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Fridolin - Der Auftrag

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10.02.2009
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Fridolin - Der Auftrag

„Fridolin! Berta! Luise! Das Essen ist fertig!“, so tönte es über die Wiese, als die Mäusekinder gerade Verstecker spielten. Fridolin sprang sofort auf, denn heute sollte es sein Lieblingsessen geben. Da ließ er sich nicht zweimal rufen. Auch die anderen kamen ihm bald nach. Denn ohne Fridolin machte das Versteckspielen keinen richtigen Spaß mehr.

Als sie alle zusammen um den duftenden Weizenkornbrei saßen, ging es munter und lustig zu. Jeder erzählte von dem, was er an diesem Tag schon erlebt und gemacht hatten. Jetzt war Fridolin endlich an der Reihe. Er prahlte von den besten Verstecken, die er beim Spielen gefunden und von einem Gänseblümchen, das er entdeckt hatte. „Das war so groß, wie eine Katze!“, flunkerte er ein wenig.

Mitten im Schwärmen fragte ihn sein Vater: „Hast du denn zwischen deinen ganzen Entdeckungstouren auch deinen Auftrag schon erledigt?“ Da wurde er plötzlich ganz kleinlaut. Die Aufgabe des Mäusejungens war es nämlich, täglich einmal alle Gänge des Mäusebaus abzulaufen und dabei zu überprüfen, ob sie noch in Ordnung waren. Doch Fridolin hatte dazu meistens keine Lust und deshalb hatte er es auch an diesem Tag noch nicht getan.
Eindringlich versuchte die Mutter ihm noch einmal deutlich zu machen, wie wichtig diese Aufgabe war. Denn ihr Leben konnte davon abhängen, wenn sie wieder einmal vor Feinden auf der Flucht waren.
So grummelte er etwas vor sich hin, wie: „Ja, mach ich schon noch!“ und tippelte missmutig nach draußen.

Am Anfang als er den Auftrag zum ersten Mal bekommen hatte, war er noch ganz stolz darauf. Vater hatte gesagt: „Du wirst langsam groß, mein Junge! Und wer so ein richtiger Mäuserich sein will, der braucht auch etwas Wichtiges zu tun! Deine Aufgabe ist von jetzt an die Gängekontrolle!“

Zuerst hatte es auch Spaß gemacht. Es gab dabei so viel Neues zu entdecken. Manche Gänge kannte er bis dahin noch gar nicht. Da gab es zum Beispiel den Geheimgang, der unter dem Strauch in der Ecke des Bauernhofes endete und der oben mit einem flachen Stein abgedeckt war.

Doch mit der Zeit wurde es langweilig. „Immer wieder die gleiche Tour!“, schimpfte er nun leise vor sich hin. Und noch nie war ihm bisher was besonderes aufgefallen.

„He, du Trübsalspfeife!“, wurde er plötzlich unsanft aus seinen Gedanken gerissen. „Kommst du mit zur Abenteuertour auf den Bauernhof?“ Es war sein Freund Frederik, der ihm diese unwiderstehliche Einladung machte. Natürlich wollte er mit. Im Nu waren auch alle unangenehmen Gedanken und der Auftrag von seinem Vater vergessen und die beiden waren auf und davon.

Auf dem Hof angekommen, sahen sie sich erst einmal vorsichtig um und peilten die Lage: Lumpi der Wachhund schlief und auch der Kater Felix war nirgends zu sehen. Die Luft war also rein. Als sie das letzte Mal hier waren, hatten sie den Hühnerstall entdeckt. Dort flitzten sie auch jetzt wieder schnurstracks hin. Es machte den beiden Spaß, die Hühner zu erschrecken, denn die gackerten dann immer so lustig. Dabei versuchten sie immer die beiden Mäuse mit ihren spitzen Schnäbeln zu hacken, doch Frederik und Fridolin waren jedes Mal schneller.

He, was war das? Auf einmal duftete es ganz verführerisch nach Weizenkörnern. Fridolin lief immer seiner Nase nach, bis er auf dem Rand eines großen Pottes saß, in dem sich ein ganzer See des leckeren Getreides auszubreiten schien. Auch Frederik saß bald neben ihm. „Was meinst du, wie es wäre, in so einem Weizen-See zu baden?!“ fragte Fridolin seinen Freund. Doch Frederik war die Sache nicht ganz geheuer und so sagte er: „Lass es für heute erst mal gut sein und nach Hause gehen. So haben wir für nächstes Mal was, worauf wir uns freuen können.“ Doch ehe er ausgeredet hatte, war Fridolin schon zwischen den Körnern verschwunden. Er tauchte ganz tief ein und fraß sich dabei noch einmal ordentlich satt.

So, nun konnte er befriedigt nach Hause gehen. Nur noch ein Sprung auf den Rand des Pottes und der Rückzug konnte beginnen. DONG!! Autsch, was war das? Er schaffte den Sprung nicht. Er hatte wohl zu viel von dem guten Getreide genascht?! Doch so schnell wollte er nicht aufgeben. Fridolin nahm noch einmal richtig Anlauf ... Sprung und ... wieder nicht geschafft. Langsam ergriff ihn die Panik. Er piepste so laut er konnte: „Frederik hilf mir!“ Sein Freund hatte sich aber schon auf den Rückweg begeben. Immer und immer wieder rief er.

Nach einiger Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vor kam, hörte er Lumpi draußen bellen. „Frederik ist zurückgekommen, um mir zu helfen!“, dachte er erleichtert. Doch als er nach oben sah, blickte er in die grünen Augen von Felix. Jetzt ergriff ihn erst recht die Panik. Schon im nächsten Augenblick schleuderte ihn die Vordertatze des Katers aus dem Pott heraus. Und ehe er sich versah, lag er im Hühnerstall auf dem Boden, der Kater direkt über ihm. „Nichts wie weg!“, schoss es ihm durch den Kopf. Doch der Kater war schneller als er und versetzte ihm spiellustig erneut einen Tritt mit der Tatze.

Dabei landete er genau vor einem kleinen Loch in der Holzwand des Stalles. Diese Chance ließ er sich nicht entgehen und so schlüpfte er fix hindurch. Als Felix sah, dass ihm sein Abendessen davon lief, sprang er schnell in Richtung Tür und war der Maus so wieder dicht auf den Fersen. Doch Fridolin hatte immer noch einen kleinen Vorsprung. Von Weitem hörte er Lumpi bellen, als wollte der sagen: „Schneller, schneller!“ Das galt natürlich nicht für ihn, denn Lumpi war auf der Seite von Felix. Jetzt konnte er einfach nur noch rennen, aber wohin?

Da fiel ihm wieder der Geheimgang unter dem Busch in der Ecke des Hofes ein. Das war die Rettungsidee! Nur noch ein paar Meter und er war in Sicherheit. Unter dem Busch angekommen, fand er die Stelle sofort. Doch oh Schreck, was war das? Statt des Steines fand er nur viel aufgewühlte Erde. Der Gang war futsch! Und ihm saß der Kater im Nacken. Was sollte nun werden?!

Ihm blieb nichts anderes übrig, als weiter zu rennen - zum nächsten Eingang des Baues. Er spürte schon den Atem des Katers hinter sich, hörte wie er zum Sprung ansetzte und ... nur in allerletzter Sekunde konnte Fridolin sich in das nächste Loch retten. Er rannte noch um einige Biegungen und ließ sich dann völlig außer Atem und verschreckt in einer Ecke fallen. Sein Herz schlug noch eine ganze Weile wie verrückt. Das war echt knapp. Um ein Haar hätte Felix ihn erwischt. Als er langsam wieder zu sich kam und klare Gedanken fassen konnte, ärgerte ihn am meisten, dass der Geheimgang unter dem Strauch kaputt gewesen ist und er es nicht vorher entdeckt hatte. Das hätte ihm fast das Leben gekostet.

Doch er war es ja gewesen, der die Kontrollgänge immer mehr schleifen ließ. Jetzt wusste er auch, warum sie so wichtig waren. Er musste es schließlich am eigenen Leib spüren. Zum Glück war er nur mit ein paar Kratzern davongekommen.
„Von jetzt an soll das anders werden! Ich werde meine Aufträge jetzt immer gut erfüllen.“ Das nahm er sich nun ganz fest vor.

 

Salve mema,

Dein Zweitling ist ganz nett geraten. Sprachlich gibt es kaum was zu meckern, Du bewegst Dich auf gutem Durchschnittsniveau. Hie und da fehlt ein Komma bzw. ist eins zuviel, aber alles im Rahmen.

Was ein wenig stört, ist die allzu plakativ vorgetragene Moral der Geschicht'. Nicht, dass Kindergeschichten keine Aussage haben düften, aber hier droht der Holzhammer doch gewaltig: erfülle Deine Pflichten und Obliegenheiten, sonst frisst Dich die Katz'!

Das ist, in meinen Augen, anachronistisch.

Außerdem wäre es schön, Dich auch einmal als Kritikerin erleben zu dürfen.

LG, Pardus

 

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