Freischwimmer
Das Meer, es ist heute wunderschön. Eine Brandung wie im Bilderbuch.
Es ist mein erster Urlaubstag und ich sitze allein am Strand.
Der Mann der mich begleiten wollte, ist nicht mehr mein Begleiter.
Gefesselt schaue ich auf die von Schaum gekrönten Wellen. In mir ist dieses bohrende Gefühl der Einsamkeit, der bittere Geschmack des Verlassenseins.
In meinem Kopf breitet sich langsam ein Gedanke aus und wartet auf seine Erfüllung. Das Meer! Das Meer als Herausforderung. Langsam gehe ich auf das Ufer zu. Der warme Sand umhüllt bei jedem Schritt meine Füße wie eine warme Decke. Ohne zu zögern gehe ich in das blaue Nass. So tief, bis es meine Hüften erreicht. Nicht die Kühle beachtend, lasse ich mich nach vorn fallen. Mit kräftigen Zügen schwimme ich hinaus. Jede Welle ist eine neue Barriere, die ich mir aus dem Weg räume. Meine Arme und meine Beine bewegen sich wie von alleine. Weiter und weiter.
Eine Qualle streift mein Gesicht und ich blicke erschreckt zurück zum Strand. Viel zu weit schwamm ich hinaus. Sich nun verrückt machen bringt nichts, ich muss umkehren. Nur langsam komme ich vorwärts, die Wellen ziehen mich immer wieder zurück. Doch die Entfernung wird geringer. Meine Arme sind müde und in meinen Knien scheint Blei zu stecken. Endlich spüre ich den Boden unter meinen Füßen. Raus aus dem Wasser und lang in den Sand geschmissen. Geschafft! Das bohrende Gefühl der Einsamkeit ist der Erschöpfung gewichen.
Vor mir hüpft ein perlmuttschimmernder Käfer durch die Sandkörner.
Ich muss lächeln.
Soeben habe ich mich freigeschwommen!