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Freitags

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05.11.2005
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Freitags

Die Glut der Zigarette lässt seine Augen leuchten.
Er schaut mich an: „Und, was gibt’s bei dir neues?“
Ich bin gut drauf, es ist kalt und mein neues schwarzes Top funkelt im Licht der Straßenlaterne. Nach einer Stunde vor dem Spiegel fühle ich mich gewappnet für den Abend, also sage ich: „Alles klar. Die Schule ist okay. Neulich lief was mit Paul auf Max' Party, nichts ernstes. Weißt ja, shake what your Mama gave ya und so.“
Ich lache heiser, ein kleines Lachen, das künstlich klingt in meinen Ohren. In seinen scheinbar nicht, denn er schaut mich an wie etwas wertvolles, exotisches. Was ich in seiner Szene, seiner Welt auch bin.
Er legt den Kopf schief und das Lächeln, dass seine Lippen umspielt sagt, 'hey Maus, du gefällst mir heute Abend'.
Er nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und kommt meinem Mund gefährlich nah. „Komm Clara, wir gehen rein.“ Sein Gesicht drückt sich noch ein bisschen dichter vor mein eigenes, wenn das möglich ist: „Es ist kalt“. Er sagt es langsam, aufreizend, will verführerisch sein, will das ich mich an ihm wärme, mich bei ihm einhake und ein heiseres Lachen lache.
Aber ich freue mich nur auf Paul: „Wo du Recht hast … Aber tu mir und der Welt einen Gefallen und heb' dir diese Augen für jemand anderen auf, Matze“
Er sieht mich konsterniert an, seine linke Augenbraue hebt sich zu einem spitzen Bogen.
„Für Jo zum Beispiel“, sage ich schnell und schlage ihm spielerisch auf die Schulter.
Kurz schaut er mich irritiert an, dann bilden sich kleine Lachfältchen um seine braune Augen: „Alte Kupplerin“, er legt mir den Arm um die Schulter aber ich weiß, dass seine Gedanken bei der schönen, blonden Jo sind und meine waren sowieso nie bei ihm, also ist es okay. Die Verhältnisse für heute Abend sind geklärt.
Wir gehen auf Ninas Haus zu, die Kellerfenster sind schwach beleuchtet, sonst ist das Haus dunkel. Als ich läute ist es zehn vor zehn. Nina macht auf, ihre Augen sind nicht mehr ganz klar aber sonst sieht sie ziemlich gut aus. Schwarze Jeans, weißes Top dazu ihre unglaublichen Haare und die Katzenaugen, die uns, dunkel umrahmt, anstrahlen.
„Clara, Matze, ihr seit krass spät.“
Krass spät, das würde sie normalerweise nicht sagen. Nicht wenn sie noch dazu fähig wäre darüber nachzudenken was aus ihrem Mund kommt.
„Schnell. Kommt rein, ihr verpasst das Beste.“ Sie dreht sich um und geht mit schnellen Schritten und ihren Lippen an der nur noch halb vollen Rotweinflasche die Treppe herunter. Ihre unglaublich schmalen Hüften, bewegen sich nett nach links und rechts, und für einen kurzen Augenblick bin ich neidisch. Bis mein Blick den Spiegel streift der im Flur hängt und ich mich darin sehe. Ich sehe toll aus, meine kurzen, blonden Haare stehen wild um meinen Kopf und meine grauen Augen sind durch Maskara betont. An meinen schlanken Armen klimpern sieben, dünne Silberreifen meine Erkennungsmelodie. Die Stunde vor dem Spiegel hat sich gelohnt. Ich nehme Matzes Hand und ziehe ihn die Treppe herunter. Es sind noch nicht viele Leute da, hier und da stehen ein paar Grüppchen, die meisten kenne ich flüchtig aus der Schule. Ich weiß sowieso, die eigentliche Party geht im letzten Raum am Ende des Flurs ab. Ich setze das natürlichste Lächeln auf, dass mir zur Verfügung steht und schiebe mich mit einem gelegentlichen ach-Hallo-Nicken durch den Gang. Gleich sehe ich ihn, gleich sehe ich ihn, denke ich nur, und das reicht um mein Herz schnell und schneller schlagen zu lassen. Ich bleibe kurz stehen, zupfe mein Top zurecht und hole tief Luft. Ich öffne die Tür. Das Zimmer ist so verraucht das ich kaum etwas sehe, muss ich auch nicht. Wieviele schlaflose Nächte habe ich hier verbracht. Das Zimmer ist hellrot gestrichen, an der linken Wand hängt ein Spiegel, der sie komplett bedeckt und in der Mitte steht ein riesiges Bett, sonst nichts. „Clara, Clara“, schreit die Meute auf dem Bett wild durcheinander. Und kurz danach: „Maaatze“. Ich weiß, dass sie auch seinen Namen schreien, weil er mit mir kommt. Weil ich endlich da bin, weil es jetzt los geht. Ich bin die Queen.
Ich gehe zwei Schritte weiter, mehr Platz ist sowieso nicht für meine Füße. Ich schaue mich suchend um, lächele schön weiter. Bis ich sehe, was ich nicht sehen will und ich mein mühsames Lächeln nicht mehr halten kann. Paul ist nicht da. So eine Scheiße. Den ganzen Tag war ich nervös, habe mich tausendmal umgezogen, meine Lippen alle halbe Stunde einbalsamiert, und jetzt ist er nicht mal da. So eine Scheiße. Ich balanciere meine Beine über die Bettkante, gebe Maja und Nick einen Kuss, sage allen, die nicht in meiner Reichweite sind, Hallo. Sie schauen mich an und ich sehe in ihren Augen, was sie von mir erwarten. Sie mögen die lustige Clara, die die sie zum Lachen bringt und Geschichten erzählt, von allen möglichen Leuten, die tanzt und Stimmung macht. Diese Party braucht diese Clara und diese Clara braucht diese Party. Alles klar, jetzt sind auch meine Verhältnisse für heute Abend geklärt. Kein Platz für Wahrheit. Ich lächele weiter fröhlich durch die Gegend, nehme mir die Sangriaflasche die vor mir steht, setze sie an meinen Mund, trinke und trinke, bis ich den Geschmack und die Flüssigkeit in meinem Hals kaum mehr wahrnehme.
Jetzt brauche ich noch eine Zigarette an der ich ab und zu adrett ziehen kann und der Look für heute abend ist kreiert. Da liegt Lisas Päkchen, prima.
„Hey, wer hat Feuer für ein unartiges Mädchen?“ frage ich.
Lars schaut mich gespielt entsetzt an und sagt: „Bitte, Clara wir sind Hippies!“ Also hält er mir ein brennendes Streichholz unter die Nase. Ich muss lachen, plötzlich geht es ganz einfach und fühlt sich so echt an, wie sonst selten.
Nina quietscht aus der Ecke : „Nur Nutten lassen sich Feuer geben“. Sie nervt mich mit ihrem Getue und ihrer gewollten Art und deshalb erwidere ich gelassen: „Nur Schlampen wissen das“.
„Alter, Clara. Fällt dir auch irgendwann mal nichts ein?“ Lars legt seinen Kopf zurück und lacht. Er ist echt okay.
Ich setze mich neben ihn auf das große Bett, in dessen Mitte eine dunkelrote Wasserpfeife steht. Als ich meine Arme bewege, stoßen die silbernen Reifen aneinander und spielen meine Melodie.
Die Kohle, die den Tabak wärmt, glimmt so ruhig vor sich hin wie die Zigarette zwischen meinen Fingern. Ich sauge die Atmosphäre in mich auf, den verrauchten Raum, das offene Fenster, durch das kalte Luft herein kommt, die kratzige Stimme von Kurt Cobain aus dem CD-Player.
Auf dem Bett sind ungefähr zehn Leute, daneben sitzen noch ein paar auf Klappstühlen.
Alle sind mehr oder weniger betrunken und benebelt von dem Rauch, der Musik der Freiheit. Keiner nervt mit unsinnigen Fragen.
Hier kann ich alles vergessen. Mama, die Papa nicht mehr will. Meinen kleinen Bruder, der mich aus fragenden, tränen-feuchten Augen anschaut, so als wüsste ich alles, so als müsste ich machen, dass alles wieder gut wird. Wieder so wie früher. Immer wieder schiebt sich das eklige Bild in meinen Kopf. Mama auf dem Tresen in der Küche, mit einem fremden Mann über ihr. Ihre Haare, durcheinander. Ihr Mund, ein perfektes O, als sie mich sieht. Das hallende Geräusch meines Schlüsselbunds, als er auf dem Kachelboden aufkommt. Meine schnellen Schritte im Flur. Luft, ich brauche Luft.
Hier muss ich mich nicht verstellen. Hier habe ich keine Verantwortung. Höchstens für mich selbst. Höchstens dafür, dass meine Kotze im Klo landet und nicht daneben.
Ich verstehe die Anderen, die Anderen verstehen mich. Wir können miteinander reden. Können es wirklich. Über Gott und die Kirche, Politik, unsere Familien. Grenzenlose Möglichkeiten, solange der Wein reicht.
Ich greife erneut zu der Flasche zu meinen Füßen. Trinke, ohne die brennende Flüssigkeit in meinem Hals zu spüren, ohne zu fühlen.
Ich stehe auf, es dreht sich alles. Überhaupt ist alles lustig und angenehm und ich bin schön. So schön.
Wo ist eigentlich Paul?
Ich laufe durch den Flur, grüße alle die ich kenne und auch alle die ich nicht kenne. Ich drehe mich und tanze und bin fasziniert von den funkelnden Lichtreflexen der Pailletten auf meinem Top. Cyrill läuft hinter mir, ein Typ aus der achten, der unglaublich frühreifste Typ den ich je gesehen habe. Er stand mal auf mich und seitdem kommt er nicht mehr richtig los. Wettet ständig mit seinen kleinen Freunden auf welcher Party er mich endlich rumkriegt und so weiter, Kindergarten.
Gerade habe ich Lust ihn ein bisschen zu ärgern, deshalb drehe ich mich zu ihm um.
Ich lächele mein schönstes Lächeln, fokussiere meine Augen auf seine Lippen. Er schaut mich überrascht an, sehr freudig überrascht. Denkt, heute ist sein Abend gekommen. Der Idiot. Ich schnappe mir die Zigarette aus seiner Hand und schreie durch die Luft: „Keine Kippen für Dreizehnjährige“, das ist sein wunder Punkt. Mit seinem Alter kommt er nicht klar. Ich fange an zu rennen, alles geht so schnell, ich will mich bewegen, will tanzen. So viel Energie, die in meinen Adern pulsiert. Cyrill rennt hinter mir her, die Treppe hoch, raus aus der Haustür. Es schneit.
„Komm mal her“, sage ich zu Cyrill der in der Haustür steht und mir zuschaut wie ich mit den Schneeflocken tanze. Der Schnee legt sich nass auf meine Haut, ich weiß, dass mir eigentlich kalt ist, aber ich friere nicht. Ich will mich nur anlehnen und gehalten werden.
Cyrill umschließt meinen Bauch von hinten mit seinen Armen. Er ist größer als ich, obwohl er so jung ist. Ich nehme seine Hand, sie ist rau und kalt und wir tanzen ein bisschen zu Musik die nur wir hören können. Wahrscheinlich nicht mal er. Egal. Seine Wimpern kitzeln auf meiner Haut und ich höre sein Herz schlagen. Er beugt seinen Kopf ein kleines Stückchen zu mir herunter und schaut in meine Augen, auf meinen Mund, in meine Augen. Ich weiß was jetzt kommt, also schließe ich meine Augen und lasse zu, dass seine Lippen sich auf meine legen. Er schmeckt nach Zigaretten und nach dem Pfefferminzkaugummi, der hinten links zwischen seinen Zähnen klemmt und an seiner unbeholfenen Art merke ich, dass er noch nicht viele Mädchen geküsst hat. Egal, alles ist schön. So schön. Nur, wo ist Paul? Ich löse meine Lippen von seinen. Für einen kurzen Augenblick hängt sein Kopf leicht schräg in der Luft, seine Augen sind geschlossen und seine Lippen küssen die Luft. Das sieht wirklich dämlich aus. Gut, Cyrill, das wars. Von jetzt an, auch keine Küsse für Dreizehnjährige mehr.
Ich will nicht rein gehen, aber ich will auch nicht draußen bleiben. Es ist so schwer, alles ist so schwer.
Mein ganzes Leben ist nur Theater und alles was ich tue, tue ich, weil andere es von mir erwarten, nicht weil ich es gerne tue.
Ich bin unzufrieden und zynisch, übersättigt von Konsum und weiß nicht mal zu schätzen was ich habe. Das heißt, in meinen Worten anderen gegenüber schon, aber nicht in mir drin. Mir selbst gegenüber nicht. Ich bin ein Wrack.
Niemand würde mich akzeptieren, der wüsste, dass ich mich selbst nicht leiden kann. Also, muss ich spielen und spielen. Ich habe keine Chance.
Ohne, dass ich wüsste wie, kauere ich vor der Mauer, die Ninas Haus umgibt und Tränen laufen über meine Wangen.
Ich dumme Kuh, jetzt heule ich auch noch. Jedes Mädchen auf meiner verdammten Schule wäre gerne ich, und ich habe nichts besseres zu tun, als freitags irgendwo an einer scheiß Mauer zu kauern und zu schluchzen wie eine Vierjährige. Über mein reiches, sattes Leben, meine Eltern, die sich nicht mehr wollen, meinen Bruder der mich aus großen Augen anschaut. Ich habe keine Antwort. Kapiert ihr es nicht?
Ich will keine Queen mehr sein. War es wahrscheinlich nie und werde es auch nie sein.
Langsam, streife ich die Armreifen von meinem zierlichen Handgelenk. Reifen um Reifen fällt auf den grauen Asphalt. Da liegt sie, meine Erkennungsmelodie. Nicht mehr, als ein kleines bisschen Glitzer in einer kalten, schwarzen Nacht.

 

Hi Mücke!
Kommata sind keine Mangelware ;) du kannst ruhig ein paar mehr benutzen.

funkeln meine Augen in dem richtigen Ton
Den Ausdruck finde ich unpassend.
Es klingt wie das Lachen von einem normalen Mädchen, dass ein bisschen über das Leben lacht und über sich selbst.
In meinen Augen baut dieser Satz eine etwas falsche Erwartung auf. Ich habe die ganze Geschichte drauf gewartet, dass rauskommt warum sie nicht normal ist. Aber sie ist ja einfach ein normales Mädchen.
ich habe meine Lieblingsstrickjacke an
Ich weiß ja nicht ob nur mir das so geht, aber bei Strickjacke denke ich sofort an eine Dame ab 50. Für mich hat das erstmal ein falsches Bild von deiner Heldin geschaffen.
Also hält er mir ein
Ich find "also" an der Stelle unpassend
und freue mich über meine Strickjacke.
Der Satzteil wirkt als wäre sie schon fast reif für die geschlossene Anstalt ;)
der hinten links zwischen seinen Zähnen klemmt.
Zungenkuss?
und man merkt, dass er noch nicht viele Mädchen geküsst hat.
Ich empfinde "man"-Konstruktionen in Geschichten immer als unpersönlich und ungeschickt. Lebendiger würde das ganze werden wenn deine Prot. beschreiben würde warum sie das merkt.
Ich verstehe die Anderen, die Anderen verstehen mich.
Für den Leser ist das einfach nur eine Aussage, es wäre schöner wenn du es irgendwie an den Dialogen deutlich machen würdest.
Cyrill läuft hinter mir, ein kleiner Knirps aus der achten der unglaublich frühreifste Typ den ich je gesehen habe.
Aber später ist er dann größer als sie? Ich fände es generell schöner, wenn du deine Charaktere etwas mehr charakterisieren würdest. Das würde die Geschichte in meinen Augen viel lebendiger machen.
Alle sind mehr oder weniger betrunken und benebelt von dem Rauch, der Musik der Freiheit. Keiner nervt mit unsinnigen Fragen, Fragen die das Leben nach der Schule betreffen. Hier will keiner wissen 'Was soll nur aus dir werden, Kind?', und darüber sind wir froh, denn wenn sie fragen wissen wir nicht was wir sagen sollen, wollen auch nicht wissen, was sie hören wollen.
Deshalb bleiben wir stumm. So leicht könnten unsere Träume und Ideen und Pläne, allein durch ein überheblich arrogantes Lächeln, das sagen will 'warte nur Kind bist du älter bist, erwachsen und reif, für das wirkliche Leben', zerstört werden.
Ich verstehe die Anderen, die Anderen verstehen mich.
Und dabei sind wir nicht dumm, wie die dämlichen H-Schüler die aus ihrem Leben nichts machen, nicht mal wollen, nur rumhängen mit Wodka von der Tanke, in ihren polierten Autos mit billigem Rap und ohne Stil. Wir reden miteinander, können es wirklich ungezwungen, über alles und nichts. Über Gott und die Kirche, Politik, unsere Familien. Grenzenlose Möglichkeiten, solange der Wein reicht.
Der Absatz hat mir gar nicht gefallen. Ich finde hier wiederholst du viele Klischees ohne etwas wesentlich neues hinzuzufügen.
Ich bin so unecht, mache mir Probleme wo eigentlich gar keine sind.
Den Satz hast du überhaupt nicht an ihrem Verhalten gezeigt. Auf mich als Leser wirkt die Lady eher unkompliziert.

Insgesamt find ich die Idee von deiner Geschichte schön, aber meiner Meinung nach könnte man sprachlich noch etwas feilen und das ganze etwas lebendiger machen. Vielleicht noch etwas mehr Handlung, etwas mehr Charakter für alle.
Ich hoffe du verstehst worauf ich hinaus will und kannst etwas mit meiner Kritik anfangen.
Sonnige Grüße
Cathy

 

Hallo Mücke!

Deine Geschichte gefällt mir!
Clara ist an einem Wendepunkt in ihrem Leben, wo sie nicht mehr mit ihrer allgemeinen Beliebtheit zufrieden ist. Sie will nicht mehr von allen „nur“ bewundert werden, sie will endlich jemanden lieben und von jemandem geliebt werden. Alles andere kommt ihr plötzlich dekadent vor.
Die Geschichte zeigt, wie Clara nach außen hin versucht den gewohnten Eindruck aufrecht zu halten und sich gleichzeitig bei ihr ein inneres Loslösen von ihrer Rolle als Party-Girl vollzieht.

Leider ist dir dieses Bild nicht konsequent genug gelungen. Einige Hinweise dazu findest du weiter unten.

Sehr schön und passend find ich ihren (unbefriedigenden) Ausrutscher mit Cyrill.

Er schaut mich an : „Und, was gibt’s bei dir neues?“ Ich bin gut drauf, es ist kalt und ich habe meine Lieblingsstrickjacke an, fühle mich nach einer Stunde vor dem Spiegel gewappnet für den Abend, also sage ich: „Alles klar. Die Schule ist okay. Neulich lief was mit Paul auf Max' Party, nichts ernstes. Weißt ja, shake what your Mama gave ya und so.“
Vor dem Kolon gehört kein Leerzeichen. Er schaut mich an: „Und, was gibt’s

Neue Zeile, wenn Sprecher wechselt. Etwa so:

Er schaut mich an: „Und, was gibt’s bei dir neues?“
Ich bin gut drauf, es ist kalt und ich habe meine Lieblingsstrickjacke an, fühle mich nach einer Stunde vor dem Spiegel gewappnet für den Abend, also sage ich: „Alles klar. Die Schule ist okay. Neulich lief was mit Paul auf Max' Party, nichts ernstes. Weißt ja, shake what your Mama gave ya und so.“

Ich lache heiser, selbst ich finde es klingt sympathisch. Es klingt wie das Lachen von einem normalen Mädchen, dass ein bisschen über das Leben lacht und über sich selbst.
Mädchen, das …

Das passt nicht zu der Clara, die du uns – später im Text - vorstellst. Claras Lachen müsste nicht normal, sondern irgendwie angesagt (frag mich bitte nicht, was „angesagtes“ Lachen ist, ich weiß es nicht) oder aufregend/aufreizend/interessant klingen.
In ihren Ohren klingt es dagegen künstlich. Diese Differenz könntest du hier schon mal andeuten.

Er nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und kommt meinem Mund gefährlich nah: „Komm Clara, wir gehen rein.“
gefährlich nah. „Komm Clara, wir gehen rein.“

„Es ist kalt“. Er spuckt mir das Wort vor die Füße, will verführerisch sein, will das ich mich an ihm wärme, mich bei ihm einhake und ein heiseres Lachen lache,
Das passt nicht im Zusammenhang. „Vor die Füße spucken“ ist abfällig, eine Provokation, nicht zum Knutschen, eher zum Raufen.

Kurz schaut er mich irritiert an, dann bilden sich kleine Lachfältchen um seine braune Augen: „Alte Kupplerin“, er legt mir den Arm um die Schulter aber ich weiß, dass seine Gedanken dabei bei der schönen, blonden Jo sind und meine waren sowieso nie bei ihm, also ist es okay. Die Verhältnisse für heute Abend sind geklärt.
braunen.
Wieder ein Doppelpunkt zu viel.
„dabei“ ist überflüssig.
Zeilenumbruch.

Kurz schaut er mich irritiert an, dann bilden sich kleine Lachfältchen um seine braunen Augen. „Alte Kupplerin.“
Er legt mir den Arm um die Schulter aber ich weiß, dass seine Gedanken dabei bei der schönen, blonden Jo sind und meine waren sowieso nie bei ihm, also ist es okay. Die Verhältnisse für heute Abend sind geklärt.

Wir gehen auf Ninas Haus zu, die Kellerfenster sind schwach beleuchtet, sonst ist das Haus dunkel. Als die Klingel läutet ist es zehn vor zehn. Nina macht auf, ihre Augen sind ein bisschen rot aber sonst sieht sie toll aus. Schwarze Jeans, weißes Top dazu ihre unglaublichen Haare und die Katzenaugen, die uns, dunkel umrahmt, anstrahlen.
Das geht insgesamt einfacher und kürzer.
Rote Augen sehen eher matt und entzündet aus, die strahlen nicht. Außerdem würd ich so eine (unwichtige) Nebenfigur nie so kompliziert vorstellen. Das lenkt den Leser nur vom Hauptsächlichen ab.

Als die Klingel läutet … Das wäre die Sicht aus dem Hausinneren, also Ninas Sicht. Erzählt wird aber aus Claras Perspektive. Also: Clara läutet die Klingel, es ist zehn Uhr. Oder so ähnlich.

Wir gehen auf Ninas Haus zu. Nur hinter den Kellerfenstern brennt Licht. Es ist zehn vor zehn, als wir klingeln.
Nina macht auf. Sie sieht toll aus, schwarze Jeans, weißes Top, dazu diese unglaublichen Haare und ihre Katzenaugen, die uns, dunkel umrahmt, anstrahlen.
(oder so ähnlich)

Sie dreht sich um und geht mit schnellen Schritten und ihren Lippen an der nur noch halb vollen Rotweinflasche die Treppe herunter. Ihre unglaublich schmalen Hüften, bewegen sich nett nach links und rechts,
Geht auch kürzer:
Sie dreht sich um und geht, eine halb volle Rotweinflasche an ihren Lippen, die Treppe herunter. Ihre unglaublich schmalen Hüften, bewegen sich anmutig nach links und rechts,

Ich sehe absolut okay aus, meine kurzen Haare stehen wild um meinen Kopf und meine grauen Augen sind stechend. Die Stunde vor dem Spiegel hat sich gelohnt.
„Okay“ ist zu schwach, für eine Stunde vor dem Spiegel.
Stechende Augen sind unsympathisch. Ich würde Carla nicht so durchschnittlich zeigen. Sie sollte etwas mehr von einem Party-Girl haben, zumindest äußerlich, sonst wirkt die Pointe am Ende nicht.

Die Stunde vor dem Spiegel hat sich gelohnt. Ich nehme Matzes Hand und ziehe ihn hinter mir die Treppe herunter.
„nehme“ ist zu schwach.
Neue Zeile einfügen.
„hinter mir“ kann raus, sie zieht ihn ja, und schiebt nicht.
Die Stunde vor dem Spiegel hat sich gelohnt.
Ich ergreife Matzes Hand und ziehe ihn die Treppe herunter.

die eigentliche Party geht im letzten Raum am Ende des Flurs.
geht … ab.

schlagen zu lassen. Bevor ich die Tür öffne, bleibe ich kurz stehen, zupfe mein Top zurecht und hole tief Luft. Ich gehe hinein, das Zimmer ist so verraucht das ich kaum etwas sehe, ich muss auch nichts sehen. Ich weiß wie es aussieht. Das Zimmer ist weiß gestrichen, an der Wand hängt ein Spiegel der sie komplett bedeckt und in der Mitte steht ein riesiges Bett, sonst nichts. „Clara, Clara“, schreit die Meute auf dem Bett wild durcheinander.
schlagen zu lassen. Bevor ich die Tür öffne, bleibe ich kurz stehen, zupfe mein Top zurecht und hole tief Luft.
Das Zimmer ist verraucht, dass ich kaum etwas sehe. Macht nichts, ich weiß wie es aussieht. Es ist weiß gestrichen, an der linken/rechten/hinteren Wand hängt ein Spiegel, der sie komplett verdeckt, und in der Mitte steht ein riesiges Bett.
„Clara, Clara“, schreit die Meute auf dem Bett wild durcheinander.

Oder so ähnlich.

Ich weiß, dass sie schreien würden, egal wer sich durch die Tür schiebt, deshalb höre ich es zwar, aber mein Lächeln wird nicht echter.
Ist mir zu schwach. Wenn Clara kein besonderes Mädchen in dieser Party-Szene ist, dann schreib über ein anderes Mädchen!

Halte dich bei Claras Charakterisierung doch mehr an diese Textstelle:
„Diese Party braucht diese Clara und diese Clara braucht diese Party.“
Das ist die Außenansicht der „alten“ Clara. Innerlich entfernt sie sich ja bereits von diesem Image. Sie hat Sehnsucht nach einem „festen“ Freund. Deswegen würd ich auch eher sinngemäß folgendes schreiben:

Ich weiß, sie schreien weil ich endlich bei ihnen bin. Aber heute kann ich mich nicht darüber freuen, es mir egal. Meine Augen suchen Paul und mein lächelndes Gesicht ist nur für ihn.

Ich will nicht rein gehen, aber ich will auch nicht draußen bleiben. Ich weiß eigentlich gar nicht was ich will. Es ist so schwer, alles ist so schwer.
wirklich gut. Aber „Ich weiß eigentlich gar nicht was ich will“ ist eigentlich überflüssig.

Ich will nicht rein gehen, aber ich will auch nicht draußen bleiben. Es ist so schwer, alles ist so schwer.
Das wirkt mMn stärker.

Mein ganzes Leben ist nur Theater und alles was ich tue, tue ich, weil andere es von mir erwarten, nicht weil ich es gerne tue. Ich bin so unecht, mache mir Probleme wo eigentlich gar keine sind.
Ich bin unzufrieden und zynisch, übersättigt von Konsum und weiß nicht mal zu schätzen was ich habe. Das heißt, in meinen Worten anderen gegenüber schon, aber nicht in mir drin. Mir selbst gegenüber nicht. Ich bin ein Wrack.
Und niemand würde mich akzeptieren, der wüsste, dass ich mich selbst nicht leiden kann. Also, muss ich spielen und spielen. Ich habe keine Chance.
Ohne, dass ich wüsste wie, kauere ich vor der Mauer, die Ninas Haus umgibt und Tränen laufen über meine Wangen.
Ich dumme Kuh, jetzt heule ich auch noch vor lauter Selbstmitleid. Dabei habe ich ja alles was ich brauche, achthundertmillionen Menschen hungern und gerade jetzt stirbt ein Kind. Und ich sitze hier und weine über mein reiches, sattes Leben.
Eigentlich bin ich nur so furchtbar einsam.
Starker letzter Satz!
Überleg dir, ob du nicht das Angeschwärzte streichen kannst.

Gruß

Asterix

 

Hey,

Danke für die schnelle Kritik.
Ich habe die Geschichte nochmal überarbeitet und probiert der Prot ein bisschen mehr Charakter zu geben.
Gefällts euch besser so?
Grüße.

 

Hallo Mücke,

nette Geschichte, die vor allem von der Protagonistin lebt. Ihre Show, ihr Lächeln - die Fassade nach außen. Das hast Du schön herausgearbeitet.
Am meisten mochte ich die Stelle, wo sie nach draußen geht mit Cyrill und ihn küsst, oder sollte ich besser sagen, sich küssen lässt.

Stilistisch könnte Deine Geschichte sehr gewinnen, wenn Du Dir noch einmal die Verben anschauen würdest. Die Verben und die Interpunktion :).
Hast Du nicht einen Freund/ Freundin, der Dir bei den Kommata helfen könnte? Da fehlen nämlich noch einige. Und dann, dachte ich an so mancher Stelle, hier einen Punkt, anstelle eines Kommas und umgekehrt. Vielleicht liest Du Dir den Text mal laut vor, und hinterfragst Dich selbst dabei. Und dabei frage auch gleich, ob wirklich jedes Lächeln von ihr in den Text muss. Das ging mir nämlich irgendwann auf die Nerven ;).

Die Verben ... die sind bei Dir alle so brav. Deshalb will die Geschichte auch nicht wirklich Schwung aufnehmen. Geschichten leben von ihren Verben.
Mann kann sagen schreiben - oder: spotten, flüstern, schreien, nuscheln, lispeln, brüllen etc. Da kommt so ein Satz gleich viel intensiver rüber. Und eine Person erhält dadurch auch gleich mehr Farbe, eine Situation mehr Gewicht.

Ich such mir mal ein paar Beispiele raus und versuche Dir zu zeigen, was ich meine.

„Schnell. Kommt rein, ihr verpasst das Beste.“ Sie dreht sich um und geht mit schnellen Schritten und ihren Lippen an der nur noch halb vollen Rotweinflasche die Treppe herunter. Ihre unglaublich schmalen Hüften, bewegen sich nett nach links und rechts, und für einen kurzen Augenblick bin ich neidisch.

„Schnell, kommt rein. Ihr verpasst das Beste.“ Sie hastet vor uns die Treppen nach unten, kippt Rotwein in sich hinein. Ich glotze auf ihre schmalen Hüften, ihren knackigen Hintern. Für einen kurzen Augenblick bin ich neidisch.

Hüften schwingen weniger. Viel mehr ist es das Becken oder der Hintern, das/der sich da bewegt ;).

Ich weiß sowieso, die eigentliche Party geht im letzten Raum am Ende des Flurs ab. Ich setze das natürlichste Lächeln auf, dass mir zur Verfügung steht und schiebe mich mit einem gelegentlichen ach-Hallo-Nicken durch den Gang. Gleich sehe ich ihn, gleich sehe ich ihn, denke ich nur, und das reicht um mein Herz schnell und schneller schlagen zu lassen. Bevor ich die Tür öffne, bleibe ich kurz stehen, zupfe mein Top zurecht und hole tief Luft. Ich öffne die Tür.

Wiederholungen sind auch so ein Ding ;).

Ich weiß, die eigentliche Party geht im hinteren Raum ab. Mit einem Lächeln und gelegentlichen 'ach-Hallo-Nicken' schiebe ich mich durch den Gang. Gleich sehe ich ihn, läuft es in einer Dauerschleife, mein Herz wummert gegen die Brust. Kurz bleibe ich stehen, zupfe das Top zurecht, hole tief Luft und öffne die Tür.

Ich gehe zwei Schritte weiter, mehr Platz ist sowieso nicht für meine Füße. Ich schaue mich suchend um, lächele schön weiter. Bis ich sehe, was ich nicht sehen will und ich mein mühsames Lächeln nicht mehr halten kann. Paul ist nicht da. So eine Scheiße. Den ganzen Tag war ich nervös, habe mich tausendmal umgezogen, meine Lippen alle halbe Stunde einbalsamiert, und jetzt ist er nicht mal da. So eine Scheiße.

Ich quetsche mich weiter in den Raum. Suche und grinse, bis ich sehe, was ich nicht sehen will. Paul ist nicht da. So eine Scheiße. Mein Lächeln zerfließt, haut einfach ab. Den ganzen Tag war ich nervös. Habe mich tausendmal umgezogen, meine Lippen einbalsamiert und jetzt ist er nicht da.

Das sind jetzt natürlich nur Vorschläge. Ich wollte Dir lediglich einen Vergleich aufzeigen. Überflüssige Details weglassen, einige Sätze umstellen, Wiederholungen vermeiden, ein paar kräftige Verben einstreuen. Und schon hast Du eine ganz andere Intensität.

Wenn Du darauf hin noch mal über Deinen Text gehen würdest, da wäre noch einiges drin ;), m.M.n. Aber Du kannst es natürlich auch alles lassen, wie es ist.

In diesem Sinne, beste Grüße Fliege

 

Hi Mücke!
Mir gefällt deine Geschichte jetzt auf jeden Fall besser! Vorallem die Idee mit den Armreifen find ich super.
Gern gelesen!
Sonnige Grüße
Cathy

 

Hi Mücke,

Ich finde deine Geschichte richtig richtig (...) gut.
Sie ist richtig krass und richtig gut und ich hab grad nichts dazu zu sagen, abgesehen davon, dass ich sie so gut finde.
Das war grade ganz großes Kino ^_^
Weiter so.

Liebe Grüße

Eine zutiefst beeindruckte juta.

 

Hey,

Danke euch beiden.
Schön, dass es dir jetzt besser gefällt, Catherine. Und toll, dass es dich so begeistert hat, Juta. :)

Schönen Sonntagabend wünsche ich,
Mücks.

 

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