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Freund Hein (neue Version)

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28.11.2014
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Freund Hein (neue Version)

Mein ganzes Leben lang waren wir schon auf der Flucht, auf der Flucht vor einem Fremden. Seit ich denken konnte reisten meine Mutter und ich ziellos von einem Ort zum nächsten.
Als ich noch recht jung war, erzählte sie mir immer, dass wir umziehen müssten. Als Grund dafür hatte sie immer nur Ausreden parat. Einmal war es ein neuer Job, den sie unbedingt brauchte, dann wieder eine bessere Schule für mich, und auch bei meiner Großmutter verbrachten wir einige Zeit damit diese, wie mir meine Mutter erklärte, nicht so einsam war.
Als Kind schienen all diese Gründe natürlich sehr glaubhaft für mich und ich stellte sie keine Sekunde lang in Frage. Ich hatte mich schon sehr früh mit den vielen Umzügen abgefunden, war gut darin, mich an neue Umgebungen anzupassen und fand sehr schnell neue Freunde.
Es gab aber auch eine Zeit, in der wir unser Zuhause lange nicht wechseln mussten, aus welchen Gründen auch immer.
Für mich war dies eine sehr glückliche Zeit. Seit fast drei Jahren wohnten wir nun schon in unserem kleinen Haus am Stadtrand. Ich hatte viele Freunde, besuchte eine gutes Gymnasium und war mit dem Leben, das ich führte äußerst zufrieden, seit ein paar Wochen hatte ich sogar meinen ersten festen Freund.
Damals dachte ich, dass ich hier meine ganze Jugend verbringen würde, bis ich schließlich erwachsen sein und auf eigenen Beinen stehen würde. Auch meine Mutter war zufrieden, sie verdiente gut in ihrem Job als Krankenschwester.
In den Sommerfeiern, bevor ich in die 8. Klasse kam, waren wir für 3 Wochen verreist. Wir waren mit dem Auto unterwegs und kamen erst spätabends wieder Zuhause an. Als wir bereits am Parkplatz standen und meine Mutter gerade den Motor abgestellt hatte, sah ich, dass Licht in unserem Haus brannte.
Zuerst dachte ich, wir hätten vergessen, es vor unserem Urlaub abzudrehen, doch dann konnte ich durchs Küchenfenster einen Mann erkennen. Obwohl ich sein Gesicht kaum sehen konnte, war es, als würde er mir direkt in die Augen starren, ich konnte seinen eiskalten Blick fühlen. So durchdringend als würde er direkt in meine Seele blicken. Tausend Gedanken schossen mir mit einem Mal durch den Kopf. Obwohl ich damals noch sehr jung war, erinnerte ich mich an alle Enttäuschungen, die ich jemals erlitten hatte, an all die schönen Momente mit meiner Mutter. Auf einmal schien mir alles so klar und leicht, ich wusste so genau wie noch nie, wer ich bin, was ich erreichen wollte, worum es wirklich ging.
Genau diese Gefühle und Gedanken hatte ich davor schon einmal gehabt. Ich erinnerte mich jetzt deutlicher. Es war vor einigen Jahren, als ich noch zur Grundschule ging. Den Mann aus unserem Haus hatte ich an diesem Tag schon einmal gesehen.
Damals beobachtete ich ihn von meinem Zimmer aus, als ich gerade dabei war, wieder einmal all meine Sachen für einen erneuten, überstürzten Umzug eizupacken. Schon damals durchdrang sein Blick meinen ganzen Körper. Das konnte kein Zufall sein.
Auch vor 2 Jahren, auf der Beerdigung meiner Großmutter, war er anwesend. Ich erinnerte mich, dass ich ihn damals an ihrem Grab vorbeihuschen sah, dass es aber derselbe Mann war, den ich auch schons vor unserer Wohnung beobachtet hatte, war mir nicht bewusst.
Warum war dieser Mann jetzt in unserem Haus? Und wie kam es, dass ich ihn schon so oft gesehen hatte und meine Mutter noch nie ein Wort über ihn verloren hatte?
Plötzlich ließ meine Mutter den Motor wieder an, stieg aufs Gas und fuhr davon. vermutlich war sie genau so erschrocken über den Mann in unserem Haus, wie ich.
"Was machst du, wo fahren wir hin?"
Meine Mutter Antwortete nicht. Bestimmt hatte sie den Mann in unserem Haus auch gesehen. Ob sie seinen Blick auch gespürt hat, weiß ich nicht, ich habe mich nie getraut, sie danach zu fragen.
Allmählich dämmerte mir, was hier los war. Wir waren auf der Flucht. Sie kannte den Mann in unserem Haus sehr wohl, und ich vermutete dass er all die Jahre der eigentliche Grund für unsere Aufbrüche war. Sie hatte wieder denselben angsterfüllten Ausdruck in ihrem Gesicht, wie jedes mal, wenn sie mich nachts aufweckte und wir wieder weg mussten.
Schließlich bekam ich doch eine Antwort auf meine zuvor gestellte Frage. Nach reichlichem Überlegen sagte sie: " Wir müssen ihm entkommen, meine Liebe, er darf uns nicht noch einmal so leicht finden."
Als hätte sie meinen Gedanken gelauscht und wüsste bereits, dass ich den wahren Grund unseres Aufbruchs erkannt hatte. Diesmal hatte sei keine Ausrede mehr. ich hatte also recht, wir waren noch nie einfach umgezogen, es war jedes Mal Flucht.
Wenige Jahre nach diesem Tag gestand mir meine Mutter, dass sie Krebs hatte, im Endstadium und dass die Ärzte nichts mehr tun konnten um ihr Leben zu retten.
Für mich war das der größte Schock meines Lebens, noch viel schlimmer, als das ewige umziehen, wie Nomaden.
Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt bereits volljährig war, war mir von vorn herein klar, dass ich bei ihr bleiben und sie in dieser schweren Zeit nicht alleine lassen würde. Ich bemerkte, dass wir, seit es ihr so schlecht ging, viel öfter die Stadt verlassen mussten, als würde ehr von ihrem Leid angezogen werden. Diese Aufbrüche häuften sich so sehr an, dass wir bald schon in Hotelzimmern wohnen mussten, weil wir mehrmals die Woche auf der Flucht waren. Meine Mutter aber versicherte mir, dass ich nicht mitkommen müsste, dass er nur hinter ihr her war, dass er mir nichts tun würde. Wer er war und warum er hinter ihr her war, konnte sie mir aber noch immer nicht sagen, oder wollte es mir einfach nicht sagen.
Sie sollte Recht behalten, mit ihren Vermutungen. Eines Morgens wachte sie nicht mehr auf. Mit diesem Tag endeten auch die Verfolgungsjagten, ich hatte mich niedergelassen, eine Wohnung und einen guten Job gefunden und fühlte mich ziemlich sicher.

Bis heutigen Tag. Ich blickte aus meinem Küchenfenster und konnte in von dort aus auf der anderen Straßenseite stehen sehen. Es war derselbe Blick wie damals. Ohne Zweifel erkannte ich ihn sofort wieder. Ich begann zu schwitzen, meine Hände zitterten. Warum war er hier, nach so langer Zeit? Seit über 10 Jahren hatte es nun keine Spur mehr von ihm gegeben, ich war fest der Meinung, er hätte sein Interesse verloren.
Wie angewurzelt stand ich da, wusste nicht, was zu tun war. Für gewöhnlich war es meine Mutter, die wusste wie wir entkommen konnten. Jetzt aber war ich ganz alleine, auf mich selbst gestellt. Ich konnte sehen, wie er immer näher ans Haus kam. Ich wusste, dass ich fliehen musste. Doch wie? Dafür war es bereits zu spät, ich konnte meine Wohnung nicht mehr verlassen, ohne ihm direkt in die Arme zu laufen.
Angsterfüllt rannte ich ins hinterste Zimmer. Nun konnte ich schon seine Schritte am Gang hören, ich hatte meine Wohnungstüre nicht einmal abgeschlossen. In einer Ecke kauernd lauschte ich seinen Schritten und hoffte, dass er mich nicht finden würde.
Mit einem lauten Knall sprang die Wohnungstüre aus dem Schloss, lauten Schrittes kam er immer näher.
Anscheinend wusste er ganz genau wo ich war. Hatte er mich etwa gesehen?
Mein Puls raste, ich hielt den Atem an. Ich wusste nicht, was jetzt passieren würde, was er mit mir anstellen würde. So nahe wie heute war er mir noch nie gekommen. Fest presste ich meine Augen zu, vor Angst. Als ich sie Sekunden später wieder öffnete, stand er bereits in der Tür, blickte mir direkt in die Augen. Zu meiner Verwunderung war er aber ganz gelassen, wirkte kein bisschen angespannt, als wäre er sich todsicher, dass ich ihm diesmal nicht entkommen könnte.
Langsam ging er auf mich zu. Unfähig mich zu bewegen, kauerte ich weiterhin in der Ecke.
Sein Gesicht werde ich nie vergessen. Die dunklen Augen, die mich durchwegs anstarrten, sein ausdrucksloser, leerer Blick, sein uralt aussehendes Gesicht, das trotzdem in jugendlichem Glanz erstrahlte und so gar nicht zu seiner unbeschwerten Haltung passte. Er schien gleichermaßen steinalt und doch wie neu geboren.
Mit einem Mal stand er direkt vor mir, packte mich an den Schultern um mich festzuhalten. In diesem Moment ergriff mich ein unglaublich starker Überlebenswille. Ich wusste, dass jetzt meine letzte Chance war, ihm zu entkommen. Ich stieß ihn beiseite und rannte so schnell ich konnte, rannte aus meiner Wohnung hinaus ins Treppenhaus.
Sichtlich überrascht von meiner Attacke war er kurz zur Seite getaumelt, heftete sich jedoch gleich wieder an meine Fersen. Ich nahm gleich mehrere Stufen auf einmal, rannte wahrlich um mein Leben.
Im letzten Stock stieß ich die Türe zum Dach des Gebäudes auf. Als ich die eiskalte Winterluft einatmete, wurde mir auf einmal klar, was geschehen würde.
Meine Mutter hatte am Abend vor ihrem Tod andauernd von Zitronen gesprochen, war ganz verrückt danach. Jetzt konnte auch ich ganz deutlich diesen Geschmack in meinem Mund spüren.
Behutsam drehte ich mich um, ich konnte seine Anwesenheit spüren. Und er stand tatsächlich direkt hinter mir. Er starrte mir so tief in die Augen wie noch nie. Ein kurzer Schmerz durchzog meinen Körper. Dutzende Raben flogen plötzlich um mich herum, wurden zu einem schwarzen Vogelmeer, alles begann sich zu drehen, ich hörte nur noch das laute Geschrei der Vögel, bis ich schließlich in der Finsternis versank und das Bewusstsein verlor.
Ich hatte dem Tod ins Auge geblickt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Guadalajarra,
wenn ich das richtig sehe, dann hast du im Prinzip nur an der Rechtschreibung was verändert. Oder? Ich hab eben mal verglichen und kann eigentlich keine inhaltlichen Unterschiede feststellen.
Von daher hättest du die alte Version einfach nur direkt überschreiben können. Machen wir immer so. Selbst wenn wir inhaltlich abändern.

Also ... da sind leider noch Rechtschreibfehler drin. Ich such dir die mal raus, weil ich den Eindruck hatte, du willst deine Geschichte selbst ein bisschen schick machen und nicht so im Regen stehen lassen.

Die Fehler sind unterstrichen, damit du vergleichen kannst, die Kommas hab ich reingeschrieben und auch unterstrichen. So kannst du es direkt sehen.

Ich hab aber außerdem noch ein paar Anregungen:
Ich würd zum Beispiel mal mit dem Titel anfangen. "Freund Hein", da ist halt schon wirklich alles klar, und jeder weiß, dass der Tod hinter Mutter und Tochter her ist.

Außerdem hab ich dir einfach mal Stellen rausgestrichen, die überflüssige Infos enthalten oder unbrauchbare Füllwörter sind. Wenn man das Überflüssige weglässt, werden Geschichten oft zügiger.
Außerdem habe ich manche Formulierung abgeändert nach folgendem Prinzip:
- dass-Sätze umgeformt, weil dass-Sätze manchmal störrisch klingen.
-überflüssige Plusquamperfekt-Sätze abgeändert
-überhaupt Überflüssiges rausgeschmissen
-mal was konkretisiert etc.
Und ich hab manchmal einen Absatz eingeschoben oder einen weggemacht, wenn es mir logisch schien.
Alle diese Stellen hab ich aber nicht kenntlich gemacht, ist nämlich umständlich und zu viel Arbeit, da bitte ich dich, es selbst zu vergleichen.

Dann: der erste Satz ist cool, geht mir genauso wie schwups. Den würd ich unbedingt lassen.
Dann würde ich die Stelle ausbauen, als sie längere Zeit mit ihrer Mutter wohnt.

Nimm dir von meinen Änderungen, was du brauchst, was dir nicht gefällt, schmeißt du einfach in die Wörtertonne. Sind ja Vorschläge meinerseits.
Ich mach es immer so, dass ich mir einen Text laut vorlese, dabei fallen einem viel mehr Sachen auf, als wenn man nur mit den Augen liest. Alles, worüber meine Zunge beim Lesen stolpert, überarbeite ich in der Regel

Den Text schick ich dir als PM.
Wenn du den Text fertig hast, dann überschreib deine allererste Version im ersten Faden. Du weißt ja, wie das geht. Schreib mir dann bitte eine PM, dann lösch ich den Faden hier mit der neuen Version nämlich.
LG
Novak

 

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