacht er und zeigt mit seinen stumpfartigen Wurstfingern auf den Elb, „Du fällst aber auch immer wieder darauf rein, Schwuchtel!“
Der schöne Elb zieht eine beleidigte Miene. Würde ihn allzu gerne trösten. Was er wohl für ein Shampoo benutzt? Warum laufen meine Gedanken so quer?
„Schwing deinen Granitarsch und komm in den Rat. Zeit für deine Kosmetikzeremonie hast du später, Prinzessin!“, krakeelt der Zwerg. Iiiieeeks! Er dreht sich zu mir! „Und du auch, du Abrupf!“
*Bomf*....Alte Gesichtsbaracke! Wagt er es doch tatsächlich...!
Ich sehe zu, so dicht wie möglich hinter dem zerbrechlichen Schönling zu laufen. Dieser wohltuende Duft....Muss mich beherrschen!
Plötzlich stehen wir inmitten einer seltsamen Runde. Sind die aber alle alt und hutzelig! Und da...was in Herrgottsnamen ist das??? Ein Mann, dessen Gesicht zu einer Faust geballt zu sein scheint, sitzt breitbeinig neben Streicher! Sowas! Mein Platz! Der soll mir noch mal in die Quere kommen! Und überhaupt....was hat der für Haare? Gerade aus der Dusche gekommen...oder ist das Schmiere, mit der er kurz zuvor noch sein Schwert poliert hat?
Ich setzte mich auf ein klappstuhlartiges Etwas. Mir graut es. Ich spüre schon wieder Gandalfs gierige Blicke, die sich auf meinem ganzen Körper breit machen. Jedes einzelne Härchen auf meiner Haut sträubt sich, selbst die auf meinen Hobbitfüßen. Diese Situation gefällt mir keineswegs...
Ich sehe Elben mit prachtvollen Gewändern, Zwerge mit verdreckten Putzlappen, in deren verfilzten Bärten sich undefinierbares Ungeziefer tummelt!
Elrond beginnt zu uns allen zu sprechen: „Fremde...Mittelerde steht am Rande der Vernichtung. Niemand kann dem Entgehen...“
Alter Pessimist! Muss der gleich so schwarz sehen? „Ihr müsst euch verbünden, oder ihr geht unter!“
Großartig! Grandios diese aufbauenden Worte.
„Jedes Volk ist diesem Schicksal ausgeliefert! Auf Gedeih und Verderben!“, die Art, wie Elrond zu uns spricht, missfällt mir arg. Muss der sich doch glatt in den Mittelpunkt stellen, wo die Arbeit doch nur an uns armen Schweinen hängt!
„Hole den Ring heraus, Frodo.“, sagt Elrond zu mir.
Muss ich wirklich? Sieht so aus....Alles wird mir weggenommen...Wenn’s sein muss. Grummelnd lege ich meinen Ring auf ein altarähnliches Dingsbums ab. Welch grausames Gefühl des Verlustes!
„Dann ist es also wahr....“, wispert der Typ neben Streicher in seinen Bart und starrt gierig auf meinen Ring, „Er ist ein Geschenk!“, grinst er plötzlich. Hey, wer sagt, dass ich ihm meinen Ring geschenkt habe? Unverschämter Flegel! Wie hieß der doch gleich....Boroschmier? Borobier...mir...Boromir!
„Ein Geschenk an die Widersacher Mordors! Warum sollen wir ihn nicht einsetzten? Lange hat mein Vater, der Thronsitz von Gondor, die Mächte von Modor abgewehrt! Bei dem Blute unseres Volkes, eure Länder werden wir zu verteidigen wissen. Gebt Gondor die mächtige Waffe des Feindes! Lasst sie uns gegen ihn verwenden!“
In was für’nem Wahn ist der denn jetzt? Unsympathisch dieser Typ. Wie stellt Boromir sich das vor? Aragorn scheint auch nicht so ganz damit einverstanden zu sein...
„Du kannst ihn nicht einsetzen!“, sagt Aragorn. Wie recht er doch hat! Das kann nur ich, he he!
„Niemand kann das!“
Na guuuut....
„Denn der eine Ring gehorcht nur Sauron allein. Er ist es, der ihn beherrscht.“
Ja gib’s ihm! Boromiers Blick gefällt mir gar nicht....der heckt doch schon wieder was aus!
„Ein Waldläufer versteht nichts von solchen Dingen.“ Man, hat der’ne Grimasse drauf! Er weiß Aragorn gar nicht zu würdigen! Törichter Narr! Als ob der’nen Plan hätte. Muss der sich denn so aufblasen?
„Er ist kein einfacher Waldläufer!“
Diese Stimme...es ist....es ist die Stimme meines Elben. Oh, er hat sich erhoben. Sein Gewand und sein weiches Haar wehen im Wind. Seine liebliche Stimme streicheln meine Seele und seine Augen blitzen vor Entschlossenheit. Nun könnte doch die Zeit stehen bleiben!
Einstweilen räuspert er sich. Hoffentlich ist durch den plötzlichen Ausruf sein zartes Stimmchen nicht zu Schaden gekommen „Das ist Aragorn...“, fügt er hinzu, „Arathorns Sohn. Du bist ihm zu Treue verpflichtet.“ Ist doch schön, nicht? Boromir bleibt Aragorn treu und ich bleibe meinem Adonis treu. Alle sind zufrieden....Können wir jetzt heim?
„Aragorn?“, fragt Boromir. He he. Damit hat er nicht gerechnet! Eins zu Null für Aragorn und meinen kleinen Prinzen! Kriegt der seinen Unterkiefer eigentlich noch in diesem Jahrhundert wieder hoch? Maulsperre?
„Das...also ist Isildors Erbe...“, ganz schön aus der Bahn geworfen, gell Boromir?
„Und er ist der Thronerbe von Gondor.“ Ätsch! Zwei zu Null für Aragorn! Damit ist wohl alles entschieden...Worum ging’s eigentlich noch mal?
Aragorn aber schüttelt den Kopf....er sagt: „Setz dich, Legolas.“
Legolas? Legolas?! Legolas!!! Dieser Gott von einem Elb heißt Legolas! Der Klang dieses Namens...Bilbo wird stolz auf mich sein, wenn ich ihm erzähle, dass ich ein neues elbischen Wort gelernt habe: „vollkommene Schönheit“: Legolas!
Ieeks! Jetzt dreht sich Boromir auch noch zu ihm und sagt zu dem armen Schönling: „Gondor hat keinen König....Gondor braucht keinen König!“
Neidisch ist der! Nichts weiter. Obwohl....ich muss zugeben...ich bin auch etwas eifersüchtig auf Aragorn. Woher kennt er denn Legolas?
„Aragorn hat Recht! Wir dürfen ihn nicht einsetzen!, sagt Gandalf. Der labert doch auch nur alles nach! Elender Mitläufer! Und hinterher wieder als weißer Mann dastehen! Jämmerliche Heuchelei!
„Es gibt nur einen einzigen Weg.“ Ach! Ich dachte Elrond sei schon eingeschlafen? „ Der Ring muss vernichtet werden!“
Wobei wir wieder beim Pessimismus wären. Warum muss bei dem alles zerstört werden und alle untergehen?
„Worauf warten wir dann noch?“, bäääh. Das ist doch die Bronchitisstimme! Der hässliche Zwerg, der meinen Legsie verarscht hat! Bloß, was hat er vor? Er krallt sich seine Steinzeitkeule und rennt wie ein Irrer auf den Altar und meinen teuren Ring zu! Durch seine Maulwurfaugen erkennt er augenscheinlich nicht sehr viel und bumst volle Kanüle daneben! Vielleicht sollte er sich doch einmal die buschigen Augenbrauen zupfen, damit er wenigstens ein bisschen was von seiner Umgebung wahrnimmt!
Und wegen des Zwerges närrischen Verhaltens zuckt mein Legolas zusammen! Oje! Seine arme Haut! Nicht dass sich noch eine Schreckensfalte bildet!
Legolas ruft:: „Der Ring kann nicht einfach so zerstört werden. Elender Nichtskönner! Du hast auch noch riskiert, dass er einen Kratzer bekommt! Tsss....Du stümperhafter Nachfahre Gloins, geh und grabe deine Löcher aus!!!“, brüllt er aus vollem Halse, so sehr es sein zartes Stimmchen nur zulässt.
„Sing du bloß weiter deine tuntichen Lieder, du elbische Missgeburt“, erwidert der Zwerg.
Bäääh! Pfui! Gimli hat eine äußerst feuchte Aussprache! Direkt vor Legolas’ schmalen Füßen hat sich eine regelrechte Lache von Gimlis Gegeifer gebildet. Angewidert macht Legsie ein paar Schritte zurück.
.„Rassiiiiiiist!“, zischt der Elb, verschränkt seine Arme und platziert sich wieder auf seinen Thron. Leicht schmunzelnd beim Anblick dieses Schauspiels, senke ich meinen Kopf. Ein recht amüsanter Moment wie ich finde. Aufgrund dessen habe ich auch nicht wirklich mitbekommen, was Elrond nebenbei noch erzählt hat. War das etwa wichtig?
Äh? Was hat er geschwafelt? Einer von uns muss nach Mordor? Warum dat denn? Nach Mordor...pfui!
Und wer ist der erste, der gleich wieder was aus zusetzten hat? Boromir! Er nölt was von Wahnsinn, und dass man nicht nach Mordor gehen kann! Nun ja...ich schätze, dass ist wohl die richtige Aufgabe für ihn! Er sagt, dass man das nicht mal mit 10000 Männern schaffen kann...Okay...ich gebe ausnahmsweise mal ihm recht.
„Habt ihr nicht gehört, was Herr Elrond gesagt hat?“, es ist Legolas der sich ihm entgegen stellt. Bormir hat Unrecht! Legolas hat recht. Niemand sonst!
„Der Ring muss vernichtet werden!“, spricht mein Elbenprinz weiter.
Doch dann krächzt Gimli wieder los: „Ach und Prinzesschen will sich dabei die Fingernägel abbrechen? Du hältst dich wohl für den, der das tun soll, was?“
Der hat es doch schon wieder gewagt Legsie zu dissen!
„Und wenn es uns misslingt, was dann?!“, jetzt nölt Boromir schon wieder los. Und alle hacken sie auf Legolas rum! Das ist nicht fair.
„Eher werde ich sterben, als dass ich den Ring in den Händen eines Elben sehe!“, grölt Gimli.
Legolas und die anderen Elben springen auf. Stelle fest, dass er bei weitem der Schönste ist.
„Rassiiiiist!“, faucht Legolas von Neuem zurück! Oh weh! Ein riesiger Tumult entsteht. Alle drängen sich um den Ring und einer nach dem anderen tritt auf meine zarten Füße. Oh, welch Schmerz!
Bevor mir noch weitere Tölpel auf den Füßen rumlatschen...erbarme ich mich doch lieber selbst!
„Ich nehme den Ring!“, sage ich. Kein Schwein nimmt mich wahr. Halllooo?
„Ich nehme den Ring!“, allein ich bin es, der mich hört.
Ich stampfe mit dem Fuß laut auf und brülle: „I-C-H N-E-H-M-E D-E-N R-I-N-G!!!“
Plötzlich ist alles ganz still. Hunderte von Augen glotzen mich an. Aber es tut gut zu wissen, dass auch Legolas mich nun sicher wahrgenommen hat.
„Ich bringe den Ring nach Mordor!“ Hah! Der wahre Held tritt hervor! Tu ich’s halt. Ist doch ein leichtes! Ein leichtes...aber....ein Hacken gibt’s allerdings noch.... „Obwohl...ich den Weg nicht weiß...“....Ups....wahr ich vielleicht doch ein Bissel voreilig?
„Ich werde dir helfen diese Bürde zu tragen...Frodo Beutlin.“, seufzt Gandalf und legt seine mächtige Flosse auf meine zerbrechliche Schulter. Ich kippe schwer zur Seite, „Solange sie dir auferlegt sein mag.“
Aragorn schreitet zu mir. Er will mich wohl vor Gandalfs Gier beschützen: „Sollte ich dich durch mein Leben oder meinen Tod schützen können, werde ich es tun. Du hast mein Schwert!“
Tut gut zu wissen, dass ich nicht alleine mit Schrumpelgandalf durchs Niemandland streifen muss. Gott, wer weiß, was der schon wieder vorgehabt hätte?
Kneif mich mal einer! Legolas kommt auf mich zu. Mit schwebenden Schritten schreitet er näher. Oh, ich spüre seine wundervolle Aura wie sie meine ganze Seele erfüllt...
„Und du hast meinen Bogen.“
<Und du hast meinen Bogen>...er hat mich angesprochen! Er hat mich angesprochen!!! <Und du hast meinen Bogen>, die fünf schönsten Worte, die ich je gehört habe!
„Und meine Keule!“....war ja klar, dass das ganze noch eine schlechte Seite hat hat! Gimli...Gott, warum strafst du mich nur so....Wenn jetzt auch noch Boromir auf die Schwachsinnsidee kommt...
„Du bestimmst unser aller Schicksal, kleiner Mann.“, wahrhaftig Boromir! Und dein Schicksal wird es sein, hier zu vergammeln! Weiche von mir. Weg! Kusch!!!
„Und wenn dies dann der Wille des Rates ist, so wird Gondor sich anschließen.“
Herzlichen Glückwunsch! Boromir...Gott, du kannst mich wahrlich nicht leiden, was?
Der Tag schritt weiter fort. Ich musste noch einen äußerst peinlichen Auftritt von Sam, Merry und Pippin ertragen! Kommen sie doch nicht wie die Furien zu uns gestürmt und drängen sich mir auch noch auf den Hals?
<Abenteuer....was auch immer....Geschichten....> Pippin, leg dich lieber hin bevor du dir weh tust! Wie kann man nur so gehirnamputiert sein?
Wie dem auch sei. Wir bereiten uns auf die Reise vor und die Hauptsache ist ja: Legsie ist bei mir!
Den ganzen Tag singe ich schon „Du hast meinen Bogen....“ vor mich hin. Alle schauen mich schon skeptisch an. Na ja. Wer weiß? Vielleicht habe ich ja doch noch eine Chance bei ihm? Immerhin würdigt er mich mehr als Gandalf! Nun gut....wer tut das nicht? Außerdem muss man aufpassen, dass man nicht in seinen tiefen Mitessern versinkt.
Ich gehe zu Bilbo um mich zu verabschieden. Echt ’ne traurige Angelegenheit. Denn ihn habe ich wirklich recht lieb gewonnen. Nett wie er ist - er hat mich ja schon immer a Bissel verwöhnt - schenkt er mir sein Schwert <Stich>. Habe es glatt in <Pieks> umgetauft. Klingt nicht so arg brutal!
Noch an diesem Abend werden wir aufbrechen. Führwahr. Ich bin schon sehr auf unsere Reise gespannt. Es heißt, dass wir nun erst mal 40 Tage lang den Weg westlich des Nebelgebirges folgen müssen. Danach durch die Pforte Rohans und schließlich östlich nach Modor...
Ach ja....wir werden sehen...„Du hast meinen Bogen....Du hast meinen Bogen....du hast meinen Bogen. Meinen Bogen, meinen Bogen...“
Viele Tage sind bereits vergangen. Es ist bei weitem nicht alles so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Momentan befinden wir uns in Lothlorien bei einer irren Elbenkönigin. Ein schwerer Verlust plagt uns derzeit.
Wir mussten gezwungener Maßen durch die Mienen von Moria. Mittlerweile geben mir Boromir. Merry und Pippin die Schuld an allem. Wie gemein! Sie hätten mich ja nicht entscheiden lassen müssen!
Moria war wirklich kein schöner Ort. Alles war feucht und mit Spinnenweben behangen. Es war verdammt düster und ich habe mich mehr als einmal auf die Nase gelegt. Auch Legolas hatte so manche Probleme dort. Mehrere Tage konnte der Ärmste nicht baden und auch hatte er Schwierigkeiten seine wundervollen Haare zu kämmen. Jede Strähne 100 Mal...Nun ja. Das hat viel Zeit in Anspruch genommen. Schönheit hat eben seinen Preis. Alle haben auf ihm rumgetrampelt, dabei können sie sich doch genauso an seiner Schönheit ergötzen! Mich jedenfalls heitert jeder Blick den ich auf ihn werfe auf.
Was uns allem aber am meisten Kopfzerbrechen bereitet: Gandalf ist nach einem erbitterten Kampf in den Schatten gestürzt. In Khazad Dum erstarb seine Magie...Ich gebe es nur ungern zu, aber....jetzt wo er weg ist, fehlt doch etwas. Es war ein wirklich trauriger Augenblick, als wir die Mienen verließen. Nicht nur der verweichlichte Sam hat geweint. Auch Merry und Pippin. Gimli war außer Fassung und auch Legolas hatte ein mehr als nur bedrücktes Gesicht - obwohl ich nicht wirklich sagen kann, ob das wegen Gandalfs Tod oder wegen der Schramme an seiner Stirn war.
Wie gesagt befinden wir uns in Lothloriens Gewahrsam. Galadriel und ihr Gemahl Celeborn sind wahrlich zwei abstruse Gestalten. Geschwollener als die zwei kann wohl keiner sprechen. Besonders Galadriel macht mir etwas Angst. Ihre Augen starren immer so gierig auf meinen Ring. Vor wenigen Momenten erst ist sie ausgeflippt, weil ich ihn ihr nicht geben wollte. Sie wollte mich reinlegen! Sollte nämlich in ihren ach so tollen Spiegelbrunnen schauen und in der Zwischenzeit wollte die alte Nülle sich ihn krallen! Habgieriges Weib! So nicht!!! Aber schlau wie ich bin, hat’s net geklappt. Stattdessen beobachte ich derzeitig Legolas! Er badet in Galadriels Brunnen! Auweia, wenn sie das sehen würde! Hab schon mitbekommen, dass sie ohnehin auf Legsie neidisch ist. Sie ist bei weitem nicht so schön wie er! Definitiv nicht! Legolas hat Unmengen von Badezusatz in den Brunnen gekippt...befürchte fast, dass man demnächst nichts mehr als Seifenblasen darin sehen wird...
Jedenfalls genießt Legolas nach den Qualen Morias sichtlich das Bad. Ohohoho und nicht nur er. He he!
<Du hast meinen Bogen...>....das waren seine ersten Worte, die er zu mir sprach. Die ersten und die letzten. Es stimmt mich ein wenig trübselig...womöglich mag er mich ja doch nicht...?
„Eine wunderschöne Nacht...“
Hach...schmacht...er hat was gesagt! Süß...er führt sogar Selbstgespräche!
„Nicht wahr, Frodo Beutlin?“
Ups!!! Meint der mich??? Das mit den Selbstgesprächen streichen wir wohl besser. Himmelsakramente! Er hat mich erneut angesprochen...Mein Versteck hinter dieser hässlichen Skulptur von Galadriel war wohl doch nicht so der Bringer...
„Fast zu schön um sie in gänzlicher Einsamkeit zu verbringen...“, fügt er noch verträumt hinzu. Ich husche flink aus meinem Versteck vor. Verdammt! Habe das dumpfe Gefühl dass ich knallrot bin! Peinliche Sache. Man sollte sich halt beim Spannen nicht erwischen lassen. Weiß nicht ob ich nun beglückt oder bestürzt sein soll. Beides nicht gut, denn ich bringe nur ein: „Äh...ähm....mmh....ja.“ hervor! Ich gratuliere mir mal ganz recht herzlich! Ich Dödel habe soeben eine der besten Chancen in den Sand gesetzt.
„Einst warst du redegewandter, Frodo Beutlin.“, oh....er lächelt...er lächelt!!! Also nimmt er’s mir wohl net so übel. Er wird’s wohl schon gewöhnt sein, dass die Leute wegen ihm seine Sprache verlieren. Bloß irgendetwas muss ich doch sagen! Denk nach, Frodo, denk nach!!! Arrrrgh....
„Ach nee, wie putzig! Hat der schwuchtlige Elb doch nicht tatsächlich schon Frodo am Wickel?!“
Shit! Von irgendwoher erklingt Gimlis Stimme ! Mit suchendem Blick drehe ich mich um und erspähe ihn oberhalb der Treppe! Sein Blick....auf Legolas! Es ist wie so eine Art Reflex als ich vor Legsie springe um seinen Körper von den hemmungslosen Blicken des Maulwurfs zu schützen. Legolas steht starr und schaut äußerst erschrocken drein. Nun...zumindest ist Gimli die Sicht auf....auf alles unterhalb Legolas' Bauchnabel verdeckt...Zu dumm, dass ich nicht größer bin!
„Spannääääär !“, ruft Legolas und ist oberhalb seiner süßen Nase errötet.
„Wolltest dir wohl von klein Frodo den Rücken schruppen lassen, was?“, ich hasse diesen Zwerg, wenn er so hämisch grinst! „Falls es so ist, hat Prinzessin Legolas wohl unüberlegt gehandelt! Dein Rücken wird nur zur Hälfte von dem Halbling gewaschen werden können, glaub’s mir!“
Das ist ja wohl....! Frechheit!
„Neidisch bist du!“, rufe ich, ohne dass ich wirklich darüber nachdenke. Meine innere Stimme sagt mir, dass ich jetzt wohl besser still wäre, aber mein Herz....ja mein tapferes Herz kämpft für Legolas!
„Ach ich vergaß...“, sage ich und muss unwillkürlich grinsen, „....Du hast ja diese Probleme nicht...Deswegen kommt wahrscheinlich auch der noch so schärfste Dolch nicht durch die Haut der Zwerge - weil kein Wasser der Welt die meterdicke Dreckkruste abwaschen kann! Zudem habt ihr auch noch bereitwillige Kämpfer auf eurer Haut, die ihr Territorium zu verteidigen wissen - Die Killerläuse!“
Gimli wird blass. Er öffnet und schließt sein Maul, ohne dass auch nur einer seiner krächzenden Töne herauskommt. He he! Hab ich’s ihm aber gegeben! Hä? Was dat denn jetzt? Er zückt sein Taschentuch...ähm...wohl doch eher Zelt und schnaubt kräftig hinein. So doll, dass es noch 10 Minuten später im Wald hallen wird.
„Miesi fiesi kleini schweini Hobbit-Popobbit!”, ruft Gimli heulend. Nun hat er keine krächzende, sondern eine quietschende Stimme. Dem fällt wohl nichts besseres ein? Oh...ich bin zu tiefst gekränkt...wohl kaum! Einen auf Dichter machen kann ich auch, aber mir die Zeit mit diesem Ötzi zu vertreiben, ist mir auch zu doof! Erledigt sich aber von selbst, da er beleidigt und heulend davon trottet. Und ich dachte schon, Sam wäre ein Weichei!
Ach ja...ich vergas Legolas! Schande über mich! Da stand er nun in seinem Adamskostüm...seine Hände schützen seine empfindlichste Stelle. Ich reiche ihm ein Bärchenhandtuch, dass er sich rasch um seine schmalen Hüften wirft. Fast schade. Zu gerne hätte ich noch einen weiteren Blick riskiert. Himmel, Frodo beherrsch dich!
„Ich stehe tief in deiner Schuld...“, sagte Legolas mit liebreizender Stmme.
Im wahrsten Sinne des Wortes...he he.
„Du hast was gut bei mir, mein kleiner tapferer Hobbit.“
Ein Flötensolo?!!! Ähem! Meine Gedankengänge machen mir zunehmendst mehr Angst! Zügle dich, du kleiner hinterhältiger Bastard!
Legolas dreht mir seinen noch nassen Rücken zu und ich sehe, wie kleine Wassertröpfchen von seiner seidenen Haut abperlen. Erst summt er leise eine Melodie, dann fängt er mit betörenden Worten an zu singen: „Embrasser-moi, mets ton doigt dans mon cul. Embrasser-moi, mets ton doigt dans mon cul.
Une pressance ambegui, une pressance inconnue. Jusqu’ a ce que j’en peux plus!“
Neuer Tag...Nein...habe die Nacht alleine verbracht. Jammerschade! Haben schon am frühen Morgen unsere Sachen zusammengepackt. Eine seltsame Überraschung überkam mich! Mitten in meiner Ausrüstung fand ich undefinierbare Unterwäsche. Einen Schweine....Borsten-....Leder-....String-....Tanga....oder so....? Von wem mag das wohl sein? Dem Geschmack nach zu urteilen denke ich Boromir....dem Gestank nach zu urteilen....Gimli!!! Aber Legolas trägt sicher keine Unterwäsche...oder? Hat nix zu verbergen, ein stets offener Elb. Und wenn er welche trägt, dann sicher nur mit Rüschen...hach süße Vorstellung!
Nun denn, wir schippern ab. Anduin endlang. Mein starker Legolas hat das Paddel ergriffen und lenkt gekonnt das Boot in Richtung Flussmündung. Und wer darf bei ihm sein? Gimli!!! Ist das fair? Ist das fair?! Nee issis nicht, ich will zu Legsie und nicht mit Aragorn und Sam meine Zeit verbringen müssen.
Irgendwo dort steht auch Arwens Omi Galadriel! Krampf im Arm? Sie hält ihn mit ihren Schaufelfingernägeln nach oben. Widerlich grinst sie. Gott, hat die’nen irren Blick drauf!
Sam der „Lolli - mit - Ausweiß - Kaufer “ hat ins Boot gekotzt. Der kann heilfroh sein, dass es nicht meinen Rotkäppchenanzug erwischt hat!
Irgendwann so um die Mittagszeit rum kommen wir bei Amon Hen an. Boromir is’ a Bissel seltsam drauf...mal wieder. Macht mir Angst mit seinem großen....Schwert. Ich versuche unauffällig in Legsies Nähe zu gelangen woraufhin Gimli mich erbost anguckt und seine Keule in die Erde stampft, was seine ganze Fettgeschwulst erzittern lässt. Also beschimpft er Legsie doch nur zur Tarnung?! Nun...ich denke der steh außer Konkurrenz.
Ich gehe mit raschen Schritten in den Wald...muss mal für kleine Hobbits. Setzte mich in einen Busch. Mist! Es waren Brennnesseln! Habe rote Flecke am aller Wertesten. Plötzlich ein Knistern.
Eine widerwärtige Dunstfontäne liegt in der Luft. Nein! Es kommt nicht von mir....Gimli? Boromir? Riecht nach...nach....dem süßlichen Geruch der Verwesung. Wohl doch eher Borimir.
„Was willst du?“, schrecke ich aus der Hocke auf, schaffe es gerade noch meine Hose hochzuziehen und schaue Broromir mit entsetztem Blick an. Ranziger Spanner!
„Keiner von uns sollte allein sein! Du am allerwenigsten! So viel hängt von dir ab!“, ruft er mir zu. Er steht mindestens 10 Meter weiter weg. Fast ein Wunder, dass er mich trotzdem mit seiner grünlichen Sabber im Gesicht erwischt! Hoffentlich bekomme ich jetzt keine Ekelpickel. Nicht dass Legolas mich nicht mehr attraktiv findet, mit solch einem Furunkel...Das hätte selbst Gimli nicht zustande gebracht. Beachtlich! Neuer Rekord!
Nun ja, das Gespräch nahm einen äußerst unschönen Verlauf! Boromir hat sich mit einem Kampfschrei auf mich gestürzt und versuchte, mir meinen teuren Ring zu klauen, diese alte Sau! Aber...he he…geschafft hat er’s net! Denn clever wie ich bin habe ich mich verschwinden lassen. Was nun aus ihm geworden ist...tja...keine Ahnung. Ich weiß nur...das Hunderte von Uruk-Hai hinter uns her waren. Aragorn hat mich ziehen lassen. Selbst Merry und Pippin haben mich gedeckt, damit ich mich, der tapfere Frodo Beutlin, allein auf den Weg nach Mordor machen kann.
Tja...nun steh ich hier, am Ufer von Anduin und halte den Ring in meiner Hand. Er erscheint mir schwerer, aber womöglich ist das nur das Gewicht, welches nun auf meinem Herzen lastet. Ein paar Tränen huschen über mein Gesicht und ich muss an Legolas denken.
„Und du hast meinen Bogen...“
Es macht mich traurig. Ob ich ihn jemals wiedersehen werde? Ich glaube kaum.
Das Schicksal aller liegt nun in meiner Hand. Energisch schiebe ich eine der Bote in den Fluss zurück und hopse hinein. Geschwind rudere ich in die Fluss Mitte.
„Frodo, nicht!“, höre ich plötzlich eine Stimme aus dem Wald hinter mir rufen. Einen Moment wünsche ich mir, es sei Legolas....aber er ist es nicht. Sam ist es, der meinen Namen ruft: „Frodoooo!“
Ich versuche ihn zu ignorieren.
„Herr Frodo!“, ruft er abermals.
„Nein, Sam.“, sage ich leise. Er darf sich nicht auch noch in Gefahr stürzen. Außerdem würde ich dann nicht mehr als einsamer Held dastehen.
Was sagt man denn dazu? Sam folgt mir mit schnellen Schritten durchs Wasser.
„Geh zurück, Sam! Ich werde allein nach Mordor gehen!“, sage ich ihm und hoffe insgeheim, dass er es damit auf sich beruhen lässt.
„Natürlich gehst du dahin!“, ruft er, „Und ich komm mit dir!“
Sam ist wie ausgewechselt. Seine Treue gegenüber seinem Herzen ist wohl doch größer, als ich zunächst annahm.
„Du kannst nicht schwimmen!“, rufe ich. Ich gebe zu...ein wenig mache ich mir schon Sorgen um ihn. Was, wenn er...wenn er ertrinkt?!
Doch er hört nicht! Er folgt mir und versucht verzweifelt zu mir zu schwimmen.
„Sam!“
Langsam geht er schon unter. Das Letzte, was ich von ihm höre, ist ein ersticktes Husten....er ist verschwunden.
„Sam!“, schreie ich. Verdammt! So schnell es nur irgend möglich ist, rudere ich das Boot zu der Stelle, wo er unterging. Ich sehe ihn noch verschwommen etwas tiefer dahintreiben. Verträumt blickt er starr zur Wasseroberfläche. Ich habe das Gefühl, dass er mich versucht anzuschauen. Meine Augen füllen sich mit Tränen als ich meine Hand ins Wasser tauche und nach der seinen greife. Es ist wahrlich kein leichtes unterfangen ihn ins Boot zu hieven. Doch mit viel Mühe schaffe ich es. Sam hustet noch etwas und spuckt eine regelechte Wasserfontäne aus, dann aber beginnt er mit zitternder Stimme zu sagen: „Ich hab’ was versprochen, Herr Frodo. Ein Versprechen: Lass ihn nicht allein’, Samwise Gamdschie. Und das hab ich auch nicht vor! Ich hab’s nicht vor...“
„Oh, Sam!“, nun kann ich nicht mehr anders. Ich muss ihn einfach umarmen. Der einst verweichlichte Sam hat zum ersten Mal seinen Mut bewiesen. Ziemlich süß das ganze. Es macht mich glücklich...solch einen treuen Freund zu haben...
Als Sam das Boot Richtung Mordor lenkt, sehe ich noch weit hinten am Ufer Lex, der mit flinken Handgriffen eines der restlichen zwei Boote zurück in den Fluss schiebt. Mit wehleidigem Blick drehe ich mich um und blicke der Zukunft entgegen.
Vielleicht werde ich ihn ja doch wiedersehen? Vielleicht doch noch....