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Freunde hat man mit sieben

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25.12.2002
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Freunde hat man mit sieben

Freunde hat man mit sieben

Mike stieg aus seinem rotem Ford, den er am Straßenrand geparkt hatte, in die milde Frühlingsluft. Es war ein schöner Tag.
Er musste ein ganzes Stück die Straße hinab laufen, um zu dem Restaurant zu kommen. Der Weg war für ihn jedoch kein Problem, schon gar nicht an diesem herrlichem Tag. Nachdem er seine Jacke und den Rucksack aus dem Kofferraum geholt hatte lief er los. Er pfiff ein Lied das er im Auto gehört hatte. Es gefiel ihm.
Mike blieb vor dem Lokal stehen und besah das Haus. Es war mit einer gelben, ausgeblichenen Farbe gestrichen worden, was wohl schon eine Weile her war, denn an manchen Stellen war der Putz bereits von der Wand gebröckelt. Über der Tür hing ein Schild mit dem Namen. Darauf stand „Drunken Deer“; „Ein besoffener Hirsch? So eine Scheiße.“, murmelte Mike. Er ging die Treppen hoch und drückte die schwere Eingangstür auf. Sofort überfiel ihn der Geruch von gebratenem Fleisch und abgestandenem Bier.
Er fragte eine hübsche Bedienung an der Theke, in welchem Raum das Treffen stattfand. Sie führte ihn, zwischen voll besetzten Tischen, zu einem kleinem Saal im hinteren Teil des Restaurants neben den Toiletten.
Als er ihn betrat drehten sich viele altbekannte Gesichter nach ihm um. Er lächelte und begrüßte sie, der Reihe nach. Auch seine ehemals besten Freunde waren dabei. „He, wie geht es euch?“, fragte er.
„Kann nicht klagen.“
„Im großen und ganzen gut, danke.“
„Du siehst aber auch nicht schlecht aus.“
Er hängte seine blaue Jacke an den Kleiderständer neben der Tür, der fast umzukippen drohte und stellte den Rucksack unter die Jacken. Dann machte er sich auf die Suche nach einem freien Platz.
Nach einer kurzen Zeit kamen noch ein paar Personen hinzu. Er kannte noch alle Gesichter.
Sie waren komplett. Mike freute es, dass alle da waren. Bloß seine Klassenlehrerin fehlt.
„Sie ist schwer krank, liegt mit Lungenkrebs im Krankenhaus. Niemand weiß ob sie jemals wieder raus kommt. Ich habe ihr aber von euch allen einen schönen Gruß bestellt.“, sagte Mindy die das Treffen organisiert hatte. Mike setzte sich zu ihr.
Jeder fand es toll nach so langer Zeit wieder beisammen zu sein.
Die Karten wurden von der Bedienung verteilt und Mike warf rasch einen Blick hinein. „Beschissener Name und beschissener Fraß. Passt gut zusammen.“, dachte Mike und bestellte die billigste Suppe und eine Cola Light.
„Was leichtes zum Appetit anregen.“, sagte er, lächelnd, als man ihn fragte warum er den nicht gleich ein riesiges Steak bestellt.
Nachdem er seine Suppe ausgelöffelt hatte, lauschte er den anderen beim Essen. Sie redeten kaum. Schon gar nicht darüber dass Mike abgenommen hatte. „Das sieht euch ähnlich.“, dachte er.
Als die anderen ebenfalls fertig waren und der Tisch weites gehen abgeräumt war, redeten sie über belangloses Zeug, tauschten Bilder, auf denen ihre Familie zu sehen war.
Er hörte ihnen zu und gab ab und zu ein Kommentar oder eine Bestätigung ab, dass die Frauen und Männer attraktiv, die Kinder niedlich und intelligent, die Hunde rassig und die Häuser absolut geräumig und unbeschreiblich riesig aussahen.
Er hielt es nicht mehr aus und sagte, er müsse seine Tabletten nehmen und nebenbei pinkeln. Mike stand auf und ging zum Kleiderständer. Als er den Rucksack unbemerkt genommen hatte ging er aus der Tür und gleich rechts auf die Herrentoilette.
Er öffnete eine der Kabinen und stellte den Rucksack auf den Deckel des Klos. Nachdem der ihn geöffnet hatte nahm er das Päckchen heraus.

„Du bist echt fett.“, Mike drehte sich nach rechts und sah Danny ins Gesicht. Er musste sich verhört haben.
„Ja man, nimm endlich ab. Du bist echt nicht mehr auszuhalten“, Ron stützte sich auf die Sitzlehne und grinste auf Mike herab.
„Was soll das?“, fragte er und versuchte dabei möglichst ruhig zu klingen, „Ihr seit doch meine besten Freunde.“. Er spürte wie trocken sein Mund war.
„Verdammt. Freunde hat man mit sieben. Ich gebe mich schon lange nicht mehr mit solchen Typen wie dich ab.“, sagte Danny fast lachend. Auch Ron fing an zu kichern und nahm wieder auf seinem Sitz platz. Er saß hinter Danny und Mike.
Mike sah aus dem Fenster und ließ sich dass eben gesagte durch den Kopf gehen.
Sie waren auf dem Weg nach Texas. Feriencamp. Alle drei waren, die ersten Jahre, zusammen in die Schule gegangen. Mike zog um und sah Danny und Ron kaum noch. Jetzt wollten sie mal wieder was unternehmen. Zusammen, wie früher.
Die beiden waren seine besten Freunde und beteiligten sich nie an den Hänseleien, die Mike ab und zu über sich ergehen lassen musste. Aber verteidigt hatten sie ihn nie.
Mr. Daniels, der Leiter der Fahrt, lief von hinten den Gang entlang, zum Mikrophon des Fahrers. „Wir werden in kürze eine kleine Pause einlegen. Zehn Minuten, länger nicht. Also beeilt euch!“.
Der Bus hielt nach ein paar Minuten an einer Raststätte und alle, auch Danny und Ron strömten aus dem Wagen ins Freie. Mike blieb sitzen. Der Bus war leer. Er zog den Vorhang des Fensters zu und fing an zu weinen.

Mike lief die neunte Runde. Er war völlig außer Atem aber er wollte noch sechs Stück absolvieren. Das würde dann reichen für heute. Er hatte bereits zu Hause mit seinen Hanteln, die er vor zwei Wochen bekommen hatte, trainiert.
Seine Eltern waren etwas überrascht dass Mike abnehmen wollte. Trotzdem unterstützten sie ihn bei seinem vorhaben so gut wie möglich. Also schenkten sie ihm ein Hantel-Set. So eins wo man selbst festlegen kann wie viel man stemmen möchte.
Mike stellte auch seine Ernährung um. Er aß jetzt jeden morgen einen Joghurt und ein Brötchen. Zum Mittag gönnte er sich nur drei Kraft Riegel, am Abend nahm er noch einen Joghurt und eine Scheibe Vollkorn Brot zu sich. Und Mineralwasser, zu jedem Essen.
Seine Mutter war ein wenig besorgt. Ob er denn nicht zu viel Sport treibe und zu wenig esse, meinte sie zu seinem Vater.
„Das gibt sich bald wieder denke ich. Ich glaube, er hält es sowieso nicht so lang durch.“
Mike wurde schwindelig. Seine Lungen brannten, als ob er glühende Kohlen atmen würde. Er sah auf seine Füße, die über den roten Kunststoffbelag strichen. Sie wurden immer verschwommener, wurden fast eins mit dem Untergrund. Die Beine gaben langsam nach und er sackte auf dem Boden zusammen.
Mike lag fast drei Monate im Koma. Kreislaufzusammenbruch.


Mike betrat den Saal und sagte er müsse kurz fort, etwas erledigen.
Er stellte den Rucksack unter den Kleiderständer und schnappte seine Jacke. Er zog sie an und im heraus gehen warf er grinsend einen Blick zurück.
„Ich bin in fünf Minuten wieder da, ihr könnt die Zeit stoppen!“.
Sie sagten ihm, dass sie das, gewiss tun werden.
Mike legte der Bedienung an der Theke im Vorbeigehen einen zehn Dollar Schein hin, „Der Rest ist für sie.“, sagte er mit einem Zwinkern zu der überraschten Dame.
Als er nach draußen trat, beeilte er sich, so schnell wie möglich zu seinem Auto zu gelangen. Er konnte es kaum abwarten.
Zwischendurch sah er immer wieder auf die Uhr. Fünf Minuten waren doch recht knapp. Zumal er durch sein Asthma, welches ihn seit seinem Zusammenbruch quälte, sowieso nicht gerade der Schnellste war.
Nach vier Minuten hatte er seinen Wagen erreicht. Er setzte sich auf die Motorhaube seines Ford und sah, mit keuchendem Atem, in Richtung Restaurant.
Die Detonation war recht laut, selbst auf die Entfernung, wie Mike fand. Er sah eine helle Feuersäule und kurz darauf eine schwarze Wolke über den Häusern aufsteigen. Man konnte Menschen aus geringer Entfernung schreien hören. Ein paar Leute sahen aus ihren Fenstern. Mike musste lächeln.
Auch neben ihm wurde ein Fenster aufgerissen. Eine alte Frau, mit einer blaugrauen Schürze und fettigem, grauen Haar, sah heraus. Sie fragte Mike, ob er denn wüsste was dass war.
„Der beste Tag meines Lebens.“, sagte er, stieg in sein Auto, fuhr die Straße hinauf und ließ die alte Frau verstört am Fenster zurück.

 

Frederik,

mal ganz ehrlich:
Warum hast Du diese Geschichte unter HORROR gepostet?
Unter GESELLSCHAFT oder SPANNUNG wäre sie vielleicht besser aufgehoben gewesen, denn gegruselt hats mich kein bißchen...

Zur Geschichte:
Die Idee ist an sich gut. Leider kommt anhand Deiner Rückblicke nicht wirklich gut rüber, warum der Protagonist seine Klassenkameraden so sehr hasst, dass er sie in die Luft sprengt. Da hätte es ein paar "verständigerer" Erklärungen bedurft.

Denn gehänselt wurden wir wahrscheinlich alle in der Schule. Der eine mehr, der andere weniger. Mir erscheint es jedenfalls ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand zu einem Klassentreffen geht - dass er auch einfach hätte meiden können - um alle (Ex-)Mitschüler in die Luft zu jagen.

Da fehlt mir eine Erklärung, wie z.B., dass er in seinem Erwachsenenleben der absolute Verlierer ist, und den damaligen Hänseleien die Schuld gibt.
Oder im Gegenteil - absolut erfolgreich ist und es sich "leisten" kann, den schwarzen Fleck auf seiner sonst so beliebten "reinen" Weste aus zu radieren.

So, wie sich Deine Geschichte darstellt, ist sie inhaltlich zwar gut geschrieben, - von ein paar Fehlern abgesehen, über die sich gerne andere hermachen können :D - wirkt aber unfertig.

So hättest Du die Erinnerungen des Protagonisten wirklich als solche markieren können, da sie keine besonderen Geheimnisse enthalten, sondern der Erklärung dienen sollen. Sie erschweren sonst das Lesen des Textes, weil man sie sich selbst zuordnen muss.

Deine Geschichte hätte, meiner Meinung nach, mehr Hintergrund verdient gehabt, um in die Psyche des Täters hinabzusteigen und den wahren Grund herauszufinden, der alle anderen zum Tode verurteilt. Vielleicht hätte sich mit der Zeit dann auch das Grauen eingestellt.

Auf Anhieb würde mir, z. B. jetzt eine Idee kommen wie:

...Mike hatte gerade den Raum verlassen, als alle wieder zu tuscheln begannen. "Der Fettsack hat sich ja ganz schön gemacht...der elende Schleimer...etc"
Plötzlich schrie einer von Ihnen auf.
David:
"Das...das...kann nicht sein...Das gibts doch nicht...!"
Und mit Schwung warf David die Zeitung, die er gerade noch überflogen hatte, über den Tisch. Auf der zurechtgefalteten Seite 3 stand in großen Lettern:
Explosion in Chemielagerhaus - Pförtner bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Und daneben Mikes Bild in Pförtneruniform...
Alle starrten auf das Bild und noch bevor sie in der Lage waren, diese Situation zu begreifen, war das bereits nicht mehr nötig...

"...Auch neben ihm wurde ein Fenster aufgerissen. Eine alte Frau, mit einer blaugrauen Schürze und fettigem, grauen Haar, sah heraus. Sie fragte Mike, ob er denn wüsste was dass war.
„Der LETZTE Tag meines Lebens.“, sagte er, stieg in sein Auto, fuhr die Straße hinauf und ließ die alte Frau verstört am Fenster zurück...", während der Wagen samt Insasse in einer Luftspiegelung verschwand...

So - jetzt habe ich genug in Deiner Geschichte rumgepfuscht...:)

Die Idee Deiner Geschichte hat mir wie gesagt, eigentlich gut gefallen. Wenn Du an ihr jetzt noch ein bisschen herumfeilst und dem Leser einen passenden Grund servierst, warum Mike die anderen so sehr hasst, dass er sie in die Luft jagen muss, dann kann man sie wirklich nur empfehlen...

Henry Bienek

PS: Sollte mein Kommentar teilweise unzusammenhanglos klingen, weise mich bitte darauf hin...ich habe mir vielleicht etwas zuviel Zeit dafür gelassen :o

 

danke erstmal für die kritik.
horror ist die story so wie sie jetzt steht wirklich nicht, das stimmt...kann man die nicht eigentlich in ein anderes forum stellen???
naja, ich denke ich werde vieleicht noch ein paar änderungen vornehmen. deine idee, das mike eigentlich schon längst tot ist, gefällt mir. ich denke ich werde da was einbauen...

 

Hi Frederik,

Wenn Du das Forum wechseln willst, frag mal einen der Sysops, ob das geht...Ansonsten kopier die Geschichte einfach und stell sie in ein anderes Forum und lösch sie hier...(vielleicht erst mal nachfragen, ob man das denn darf???)

Dort wirst Du dann wahrscheinlich auch andere Kritiker finden. Ich zum Beispiel lese hauptsächlich nur Geschichten aus der Horrorsparte, weil ich auch dergleichen eher schreibe. Andere Sparten lasse ich meist aussen vor...

Die Kritiken werden dann vielleicht auch noch andere Punkte beleuchten, die ich gar nicht beachtete habe...

Henry Bienek

 
Zuletzt bearbeitet:

Auf Wunsch des Autors von Horror nach Gesellschaft verschoben.

 

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