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Friseurbesuch

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13.08.2015
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Friseurbesuch

Ich bin auf dem Weg zum Friseur. Es ist kalt, der Wind zerzaust mir die Haare. „Mist!“, denke ich. Danach wird es noch kälter sein. Doch der Friseurbesuch ist überfällig. Kurz vor dem Ziel werde ich fast noch von einem älteren Herrn im elektrischen Rollstuhl umgefahren. „Ganz schön gefährlich diese Teile!“ Aber er muss erst noch einparken. Ich bin somit vor ihm dran. Ich freue mich. Drinnen sitzt gerade die einzige Friseuse, die gerade keinen Kunden hat, im hinteren Teil und wäscht sich die Haare. „Ich komm glei!“, ruft sie mir aus dem Waschbecken heraus entgegen. Ich warte. Mittlerweile hat sich auch der ältere Herr die Treppen hinaufgequält und seinen Platz eingenommen. „Braucht man für so ein Gefährt überhaupt einen Führerschein?“, frage ich mich. Doch meine Überlegungen werden unterbrochen: „Junger Mann, Sie kenne scho mol hersitze!“ Die Friseuse ist anscheinend jetzt auch so weit. Ich setze mich und blicke in den Spiegel. Hinter mir erscheint sie nun, Mitte vierzig. Die besten Zeiten hat sie auch schon hinter sich. Ihre Haare sind noch nass und durch ihre große Brille schaut sie mich an. „Wie solle ma se schneide?“, fragt sie mich in einer Lautstärke, die erahnen lässt, dass sie hauptsächlich für die ältere Kundschaft zuständig ist. Ich erkläre es ihr und sie beginnt zu schneiden. Die Haare fallen und fallen. Glücklicherweise hat sie erkannt, dass ich am neusten Dorftratsch

nicht interessiert bin. Auch verschont sich mich mit Gesprächen über die stressige Adventszeit oder die bevor stehenden Ferien. Langsam wird sie mir sympathisch. Einige Stühle weiter hat gerade der ältere Herr Platz genommen. Die noch vorhandenen Haare wollen ja auch geschnitten und gepflegt werden. Die Verständigung zwischen Friseur und Kunde ist in diesem Fall aber schwierig, da der ältere Herr offensichtlich sein Hörgerät ausgeschaltet hat, um die Batterie zu schonen. Die Fragen des verzweifelten Friseurs hallen durch den Raum. Ich blicke wieder in den Spiegel. Die Friseuse schneidet immer noch still vor sich hin. Langsam wird aus der Mähne eine richtige Frisur. Irgendwie denke ich an den Friseur von Angela Merkel und was für ein Druck auf ihm lastet. Bei der Vorstellung von Angela Merkel mit aus Versehen pink gefärbten Haaren muss ich schmunzeln. Doch die Friseuse reißt mich aus meinen Gedanken. „So des wars dann!“, sagt sie und lächelt mich an. Ich lächle zurück. Sie löst den Umhang und ich schaue auf die vielen Haare auf dem Boden. „Des hat sich wirklich glohnt!“ Ich nicke und bezahle. Schon beim Anziehen der Jacke bemerke ich die vielen kleinen Härchen, die zu jucken beginnen. Ich nehme mir vor nicht zu kratzen und zu Hause gleich zu duschen. Doch schon nach der nächsten Ecke kann ich nicht mehr anders. Hier juckt es und da juckt es. So laufe ich also mich im Nacken kratzend nach Hause. Gerade als ich anfange mich über die Friseuse aufzuregen, höre ich hinter mir aus einiger Entfernung das Hupen mehrerer Autos und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Der ältere Herr ist also auch gerade auf dem Heimweg.

 

Hallo rbrbrb14,

Danke für Deine Geschichte. Beim Lesen habe ich überlegt ist eine Frau oder ein Mann hier der ICH-Erzähler? Meiner Meinung nach gibt es da große Unterschiede. ? Ich tippe auf einen jüngeren Mann. Der story konnte ich gut folgen und sie ist schön kurz.

Aus meiner Sicht:

  • würde ein Konflikt die story grundsätzlich interessanter machen
  • für mich wichtige Einzelheiten des Friseurbesuchs sind nicht geschildert: was für eine Frisur wollte der Protagonist und war er mit dem Ergebnis zufrieden? Was sollte er bezahlen, wie viel hat er bezahlt?

Viele Grüße
oheim

 

Hallo rbrbrb14,

willkommen hierorts.

Bei deiner Geschichte fehlt mir das Besondere, ein Konflikt, der den Text lesenswert macht, der den Leser zu interessieren weiß. Ich meine, da geht einfach nur jemand zum Friseur, lässt sich die Haare schneiden und geht wieder nach Hause. Der alte Mann ist auch einfach nur so da. Er interagiert kaum mit dem Protagonisten und trägt ja auch nicht wirklich zur Handlung bei. Zuerst dachte ich, er drängelt sich vor, will zuerst von der Friseuse die Haare geschnitten bekommen, aber auch da passiert nichts. Ja, ich weiß nicht, so ne richtige Kurzgeschichte ist das hier nicht. Da fehlt eben der Konflikt und sowas wie eine Entwicklung. Wenn man mal ehrlich ist, passiert nichts, außer dass dein Protagonist am Ende kürzere Haare hat. Ich les da auch keine Sozialkritik oder ähnliches raus. Da wird mal die Bundeskanzlerin erwähnt und der Protagonist ärgert sich über die Fahrweise eines alten Mannes in einem elektrischen Rollstuhl. Gut, die Haarsalons dieser Welt sind voller alter Leute, muss man nur mal in unser Dorf hier kommen, da sind achtzig Prozent der Kunden ergraut, aber auch aus dieser Konstellation machst du keinen Konflikt, der Besuch beim Friseur verläuft reibungslos und am Ende leider auch belanglos.

Danach wird es noch kälter sein. Doch der Friseurbesuch ist überfällig.

Wird einem wirklich so viel kälter, nachdem die Haare geschnitten worden sind? Ich denke nicht. Kommt so rüber, als hätte der Protagonist/die Protagonistin ein buschiges Fell oder so.

Kurz vor dem Ziel werde ich fast noch von einem älteren Herrn im elektrischen Rollstuhl umgefahren.

noch ist hier ein Füllwort. Der Satz funktionierte ohne besser.

„Mist!“, denke ich.
„Ganz schön gefährlich diese Teile!“

Das Schöne an einem Ich-Erzähler ist doch, dass er immer denkt. Der Leser liest ständig seine Gedanken und seine Gefühle, das brauchst du nicht extra hinzuschreiben. Daher finde ich es überflüssig, Gedanken eines Ich-Erzählers in Anführungszeichen zu setzen, oder immer denke ich zu schreiben, da das automatisch schon so ist, dass man seine Gedanken mitbekommt.

Drinnen sitzt gerade die einzige Friseuse, die gerade keinen Kunden hat, im hinteren Teil und wäscht sich die Haare.

Unschöne Doppelung. Du könntest eines, mMn sogar beide gerade weglassen.

Mittlerweile hat sich auch der ältere Herr die Treppen hinaufgequält und seinen Platz eingenommen.

Welche Treppen? Hast du die vorher erwähnt?

Auch verschont sich mich mit Gesprächen über die stressige Adventszeit oder die bevor stehenden Ferien.

bevorstehenden

Die Verständigung zwischen Friseur und Kunde ist in diesem Fall aber schwierig, da der ältere Herr offensichtlich sein Hörgerät ausgeschaltet hat, um die Batterie zu schonen.

Woher weiß der Ich-Erzähler, dass er die Batterien schonen will?

Ich nehme mir vor Komma nicht zu kratzen und zu Hause gleich zu duschen.

Gerade als ich anfange mich über die Friseuse aufzuregen

Warum? Kann sie was dafür, dass die Haare jucken? Wenn ja, was hat sie falsch gemacht?

Beste Grüße,
gibberish

 

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