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Frisör - oder doch lieber zum Zahnarzt?

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12.11.2014
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Frisör - oder doch lieber zum Zahnarzt?

Ich weiß, viele Frauen lieben es zum Frisör zu gehen. Ein paar Stunden Aus-Zeit, sich einfach hinsetzen und verwöhnen lassen. Der Kopf wird mit beruhigenden Bewegungen gründlich shampooniert und durchmassiert, man lässt sich rundum verschönern und trinkt nebenher einen perfekten Cappuccino oder ein Sektchen. Man plaudert über tausend unwichtige Dinge die in diesem Moment jedoch total spannend sind. Man verlässt den Salon mit beschwingtem Schritt und der Tag ist gerettet. Oder etwa nicht? Neeeeeeeiiiiiiiin, ich nicht!!!! Ganz einfach deswegen, weil ich noch keinen Frisör gefunden habe, der mir die Haare genauso schneidet wie ich es will. Ich bin IMMER enttäuscht. Ich seh danach immer schlimmer aus als vorher. Die Haare sind immer zu kurz geschnitten. Ich HASSE es!!!!!
Jetzt wird jede Frau verstehen, warum für mich ein Frisörtermin schlimmer ist als ein Zahnarzttermin oder gar beim Gynäkologen. Genau deswegen habe ich in den letzten zweieinhalb Jahren einen großen Bogen um Frisörsalons gemacht. Nicht dass ich jetzt die ganze Zeit wie eine Vogelscheuche herumgelaufen wäre. Keinem ist irgendetwas aufgefallen. Dank meiner guten Beobachtungsgabe während meiner vielen Frisörbesuche in der Vergangenheit war es mir möglich, meine schulterlangen Haare selbst zu schneiden. Meine Freundinnen fragten immer: „Oh, tolle Frisur, warst du beim Frisör?“
„Nein, war ich nicht. Hab ich selbst gemacht!“
„Echt jetzt?“
Es ist wirklich nicht besonders schwer, wenn man nicht gerade einen ausgefallenen Haarschnitt hat.
Doch in den letzten Monaten beschlich mich immer mehr das Gefühl, dass es jetzt doch mal wieder sein müsste. Meinen Hinterkopf hatte ich beim selber schnippeln immer ein bisschen vernachlässigt, ich kann ja schließlich nicht um mich selbst herumlaufen. Also hatte ich bis dato hinten in sicherlich lustig anzusehenden akrobatischen Über-Kopf-Aktionen immer nur die Spitzen geschnitten.
Das musste sich jetzt ändern. Ich wollte zum Frisör. Der Gedanke erschreckte mich fast. Wollte ich wirklich? Oder war das nur so ein kurzes Aufflammen? Also erst mal abwarten. Mein Gefühl verflog wieder, bis ich meine Tochter zum Frisör begleitete. Eigentlich ist es ja doch ganz schön. Ist doch gar nicht schlimm. Lauter nette Mädels. Todesmutig vereinbarte ich einen Termin für die kommende Woche. Geschafft! Doch ich wurde schwach. Ich hatte Albträume. Sie werden mich bestimmt verstümmeln. Ich werde für mindestens ein Jahr das Haus nicht verlassen können weil ich so schrecklich aussehe. Nein, da geh ich nicht hin. Handy raus, Termin canceln! Vielleicht sollte ich mal googeln ob es da irgendwo einen Kurs gegen Frisörphobien gibt?
Es vergingen mehrere Wochen in denen ich mit meinen Haaren immer unzufriedener wurde. Das selber schneiden wurde immer schwieriger. Eines Morgens wachte ich auf und wusste: Heute kann ich es schaffen! Wenn ich heute einen Frisör finde der mich ohne Termin annimmt, dann zieh ich das Ding durch! Ich trödelte noch ein bisschen rum, dann fuhr ich in die Stadt und peilte den ersten Salon an. Ich beschloss nur dazubleiben, wenn ich dort sofort das Gefühl hätte dass alles passt. Ansonsten: Flucht! Ich schielte unauffällig durchs Schaufenster um die Lage abzuchecken. Sah eigentlich ganz gut aus. Also rein mit mir bevor ich mir die Sache wieder anders überlege. Ein ca. 20-jähriger glattgegelter Jüngling schlängelt sich zu mir vor an den Tresen. Meine Muskeln beginnen sich leicht zu verspannen. Durchhalten! Er informiert mich dass ich mindestens eine halbe Stunde warten muss. Ich sehe darin mein Schlupfloch und sage dass ich dafür keine Zeit habe. Tschüssi, und weg bin ich. Gerade noch geschafft. Als ich mit Herzklopfen im Auto sitze überlege ich mir, ob das alles eigentlich noch normal ist. Ach egal. Ich fahre weiter zu einem wirklich guten und exklusiven Salon. Ich mach mir selbst Mut und rede mir ein, diesmal nicht wegzulaufen. Eine sympathische Lady informiert mich dass ich „nur kurz“ warten müsste. Das sehe ich als positives Zeichen an. Ich nehme auf bequemen Kunstledersesseln Platz und versuche mich zu entspannen. Nach 30 Minuten bin immer noch nicht dran und kurz davor mich unauffällig aus dem Staub zu machen. Gerade als mein Fluchtplan konkrete Formen annimmt werde ich auf den gefürchteten Stuhl gebeten. Es geht los. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Sicherheitshalber informiere ich die gute Frau gleich über meine Ängste. Schließlich soll sie wissen was los ist wenn ich plötzlich hyperventiliere. Ich sage ihr ganz genau wie ich mir meinen neuen Haarschnitt vorstelle. Natürlich habe ich auch Fotos auf meinem Handy abgespeichert die zeigen wie es hinterher aussehen soll. Ich habe auch ein Foto wie es NICHT aussehen soll. Nur um eventuellen Missverständnissen gleich mal vorzubeugen. Vielleicht hätte es mich gleich stutzig machen sollen, dass sie selbst ihre Haare Raspel kurz trägt. Aber ich will mich ja nicht verrückt machen. Sie berät mich ganz toll und ich werde langsam ruhiger. Es geht zum Haare waschen. Das ist für mich der angenehmste Teil, und ich versuche die Augen zu schließen und jeden Moment zu genießen. So schwer kann das doch nicht sein.
Dann geht es los. Die Kurzhaarige nimmt die Schere und beginnt ihr grausames Werk. Ich sage ihr immer wieder dass ich einen Horror vor kurzen Haare habe, und dass es auf keinen Fall zu kurz werden darf. Ihr Kommentar: „Ihre Haare sind aber wirklich schon sehr dünn, da muss einiges weg!!!“ Ich flehe sie an, nur das nötigste wegzuschneiden, denn ICH WILL KEINE KURZE HAARE!! Ja ja, schon gut. Ich versuche mich abzulenken und beobachte im Spiegel die beiden Damen auf der gegenüberliegenden Seite. Beide bekommen gerade Haubensträhnchen und sehen dementsprechend lustig aus. Ich versuche ihr Gespräch zu verstehen, es geht um einen bekannten Fußballer der undercover in der Stadt sein soll. Gerade als es spannend wird, dröhnt neben mir ein Fön los, und ich verstehe kein Wort mehr. Mist. Also betrachte ich ausführlich die Hochglanzplakate die für diverse Haarpflegeprodukte werben. Solche Haare hätte ich auch gerne. Ein Blick in den Spiegel lässt gibt meinen Ängsten neue Nahrung. Das sieht irgendwie kurz aus. Ich vergewissere mich bei der Kurzhaarigen nochmal, dass sie auch wirklich nicht zu viel weg schneidet. Sie will jetzt anscheinend nicht mehr über dieses Thema mit mir diskutieren, und erzählt mir einfach etwas von ihrem letzten Urlaub. Ich beschließe einfach abzuwarten bis sie mich geföhnt hat, denn in nassem Zustand kann man sowieso nichts Genaues erkennen.
Sie ist fertig. Sie ist stolz. Es gefällt IHR. Ich blicke in den Spiegel und sehe dass ich jetzt kurze Haare habe. SIE ist begeistert. Viel besser als vorher. Das musste alles weg. Das war höchste Zeit. Ich fasse es nicht. Was hat sie mir nur angetan?? Nach jahrelanger Abstinenz wagte ich es, fremde Hände an meinen Kopf zu lassen. Sie wusste doch ganz genau was ich wollte! Warum hat sie mir das angetan? Warum????
Wie in Trance bezahle ich. Zum Trost brauch ich jetzt erst mal ein paar Schuhe. Oder eine Handtasche. Am besten gleich beides. Eine halbe Stunde später habe ich nicht nur Schuhe und Handtasche, sondern auch gleich noch eine supercoole Lederjacke bei mir. Das hilft ein bisschen.
Zuhause stelle ich mich im Bad vor den Spiegel und begutachte mich von allen Seiten. Ok, der Schnitt ist nicht schlecht, aber zu KURZ! Mann und Tochter finden meinen Look toll, doch ich fühle mich immer noch schlecht. Mit allen möglichen Tricks versuche ich das Beste draus zu machen. Durchwuscheln, Gel, Haarspray, stärkeres Makeup, die neue Lederjacke. Es wird schon wieder wachsen. Die Zeit arbeitet für mich. Bestimmt. Inzwischen sind 3 Wochen vergangen, und ich habe mich FAST daran gewöhnt. Trotzdem werde ich so schnell nicht wieder zum Frisör gehen. Ich mach jetzt erst mal einen Termin beim Zahnarzt, da weiß ich wenigstens was auf mich zukommt!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tipp Mamsel,

es wird dich brennend interessieren, dass ich mir die Haare auch selbst schneide, ebenso mit Naturessenzen leicht töne und nur etwa alle drei Jahre zum Frisör gehe, um die Spitzen schneiden zu lassen ...
Nein?
Nun ja, so etwa erging es mir mit deinem Bericht, der noch ein paar Wörter länger war als meine Haarstyle-Info.
Du schreibst eigentlich ganz flüssig und man kann sich den Aufenthalt im Salon gut vorstellen, aber eine wirkliche Geschichte ist es für mich nicht. Dies und das wird angerissen, irgendwer spricht über irgendwas und zum Schluss sind die Haare zu kurz. Für mich zu wenig, um mich mitzunehmen.
Lass' dich von meiner (subjektiven) Kritik aber nicht entmutigen, sondern für spannende Ideen ermutigen und habe noch viel Freude hier!

Gruß,

Eva

 

Hola Tipp Mamsell
Deine Geschichte liest sich gut und fließend. Prima Stil und fehlerfrei. Wenn nur nicht dieses "Brigitte"-Thema mit Gynäkologen, Schuhen und Handtasche alles verderben würde! Berge von Klischees! Du hast nicht zufällig auch an männliche Leser gedacht?
Sehr schade, jedoch in Deiner nächsten Kurzgeschichte mit links zu korrigieren. Diese dann bitte ohne drei- und vierfache Ausrufe- und Fragezeichen. Auch störten mich die großgeschriebenen Wörter beim Lesen. Versuche so zu formulieren, dass das nicht notwendig ist.

Und dann werden wir alle staunen!
Joséfelipe

 

Hallo Tipp Mamsell,

herzlich willkommen!

Was zu einer Geschichte fehlt, ist hier die Wende. Die Erfahrung mit den Haarkünstlern und die Einstellung zur Kurzfrisur der Protagonistin sind anfangs die Gleichen wie am Ende.
Tja, ansonsten kann ich mich nur den Vorrednern anschließen, recht gut erzählt und auch humorig geschrieben.

Textkram, Beispiele:

Man plaudert über tausend unwichtige Dinge die in diesem Moment jedoch total spannend sind.
Man plaudert über tausend unwichtige Dinge, die in diesem Moment jedoch total spannend sind.
Es sind haufenweise Kommafehler im Text.

Groß/Kleinschreibungs- und Tippfehler sind auch zu finden.

Meinen Hinterkopf hatte ich beim selber schnippeln immer ein bisschen vernachlässigt,
beim Selberschnippeln
immer wieder dass ich einen Horror vor kurzen Haare habe,
vor kurzen Haaren habe,

Lieben Gruß!

 

Hallo Tipp Mamsell,

ganz nette Alltagsgeschichte, die wahrscheinlich 70% aller Frauen auch so oder ähnlich schon erlebt haben. Wenn auch vielleicht nicht in dieser Dramatik;).
Ich gebe Josefelipe recht, mir ist das auch zu Kolumnen-mäßig. Und das Thema finde ich recht ausgelutscht. An manchen Stellen zu langatmig, ansonsten aber locker, flockig geschrieben.

Gruß Kerkyra

 

Es ist wirklich nicht besonders schwer, wenn man nicht gerade einen ausgefallenen Haarschnitt hat.
Glücklich der, dem’s Haar zuvor ausgefallen ist! Aber dennoch
Frisör - oder doch lieber zum Zahnarzt?
Wo gibt es diese Alternative? Wenn eine/r Zahnschmerzen hat oder nur ein Zahn abgebrochen ist – geht sie/er dann – wie weiland zu des Dr. Eisenbartszeiten – zum Barbier auf den Jahrmarkt und lässt sich die Frisur bereiten und mit Flusen in Auge und Maul anschließend mit der Kneifzange das Gebiss richten, pardon, ist mir doch ein Euphemismus unterlaufen, hab ich doch die Vorsilbe „hin-„ unterschlagen. Nun gut, hier antwortet einer mit Pferdegebiss, das einmal im Jahr der Doktor fürsorglich untersucht (zehn Minuten im Schnitt), und der unregelmäßig den Ratzer aufsucht – i. d. R. wenn die Augenbrauen im Honig hängen und das Glas schmerzfrei entbunden werden muss …, wie sagt man dazu: Ein Inkompetenter antwortet Dir,

liebe Tipp Mamsell –

und nun, da Du eine halbe Stunde/Jahr meines Lebens kennst –
herzlich willkommen hierorts!

Ich weiß, dass Leute, die gern zum Ratzer gehen, genug Zeichen mit ihrem Kopfputz setzen, aber eine "Tippse" sollte schon wissen, wo Kommas zu setzen sind, wie schon im ersten Satz

Ich weiß, viele Frauen lieben es[,] zum Frisör zu gehen.
Zudem ist er – nach meinen eigenen Feldforschungen in der Wiege der Ruhrindustrie – falsch: Söhne Osmans verbringen offensichtlich ihr halbes Leben beim – Frisör und einem Tässchen Tee (statt Kaffees).

Da bahnt sich wohl ein kultureller Wandel an. Man wird nicht nur in der Hosenzone/im Schritt beschnitten, sondern auch am Kopf.

Und schon wirft der zwote Satz die Frage auf – warum der Bindestrich zwischen aus und Zeit?

Ein paar Stunden Aus-Zeit
Auszeit

Und beim dritten Satz bin ich mir sicher: Du tarnst Dich nur als Tippse – gell? War’s zuvor der Infinitiv-, so bedarf nun der Relativsatz des Kommas:

Man plaudert über tausend unwichtige Dinge[,] die in diesem Moment jedoch total spannend sind.
Schließlich gelingt ein Relativsatz, um in seinem Appendix Grenzen zu finden
…, der mir die Haare genauso schneidet[,] wie ich es will

Dies scheinen die hauptsächlichen Probleme dieser kleine Plauderei zu sein. Ich empfehl da immer die ersten hundert Seiten des Rechtschreibdudens, was bequemer ist, als sich durch 1.300 Seiten des Grammatikdudens zu quälen (gibt ja auch blaue Flecken im Bett).

Ein zwotes Problem liefern mir die comic-artigen Übertreibungen (nun gut, Literatur lebt oft von der Übertreibung), die beim theatralischen Vortrag sicherlich ganz amüsant sind und den Hörer wach halten, aber beim Lesen eher, ich sag’s mal ganz vorsichtig, kindlich wirken. Was nix gegen Kindlichkeit sagen will und soll:

Neeeeeeeiiiiiiiin, ich nicht!!!! // IMMER // Ich HASSE es!!!!! / ICH WILL KEINE KURZE HAARE!!
Dem durchschnittlichen Leser genügen an sich "Nein, ich nicht! // Immer // Ich hasse es! / …"
Das letzte Beispiel stößt dann aber noch auf ein – in der Masse der Zeichensetzung – eher rudimentäres Problem
Ich will keine kurze[n] Haare!

Einzelne Probleme
Nochmal
Immer auseinander, da ein verkürztes noch einmal
Entweder Okay oder O. K.
Makeup
Make-up
3 Wochen
Zahlen bis zwölf werden üblicherweise ausgeschrieben

Alles kein Beinbruch, findet der

Friedel,
der halt weiß, dass man manchmal sich was traut und aufgeregt dabei ist.

 

Vielen lieben Dank für Eure Anmerkungen. Ich werde mir das alles zu Herzen nehmen. Beim nächsten Mal wird's dann hoffentlich besser. Es war ja auch mein erster Versuch, vielleicht habe ich mir auch zu wenig Zeit dafür genommen. Ich finde es aber echt interessant zu sehen wie andere darüber denken. Obwohl ich weder "Brigitte" noch andere Frauenzeitschriften lese, habe ich anscheinend diesen Stil getroffen. Hm. Vielleicht den Artikel überarbeiten und an Brigitte schicken? Ich danke Euch jedenfalls für Eure Offenheit!

 

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