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fremd
Als Flammen aus den zerborstenen Fenstern des hässlichen Wohnblocks züngeln, johlt die Menge. Schnell greift das Feuer in die Wohnung über, frisst sich an den Vorhängen und Tapeten hinauf an die Decke. Als es heißer wird, beginnt die Menge zurückzuweichen, aber nur ein paar Schritte. Flaschen fliegen an die Hauswand, platzen an der Mauer, reißen kleine Stückchen Putz heraus. Ein Mann tritt mit einem hölzernen Stuhl nach vorn, schleudert ihn in ein noch heiles Fenster im Erdgeschoss. Dröhnender Applaus begleitet seine Tat. Er hebt die Hände wie ein Held, weicht danach langsam, sich die Hände an seiner Hose abwischend, in die Anonymität der Masse zurück. Die Kamera verfolgt ihn, bis sie ihn im Menschengewirr verliert. Langsam schwenkt sie zurück, streicht über die in verheißungsvoller Spannung wartenden und klatschenden Menschen. Alte, Junge, Männer, Frauen, Kinder. Sie stehen da, warten auf den nächsten Stein, das nächste zertrümmerte Fenster, die nächste Tat. Und sie werden nicht enttäuscht.
Als die Kamera wieder durch einen der leeren Fensterrahmen blickt, fängt sie die jungen, kahlgeschorenen Männer ein. Mit Baseballschlägern und verkniffenen Gesichtern zerschlagen sie die Gläser, Bilder, Vasen einer ihnen fremden Welt. Als eine mit Benzin gefüllte, an einem Tuch brennende Flasche auf das Fensterbrett aufschlägt, zerplatzt und ihre heiße Glut über das Zimmer verteilt verlassen sie schnell den Raum.
Draußen klatschen und jubeln die Leute wieder.