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Serie Fritzl und Strunzl - 1.12. - Willkommen im Winterwald

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24.09.2000
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Fritzl und Strunzl - 1.12. - Willkommen im Winterwald

Willkommen im Winterwald

Heute ist der erste Dezember, der Beginn des letzten Monats des Jahres. Ein Monat in dem viele Festtage gefeiert werden und viele Besucher in den Häuser einkehren, um Fröhlichkeit und Liebe zu verbreiten. Es ist das Monat des Winterbeginns, indem der Nebel und der Regen des herbstlichen Novembers den Platz für Eis und Schnee frei machen, Eiszapfen die der Tannen ablösen und alle bunten Blumen verschwinden und an deren Stelle Eisblumen an den Fenstern blühen. Es ist ein sehr schönes Monat, das mit dem ersten Türchen des Adventkalenders beginnt und mit einem riesigen Feuerwerk zu Silvester endet. Und es ist das allerschönste Monat für die Bewohner des Winterwaldes.
Der Winterwald, müsst ihr wissen, ist kein gewöhnlicher Wald, indem man im Frühling picknicken und im Sommer Tiere beobachten kann. Obwohl es Hunderte von Tieren im Winterwald gibt. Stolze Hirsche mit prächtigen Geweihen, königliche Adler, die hoch in der Luft ihr majestätisches Federkleid präsentieren, Füchse, mit roten Fellen und weißen Schwanzspitzen. Es gibt stachelige Igel, flinke Meisen, geschickte Eichhörnchen, schnelle Hasen, aber auch ganz kleine Waldbewohner, wie Bienen, Hirschkäfer, Ameisen und Spinnen. Sogar eine Braunbärenfamilie gibt es im Winterwald.
Nur ein Lebewesen werden wir hier nie zu Gesicht bekommen. Ein Lebewesen, das ganz anders ist, als die Tiere des Winterwaldes. Stolz und hochnäsig würden sie diesen Wald nie finden. Und jedes Tier ist froh, dass es sie hier nicht gibt: die Menschen. Und das macht diesen Wald besonders.
Nur wir wollen eine Ausnahme machen und das schönste Monat des Winterwaldes an diesem Ort verbringen. Wir werden die Eichhörnchenfamilie Schwanzbusch besuchen, Papa und Mama Schwanzbusch kennen lernen und die beiden Kinder Fritzl und Strunzl auf ihren Abenteuern begleiten. Und Abenteuer gibt es viele im Winterwald.

Doch zuerst möchte ich euch den jüngsten der Familie vorstellen, das Eichhörnchen Strunzl. Als einziger der Familie Schwanzbusch hat er ein ganz helles Fell, nur seine Schwanzspitze ist dunkelbraun. Und darauf ist er besonders stolz. Auch dass er dieses Jahr in die erste Klasse der Volksschule gekommen ist, erfüllt ihn mit Freude. Jetzt gehört er zu den Große, lernt lesen und schreiben und kann das kleine Einmaleins schon beinahe auswendig. Jetzt ist er nicht nur Strunzl, sondern Schüler Strunzl, beinahe ein erwachsenes Eichhörnchen.
Besuchen wir ihn doch einmal! Er sitzt zwar gerade in der Klasse 1.A der Winterwaldschule, aber wir können durch das Fenster blicken, um zu schauen, wie es ihm gerade geht.

„So liebe Kinder“, spricht Lehrer Holzpecker, ein Specht, zu den Schülern, „ihr habt sicher gestern den ersten Advent gefeiert und ich möchte, dass ihr heute darüber erzählt, wie und wann ihr ihn verbracht habt und ob es euch gefallen hat. Wer möchte beginnen?“
Lehrer Holzpecker schaut seine Schüler und Schülerinnen an, doch niemand traut sich, vor der ganzen Klasse zu sprechen. Die Kinder sehen zu Boden, schauen aus dem Fenster oder tun so, als hätten sie ihren Lehrer gar nicht gehört. Auch Strunzl ist da keine Ausnahme.
Da wird es Lehrer Holzpecker zu bunt: „Dann muss ich wohl jemanden bestimmen.“, sagt er laut und dann: „Strunzl! Du kommst jetzt heraus und erzählst der ganzen Klasse, wie du und deine Familie gestern gefeiert habt!“
Da hat Strunzl natürlich keine andere Wahl, als von seinem Tisch aufzustehen und sich neben den Lehrer zu stellen. Mit großen Augen blickt er seine Schulkollegen an.
„Nun, ich höre!“, fordert ihn der Lehrer zu sprechen auf.
„Also gestern, ich.. wir.. bei uns... wir...“, stottert Strunzl. Das alles ist ihm einfach zu peinlich. Am liebsten hätte er seinen Kopf hinter seinem buschigen Schwanz versteckt.
„Also? Was habt ihr gestern?“, fragt ihm Lehrer Holzpecker. „Ihr habt wohl das erste Licht am Adventskranz angezündet, oder?“
„Ja“, antwortet Strunzl schüchtern, „Gestern haben wir das erste Licht am Adventskranz angezündet. Ich habe das machen dürfen, weil ich der jüngste der Familie bin. Mein Bruder Fritzl war ein bisschen eifersüchtig, weil wir nur eine Kerze angezündet haben und er nichts zu tun hatte. All die früheren Jahre hatte er immer alle Kerzen anzünden dürfen, weil er älter ist als ich und schon in die vierte Klasse geht, aber jetzt bin ich schon groß genug, um das zu übernehmen und jetzt muss er die Kerzen mit mir teilen.“ Strunzl hat schon ziemlich viel gesagt und es ist ihm eigentlich ganz leicht gefallen. Und irgendwie gefällt es ihm auch, wenn er spricht und alle anderen ihm zuhören.
Er erzählt weiter: „Wenn die Kerze brennt, dann sagen wir zuerst alle das Adventsgedicht auf und sehen der Flamme zu, wie sie flackert. Dann kommt mein Lieblingsmoment, denn dann holt Mama den kandierten Apfel aus dem Ofen und schneidet für jeden von uns ein großes Stück ab. Während wir es essen, erzählt Papa eine weihnachtliche Geschichte. Letztes Jahr hat sogar mein großer Bruder Fritzl eine Geschichte selber erfunden und diese dann erzählt. Die war aber nur ganz kurz und Roboter und Außerirdische sind dabei vorgekommen, sodass der Papa dann trotzdem noch eine erzählt hat. Nach der Geschichte, wenn wir das Apfelstück gegessen haben, werden Erdnüsse aufgetischt und jeder von uns erzählt dann, was im vergangenem Jahr alles passiert ist.
Papa hat gestern davon erzählt, wie er einem alten Eichhörnchen auf einen Baum geholfen hat und Mama, dass sie einem Käfer umgedreht hat, der auf dem Rücken gelegen ist und von alleine nicht mehr aufstehen hätte können. Mein Bruder hat davon erzählt, wie er einmal einen Geldschein gefunden und sich dafür zwanzig Haselnussschlecker gekauft hat. Er hat auch erzählt, wie scheußlich die Medizin gegen Bauchschmerzen war, die er danach nehmen musste. Ich hab vom ersten Schultag erzählt und davon, dass ich schon viele Freunde gefunden hab. Danach haben wir...“
Strunzl hört auf zu erzählen. Das Kolibrimädchen in der ersten Reihe streckt ihm jedes Mal, wenn der Lehrer nicht hinschaut, die Zunge heraus. Das lenkt ihn ein bisschen von der Geschichte ab. Warum macht sie denn das, fragt sich Strunzl und möchte weiter erzählen.
Doch da ruft sie: „Langweilig!“ und die ganze Klasse lacht. Der arme Strunzl! Jetzt war er schon so mutig und hat alles von seiner Adventfeier erzählt und die Klasse lacht ihn nun aus. Und das alles nur wegen Flatti, dem Kolibrimädchen, denkt er sich und lässt traurig die Schultern hängen.
Lehrer Holzpecker sieht das unglückliche Gesicht seines Schülers und bekommt Mitleid mit ihm. Er hat wirklich brav erzählt und die Art zu feiern ist wirklich interessant. Er hat es einfach nicht verdient, ausgelacht zu werden.
„Strunzl!“, ruft der Lehrer plötzlich und zwinkert ihn mit einem Auge zu, „Möchtest du denn nicht das Feuer erwähnen und erzählen, wie du es gelöscht hast?“
Strunzl schaut seinen Lehrer fragend an. Welches Feuer denn? Es doch gar nicht gebrannt bei ihm zu Hause. Plötzlich versteht er das Zwinkern seines Lehrers. Anscheinend soll er eine Geschichte erfinden.
„Achja, das Feuer. Ich habe ja das große Feuer gelöscht, das beinahe unseren ganzen Baum abgebrannt hätte“, lügt Strunzl und an dem Schmunzeln des Lehrers erkennt er, dass er weiter machen soll. Die Klasse hat nun wieder aufgehört zu lachen und lauscht gespannt seinen Worten. „Also, das war so. Als jeder von uns über das vergangene Jahr berichtet hat, sollte ich die Kerze ausblasen. Doch mein Bruder Fritzl wollte das auch und riss mir den Adventskranz aus den Händen. Er hielt ihn aber nicht richtig fest und er flog in hohen Bogen durch das Zimmer. Die Kerze brannte natürlich noch und entflammte sofort den Boden. ,Oh, nein!’, schrie mein Bruder, ‚Es tut mir ja so leid!’
Meine Mama kreischte auch und mein Papa hatte alle Hände voll zu tun, sie zu beruhigen. Der Boden brannte nun stärker und das Feuer breitete sich auch schon auf die Wände aus. Die Spielsachen meines Bruders waren schon alle verbrannt.
,Strunzl’ sagte mein Papa zu mir, , Jetzt kannst uns nur noch du retten!’ Ich nickte und wusste natürlich sofort, was zu tun war. Gott sei Dank hatten wir einen Feuerlöscher zu Hause. Ich holte ihn aus der Küche und sprühte damit das Feuer an. Man muss das Feuer von unten löschen, nicht hoch oben auf die Flammenspitze, sondern auf den Boden zielen. Schließlich war das Feuer gelöscht, meine Mama hat sich wieder beruhigt und alle Spielsachen meines Bruders sind in den Flammen verbrannt. Nur seine Schulsachen nicht, die waren heil geblieben.“ Strunzl beendet seine Erzählung und die ganze Klasse ist ruhig und starrt ihn mit großen Augen bewundernd an.
„Du bist ja ein Held“, staunt Flatti und Strunzl winkt bescheiden ab.
„Aber das war noch nicht alles!“, setzt er fort, „Durch die Flammen und die Schreie wurden riesige Monster angelockt, die ich alle mit einem einzigen Schlag verscheucht habe. Und das geht so“ Strunzl klettert auf den Lehrertisch, streckt seine Arme vor und springt hoch in die Luft. „Addaaaaaaaa!“ ruft er laut, doch irgendwie stolpert er über seinen Schwanz und landet mit einem großen Knall auf seinen Bauch.
Zuerst ist es ganz ruhig, doch dann beginnt die ganze Klasse zu prusten. Sogar Lehrer Holzpecker kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das kleine Eichhörnchen gibt so schrecklich an und dann landet es auf seinem Bauch... zu komisch!
Gott sei Dank ist Strunzl nichts passiert und er kommt mit einem Schrecken davon.
Lehrer Holzpecker beruhigt die Klasse und sagt: „Seht ihr Kinder, so etwas kommt davon, wenn man maßlos übertreibt.“
Strunzl setzt sich zurück auf seinen Platz. Leider ist ihm das alles nicht ganz so toll gelungen, wie er sich das vorgestellt hat.

Verlassen wir nun unseren Freund Strunzl, der gerade gelernt hat, dass es im Leben meistens ins Auge geht, wenn man vor anderen angibt und schauen wir morgen wieder rein, wenn die Tiere des Winterwaldes das zweite Türchen des Adventskalender öffnen.

 
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Nachtrag

Dies ist der Anfang einer Serie, die ich im Auftrag meiner Freundin schreibe. Sie ist Horterzieherin und bat mich, eine Weihnachtsgeschichte zu erarbeiten, die sie jeden Tag im Dezember (Beachte: Dezember '03) ihren Kindern vorlesen könne. Diese Kinder sind im Volksschulalter und die Geschichte sollte somit altersgerecht sein und einen pädagogischen Hintergedanken aufweisen, weiters gut vorlesbar sein und nicht viel mehr als 10 Minuten Vorlesezeit haben.
Dies ist eine ganz neue Situation für mich, als Muss für Kinder unter Zeitdruck zu schreiben.
Aufgrund dieser überaus nachteilhaften situativen Faktoren, bin ich für jede konstruktive Kritik heilfroh.

Sollte dieses Experiment gelingen, so werde ich die 16 Geschichten (Werktage im Dezember '03) umgestalten, damit sie auf jedes beliebige Jahr anwendbar sind.

Mit freundlichen Grüßen aus Wien, Peter Hrubi

 

Liebs Peterle,

hach, ein österreichisches katholisches Eichhörnchen. ;)

Eine sehr sehr niedliche positive Geschichte,ist dir da gelungen. Ich glaube, du hast alle Bedingungen erfüllt, die dir deine Freundin gestellt hat und ich weiß, diese alle zu erfüllen, war bestimmt gar nicht einfach.
Ob du es bei dieser so sehr deutlich kindlich-niedlichen Sprache belassen solltest, weiß ich nicht. Ich denke immer die Knirpse sind zwar klein, aber nicht blöd, man kann mit ihnen auch ganz normal reden.
Ok, diese Frage sollen dir die Eltern hier auf KG beantworten, und vor allen Dingen deine Freundin, da halt ich mich raus.

Ich fand die Geschichte nicht schlecht, wenn es dir gelingt immer wieder das Eichhörnchen in den Geschichten auftauchen zu lassen, dann ist das Strunzlchen bald ein KG-Star und vor allen Dingen der Star in der Schulklasse.

Auf jeden Fall wünsch ich dir gutes Gelingen bei den Geschichten und ich weiß auch zugleich, dass DU sowas schaffen wirst. Bist halt ein Guter. :)

Lieben Gruß
elvira

 

Seas Elvira!

Danke für deine Kritik. Habe soeben den 2.Dezember veröffentlicht. Das mit der niedlichen Sprache finde ich eigendlich gar nicht. Habe die Erzählung des kleinen Eichhörnchens zwar sehr einfach geschrieben, aber ich denke, er redet eben so. Aber du hast sicher recht, das können andere besser beurteilen.

Ansonsten danke für deine aufmunternden Worte,
liebe Grüße, Peter

 

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