Fritzl und Strunzl - 15.12. - Das Tal der Füchse
Das Tal der Füchse
Heute ist Montag, der 15 Dezember. Fünfzehn Mal wurden jetzt schon Türchen am Adventskalender geöffnet und wie man sehen kann, sind gar nicht mehr so viele übrig, nur noch neun an der Zahl. Gestern war schon der dritte Adventsonntag und bald ist Heilig Abend. Nur noch neun Tage sind zu überstehen, dann ist es soweit, das Christkind kehrt in unsere Häuser ein.
Doch bis zum 24. Dezember kann es natürlich auch noch andere besondere Tage geben. Heute zum Beispiel. Heute hat Kandi ihren 10.Geburtstag und um diesen zu feiern, wartet sie nach dem Unterricht vor der Schule auf ihren Freund Fritzl.
Doch Kandi wartet schon ziemlich lange im Schnee, ihre Pfoten sind schon fast eingefroren. Sie wickelt sich den Schal fester um den Hals.
Plötzlich ertönt es hinter ihr: „Happy Böasdi, tuuu juuu....!“ Fritzl, sein kleiner Bruder Strunzl und der Igelbub Igor sind gerade aus dem Schulgebäude gekommen und haben sofort zu singen begonnen, wenn man das, was sie tun, singen nennen kann.
„Oh, das ist ja nicht nötig, ihr braucht nicht das ganze Lied zu singen!“ sagt Kandi, in der Hoffnung, sie würden bald aufhören. Doch die drei Buben singen das ganze Lied bis zum Ende.
„Alles Gute zum Geburtstag, Kandi!“ sagen sie danach und geben ihr die Pfoten. Fritzl gibt ihr sogar einen Kuss auf die Wange. Jetzt traut er sich das schon. Auch vor den anderen.
„Und jetzt wird es Zeit, die Geschenke zu verteilen!“, sagt Fritzl und greift in seine Tasche. Dort befindet sich nämlich eine Kette aus Nussschalen, die er extra für seine Freundin gemacht hat. Sie soll ihr zeigen, wie gerne er sie hat. „Kandi, du bekommst nun das schönste Geschenk, das du dir vorstellen kannst.“
„Ehrlich?“ ruft sie aufgeregt.
„Ja, ganz ehrlich“, sagt Fritzl. „Du wirst so begeistert sein, dass du mich sofort heiraten wollen würdest!“ Strunzl und Igor, die noch hinter Fritzl stehen, kichern über ihren Freund und Bruder, aber dieser lässt sich nicht abhalten und umklammert die Kette in seiner Tasche.
„Wirklich?“ fragt Kandi. Sie ist schon so begeistert, dass sie von einem Fuß auf den anderen hüpft.
„Ja. Wirklich!“ sagt Fritzl und fragt dann: „Ich habe dir deinen Traum erfüllt!“ Er schaut das Eichhörnchenmädchen erwartungsvoll an und genießt die Freude in ihren Augen. Er macht ihr sehr gerne eine Freude.
„Du hast mir meinen größten Traum erfüllt?“, fragt Kandi nach und Fritzl nickt. „Du willst mir einen Fuchs zeigen?“
„Ja, ich...“, sagt Fritzl doch dann bricht er ab. Er wollte gerade die selbstgebastelten Kette aus der Tasche ziehen, doch hält dann inne. „Einen Fuchs?“ stottert er. „Eigentlich wollte ich...“
Doch er kann nicht ausreden. Kandi fällt ihn um den Hals. „Oh danke, Fritzl. Danke, dass du mich ins Tal der Füchse begleiten willst.“
Fritzl lässt die Kette tief in die Tasche sinken und sagt, viel zu überrascht, als dass er widersprechen könnte. „Gern geschehen.“
„Aber Fritzl“, meldet sich Strunzl zu Wort. „Das Tal der Füchse ist doch viel zu gefährlich. Was ist denn, wenn wir uns verlaufen oder wenn uns ein Fuchs überrascht und uns frisst? Ich halte das für keine sehr gute Idee.“
Fritzl löst sich aus der Umklammerung seiner Freundin und nimmt seinen kleinen Bruder grob bei der Pfote. „Du tust gefälligst das was ich dir sage, verstanden? Wir gehen jetzt zum Tal der Füchse, egal ob es dir passt oder nicht. Schließlich, ist es ein Geschenk. Alles klar?“
Strunzl ist erschrocken. Noch nie hat er seinen Bruder so zornig gesehen. Er nickt nur noch.
Fritzl tut es leid, dass er seinen Bruder so angeschrieen hat, aber er hätte seiner Freundin viel lieber die Kette geschenkt, als sie zu dem Tal der Füchse zu führen. Dort ist es nämlich wirklich gefährlich.
„Dann sollten wir aber jetzt gleich los gehen“, meint Kandi. „Damit wir noch vor der Dunkelheit zu Hause sind. Du gehst voran Fritzl!“
Kandi schuppst Fritzl vorwärts und sio hat er keine andere Möglichkeit. Hinter Fritzl geht Kandi, gefolgt von Strunzl. Die drei Eichhörnchen verabschieden sich von Igor, der versprechen muss, niemanden etwas zu sagen, in gehen in Richtung Tal der Füchse.
Die Wanderung der Eichhörnchen führt entlang eines kleinen Weges durch den Wald. Der schneebedeckte Boden macht es den Eichhörnchen nicht immer leicht, auf dem Weg zu bleiben und ihn nicht zu übersehen. Es ist ein sonniger Tag und die Vögel zwitschern von den Bäumen. Bald sehen die drei Eichhörnchen einen Berg.
„Dahinter ist es schon“, meint Fritzl und deutet auf den Gipfel. „Beeilen wir uns.“ Schnell laufen sie zu den Berg hin und schließlich auf ihn hinauf. Die felsige Wand ist durch das Eis sehr rutschig geworden, aber zum Glück sind Eichhörnchen gute Kletterer. Nach einiger Zeit sind sie auf der Spitze des Berges angelangt. Eine schöne Aussicht haben sie hier. Hinter ihnen erstreckt sich der Winterwald, weiß und schillernd und vor ihnen das Tal der Füchse, mit einem Fluss und vielen freien Flächen.
Die Eichhörnchen klettern auf der anderen Seite des Berges hinunter. Sie versuchen ganz leise zu sein. Schon beim kleinsten Geräusch könnten sie von einem Fuchs entdeckt werden und das könnte ein böses Ende haben.
Dann sehen sie etwas. Etwas zwanzig Meter vor ihnen schläft eine Fuchsmutter mit ihren Jungen vor einem großen Baum. Friedlich liegen sie da. Es sind drei kleine Füchse und die Mutter. Ihr Fell glänzt rot, fast so, wie die Girlanden auf einen Christbaum.
„Das ist wunderschön“, staunt Kandi begeistert. „Wenn sie so friedlich da liegen, kann man gar nicht glauben, wie gefährlich sie in Wirklichkeit sind.“
„Da hast du recht“, flüstert Fritzl. „Alles Gute zum Geburtstag. Und jetzt lass uns umkehren!“
Gesagt getan. Die drei Eichhörnchen klettern wieder auf dem Berg hinauf und auf der anderen Seite hinunter. Doch als sie beim Hinunterklettern sind, springt sie plötzlich etwas an.
„Hab ich euch!“ knurrt ein fuchs und die drei Eichhörnchen rutschen den Berg hinunter. „Jetzt gehört ihr mir!“
Fritzl glaubt, sein Herz bleibt stehen aus lauter Angst. „Schnell weg!“ Zum Glück hält sie der Fuchs nicht fest und so können sich die drei Eichhörnchen noch rechtzeitig auf einen Baum retten.
„Na, da haben wir ja noch einmal Glück gehabt!“ keucht Strunzl und als sie sich aufmachen wollen, um wieder nach Hause zu gehen, hören sie jemanden weinen: „Buhuhuuuuuu!“
Sie drehen sich um und sehen hinter sich den Fuchs, der sie angefallen hat. Doch so gefährlich sieht er gar nicht aus. Es ist nämlich einer der kleinen Füchse, die bei der Mutter gelegen sind. Er sitzt vor dem Berg auf dem Hosenboden und weint sich die Augen aus. „Buhuhuhuhuuuu!“
„Kommt, wir müssen ihm helfen! Er ist ja noch ganz klein!“ fordert Strunzl die beiden anderen auf und läuft zu dem Fuchskind. „Hey Fuchs, was ist denn los?“
„Was?“ raunzt dieser überrascht. Dann sieht er die Eichhörnchen und erzählt von seinem Leid. „Ich bin euch gefolgt, um mit euch zu spielen, aber dann bin ich den Berg hinuntergefallen und jetzt ist er so glitschig, dass ich alleine nicht mehr hinauf kommen kann. Buhuhuuu.“
„Armer, kleiner Fuchs. Warte, wir helfen dir!“ sagt Strunzl. Fritzl und Kandi wollen etwas einwerfen, doch Strunzl sagt sofort: „Keine Widerrede. Schließlich ist bald Weihnachten und im Advent geht es auch darum, anderen zu helfen. Und ich glaube nicht, dass er uns etwas tut!“
„Nein, ich tu euch bestimmt nichts zu Leide“ versichert das Fuchskind. „Wir Füchse fressen nur alte und kranke Tiere.“
Und so helfen unsere drei Eichhörnchen dem Fuchs, den rutschigen Berg hinauf. Strunzl klettert voran und zieht den Fuchs bei den Forderpfoten hoch, während Fritzl und Kandi ihn von unten hinauf drücken. „Hihi, das kitzelt!“ lacht der Fuchs und schließlich haben sie es geschafft.
„Danke für eure Hilfe!“ bedankt er sich bei den Eichhörnchen, als sie oben sind. „Ohne euch hätte ich es nie geschafft. Vielleicht können wir uns ja einmal zum Spielen treffen?“
Strunzl sieht auf das Tal der Füchse hinunter und blickt auch hinter sich zurück auf den Winterwald und sagt dann: „Ich glaube, das ist keine gute Idee. Meine Eltern würden das nie erlauben.“
„Meine auch nicht“ erzählt der Fuchs. „Sie sagen, die Tiere des Winterwaldes sind gemein und darum dürfen wir nicht im Wald wohnen, sondern hier, wo es nicht so schön ist. Übrigens, ich heiße Fredo!“
Kandi, Fritzl und Strunzl stellen sich auch vor und schließlich verabschieden sie sich auf der Bergspitze. Die drei Eichhörnchen gehen in Richtung Winterwald und Fredo zurück zum Tal der Füchse.
“Eigentlich war Fredo gar nicht so böse, wie ich mir das immer von Füchsen erwartet habe“, sagt Kandi, als sie schon fast zu Hause sind.
„Nein, finde ich auch nicht“ stimmt Fritzl zu. Die drei haben das Gefühl, einen neuen Freund gewonnen zu haben.