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fremd

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02.06.2002
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fremd

Als Flammen aus den zerborstenen Fenstern des hässlichen Wohnblocks züngeln, johlt die Menge. Schnell greift das Feuer in die Wohnung über, frisst sich an den Vorhängen und Tapeten hinauf an die Decke. Als es heißer wird, beginnt die Menge zurückzuweichen, aber nur ein paar Schritte. Flaschen fliegen an die Hauswand, platzen an der Mauer, reißen kleine Stückchen Putz heraus. Ein Mann tritt mit einem hölzernen Stuhl nach vorn, schleudert ihn in ein noch heiles Fenster im Erdgeschoss. Dröhnender Applaus begleitet seine Tat. Er hebt die Hände wie ein Held, weicht danach langsam, sich die Hände an seiner Hose abwischend, in die Anonymität der Masse zurück. Die Kamera verfolgt ihn, bis sie ihn im Menschengewirr verliert. Langsam schwenkt sie zurück, streicht über die in verheißungsvoller Spannung wartenden und klatschenden Menschen. Alte, Junge, Männer, Frauen, Kinder. Sie stehen da, warten auf den nächsten Stein, das nächste zertrümmerte Fenster, die nächste Tat. Und sie werden nicht enttäuscht.
Als die Kamera wieder durch einen der leeren Fensterrahmen blickt, fängt sie die jungen, kahlgeschorenen Männer ein. Mit Baseballschlägern und verkniffenen Gesichtern zerschlagen sie die Gläser, Bilder, Vasen einer ihnen fremden Welt. Als eine mit Benzin gefüllte, an einem Tuch brennende Flasche auf das Fensterbrett aufschlägt, zerplatzt und ihre heiße Glut über das Zimmer verteilt verlassen sie schnell den Raum.
Draußen klatschen und jubeln die Leute wieder.

 

Hi Morticinus, ganz schön harter Tobac den du dir da als Thema ausgesucht hast und sprachlich ist es dir auch gelugen Ihn glaubhaft und gut wieder zu geben, nur finde ich das die geschichte zu knapp , zu ungenau und etwas zu einsilbig für dieses Thema ist.
Du solltest sie noch mehr ausbauen, mehr über die Bewohner des Hauses erzählen und vor allem mehr über die Skins die ins Haús stürmen.
Alles im allem keine schlechte Idee, welche du aber umbedingt überarbeiten solltest.

 

Ja, aus dem Stoff hätte man mehr machen können. Bis hier in ist sie dir aber ganz gut gelungen. Aus so einem Thema muss man einfach mehr machen.

 

Hallo Marot und Uffmucker

erstmal danke für die Kritiken

ich wollte zu dem Thema von vornherein eine Kurz - Geschichte schreiben und nur einen kleinen Ausschnitt aus einer Krawalle oder Ausschreitung gegen eine Minderheit darstellen. Deswegen auch die Kürze des Textes. Außerdem werden kürzere Texte einfach öfter gelesen und erreichen eine breitere Masse.
Mit meiner Geschichte wollte ich eigentlich auf die kahlgeschorenen Männer und die Hausbewohner weniger detailliert eingehen, sondern die meiner Meinung nach schwerwiegendere Schuld der favorisierenden und zustimmenden Zuschauer hervorheben.
Eine genaue Beschreibung der Täter und Opfer hebt meiner Ansicht nach den Universalcharakter der Geschichte auf. Stelle ich zum Beispiel detailliert da, wie Vietnamesen aus ihrem Haus vertrieben werden, dann vernachlässige ich, dass es auch noch andere Gruppen gibt, denen das gleiche passiert oder passieren könnte ( Schwule, Geisteskranke, Obdachlose,....).

Morticinus

 

Auch ich finde die Geschichte zu knapp, dies allerdings nur am Ende. Du kannst die Geschcihte ausbauaen, ohne dass sie den Charakter einer Kurzgeschichte verliert. Dein breites Publikumssprektrum wird dasselbe bleiben, die Message wird jedoch deutlicher hervorgehoben werden.

Die Geschichte ist gut beschrieben und wirkt besonders im ersten Teil. Dein Stil hat Geschwindigkeit und schockiert. Auch ich denke, dass die Schuld der Masse relevanter ist, besonders für die Leser. Bei den Tätern handelt es sich um bestimmte Individuen, die wir nur schwer mit uns assoziieren können. Die Masse sind wir.

Guter Ansatz, aber ich halte ihn für ausbaufähig.

Tobias Neumann

[ 14.07.2002, 16:32: Beitrag editiert von: T.Neumann ]

 

@Hellalex
Schon mal was von einem Obdachlosenheim gehört?

@Tobias
danke für deine Kritik.
mag schon sein, dass die Geschichte noch ausbaufähig ist, aber ist es nicht möglich, dass sie dadurch ihre Intensität verliert?
Das Vorbild meiner Geschichte war real und eben diese Augenblicke - der Mann, der den Stuhl schmeisst, die Skins im brennenden Haus und die applaudierende Menschenmasse - sind am eindrucksvollsten und für mich nicht zu vergessen. Deswegen wollte ich auch von vornherein nicht mehr schreiben.

 

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