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Freundschaft

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17.08.2016
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Freundschaft

Das Licht der Scheinwerfer fraß sich durch das Ende der Nacht. Wie eine Armee stummer Soldaten zogen die Bäume auf beiden Seiten des enger werdenden Wegs in den Lichtkegeln an ihnen vorbei. Die Beleuchtung des Armaturenbretts tauchte das Innere des Wagens in ein schwaches, blaues Licht. Adam sah zur Seite, neben sich auf der Rückbank saß breitbeinig Viktor, wie immer Kaugummi kauend, und wischte mit dem Daumen unregelmäßige Bahnen auf das Display seines Telefons. Ab und zu fluchte er leise. Das zerfurchte, von tiefen Falten durchzogene Gesicht sah gespenstisch aus im kalten Licht des Handys. Vorn saß Dominik, die haarigen Pranken lagen ruhig auf dem Lenkrad. Dominik war eine Urgewalt, ein Koloss, der nur aus Muskeln zu bestehen schien. Muskeln und Haaren. Er war dermaßen behaart und besaß dazu noch diese Wülste über den Augen, dass Adam und Viktor ihn den Neandertaler nannten. Natürlich nur, wenn Dominik sie nicht hören konnte.
Viktor motzte wieder.
»Was spielst du da eigentlich?«, fragte Adam.
»Tetris.«
»Tetris, ehrlich?« Adam musste grinsen.
»Gut für das Gehirn«, sagte Viktor ohne aufzusehen.
»Wenn du meinst.«
Das Auto wurde abgebremst und und hielt an. Der Neandertaler schaltete den Motor aus. Sie waren da. Viktor schob das Telefon in die Innentasche seines Sakkos. Nach einem Moment des Schweigens, in dem nur das leise Blasen des Kühlerventilators die Stille störte, sagte er: »Na dann.«
»Na dann«, wiederholte Adam leise.
Sie stiegen aus, es war noch kühl, Adam zog den Reißverschluss seiner Jacke zu.
»Da lang.« Viktor wies mit dem Finger auf die Baumreihen und marschierte los. Adam folgte ihm, hinter ihm stampfte Dominik.
Das feuchte Laub schmatzte bei jedem Schritt, Zweige zerbrachen unter den Sohlen ihrer Schuhe. Sie bahnten sich im fahlen Licht der ersten Sonnenstrahlen einen Weg durch den Wald. Der Boden atmete würzige Feuchtigkeit aus. Als sie auf eine Lichtung traten, strahlte das Sonnenlicht durch eine Lücke im dichten Gewirr von Ästen und Laub, brach sich in der Galaxie von in der Luft schwebenden Teilchen und zerstob dabei in ein bizarres Muster aus Linien und Formen. Viktor verharrte in der Bewegung und sah empor.
»Weißt du, woran mich das gerade erinnert?«, fragte er.
»Nein.«
»Als kleiner Junge war ich oft bei meiner Großmutter. Meine Eltern mussten arbeiten. Vielleicht waren sie auch besoffen. Jedenfalls hatte meine Großmutter einen Plattenspieler. Sie liebte Klassik, musst du wissen. Ich saß dann auf dem Boden und habe mir die Umschläge der Schallplatten angesehen.«
»Cover.«
»Was?«
»Die Umschläge nennt man Cover.«
»Cover, wie? Interessant. Jedenfalls, auf einem dieser Umschläge war ein Bild, eine Malerei oder so. Ein Waldmotiv, irgendwie geheimnisvoll, Sonnenstrahlen blitzten durch die Kronen der Bäume. Ich war wie gebannt. Johannes Brahms, erklärte mir meine Großmutter, ein deutscher Komponist. Laut war die Musik, beängstigend. Aber der Wald, der blieb mir in Erinnerung. Schön musste dieses Deutschland sein, dachte ich. Nicht wie mein Dorf in der Ukraine. Die Luft staubig von den Fabriken. Immer dieser Gestank. Das hier«, sein Arm beschrieb einen Halbkreis, »sieht fast so aus wie auf dem – Cover.« Er lächelte kurz, dann zog er die Mundwinkel herunter. »Nun, das Deutschland, das ich kennengelernt habe, war dann nicht so schön, wie ich es mir vorgestellt hatte.« Er dreht sich zu Adam. »Aber großartige Komponisten habt ihr trotzdem. Brahms, Schumann, Beethoven.«
»Hey, ihr habt dafür Rachmaninoff. Und Tschaikowski.«
»Das waren Russen.«
»Russen, Ukrainer. Ist doch alles dasselbe«, sagte Adam grinsend.
»Vorsicht, mein Freund.« Viktor streckte gespielt empört die Faust in die Luft.
»Ich wusste allerdings nicht, dass du so romantisch veranlagt bist.«
»Das liegt uns Russen eben im Blut.«
»Ich dachte, du bist Ukrainer.«
»Ist doch alles dasselbe«, entgegnete Viktor achselzuckend und lächelte verschmitzt. Dann deutete er auf einen am Boden liegenden, mit Moos bewachsenen Baumstamm. »Komm, lass uns kurz hinsetzen.«
»Und er?« Adam zeigte mit dem Daumen hinter sich.
»Der kann sich mal die Umgebung anschauen. Nicht wahr, Dominik?«
Der Neandertaler bedachte Adam mit einem finsteren Blick, dann trampelte er über die Lichtung und lehnte sich an den knorrigen Stamm einer Eiche.
Viktor und Adam blickten schweigend in den Himmel. Die Sonne stand jetzt schon fast über den Bäumen. Leise raschelte der Wind in den Blättern, Vögel zwitscherten.
»Ich weiß noch, wie ich dich das erste Mal gesehen habe.« Viktor lachte kurz auf.
»Das war in Yuris Büro«, sagte Adam.
»Ja. Du hattest dich beim Kartenspiel in einem seiner Läden etwas übernommen.«
»Zwanzigtausend, glaube ich.«
»Fünfundzwanzig.«
»Alles geplant.«
»Ja, aber das wusste ich da noch nicht. Ich dachte nur, das wird nicht gut enden. Und dann erzählst du Yuri etwas von Wahrscheinlichkeiten, Kartenzählen und diesen ganzen Scheiß. Kein Wort habe ich verstanden.«
»Yuri auch nicht.«
Viktor begann lauthals zu lachen und Adam stimmte mit ein.
»Sein Gesicht, als du ihm sagst, du könntest ihm zu mehr Geld verhelfen. Seine - ich zitiere - zweitklassigen sibirischen Etablissements ins 21. Jahrhundert holen. Unbezahlbar«, gluckste Viktor. »Ich war mir sicher, der würde dich abknallen.«
»Ja, das habe ich auch gedacht. Hat er aber nicht.«
»Nein, das hat er nicht. Der Boss hat Köpfchen, weißt du. Auch wenn man das oft nicht glauben kann. Fragt dich also nach deinem Namen. Adam, sagst du. Und er grinst sein typisches Yuri-Grinsen und sagt, ach wie der deutsche Rechenkünstler.«
»Und dann haben wir Wodka getrunken. Davon war mir noch drei Tage lang schlecht.«
Viktor lachte und machte eine Du-weißt-doch-wie-das-ist-Geste mit den Händen, dann wurde er ernst, musterte Adam mit seinen grauen Augen. »Ich habe dich das nie gefragt, Adam. Warum das alles? Warum das Risiko? Du hättest alles erreichen können im Leben. Ich meine, du bist clever, kannst quatschen. Hättest studieren können, oder so. Warum hast du dich mit einem Haufen verrückter Russen eingelassen?«
Adam überlegte kurz, scharrte mit der Schuhspitze in der feuchten Erde, zuckte mit den Schultern. »Abenteuerlust, nehme ich an. Und hey, Yuri hat es wohl kaum bereut.«
»Das stimmt. Deine Fähigkeiten haben den, nun ja, Umsatz ziemlich erhöht.«
»Um mehr als dreißig Prozent, wenn ich das richtig überschlagen habe.«
»Kann sein.«
Viktor legte einen Arm auf Adams Schultern, drückte ihn sanft an sich. »Das waren wirklich gute Jahre, mein Freund.«
»Ja, das waren sie.«
»Du warst ein guter Schüler.«
»Und du der beste Lehrer, den man sich wünschen kann.«
»Man, wir hatten eine Menge Spaß zusammen.« Viktors Augen blitzten auf. »Die Partys. Die Mädchen.«
»Kann mich kaum noch an die Hälfte von allem erinnern«, sagte Adam grinsend.
»Dann war es gut.« Viktor lachte, zog eine Schachtel Zigaretten aus der Hemdtasche, klopfte eine heraus und hielt sie Adam hin, der sie sich zwischen die Lippen steckte. Viktor gab ihm Feuer, steckte sich dann selbst eine an.
»Ja, wir haben nichts anbrennen lassen. Aber dann hast du Daria kennengelernt. Ein prima Mädchen.«
»Das ist sie«, sagte Adam, stieß einen tiefen Seufzer aus. »Die beste von allen.«
»Ich sag dir, Yuri war alles andere als glücklich, dass du was mit seiner Cousine anfängst.«
»Ach komm.«
»Oh doch, gekocht hat der. Jedem anderen hätte er wahrscheinlich die Fresse poliert. Oder Schlimmeres. Aber bei dir hat er sich zusammengerissen. Du warst zu wichtig.« Viktors Augenbrauen zuckten. »Damals«, ergänzte er leise.
Sie schwiegen wieder, blickten vor sich auf den Waldboden, tippten die Asche von den Zigaretten.
Dominik rief mit vor Ungeduld zorniger Stimme von seinem Beobachtungsposten: »Viktor, dawaj!«
Ohne sich umzudrehen, schnauzte Viktor zurück: »Halt dein Maul, Dominik! Ich unterhalte mich mit meinem Freund.« Im letzten Wort schwang Sanftheit mit. Der Neandertaler grummelte kurz, blieb aber unter der Eiche stehen.
»Warum musste das so schief gehen?« Viktor warf Adam einen Blick zu. »Du hattest doch ein gutes Leben, mein Freund.«
»Ich war es nicht. Und das weißt du.«
Viktor trat die abgebrannte Zigarette auf dem Boden aus, strich sich das graue Haar nach hinten. »Keine Ahnung, was ich denken soll. Das Auto, Darias Klunker. Yuri meint ...«
»Scheiß auf Yuri«, unterbrach ihn Adam und wollte aufspringen, aber Viktor zog ihn an der Schulter wieder herunter.
»Bleib sitzen. Und keine hektischen Bewegungen.«
Er spähte unauffällig in Dominiks Richtung. Der hatte sein Sakko aufgeknöpft, die rechte Hand an der Brust, mit zusammengekniffenen Augen spähte er zu ihnen herüber.
»Du weißt, wie nervös der Neandertaler ist«, raunte Viktor.
Adam nickte.
»Wenn du Yuri einfach das Geld wiedergeben würdest. Ich könnte bestimmt ein gutes Wort für dich einlegen. Er vertraut mir. Denk doch an Daria. Wir könnten ...«
»Das war alles von meinem Anteil bezahlt. Ich habe nie eigene Kasse gemacht. Wie auch?« Adam rieb sich die Augen, ein Sonnenstrahl ließ sein kurzgeschnittenes, braunes Haar glänzen.
Viktor zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
»Siehst du.«
Viktor seufzte. »Und jetzt?«, fragte er. »Ich meine, du weißt, warum wir hier sind.«
»Ja.«
»Natürlich weißt du es. Scheiße. So soll es also enden?« Viktor erhob sich ächzend, klopfte sich das Moos vom Hosenboden und gab Dominik ein Zeichen. Der kam schwerfällig zu ihnen, grinste Adam dümmlich an und zog eine Pistole aus der Innentasche seines Sakkos. Das Metall glänzte fast obszön.
»Na dann, Arschloch,« sagte Dominik mit tiefer Stimme. »Du weißt ja, wie das läuft. Umdrehen, auf die Knie und an etwas Schönes denken.«
Adam blickte von Dominik zu Viktor, nickte bedächtig. »Du kümmerst dich um Daria?«
»Versprochen«, sagte Viktor mit ernstem Blick.
»Um die wird sich schon Yuri kümmern.« Dominik stieß ein kehliges Lachen aus.
»Schnauze.« Viktors Stimme war nicht laut, aber voller Autorität, so dass Dominik sofort verstummte.
Adam nickte wieder, atmete tief ein, dann drehte er sich langsam um und ließ sich auf die Knie nieder.
»Das mache ich«, hörte er Viktors Stimme hinter sich. »Das bin ich ihm schuldig.«
»Aber Yuri wollte ... okay, okay. Reg dich ab.«
Adam schloss die Augen. Er hatte keine Angst vor dem Tod als Zustand. Aber er hatte eine verfluchte Angst vor dem Moment des Sterbens. Vor diesem Bruchteil einer Sekunde, in dem er wissen würde, dass er alles, was er kannte, jeden Menschen, der ihm wichtig war, zurücklassen würde. Unwiderruflich.
Er begann zu zittern. Und ärgerte sich darüber, konnte schon den Neandertaler herumerzählen hören, was für ein Weichei er doch gewesen wäre. Dann spürte er das kalte, erbarmungslose Metall an seinem Hinterkopf. Er rief sich Darias Gesicht in Erinnerung, wollte mit ihrem Bild vor Augen sterben. Ihr Lachen, bei dem sich diese niedlichen Grübchen auf den Wangen bildeten, die braunen Augen mit den winzigen bernsteinfarbenen Einsprengseln, die robusten Wangenknochen, die ihr etwas leicht Unnahbares gaben.
Der Schuss war ohrenbetäubend. Adam wartete auf eine Reaktion seines Körpers, auf den Schmerz, darauf, dass er mit dem Gesicht in das nasse Laub fallen würde. Nichts davon geschah. Warum kniete er noch immer mit geschlossenen Augen?
»Du kannst wieder hochkommen.« Jemand griff ihm unter den Arm, zerrte daran. »Na los, mein Freund.«
Adam öffnete die Augen, blickte sich um. Derselbe Wald. Kein grelles Licht. Keine Engel. Keine Hölle.
Nur Viktor mit sorgenvollem Blick. Neben ihm lag der Neandertaler, auf dem weißen Hemd breitete sich ein roter Blutfleck aus.

 

Hallo @Fraser,

Wow. Wirklich sehr gefühlvoll geschrieben. So sehr, dass ich die Beziehung zwischen Viktor und Adam nach und nach immer weniger als Freundschaft und viel mehr als Romanze sah, aber da wurde ich getäuscht, aber nicht von dir, von mir selbst. Aber romantische fand ich nicht nur diese Beziehung.

Das feuchte Laub schmatzte bei jedem Schritt, Zweige zerbrachen unter den Sohlen ihrer Schuhe. Sie bahnten sich im fahlen Licht der ersten Sonnenstrahlen einen Weg durch den Wald. Der Boden atmete würzige Feuchtigkeit aus. Als sie auf eine Lichtung traten, strahlte das Sonnenlicht durch eine Lücke im dichten Gewirr von Ästen und Laub, brach sich in der Galaxie von in der Luft schwebenden Teilchen und zerstob dabei in ein bizarres Muster aus Linien und Formen.

Für mich gibt es selten etwas Öderes zu lesen, als Landschaftsbeschreibungen. Weil die meisten das nicht können. Du hingegen scheinst es gemeistert haben, und hier liegt die nächste Romantik. Tatsächlich erinnert mich deine Naturdarstellung stellenweise an jene der großen Autoren des Sturm und Drang respektive der Romantik. Und da diese hingebungsvolle Epoche zu meinen liebsten zählt, spricht mich so etwas natürlich besonders an. Toll geschrieben, wirklich!

Ein Waldmotiv, irgendwie geheimnsivoll, Sonnenstrahlen blitzten durch die Kronen der Bäume.

"Geheimnsivoll" klingt großartig, ist aber leider ein Tippfehler :P

Die Sonne stand jetzt schon fast über den Bäumen.

Das ging mir etwas zu schnell. Damit die Sonne in einem Wald über den Bäumen stehen kann, muss es nahezu Mittag sein. Und so lang sind die drei noch nicht unterwegs.

Das Metall glänzte fast obszön.

Diese Formulierung – großartig!

Dann spürte er das kalte, erbarmungslose Metall an seinem Hinterkopf. Er rief sich Darias Gesicht in Erinnerung, wollte mit ihrem Bild vor Augen sterben. Ihr Lachen, bei dem sich diese niedlichen Grübchen auf den Wangen bildeten, die braunen Augen mit den winzigen bernsteinfarbenen Einsprengseln, die robusten Wangenknochen, die ihr etwas leicht Unnahbares gaben.

Auch diese Beschreibung wirkt sehr romantisch. Im epochalen Sinne, sozusagen.

Alles in allem also wirklich wunderbar. Die Dialoge und die Figuren sind gut geschrieben, die Geschichte ist, obwohl (oder vielleicht, gerade weil) du den größten Teil des Vergangenen verschwiegst, in sich schlüssig, die Sprachverwendung einwandfrei. Du hast Talent und du nutzt es richtig. Gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße,
Alveus

 

Hallo @Fraser,
gute Geschichte. Am Anfang war alles offen und dann wurde es immer dichter. Allerdings hätte ich schon gerne gewusst, was eigentlich passiert ist. So bleibt das Drama etwas klischeemäßig. Trotzdem liest es sich gut und die Stimmung hat mir gefallen.

 

Tach @Fraser,

ich beginne mit Textstellen, die für mich nicht ganz rund sind:

Adam sah zur Seite, neben sich auf der Rückbank saß breitbeinig Viktor, wie immer kaugummikauend, und wischte mit dem Daumen unregelmäßige Bahnen auf das Display seines Telefons.
Vom Gefühl her: Adam sah zur Seite, neben ihm auf der Rückbank saß breitbeinig Viktor …
Oder: Adam sah (zur Seite) neben sich, auf der Rückbank saß breitbeinig Viktor, wie immer kaugummikauend, und wischte mit dem Daumen unregelmäßige Bahnen auf das Display seines Telefons.


Vorne saß Dominik, die haarigen Pranken lagen ruhig auf dem Lenkrad.
„Vorn“ fände ich besser, klingt weniger umgangssprachlich.


Er war demaßen behaart und besaß dazu noch diese Wülste über den Augen, dass Adam und Viktor ihn den Neandertaler nannten.
deRmaßen


»Na dann«, wiederholte Adam leise.
Sie stiegen aus, es war noch kühl, Adam zog den Reißverschluss seiner Jacke zu.
Da dachte ich, sie machen sich bereit, für einen Banküberfall oder treiben Schutzgeld ein. :susp:


Im Mittelteil beschreibst du sehr schön, aber auch sehr ausgiebig, wie das Sonnenlicht und dessen erste Strahlen sich ihren Weg durch Baumkronen, Äste, Zweige, Gestrüpp, Blätter usw. bahnen. Im Hinterkopf hing mir das „Spannung“- Stichwort. Also überflog ich die „Galaxie von in der Luft schwebenden Teilchen“ mehr oder weniger, weil ich wissen wollte, wie die eigentliche Handlung weiter geht.


»Aber großartige Komponisten habt ihr trotzdem. Brahms, Schumann, Beethoven.«
Dieses Bildungsgeplapper unter Ganoven, kauf ich nicht. :dozey:


»Ich war mir sicher, er würde seine Waffe aus der Schublade nehmen und dich wortlos erschießen.«
»Ich gebe zu, diese Möglichkeit hatte ich auch in Betracht gezogen. Hat er aber nicht.«
Nee, nicht Adam zog diese Möglichkeit in Betracht, sondern Yuri. Adams Überlegung musst du anders formulieren.


Der Boss hat Köpfchen, weisst du.
Weißt du.


Und dann erzählst du Yuri etwas von Wahrscheinlichkeiten, Kartenzählen und diesen ganzen Scheiß.

Adam, sagst du. Und er grinst sein typisches Yuri-Grinsen und sagt, ach wie der deutsche Rechenkünstler.«

„WIE der deutsche Rechenkünstler.“ Yuri, das Schlitzohr. Witzige Stelle. :)


Adam überlegte kurz, scharrte mit der Schuhspitze in der feuchten Erde, zuckte mit den Schultern. »Abenteuerlust, nehme ich an. Und hey, Yuri hat es wohl kaum bereut.«
Schade, hier machst du die gerade entstehende tiefgründigere Stimmung, gleich wieder mit dem flapsigen Tonfall zu Nichte. Da könntest du mehr aus seinen Beweggründen machen, ihnen mehr Raum geben.


Viktor legte einen Arm auf Adams Schultern, drückte ihn sanft an sich. »Das waren wirklich gute Jahre, mein Freund.«
Hier wusste ich, jetzt zieht Viktor ein Messer, oder so. Darum sind sie in den Wald gefahren – um Adam zu beseitigen.


Du warst zu wichtig.« Viktors Augenbrauen zuckten. »Damals«, ergänzte er leise.
Ohje, gleich sticht er zu. Adam ist doch clever. Ahnt er denn nichts? Und dann macht Viktor weitere Anmerkungen. Da hast du gut die Spannung aufgebaut.


Der Neandertaler grummelte kurz, blieb aber unter der Eiche stehen..
Satzpunkt zu viel.


Der Schuss war ohrenbetäubend.

Adam öffnete die Augen, blickte sich um. Derselbe Wald. Kein grelles Licht. Keine Engel. Keine Hölle.
Nur Viktor mit sorgenvollem Blick. Neben ihm lag der Neandertaler, auf dem weißen Hemd breitete sich ein roter Blutfleck aus.

Der Schluss war nicht überraschend. Oder besser, ich habe einfach sehr gehofft, dass es so endet. Die Hinweise waren gut dosiert. Schön, deine Geschichte über Freundschaft.


Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Lieber @Alveus Jekat ,
Vielen Dank für deinen Kommentar. Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat.

So sehr, dass ich die Beziehung zwischen Viktor und Adam nach und nach immer weniger als Freundschaft und viel mehr als Romanze sah
Interessante Lesweise, aber in der Tat nicht meine Intention. Lässt mich aber glauben, dass es gelungen ist, den "Zuneigungsaspekt" rüberzubringen, der ja so weit geht, dass Viktor sich mit seiner Aktion letztendlich selbst in Lebensgefahr begibt.

Für mich gibt es selten etwas Öderes zu lesen, als Landschaftsbeschreibungen.
Ich weiß, was du meinst, und habe deshalb versucht, es auf das Wesentliche zu beschränken. Gut, das mit dem Sonnenlicht und der Lichtung war natürlich mehr als das Wesentliche, dient aber vor allem dazu, ein wenig über Viktor zu erzählen und dass er und Adam sich auf die Lichtung setzen, um zu quatschen.

Weil die meisten das nicht können. Du hingegen scheinst es gemeistert haben
Vielen Dank dafür, aber Meisterschaft ist ein großes Wort ;-)

Das ging mir etwas zu schnell. Damit die Sonne in einem Wald über den Bäumen stehen kann, muss es nahezu Mittag sein. Und so lang sind die drei noch nicht unterwegs.
Nun, sie stehen ja auf einer Lichtung... Aber du hast Recht, ich checke das noch einmal.

Die Dialoge und die Figuren sind gut geschrieben, die Geschichte ist, obwohl (oder vielleicht, gerade weil) du den größten Teil des Vergangenen verschwiegst, in sich schlüssig
Das ist eine Gratwanderung. Das Vergangene muss soweit zur Sprache kommen, damit man die Geschichte verstehen kann, allerdings nicht so sehr, dass die Dialoge unglaubwürdig werden. Denn die beiden kennen ja natürlich alles, was vorher war und würden sich nicht alle Details erzählen. Freut mich, wenn die Dosierung gestimmt hat.
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Liebe @Snowmaid
Dir auch Danke fürs Lesen und dafür, dass du einen Kommentar hinterlässt.

Am Anfang war alles offen und dann wurde es immer dichter
So hatte ich mir das vorgestellt. Schön zu lesen, dass es für dich funktioniert hat.

Allerdings hätte ich schon gerne gewusst, was eigentlich passiert ist. So bleibt das Drama etwas klischeemäßig
Ok, für dich waren es dann zu wenig Details. Tja, wie gesagt: eine Gratwanderung. Aber im Prinzip hast du das mit dem Klischee schon gut erfasst: es geht um Geld, das der eine angeblich hinterschlagen hat und dafür sich vom Leben verabschieden muss. Damit ist die Gangsterwelt sicher nicht neu erfunden ;-) Insofern gebe ich dir Recht.
--------
Wird fortgesetzt...

 

Hi @Fraser,

ich finde deine Geschichte irgendwo schon ganz hübsch gemacht, und bin auch bereit, sie unter der Rubrik "Ganovenroman" mehr oder weniger so hinzunehmen, wie sie da steht.
Außerhalb dieser Rubrik hätte ich aber die Dialoge zu kritisieren. Da sind viele Infos für den Leser, die sich die beiden sicher nicht so sagen worden, auch nicht (oder besonders nicht?), wenn es das letzte Stündchen des einen ist. "Weißt du noch" usw., das kann ja sein, aber müssen die sich wirklich dann so episch breit Dinge erzählen, die beiden nicht neu sind? Da wird mir die Dialogform zur Schablone, hinter der sich der Erzähler - unzureichend - versteckt.

Einzelne Bilder finde ich an sich auch etwas zu weit ausladend, für den Ganovenroman aber wieder gar nicht so schlecht, z.B. gleich am Anfang:
-- "Das Licht der Scheinwerfer fraß sich durch das Ende der Nacht. Wie eine Armee stummer Soldaten (...)"
Im Ganzen ist die Darstellung ja schön anschaulich. Das wird sicher nicht verloren gehen, wenn du diedazu entschließen solltest, die zu hoch zuschießenden Triebe zu kappen.

Na, vielleicht nur die Galaxie von schwebenden Teilchen - das finde ich so oder so nicht besonders gut, das klingt mir zu gesucht.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Lieber @wegen
Danke für deine Anmerkungen, die gefundenen Fehler habe ich korrigiert.

Vom Gefühl her: Adam sah zur Seite, neben ihm auf der Rückbank saß breitbeinig Viktor …
An der Stelle bin ich mir nicht sicher. Für mich ist es so, dass wir das durch Adams Perspektive erfahren, dann würde ich vom Gefühl her schreiben "neben sich". Dein Vorschlag klingt beim Lautlesen aber auch gut. Ich gehe noch mal in mich...


„Vorn“ fände ich besser, klingt weniger umgangssprachlich.
Ja.

Im Mittelteil beschreibst du sehr schön, aber auch sehr ausgiebig, wie das Sonnenlicht und dessen erste Strahlen sich ihren Weg durch Baumkronen, Äste, Zweige, Gestrüpp, Blätter usw. bahnen. Im Hinterkopf hing mir das „Spannung“- Stichwort. Also überflog ich die „Galaxie von in der Luft schwebenden Teilchen“ mehr oder weniger, weil ich wissen wollte, wie die eigentliche Handlung weiter geht.
Ist das die Ungeduld der Jugend? ;-) Bedeutet der Tag "Spannung" denn die Art von "atemloser Spannung"? Na gut, für dich war es dann wohl zu viel Gedöns.

Dieses Bildungsgeplapper unter Ganoven, kauf ich nicht. :dozey:
Warum nicht? Zumindest Adam ist ja ein ziemlich intelligenter Bursche. Gut, intelligent muss nicht heißen, dass er sich mit Komponisten auskennt. Und Viktor, der könnte ja durch seine Großmutter diese Art von Bildung erhalten haben. Und nur, weil er jetzt illegalen Aktivitäten nachgeht, muss er nicht dumm sein. Davon abgesehen, sind die genannten Komponisten nicht gerade Geheimtips, sondern eher das Standardrepertoire, da braucht man normalerweise nicht mal einen Telefonjoker.

Nee, nicht Adam zog diese Möglichkeit in Betracht, sondern Yuri.
Kann man nicht die Möglichkeit in Betracht, dass etwas xy passiert? Ist das also immer nur auf denjenigen anwendbar, der tatsächlich die Aktion durchführen würde?

„WIE der deutsche Rechenkünstler.“
Das habe ich nicht verstanden.

Da könntest du mehr aus seinen Beweggründen machen, ihnen mehr Raum geben.
Einverstanden.

Der Schluss war nicht überraschend. Oder besser, ich habe einfach sehr gehofft, dass es so endet.
Moment, das sind aber zwei sehr unterschiedliche Dinge, würde ich sagen.
Aber schön, dass deine Hoffnung erfüllt wurde. ;-)

Danke dir nochmals.
Beste Grüße,
Fraser

-------

Lieber @erdbeerschorsch
Danke fürs Lesen und Kommentieren.

ich finde deine Geschichte irgendwo schon ganz hübsch gemacht, und bin auch bereit, sie unter der Rubrik "Ganovenroman" mehr oder weniger so hinzunehmen, wie sie da steht.
Na gut ...

Außerhalb dieser Rubrik hätte ich aber die Dialoge zu kritisieren. Da sind viele Infos für den Leser, die sich die beiden sicher nicht so sagen worden, auch nicht (oder besonders nicht?), wenn es das letzte Stündchen des einen ist.
Da magst du möglicherweise Recht haben, aber es geht ja um dieses Setting.

"Weißt du noch" usw., das kann ja sein, aber müssen die sich wirklich dann so episch breit Dinge erzählen, die beiden nicht neu sind?
Epische Breite kann ich nicht unbedingt erkennen, aber gut, dir war es zu ausschweifend. Andererseits stelle ich mir vor: die beiden mögen sich, vielleicht hadert Viktor auch noch ein wenig mit seinem Plan, oder möglichwerweise fasst er den Entschluss, Dominik kaltzustellen, auch erst während des Plauschs mit Adam. Jedenfalls haben wohl beide gute Gründe, Zeit zu schinden. Und dann schwelgt man in Erinnerungen an die Vergangenheit, erzählt sich Anekdoten, einfach, weil die Zukunft nicht so rosig erscheint. Ich finde das nicht ungewöhnlich. Und warum sollten sie sich Sachen erzählen, die der andere nicht miterlebt hat, das würde man in der Situation kaum tun. Die beiden wollen noch einmal dieses Gefühl der Verbundenheit, die Zuneigung, in sich spüren.

Da wird mir die Dialogform zur Schablone, hinter der sich der Erzähler - unzureichend - versteckt.
Mir ist nicht klar, was du damit sagen willst. Vielleicht hast du Lust, mir das zu erklären?

Im Ganzen ist die Darstellung ja schön anschaulich. Das wird sicher nicht verloren gehen, wenn du diedazu entschließen solltest, die zu hoch zuschießenden Triebe zu kappen.
Ja, mal sehen. Ich gehe das noch einmal durch.

Na, vielleicht nur die Galaxie von schwebenden Teilchen - das finde ich so oder so nicht besonders gut, das klingt mir zu gesucht.
Gesucht, gefunden ;-) Aber das Falsche? Ich habe das Bild genau vor Augen, vielleicht fällt mir noch eine weniger gesuchte Formulierung ein.

Vielen Dank, erbeerschorsch!

Beste Grüße,
Fraser

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Fraser,

es geht nicht nur gut los, sondern es bleibt und endet gut. Ich las, dass Du schon ziemliche Schreiberfahrung hast (die braunen Augen mit den winzigen bernsteinfarbenen Einsprengseln),und das macht das Lesen Deiner Geschichte sehr angenehm.

Ich ecke nirgendwo an, allerdings habe ich hier arge Bedenken:

»Das waren Russen.«
»Russen, Ukrainer. Ist doch alles dasselbe«, sagte Adam grinsend.
»Vorsicht, mein Freund.« Viktor streckte gespielt empört die Faust in die Luft.

Gespielt empört, schon klar, aber er grenzt sich dennoch ab gegen Russen.

Aber dann sagt der Ukrainer:

»Das liegt uns Russen eben im Blut.«

Und auf den Einwand:
»Ich dachte, du bist Ukrainer.«

verzichtet Viktor auf die Abgrenzung:
»Ist doch alles dasselbe«

Kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Ukrainer als Russe bezeichnet. Vielleicht hätte er sagen können: Ukrainer, Russen – slawische Seele eben, o.ä.

Aber je nun – Adam und Viktor sitzen auf der Lichtung, mit dem Auto sind sie gekommen. Den Dritten, den Chaffeur, schicken sie in die Büsche, scheint nicht dazuzugehören.
Zweifel hab ich, ob die auf der Lichtung so einen Bildungs-Ping-Pong machen:

... großartige Komponisten habt ihr trotzdem. Brahms, Schumann, Beethoven.«
»Hey, ihr habt dafür Rachmaninoff. Und Tschaikowski.«
Kann’s mir nicht vorstellen.

Und so reden sie in diesem Stil weiter:

»Ich war mir sicher, er würde seine Waffe aus der Schublade nehmen und dich wortlos erschießen.«
(Ich dacht’, der legt dich um,(ohne mit der Wimper zu zucken.)

»Ich gebe zu, diese Möglichkeit hatte ich auch in Betracht gezogen ...
(Hab schon damit gerechnet.)

sein typisches Yuri-Grinsen
Aufpassen! Hab schon mehrmals ein Grinsen oder Lächeln/Lachen in Verbindung mit dem jeweiligen Namen gelesen. Das ist nur beim ersten Mal amüsant.

»Das ist sie«, sagte Adam, stieß einen Schwall Luft aus.
Beide rauchen, und Adam stößt einen Schwall Luft aus? Sieht man das oder hört man das – oder war’s doch Rauch?

Lieber Fraser, da hast Du einen prima Text eingestellt. Ich bin ihm gern gefolgt, das Finale ist gut ausgearbeitet. Mir hat das Lesen Spaß gemacht, vielen Dank!

Eines will ich aber noch ansprechen:

Dass die Geschichte harmlos beginnt, ist begreifbar – schließlich soll sie sich steigern; wenn ich aber noch einmal zurückscrolle, denn lese ich von einem kleinen Ausflug zu einem Wäldchen, es gibt eine wunderhübsche Beschreibung:

Das feuchte Laub schmatzte bei jedem Schritt, Zweige zerbrachen unter den Sohlen ihrer Schuhe. Sie bahnten sich im fahlen Licht der ersten Sonnenstrahlen einen Weg durch den Wald. Der Boden atmete würzige Feuchtigkeit aus. Als sie auf eine Lichtung traten, strahlte das Sonnenlicht durch eine Lücke im dichten Gewirr von Ästen und Laub, brach sich in der Galaxie von in der Luft schwebenden Teilchen und zerstob dabei in ein bizarres Muster aus Linien und Formen.
... und Viktor und Adam herzen sich (beinahe):
»Unglaublich schön, oder Adam?«, sagte er.
»Das ist es.«
»Weißt du, woran mich das gerade erinnert?«
»Nein.«
»Als kleiner Junge war ich oft bei meiner Großmutter ...

Ich hätte fast nach dem Romantik-tag gerufen, ganz herzig. Nur kommt weiter unten der seufzende Viktor ins Spiel:

Viktor seufzte. »Und jetzt?«, fragte er. »Ich meine, du weißt, warum wir hier sind.«
»Ja.«

Hoppla. Da reden die zwei wie bei einem Betriebsausflug über den schönen deutschen Wald und die Oma, als ob’s gleich Mittagessen und Weißbier gäbe, aber es ist ein Erschießungskommando. Peng!

Ist mir auch schon passiert. Kommt davon, wenn man losschreibt und denkt/hofft, dass sich schon alles finden werde. Ich bin sicher, dass es zweierlei Autoren gibt: die mit und die ohne Plan. Nein, dreierlei: Die mit einer ungefähren Idee und dem festen Glauben, das alles gut enden wird, gibt’s auch noch. Also werde ich meinen Avatar mit einem Hologramm versehen.

Fraser, mach’s gut, und entschuldige meine Umständlichkeit. Mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen.

José

 

Hi Fraser,

Du fragst, ob ich dir diese Bemerkung:
-- "Da wird mir die Dialogform zur Schablone, hinter der sich der Erzähler - unzureichend - versteckt."
erklären möchte.

Ich möchte, aber gerne kurz, denn ich habe nicht den Eindruck gehabt, dass du mit meinen Anmerkungen insgesamt viel anfangen konntest. Selbst den Erklärungsansatz erlaube ich mir zu leihen, nämlich von @josefelipe, der schreibt:
-- "Hoppla. Da reden die zwei wie bei einem Betriebsausflug über den schönen deutschen Wald und die Oma, als ob’s gleich Mittagessen und Weißbier gäbe, aber es ist ein Erschießungskommando."
In Erinnerungen schwelgen ist das eine, das andere, wie man es tut.

Im übrigen finde ich eine Bemerkung wie diese:
-- "Gesucht, gefunden"
mit Verlaub Blödsinn (mit oder ohne Smiley).

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo @Fraser,
ich komme noch mal kurz vorbei.

wegen schrieb:
Vom Gefühl her: Adam sah zur Seite, neben ihm auf der Rückbank saß breitbeinig Viktor …

Fraser schrieb:
An der Stelle bin ich mir nicht sicher. Für mich ist es so, dass wir das durch Adams Perspektive erfahren, dann würde ich vom Gefühl her schreiben "neben sich". Dein Vorschlag klingt beim Lautlesen aber auch gut. Ich gehe noch mal in mich...


Ich verstehe deinen Ansatz mit der Perspektive. Aber betrachte den Satzteil für sich allein: "neben sich saß Viktor". Das klingt, perspektiv-unabhängig, grammatikalisch schief.


Fraser schrieb:
Ist das die Ungeduld der Jugend? ;-) Bedeutet der Tag "Spannung" denn die Art von "atemloser Spannung"? Na gut, für dich war es dann wohl zu viel Gedöns.

Oha, ich kommentiere anscheinend mit einer jugendlichen Ausdrucksweise. Hättest du mir das ins Gesicht gesagt, könnte ich es wenigstens als Kompliment sehen. ;)
Ich hoffe, du hast bei meiner Gedöns-Beschwerde, das "beschreibst du sehr schön" nicht überlesen.


wegen schrieb:
Dieses Bildungsgeplapper unter Ganoven, kauf ich nicht. :dozey:

Fraser schrieb:
Warum nicht? Zumindest Adam ist ja ein ziemlich intelligenter Bursche. Gut, intelligent muss nicht heißen, dass er sich mit Komponisten auskennt. Und Viktor, der könnte ja durch seine Großmutter diese Art von Bildung erhalten haben...


War und ist mein persönliches Empfinden. Du bist der Boss.

wegen schrieb:
Nee, nicht Adam zog diese Möglichkeit in Betracht, sondern Yuri.

Fraser schrieb:
Kann man nicht die Möglichkeit in Betracht, dass etwas xy passiert? Ist das also immer nur auf denjenigen anwendbar, der tatsächlich die Aktion durchführen würde?


Ich glaube eigentlich schon. Aber wenn sich sonst niemand dazu äußert, geht's wohl doch.

wegen schrieb:
„WIE der deutsche Rechenkünstler.“

Fraser schrieb:
Das habe ich nicht verstanden.


Ach, ich meinte nur, der gerissene Yuri weiß ganz genau, wer Adam ist. Und dieses "wie der deutsche Rechenkünstler" ist reines Kalkül. Das fand ich gut konstruiert. Oder habe ich zuviel hineininterpretiert?
Hm, wie auch immer. Bis zum nächsten Mal.

Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Das feuchte Laub schmatzte bei jedem Schritt, Zweige zerbrachen unter den Sohlen ihrer Schuhe. Sie bahnten sich im fahlen Licht der ersten Sonnenstrahlen einen Weg durch den Wald. Der Boden atmete würzige Feuchtigkeit aus. Als sie auf eine Lichtung traten, strahlte das Sonnenlicht durch eine Lücke im dichten Gewirr von Ästen und Laub, brach sich in der Galaxie von in der Luft schwebenden Teilchen und zerstob dabei in ein bizarres Muster aus Linien und Formen. Viktor verharrte in der Bewegung und sah empor.

Beschreiben kannstu richtig gut, find ich,

lieber Fraser,

und selbst die Namen passen – Namen, die eben nicht nur Rauch und Schall sind (selbst bei dem Schöpfer dieses Wortes nicht) passen – da sind Adam (der „Mensch“) und Viktor (= der „Sieger“), aber auch Dominik, der Diener des Herrn“ - schlicht eines vermögenden Yuri' (slaw. Form des Georgs, des „Bauern“) und dessen Base Daria mit ihren vielfältigen Bedeutungen als Fluss oder Beschützerin.

Quasi ein Kammerspiel mitten im Wald und in Dreierlei Dreiecksbezügen - A liebt D und V ist sein Freund, V ist zugleich Angestellter Ys wie auch D, D + V haben einen Auftrag Ys auszuführen mit einem absehbaren Ende, nicht nur wenn man weiß, was der Kern des Wortes „Freund“ ist – was im ahd. wie mhd. noch zu erkennen ist im friunt/vriunt – die Silbe des Adjektivs „fri“, heute „frei“.

Triviales

… saß breitbeinig Viktor, wie immer kaugummikauend, und wischte …
eine leider fehlschlagende Wortschöpfung, denn stell Dir vor, wie viele Neubildungen entstünden zu und über dem, was alles so gekaut werden kann bis hin zum schlechten Gewissen,

korrekt „Kaugummi kauend“

Und warum hier eine unnötige Substantivierung und das bütokratisch-hässliche German gerund

Das Auto wurde abgebremst und kam zum Stehen.
wenn es doch wunderschöne und TREFFENDE Verben wie stoppen, anhalten und stehen bleiben gibt?

Kleine Flüchtigkeit

Dann deutete er auf einen am Boden liegenden, mit M[oo]s bewachsenen Baumstamm.

»Mann, wir hatten eine Menge Spaß zusammen.«
Hier meinstu weniger den einzelnen Mann an sich als irgendeinen Menschen im Pronomen „man“.

»Halt dein Maul, Dominik, ich unterhalte mich mit meinem Freund.«
Der Anfang des Satzes klingt nach mehr als der drangehängten Aussage. Besser zwo Teile „halt dein Maul, D.! Ich ...“

..., ein Sonnenstrahl ließ sein kurzgeschnittenes[,] braunes Haar glänzen.
Hier seh ich die beiden Adjektive/Attribute des Haares als gleichrangig an. Also besser Komma – und die Gegenprobe widerspricht dem nicht „sein kurzgeschnittenes und braunes Haar“

Keine Frage, gern gelesen vom

Friedel

 

Lieber @josefelipe
Ich danke dir für deinen umfangreichen Kommentar und verzeih bitte, dass ich jetzt erst zum Antworten komme.

es geht nicht nur gut los, sondern es bleibt und endet gut.
Vielen Dank, das freut mich.

Ich ecke nirgendwo an, allerdings habe ich hier arge Bedenken:
Gespielt empört, schon klar, aber er grenzt sich dennoch ab gegen Russen.
Ja, weißt du, ich sehe Viktor als jemanden mit einer ordentlichen Portion Selbstironie. Aber möglicherweise auch hier wieder: Meine Vorstellung von Viktor scheint sich in einigen Merkmalen zu unterscheiden.

Und so reden sie in diesem Stil weiter:
(Ich dacht’, der legt dich um,(ohne mit der Wimper zu zucken.)
(Hab schon damit gerechnet.)
Die Anmerkungen habe ich dankend eingearbeitet.

Beide rauchen, und Adam stößt einen Schwall Luft aus? Sieht man das oder hört man das – oder war’s doch Rauch?
Ebenso das.

Eines will ich aber noch ansprechen:
Dass die Geschichte harmlos beginnt, ist begreifbar – schließlich soll sie sich steigern; ....
Hoppla. Da reden die zwei wie bei einem Betriebsausflug über den schönen deutschen Wald und die Oma, als ob’s gleich Mittagessen und Weißbier gäbe, aber es ist ein Erschießungskommando. Peng!
Nun ja, zwischen dem "Romantik"-Teil und der Sache mit dem Erschießungskommando ist ja noch etwas Geschichte. Viktor versucht z.B. den Tod Adams zu verhindern, indem er ihn dazu bringen will, das vermeintlich abgezweigte Geld zurückzugeben. Und ja, Viktor muss natürlich auch befürchten, dass seine Freundschaft zu Adam an diesem Tag, in diesem Wald enden wird. Wie oben schon geschrieben, sehe ich in dieser Situation viel Motivation dafür, Zeit zu schinden, die gemeinsamen Momente irgednwie noch ein letztes Mal heraufzubeschwören. Denn letztendlich sehe ich in Viktor nicht den gnadenlosen Gangster/Killer, sondern eher jemanden, der natürlich viel Dreck am Stecken hat und die eine oder andere Leiche im Keller, aber irgendwie trotzdem Mensch geblieben ist, noch dazu einigermapen intelligent. Und das zeigt sich hier vor allem darin, dass es ihm sehr schwerfällt, Yuris Befehl auszuüben. So schwer, dass er sich schließlich dazu entscheidet, ihn zu missachten. Mehr noch, sich selbst in eine ziemlich beschissene Lage zu bringen. Vielleicht konnte ich das nicht so richtig glaubwürdig erzählen?
An einem gewissen Punkt muss er natürlich weitermachen, vielleicht bricht er auch so abrupt ab, weil er eine Entscheidung für Adam getroffen hat und es hinter sich bringen will.

Ist mir auch schon passiert. Kommt davon, wenn man losschreibt und denkt/hofft, dass sich schon alles finden werde. Ich bin sicher, dass es zweierlei Autoren gibt: die mit und die ohne Plan. Nein, dreierlei: Die mit einer ungefähren Idee und dem festen Glauben, das alles gut enden wird, gibt’s auch noch.
Sehr schön beschrieben. Ich denke, ich würde mich als eine Mischung aus drei und eins sehen. Geht das?

QUOTE="josefelipe, post: 709527, member: 27833"]Fraser, mach’s gut, und entschuldige meine Umständlichkeit.[/QUOTE]
Alles gut!

Ich danke dir, josefelipe.

Beste Grüße,
Fraser
----------

Lieber @Manlio
Auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

interessante Geschichte, muss ich sagen. Nur die Motivation der Personen hat sich mir nicht
ganz erschlossen ...
Hatte Viktor den Auftrag, Adam umzulegen, während Dominik aufpasst? Und Viktor rettet seinen Freund Adam?
Dann scheint mir das ganze Theater im Wald aber etwas übertrieben. Auch hat Viktor nun das Problem, Dominiks Tod erklären zu müssen.
Ging es von Anfang an darum, Dominik zu töten? Auch in dem Fall leuchtet mir die "Show im Wald" nicht ein.
Die Motivation. Das schwingt ja bei einigen Kommentaren so mit. Ich habe oben versucht darzulegen, wie ich es mir vorstelle. Yuri gibt seinem "besten Mann" Viktor den Auftrag, zusammen mit Dominik Adam zu töten. Vielleicht war da wirklich was mit Geld, vielleicht ist es auch eine Gemengelage aus Geld, der Cousine, Überdruß an Adam, wer weiß? Schießen soll Dominik. Im Laufe des Gesprächs gibt es dann den Punkt, an dem Viktor sich (endgültig?) für seinen Freund Adam entscheidet und gegen Yuri. Und damit muss Dominik beseitigt werden. Was danach passiert, kann man sich überlegen. In meiner ersten Version hätte Viktor Adam noch Instruktionen gegeben, wie er ihn anschießen müsste, damit es glaubhaft danach aussieht, dass Adam ihn überwältigt hat. Aber ich wollte es etwas "offener" ausgehen lassen.

Die Dialoge, da gebe ich Erdbeerschorsch recht, sind etwas eigenartig.

Da habe ich ein wenig geändert. Vielleicht ist es so besser.

Nochmals besten Dank und ebensolche Grüße,
Fraser
--------------

Lieber @erdbeerschorsch

Ich möchte, aber gerne kurz, denn ich habe nicht den Eindruck gehabt, dass du mit meinen Anmerkungen insgesamt viel anfangen konntest.
Tut mir leid, wenn du diesen Eindruck bekommen hast, denn im Gegenteil haben mich deine Anmerkungen dazu gebracht, viel vor allem über die Figur des Viktor nachzudenken. Hätte ich evtl vorher machen sollen, aber manchmal braucht es den Schubser von außen. Da muss ich dann @josefelipe 's Klassifizierung von Autoren wohl Recht geben, und vielleicht habe ich hier gehofft, das wird schon irgendwie verständlich.

Im übrigen finde ich eine Bemerkung wie diese:
-- "Gesucht, gefunden"
mit Verlaub Blödsinn (mit oder ohne Smiley).
Ok, akzeptiert.
(Was besseres ist mir aber leider immer noch nicht eingefallen. Wenn ich wieder zu Hause bin, setze ich mich noch einmal ran.)

Beste Grüße,
Fraser

------

Wird fortgesetzt

 

Hey @Fraser !
Ich mag deinen Erzählstil. Die Details. Die Stimmung. Die Typen.
Die Story selbst gibt mir jetzt nicht soviel. Das Ende war leider erwartungsgemäß. Toll als Auftakt zu einem Roman.
Ich hab`s gern gelesen, mich an dem Bild erfreut, das du gemalt hast, aber jetzt wüsst ich halt gern, wie`s weitergeht ...:) Weil jetzt gehts ja eigentlich erst los mit den Problemen der beiden.

Eine Lieblingsstelle:

»Das liegt uns Russen eben im Blut.«
»Ich dachte, du bist Ukrainer.«
»Ist doch alles dasselbe«, entgegnete Viktor achselzuckend und lächelte verschmitzt.
Ab hier mag ich die beiden. Aber (nun werden wir kleinlich) würde ich das "und lächelte verschmitzt" weglassen. Ohne wirkt es cooler und trockener. Und da die beiden ja bei mir natürlich von George Clooney und Al Pacino gespielt werden, ist cool hier Ganovenehre. Darauf würd ich auch nochmal den ganzen Text checken. Da geht noch was.

Beispiel:

Viktor verharrte in der Bewegung und sah empor.
Empor? Bildungsgangster hin oder her. Al Pacino schaut niemals empor!
Weißt wie ich meine, gell.

Liebe Grüße vom Lotterlieschen

 

Lieber @wegen
Schön, dass du noch mal vorbeischaust.

Ich verstehe deinen Ansatz mit der Perspektive. Aber betrachte den Satzteil für sich allein: "neben sich saß Viktor". Das klingt, perspektiv-unabhängig, grammatikalisch schief.
Ja. Geändert.

Ich glaube eigentlich schon. Aber wenn sich sonst niemand dazu äußert, geht's wohl doch.
Habe ich auch geändert.

Ach, ich meinte nur, der gerissene Yuri weiß ganz genau, wer Adam ist. Und dieses "wie der deutsche Rechenkünstler" ist reines Kalkül. Das fand ich gut konstruiert. Oder habe ich zuviel hineininterpretiert?
Hm, leider (für mich) hast du da wirklich zu viel hineininterpretiert. Aber ein interessanter GEdanke allemal.

Danke dir, wegen.
Beste Grüße,
Fraser
--------------

Lieber @Friedrichard
Danke fürs Lesen und deinen netten Kommentar. Die angemahnten Fehlerchen habe ich bereinigt. Danke fürs Finden.

und selbst die Namen passen

Toll deine Analyse. Und interessant, wie die Namen der Charaktere erstaunlich gut zu den entsprechenden Rollen passen. Erstaunlich deshalb, da ich leider zugeben muss, dass ich diese gedankliche Tiefe beim Schreiben nicht hatte. Schade, schade.

Quasi ein Kammerspiel mitten im Wald und in Dreierlei Dreiecksbezügen - A liebt D und V ist sein Freund, V ist zugleich Angestellter Ys wie auch D, D + V haben einen Auftrag Ys auszuführen mit einem absehbaren Ende, nicht nur wenn man weiß, was der Kern des Wortes „Freund“ ist – was im ahd. wie mhd. noch zu erkennen ist im friunt/vriunt – die Silbe des Adjektivs „fri“, heute „frei“.

Schöne Interpretation des Ganzen. Freund = frei. Gefällt mir.

Keine Frage, gern gelesen vom Friedel
Freut mich!

Danke und beste Grüße,
Fraser
--------

Liebes @Lotterlieschen

Schön, dass du dich hierher verirrt hast.

Ich mag deinen Erzählstil. Die Details. Die Stimmung. Die Typen.
Das höre ich gern

Die Story selbst gibt mir jetzt nicht soviel.
Das nicht so gern ;-)

Das Ende war leider erwartungsgemäß.
War es das? Bzw. ab wann war es das? Das interessiert mich, denn mein Ziel war es eigentlich, den Twist einigermaßen unerwartet zu bringen bzw. langsam darauf hinzuarbeiten.

Toll als Auftakt zu einem Roman.
Na, wer weiß...

Weil jetzt gehts ja eigentlich erst los mit den Problemen der beiden.
Da hast du vollkommen Recht. In einer ersten Version (in meinem Kopf) wäre die Geschichte auch noch weitergegangen. Ich wolle es dann aber doch offener enden lassen.

Ab hier mag ich die beiden. Aber (nun werden wir kleinlich) würde ich das "und lächelte verschmitzt" weglassen. Ohne wirkt es cooler und trockener. Und da die beiden ja bei mir natürlich von George Clooney und Al Pacino gespielt werden, ist cool hier Ganovenehre. Darauf würd ich auch nochmal den ganzen Text checken. Da geht noch was.
Sieh mal an, du scheinst die erste zu sein, die die beiden auf eine Art wahrnimmst, die ich mir auch überlegt habe. Das ist schön. Ich sehe Adam und Viktor (siehe oben) eben nicht als tumbe Straßengangster, sondern als durchaus gebildete, im Rahmen schöngeistige, gefühlvolle und natürlich aufgrund dieser Charaktereigenschaften absolute coole Gauner.
Al Pacino wäre ok, aber irgendwie zu klein. Graham McTavish wie in Preacher vielleicht?
Und sorry, aber George Clooney? Nee, eher nicht, außerdem ist Adam um einiges jünger als Herr Clooney.

Al Pacino schaut niemals empor!
:D

Danke dir, Lotterlieschen.
Beste Grüße,
Fraser

 

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