Fritzl und Strunzl - 12.12. - Das Waldfest
Das Waldfest
Heute ist Freitag, der 12. Dezember und obwohl es ein ganz normaler Wochentag im Winterwald sein sollte, haben die Schulen geschlossen und kein Tier geht zur Arbeit. Ja, man könnte glauben, heute wäre ein Feiertag im Winterwald und irgendwie stimmt das auch. Papa Schwanzbusch veranstaltet nämlich ein Fest für die Tiere des Winterwaldes, die alle so fleißig mitgeholfen haben, seine beiden verschwundenen Söhne zu suchen.
Auf der größten Lichtung des Waldes haben sie sich am Nachmittag alle versammelt. Das Orchester, bestehend aus einem Specht, der rhythmisch auf einen Baum trommelt, zwanzig Amseln die ihre schönsten Lieder trällern und dem Raben Herr Schwarz, der den Dirigenten abgibt, spielt schon seit den frühen Morgenstunden die bekanntesten Nummern der wichtigsten Sänger, wie Brittney Hirsch und Rabe Williams. Neben der musikalischen Begleitung gibt es auch viel zu essen. Jedes Tier hat nämlich seine Lieblingsspeise mitgebracht. Und so tanzen und lachen sie den ganzen Tag.
„Der Maulwurf war groß und böse und hat riesengroße Zähne gehabt!“ schildert Fritzl seinen Freunden, der die gestrigen Ereignisse schon etwa hundert Mal erzählt hat. „Und wir mussten stundenlang arbeiten, um Regenwürmer für ihn zu finden.“
Da meldet sich der Igel Igor zu Wort: „Und ihr habt gar keine Angst gehabt?“
„Doch, große Angst“, antwortet Fritzl. „Vor allem mein kleiner Bruder Strunzl hat fast die ganze Zeit geweint. Ich aber bin stark geblieben, habe einen Fluchtplan entwickelt und dann sind wir geflohen!“ Plötzlich erblickt er Kandi, die sich gerade zu ihnen gesellt hat. Fritzl hört auf zu erzählen und grinst sie an. Kandi grinst zurück.
„Und was ist dann passiert?“ fragt Flatti, das Spatzenmädchen, doch Fritzl gibt keine Antwort. Er grinst weiter seiner Freundin zu. „Hallo?!“ ruft sie, doch anscheinend ist es zwecklos. Die Traube von Tierkindern, die sich vor dem erzählenden Eichhörnchen versammelt hat, löst sich auf und übrig bleiben Fritzl und Kandi.
„Schön, dass du wieder heil nach Hause gekommen bist!“ sagt Kandi. „Ich hätte dich vermisst.“
„Ich dich auch!“ gesteht Fritzl. Sie beschließen spazieren zu gehen.
Und während Fritzl und Kandi flirten, sitzt Strunzl auf einem Ast und blickt auf die Lichtung hinunter. Nachdenklich zählt er die Tiere. „Irgendjemand fehlt“, denkt er sich. Da spürt er eine Pfote auf seiner Schulter und als er sich umdreht, erkennt er seinen Vater.
„Wo bleibst du denn, Strunzelchen? Die Tiere fragen schon nach dir.“
„Du Papa?“, fragt Strunzl. „Haben wir denn nicht das wichtigste Tier vergessen einzuladen?“
„Hm...“ Papa Schwanzbusch denkt nach. „Und wem? Ich habe allen bescheid gesagt, die mir bei der Suche geholfen haben.“
„Aber das Tier, dass uns eigentlich gerettet hat, fehlt heute.“ besteht Strunzl.
„Du meinst wohl den Fuchs, nicht wahr?“
Strunzl nickt zustimmend.
„Dann werde ich dir erzählen, warum ich die Füchse ausgeschlossen habe“, meint Papa Schwanzbusch, setzt sich zu Strunzl auf den Ast und beginnt eine Geschichte zu erzählen: „Schon einmal hatten die Tiere des Winterwaldes die Idee, die Füchse in unseren Freundeskreis einzuschließen. Ich war damals gerade so alt wie dein Bruder Fritzl und habe auch nicht verstanden, warum wir die Füchse ausschließen sollten. Und so kam es, dass die Füchse zum ersten Mal seit langer Zeit zu einem Weihnachtsfest eingeladen wurden. Wir wussten nicht recht, was uns erwarten würde, aber wir hatten die besten Absichten.
Als die Füchse zu Beginn des Festes kamen, war auch alles in Ordnung. Man tanzte gemeinsam zur Musik, sang Weihnachtslieder und freute sich über die Zusammenführung.
Der Abend wäre auch schon fast gut gegangen, doch plötzlich schlug der Marder Alarm. Er war vor Aufregung ganz außer Atem und erzählte, dass er eine grauenvolle Entdeckung gemacht hatte. Er lief zur großen Tanne und wir folgten ihm.
Dort fanden wir einen Raben, den Vater von Herrn Schwarz. Er war nicht mehr am Leben. Über ihn gebeugt, stand einer der Füchse, die wir zum Fest eingeladen haben.
,Ich habe ihm nichts getan! Ich wollte ihm helfen, er ist einfach vom Himmel gefallen’ beteuerte der Fuchs seine Unschuld, doch die Beweise sprachen gegen ihn. Bald kam es zur Katastrophe. Die Füchse schrieen immer wieder, sie hätten nichts getan und wollten wirklich nur unsere Freundschaft und viele Tiere des Winterwaldes schrieen ,Mörder!’ und beschuldigten sie immer wieder.
Dann wurden die Füchse wütend und schnappten nach einem Raben, der noch rechtzeitig davon fliegen konnte. Schließlich wurden die Füchse zurück ins Tal der Füchse vertrieben, dort hin, wo sie auch heute noch leben. Weit weg von den anderen Tieren des Winterwaldes. Seitdem waren sie nicht mehr hier her gekommen.“
„Das ist aber traurig“, erklärt Strunzl. „Papa, glaubst du denn, dass der Fuchs das wirklich getan hat? Schließlich hat ihn niemand gesehen.“
“Ich weiß es nicht, mein Sohn“, seufzt Papa Schwanzbusch. „Aber die Beweise sprechen gegen sie.“
“Ich glaube nicht, dass sie es waren“, behauptet Strunzl. „Schließlich haben sie Fritzl und mir das Leben gerettet.“
„Das ist deine Entscheidung, was du glaubst, aber zur Sicherheit aller, habe ich sie nicht eingeladen. Und jetzt komm mit hinunter zu den anderen.“ Papa Schwanzbusch steht auf und nimmt seinen Sohn bei der Hand. Sie gehen hinunter zu den anderen Tieren, die fröhlich feiern.
„Das Tal der Füchse“, denkt Strunzl immer wieder.
Inzwischen gehen Fritzl und Kandi durch den Wald.
„Ach Fritzl, ich beneide dich ja so sehr!“, schwärmt Kandi.
„Ehlich?“ staunt Fritzl. „Weil ich so viel Mut bewiesen und heldenhaft ein Abenteuer bestanden habe?“
„Nein, darum nicht“, sagt Kandi und Fritzl lässt ein enttäuschtes „Oh!“ von sich. „Nein, ich beneide dich, weil du schon einmal einen Fuchs gesehen hast! Ich würde liebend gerne einen Fuchs sehen.“
„Tja, das wird wohl nicht sehr leicht sein, wo sie doch ins Tal der Füchse verbannt worden sind“, sagt Fritzl etwas beleidigt. Schließlich könnte Kandi ruhig ein bisschen stolz auf ihn sein.
„Na ja, jedenfalls freue ich mich schon auf Montag, auf meinen Geburtstag. Ich hoffe, wir können ihn gemeinsam verbringen“, wünscht sich Kandi.
„Ja, hoffe ich auch“, antwortet Fritzl und sie gehen wieder zurück zu den anderen, wo Fritzl zum hundert und ersten Mal von seinem Abenteuer erzählen muss.