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Freiheit ist auch nur ein Wort

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20.02.2019
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Freiheit ist auch nur ein Wort

Er konnte es den ganzen Tag sehen. Es war immer da und wartete auf ihn bei Tag und bei Nacht, am Morgen wie am Abend. Sein Sehnsuchtsort war es über die Zeit geworden. Er konnte nicht verstehen, warum so viele einfach achtlos vorbeiliefen - in Gedanken verloren, unachtsam oder sogar gleichgültig gegenüber der unberechenbaren und unbrechbaren Schönheit, die sein Herz berührte.
Die Gleichgültigkeit fand er am schlimmsten, so viele Menschen spazierten einfach ignorant an seinem so heiß geliebten Sehnsuchtsort vorbei. Kein Blick ging nach rechts oder links, vor sich hinstarrend und blind für alles Schöne liefen sie einfach vorbei. Nur weil man etwas von vollkommener Schönheit regelmäßig sieht, verliert es doch nicht seinen Zauber, seine Faszination oder gar seinen Charme - zumindest war es bei ihm so. Stundenlang konnte er auf das Meer schauen - es wurde ihm nie langweilig dabei. Es gab so viel zu sehen: Wolken, Himmel, Schiffe, Wind, der die Gräser in den Dünen hin und her tanzen ließ, und der Geruch nach Salz, aber vor allen Dingen nach Freiheit.
Aber an erster Stelle kam für ihn das Meer an sich, daran konnte er sich nicht sattsehen. Er liebte es zuzusehen, wie die Wellen am Strand brachen, wie die Gischt bei stürmischem Wetter auf dem Wasser tanzte, wie das Meer immer in Bewegung war und nie verharrte. Der Sturm war seine Leidenschaft, stundenlang beobachtete er das wütende Treiben des Meeres. Die kleinen und großen Fischerboote, die durch die Wellen hin und her geworfen wurden, als wären sie Nussschalen. Es sah aus wie ein schlecht choreografiertes Ballett.
Ballett sah er manchmal im Fernsehen. Es gefiel ihm aber nicht so gut, es war gekünstelt und unecht - ganz im Gegensatz zu dem gefährlich-schaurigen Tänzen der Fischerboote.
Besonders mochte er den Geruch des Sturms: Das Salz, die Aufregung und der Gestank nach Fisch, der sich mit dem Geruch der Dünen vermischte, man konnte die Gefahr förmlich riechen. Sobald der Wind auffrischte, wurde er nervös und versuchte, einen möglichst guten Aussichtspunkt auf das heranströmende Theater zu finden. Sturm war Leidenschaft. Sturm war Angst. Sturm war Leben - Leben in allen Extremen und damit alles, was ihm in seinem Leben so fehlte.
Aber auch die stille und ruhige See faszinierte ihn - wenn das Wasser silbern glänzte, sich der Horizont in der Unendlichkeit spiegelte und alles in dem Moment verharrte und doch gleichzeitig im vollkommenen Fluss war. Bei den meisten Menschen schien sich alles um die Sonne zu drehen, das Meer rangierte in ihrer Gunst weit dahinter. Sobald sie da war und ihre Strahlen den Sand berührten, kamen auch die Menschen in Scharen. Sie legten sich in den Sand und ließen sich wärmen. Wenige Augenblicke allerdings nur verschwendeten sie auf die Schönheit, die die Sonne in jede Ecke, die sie erreichte, brachte. Sie rekelten sich in ihrem Licht und starrten dabei auf ihre Handys, in Bücher oder einfach nur vor sich hin. Das war ihm das Unbegreiflichste auf der Welt, wie man freiwillig auf diese unwiederbringlichen Momente absoluter Schönheit verzichten konnte.
Ähnlich verhielt es sich mit den beiden für ihn magischsten Momenten des Tages: dem Sonnenaufgang und dem Sonnenuntergang. Wenn die Sonne den Horizont berührte, entweder in dem Versprechen, den Tag über die Welt zu wachen, oder am nächsten Morgen wiederzukehren, dann setzte sein Herz jedes Mal eine Sekunde vor Ergriffenheit aus. Auch viele der Passanten hielten dann an, um diesen Augenblick festzuhalten, allerdings nicht wie er in ihren Herzen, sondern in ihren Handys. Schwer hatte ihn die Erkenntnis getroffen, dass es ihnen nicht darum ging, den Moment für sich auszukosten oder gar zu bewahren, sondern ihn mit dem Handy für andere zu konservieren.
Er zehrte von diesen Momenten der Schönheit, die sein Herz erreichten. Nie wäre es ihm eingefallen, sie mit anderen zu teilen oder gar sie nur für andere festzuhalten. Sie waren sein Lebensinhalt. Die Liebe zum Meer und seiner Schönheit waren der einzige Grund, warum er noch nicht versucht hatte, seinem verhassten Leben ein Ende zu setzen. Er lebte in einem furchtbaren Gefängnis aus Gitterstäben, die man Käfig nennt. Er konnte ihm nicht entfliehen, diesem furchtbaren eisernen Käfig. Er hasste ihn so sehr, dass es sein Herz aufzufressen drohte. Seine einzige Möglichkeit, diesem zerstörerischen Hass zu entfliehen, war eine Stelle im Käfig zu finden, von der aus er das Meer ohne die sein Blickfeld einschränkende Käfigstangen betrachten konnte. Von der Freiheit, der Wildheit und der Ungezähmtheit des Meeres zu träumen, das war seine einzige Freude. Alle diejenigen, die die Freiheit hatten, das Meer ohne Gitterstäbe zu sehen, es berühren zu dürfen und sich von ihm einfach bis zum Horizont davontragen zu lassen, verachtete er für ihre Gleichgültigkeit und ihre Ignoranz gegenüber dem für ihn unbezahlbaren Wert der Freiheit. Wäre er frei und wenn auch nur für einen einzigen Tag, er würde das Meer auskosten mit jeder Faser seines Körpers, den Sand spüren, das Salz schmecken, die Weite aufsaugen und die Freiheit genießen. Sich von einem Boot über das Wasser tragen zu lassen, um dem Horizont näher zu kommen oder sich am schier endlos langen Strand entlang zu bewegen, um die Weite zu spüren, davon träumte er in all seinen dunklen Stunden der Einsamkeit und der Enge. Ein kühner, aber dafür umso sehnlicherer Wunsch war es, einmal über das Meer zu fliegen – unter ihm die Tiefe des Meeres, über ihm die Weite des Himmels und vor ihm der Horizont.
Aber man konnte es sich nicht aussuchen, er war nicht frei. Er war vom Leben in einen kleinen Käfig gesetzt worden, aus dem es für ihn, so war er sich sicher, zu Lebzeiten kein Entrinnen gab.

Gerade als dieser Gedanke ihm wieder das Herz schwer werden ließ, flog die Tür auf. Sie waren zurück und damit war seine Zeit des Nachdenkens und der Träumerei von der Freiheit des Meeres beendet.
Sofort standen der Junge und das Mädchen vor seinem Käfig. "Piepsi, Piesi, sei ein lieber Vogel komm her", jaulten sie. Er hatte jedes Mal das Gefühl, sein Kopf würde bersten angesichts der Lautstärke, in der diese Kinder mit ihm kommunizierten. Er blinzelte nur müde mit einem Auge. Das letzte Mal hatten sie versucht, als er sich ihnen etwas genähert hatte, ihn mit einem Stöckchen zu schubsen, um zu schauen, ob er von der Stange fallen würde. Keinen Zentimeter würde er näher an diese kleinen Menschen herankommen. Ihr Geschrei wurde nun noch lauter und unangenehmer. Das pummelige Mädchen drückte sein Gesicht ganz nah an die Gitterstäbe und kreischte wieder: "Piepsi, Piepsi!" Der Junge grinste und sagte: "Wir machen den Käfig einfach auf. Dann kommen wir leichter an den dummen Vogel ran."
Er erstarrte vor Angst. Diesen Kindern war alles zuzutrauen - jede Art von Gemeinheit, Kaltblütigkeit oder Boshaftigkeit. Sie hatten schon häufiger versucht, ihm Schaden zuzufügen. Dem Hund, so hatte er beobachtet, gaben sie regelmäßig in unbeobachteten Momenten kleine Tritte oder zogen ihn an den Ohren. Er wollte sich nicht ausmalen, was sie mit ihm vorhatten. Er hatte keine Hoffnung, dass wenn die großen Menschen der gewalttätigen Art ihrer Brut gewahr würden, sie ihre Kinder zur Ordnung oder zu gutem Benehmen gegenüber Tieren auffordern würden. Auch sie behandelten die Tiere lieblos und gleichgültig.
Schon hatte der blondgelockte Junge mit dem Engelsgesicht, dem niemand auf den ersten Blick seine teuflische Art ansah, den Käfig geöffnet und streckte bereits seine Hand nach ihm aus. Sein kurzes, unerfülltes Leben als Kanarienvogel zog an ihm vorbei und die Erkenntnis, nie wirklich an seinem Sehnsuchtsort gewesen zu sein, machte ihm das Herz unendlich schwer.
Da rief die Mutter ihre Kinder im schimpfenden Tonfall zu sich. Dieser Ton duldete keinen Aufschub, dass wussten die Kinder. Sein Herz schlug vor Angst immer noch so schnell und laut in seiner kleinen Brust, dass er nicht alles verstand. Aber anscheinend hatten die beiden ihre Zimmer nicht aufgeräumt und stattdessen in der Küche ein Unheil angerichtet.
Schnell zog der Junge die Hand aus dem Käfig und warf seiner Schwester einen genervten Blick zu. Dann eilten sie mit Unschuldsmiene aus dem Zimmer zu ihrer Mutter.
Er konnte es kaum glauben, dass er für den Moment gerettet war. Es dauerte noch einige Minuten bis sich seine Aufregung etwas legte und er wieder ruhiger auf seiner Stange sitzen konnte. Auch zur Beruhigung war das Meer das erste Mittel seiner Wahl. Die Wellen und der Schimmer des Wassers beruhigten ihn in der Regel zügig von all den Strapazen, die das Leben für einen Kanarienvogel in Käfighaltung bereithielt. Er richtete die Augen auf das Wasser, atmete tief ein und hoffte, dass die innere Entspannung einsetzte und er sich von der furchtbaren Begegnung mit Kindern vollends erholen konnte.
Gleich darauf schnellte sein Herzschlag aber wieder nach oben und zwar höher als jemals zuvor, denn er sah, dass die Käfigtür immer noch einen Spalt offenstand und damit seine Tür zur Freiheit, nach der er sich seit jeher sehnte. Könnte es wirklich geschehen, dass er, der kleine Kanarienvogel mit Namen Piepsi, über das weite Meer Richtung Horizont fliegen würde?
Er konnte es nicht fassen, dass sich ihm endlich ein Ausweg aus seinem so verhassten Käfig bot, denn auch das Fenster stand an diesem Tag offen. Es war ein wunderschöner Sommertag und das Meer lag still silbrig glänzend vor ihm.
Es schien ihm, als würde es mit offenen Armen auf ihn warten. Er könnte frei sein und für immer nur seinem eigenen Willen folgen - eingeschränkt höchstens durch das Wetter oder die Jahreszeiten. Frei, dorthin zu fliegen, wohin er wollte. Seinen Sehnsuchtsort entdecken. Das Meer, den Sand und die Weite spüren und nicht nur aus der Ferne durch einen Käfig und Fensterscheibe alles betrachten. Er könnte den Sturm leibhaftig erleben, auf der Welle reiten und die Sonne spüren.
Er war so aufgeregt, denn sein Traum war zum Greifen nah. Er sprang von der Stange und setzte sich in die Tür und erlebte zum ersten Mal, dass es keine Gitterstäbe gab, die seinen Blick trübten. Er würde gleich in die Freiheit starten und nie mehr zurückkehren an diesen verhassten Ort.
Es war nur ein kurzer Flug, ein kleiner Flügelschlag und er saß auf dem Fensterbrett und damit nur noch wenige Zentimeter entfernt vom großen Abenteuer. Er schlug mit den Flügeln, um sich warm zu machen und vorzubereiten auf den größten ersten Schritt seines bisherigen Lebens. Seine Seele war erfüllt mit Freude und Glück, ein Gefühl, dass er bisher noch nicht in der Intensität erlebt hatte. Aber es gefiel ihm sehr, wie sich dieses wohlige Gefühl langsam in seinem Körper ausbreitete.
Ein Greifvogel flog dicht am Fenster vorbei und schnellte nach unten, um an etwas Essbares auf dem Boden zu gelangen. Er konnte nicht sehen, was er erbeutet hatte, jedoch hatte er etwas im Schnabel als der große Vogel wieder in seinem Blickfeld erschien. Langsam flog er nun Richtung Strand, um es zu verspeisen.
Für dieses erbeutete Lebewesen war der Traum vom freien und selbstbestimmten Leben auf brutale Art und Weise soeben geplatzt. Sein Herz war plötzlich ganz eng und ihm wurde schwindelig vor Angst als ihn die Gewissheit überfiel, dass auch er künftig als Futter enden konnte. Er hatte bisher immer nur von der Freiheit des Meeres geträumt. Er hatte sich ausgemalt, wie er stundenlang auf einem Ast sitzend das Wasser betrachten würde. An die vielen Gefahren hatte er nie einen Gedanken verschwendet. Warum auch? Er hatte doch nie geglaubt, dass sich ihm tatsächlich mal die Gelegenheit zur Flucht bieten würde. Er wollte nicht gefressen werden und noch weniger wollte er immer Angst haben müssen, dass sich irgendein anderes Lebewesen auf ihn stürzen könnte. Wie sollte er denn jemals in Freiheit ruhig schlafen? Auch die Gefahren des Sturms wurden ihm plötzlich bewusst. Ein großer Sturm konnte ihn ebenfalls umbringen. Selbst für große Schiffe konnte er gefährlich werden. Er war doch nur ein kleiner Kanarienvogel, ein Sturm würde nicht viel von ihm übriglassen. Und wo würde er Futter finden? Müsste er gar hungern? Der Käfig war grauenhaft genauso wie die Menschen, aber er musste nicht hungern. Jeden Tag bekam er ein Schälchen mit Körnern und Obst sowie frisches Wasser. Er hüpfte einige Millimeter zurück, weg vom geöffneten Fenster und Richtung Käfig. Warum hatte er nur nie an all die tödlichen Gefahren gedacht? Wie hatte er einen so entscheidenden Punkt nur ausblenden können? Das Meer lockte ihn noch immer so sehr, aber die Angst hielt ihn fest. In Ruhe nachdenken, alle Optionen abwägen und dann entscheiden dafür fehlte ihm die Zeit. Eine solche Gelegenheit zur Flucht würde sich ihm nie mehr bieten, das wusste er. Er rutschte noch ein bisschen weiter zurück, als er in der Ferne etwas am Strand entlanglaufen sah, dass er für eine Katze hielt. Der Käfig, der ihn der Freiheit beraubte, beschütze ihn zuverlässig vor diesen furchtbaren, mordlustigen Kreaturen. Dieser Vorteil war nicht zu unterschätzen, wenn man betrachtete, wie viele von diesen Katzen draußen rumliefen. Er gab ihm Sicherheit und Schutz, außerdem bekam er immer frisches und leckeres Futter. Das würde in Freiheit ganz anders aussehen. Er mochte die Menschen nicht und er fürchtete sich sehr vor den Kindern, aber sie hatten ihm bisher nie etwas Ernstes getan und auch den Hund ärgerten sie nur. Sie waren auf jeden Fall harmloser als das, was draußen jenseits seines Käfigs auf ihn lauern würde. In der Obhut der Menschen musste er nicht hungern, nicht frieren und er wurde nicht nass.
Warum hatte er das nur nie gesehen? Vielleicht fühlte sich der Sand gar nicht so gut an, wie er es sich immer erträumt hatte. Vielleicht erfüllte ein Flug über das Meer ihn gar nicht mit Freude und Glückseligkeit, sondern war einfach nur anstrengend. Und wovon sollte er eigentlich träumen, wenn er seinen Traum lebte?
Es gäbe kein Zurück, wenn sein Sehnsuchtsort zum Alptraum aus Angst, Hunger und Kälte würde. Vielleicht hatte er Freiheit immer zu hoch eingeschätzt. Er hatte doch von seinem Käfig einen wunderbaren Blick auf sein geliebtes Meer und er war in Sicherheit. Aus der Ferne lieben war doch nicht unbedingt schlechter, vielleicht war es nicht unbedingt so intensiv wie die tatsächliche Berührung mit seinem Sehnsuchtsort, aber dafür ohne Enttäuschung? Er hüpfte noch einige Zentimeter weiter nach hinten, sog den Blick auf das Meer durch das offene Fenster auf und atmete die salzige Luft tief ein. Dann flog er zurück in seinen Käfig, setze sich auf seine Lieblingsstange und schaute weiter auf das Meer, so wie er es immer tat.

 
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Liebe Casa.ndra,
Vielen Dank für die guten Tipps.
Eigentlich wollte ich mit dem letzten Satz nicht werten, daher ist es sicherlich besser ihn weg zu lassen. Vielen. Dank und LG

 

Hallo Gedankenaufschreiberin, rein formal erfüllt Deine Geschichte die Anforderungen einer Fabel, nämlich eine kurze, belehrende Erzählung (häufig) aus der Sicht von Tieren zu sein, die auf eine moralphilosophische Schlusspointe hinausläuft.

Wie Casandra schon anmerkte, ist diese Schlusspointe allerdings problematisch: Lieber unfrei in Sicherheit bleiben, als das Wagnis eines selbstverantwortlichen Seins eingehen. Das wäre ein guter Slogan für das Leben in einer Diktatur. Diktaturen zeichnen sich ja beispielsweise durch eine stark verringerte Kriminalitätsrate aus, eben weil Geheimdienst-, Polzei- und Militärstaaten die Zivilgesellschaft hemmungslos überwachen. Solange man also der herrschenden Diktatur nicht in die Quere kommt, lebt es sich in solchen Gesellschaften recht sicher. Noch heute betrauert so mancher DDR-Bürger den Verlust von Sicherheit, vergisst dabei aber, zu welchem Preis diese Sicherheit erkauft wurde.

Fabeln begegnen uns in der heutigen Kulturlandschaft häufig in Form von Animationsfilmen (Findet Nemo!, Der König der Löwen usw.) Es ist etwas Regressives darin, wenn Erwachsene sich bei diesen Filmen amüsieren. Während Erwachsenen-Filme nämlich zuweilen unverdauliche Kost bieten, sind solche kindlichen Geschichten nicht gefährlich. Natürlich gibt es auch verstörende Fabeln, wie »Farm der Tiere«, aber der größte Teil plätschert so dahin und belehrt in Allerweltweisheiten: Freunde und Familie sind wichtig, Charakter und innere Werte zählen mehr als Äußerlichkeiten usw.

Ich denke außerdem, dass das Konzept der Belehrung veraltet ist. Schiller sah im Schauspiel eine moralische Anstalt, Goethe und andere Aufklärer teilten diese Auffassung , aber das ist ja nun schon eine Weile her. Vielleicht ist es zeitgemäßer, Texten zumindest einen Hauch von Ambivalenz zu geben und dem Leser ein wenig Kopfarbeit zu überlassen.

Vom Sprachlichen her leidet der Text unter der betont vorgetragenen Sentimentalität:

Sein Sehnsuchtsort war es über die Zeit geworden. Er konnte nicht verstehen, warum so viele einfach achtlos vorbeiliefen - in Gedanken verloren, unachtsam oder sogar gleichgültig gegenüber der unberechenbaren und unbrechbaren Schönheit, die sein Herz berührte.

Nachdem die Romantiker des 18. und 19. Jahrhunderts exzessiv über die Sehnsucht, das Absolute und die Entfremdung geschrieben haben, ist diese Stilistik eigentlich nur noch schmachtenden Teenagern und ihren Tagebüchern vorbehalten. Für den heutigen Leser klingt das überladen und auch unecht, denn aus dem Schwelgen in Phantasien und Sehnsuchtsorten haben sich die Menschen weitgehend emanzipiert. Allenfalls Kitschliteratur befriedigt diese Bedürfnisse ohne Hemmung, aber ich finde, das ist nicht der richtige Weg.

Meine Empfehlungen lauten: Frage Dich, was Du mit dem Text aussagen willst. Sag es nicht direkt, sondern lass ein wenig Interpretationsspielraum. Vermeide das Sentimentale.

Gruß Achillus

 

Liebe @Gedankenaufschreiberin,

ich bin mir nicht ganz sicher, warum du deine Texte hier einstellst. Ich gehe mal davon aus, dass du sie zur Diskussion stellen und eventuell verbessern willst. Deinem Profil und deiner sehr knappen Antwort auf @casa.ndra kann ich das leider nicht entnehmen. Wie auch immer - mein Kommentar ist fertig und ich stelle ihn mal ein.

Das ist über weite Strecken ein sprachlich gut geschriebener Text. Und auch die Grundidee gefällt mir sehr. Du berührst mit deiner kleinen Parabel Fragestellungen, mit denen sich zig Philosophen und Psychoanalytiker beschäftigt haben. Besonders seit der Aufklärung stellt sich ja dem Individuum die Frage, wie es selbstverantwortlich in einer Welt leben kann, die nicht einer von Gott vorgegebenen Ordnung unterliegt. Die Romantiker beantworteten dieses ‚Unbehaustsein‘ mit einer Rückbesinnung auf die Religion und verhielten sich damit ungefähr so wie dein kleiner Vogel:

Sein Käfig, sein Gefängnis mit all seiner Unfreiheit gibt ihm Schutz vor einer Welt von Gefahren. Diese Sicherheit lässt ihn am Ende seine Unfreiheit akzeptieren.

Diese Grundidee deiner Geschichte regt zum Nachdenken an: Wie weit akzeptiere ich als Individuum die Zwänge meines Daseins, wenn es mich gleichzeitig vor Gefahren schützt? Mir fallen da spontan Äußerungen von ehemaligen DDR-Bürgern ein, die mit der Freiheit des Westens und deren Fallstricken nicht viel anfangen konnten und sich zurücksehnten in ihre geordnete Unfreiheit.

Zurück zu deiner Geschichte:

Inhaltlich hast du dir das recht gut überlegt. Du beschreibst den Sehnsuchtsort des kleinen Vogels sehr anschaulich, lässt mich teilhaben an allem, was er positiv wahrnimmt. Dann die Aussicht auf Befreiung und damit die Chance, den Sehnsuchtsort zu erreichen. In diesem Moment das Auftreten der Gefahr, vor der der Käfig ihn geschützt hätte. All das, was er sich erträumt hat, wird plötzlich in Frage gestellt, verwandelt sich vom Positiven ins Negative.

Jetzt zur Ausführung:

Da finde ich, dass du das Ganze viel kompakter hättest gestalten können. Du wiederholst dich an vielen Stellen, beschreibst im Grunde mehrmals dasselbe.

warum so viele einfach achtlos vorbeiliefen - in Gedanken verloren, unachtsam oder sogar gleichgültig gegenüber der unberechenbaren und unbrechbaren Schönheit, die sein Herz berührte.
so viele Menschen spazierten einfach ignorant an seinem so heiß geliebten Sehnsuchtsort vorbei. Kein Blick ging nach rechts oder links, vor sich hinstarrend und blind für alles Schöne liefen sie einfach vorbei.

Alle diejenigen, die die Freiheit hatten, das Meer ohne Gitterstäbe zu sehen, es berühren zu dürfen und sich von ihm einfach bis zum Horizont davontragen zu lassen, verachtete er für ihre Gleichgültigkeit und ihre Ignoranz gegenüber dem für ihn unbezahlbaren Wert der Freiheit. Wäre er frei und wenn auch nur für einen einzigen Tag, er würde das Meer auskosten mit jeder Faser seines Körpers, den Sand spüren, das Salz schmecken, die Weite aufsaugen und die Freiheit genießen. ...
Aber man konnte es sich nicht aussuchen, er war nicht frei. Er war vom Leben in einen kleinen Käfig gesetzt worden, aus dem es für ihn, so war er sich sicher, zu Lebzeiten kein Entrinnen gab.
Gerade als dieser Gedanke ihm wieder das Herz schwer werden ließ, flog die Tür auf. Sie waren zurück und damit war seine Zeit des Nachdenkens und der Träumerei von der Freiheit des Meeres beendet.
Von der Freiheit, der Wildheit und der Ungezähmtheit des Meeres zu träumen, das war seine einzige Freude. Alle diejenigen, die die Freiheit hatten, das Meer ohne Gitterstäbe zu sehen, es berühren zu dürfen und sich von ihm einfach bis zum Horizont davontragen zu lassen, verachtete er für ihre Gleichgültigkeit und ihre Ignoranz gegenüber dem für ihn unbezahlbaren Wert der Freiheit. Wäre er frei und wenn auch nur für einen einzigen Tag, er würde das Meer auskosten mit jeder Faser seines Körpers, den Sand spüren, das Salz schmecken, die Weite aufsaugen und die Freiheit genießen.

Und so könnte ich dir viele Stellen aufzeigen, in denen mir der Autor wieder und wieder denselben Gedanken auf die eine oder andere Weise verklickert. Ich habe inzwischen verstanden, dass der kleine Vogel sich nach seiner Freiheit sehnt, dass muss ich nun nicht noch einmal erklärt bekommen. Da könntest du einiges wegkürzen und die Aussage bliebe immer noch dieselbe.

Zum Ende steigert sich dieses Explizite und Wiederholende dann für mein Gefühl.

Auch fände ich es besser, wenn du als Beispiel für die auf den kleinen Vogel lauernden Gefahren nur die Katze gewählt hättest. Der Greifvogel ist für den Kolibri wohl keine echte Gefahr, die Katze jedoch schon. So hast du erst den Greifvogel, dann – nachdem der kleine Vogel schon die Gefahren der Freiheit überdenkt – auch noch die Katze.

Noch ein paar Einzelheiten, die ich mir markiert habe:

Er konnte nicht verstehen, warum so viele einfach achtlos vorbeiliefen - in Gedanken verloren, unachtsam oder sogar gleichgültig gegenüber der unberechenbaren und unbrechbaren Schönheit, die sein Herz berührte.
Auf die Redundanz habe ich schon hingewiesen. Aber was soll ich unter der unberechenbaren und unbrechbaren Schönheit verstehen?
Es gab so viel zu sehen: Wolken, Himmel, Schiffe, Wind, der die Gräser in den Dünen hin und her tanzen ließ und der Geruch nach Salz, aber vor allen Dingen nach Freiheit.
Aber an erster Stelle kam für ihn das Meer an sich,
Besonders mochte er den Geruch des Sturms: Das Salz, die Aufregung und der Gestank nach Fisch, der sich mit dem Geruch der Dünen vermischte, man konnte die Gefahr förmlich riechen.
Das ist typisch für viele redundante Stellen deines Textes: Du wiederholst dich inhaltlich und auch sprachlich.
Und ‚die Aufregung‘ gehört wohl nicht in diese Aufzählung.
Wenn die Sonne den Horizont berührte entweder in dem Versprechen, den Tag über (über) die Welt zu wachen, oder an einem anderen Morgen wiederzukehren, dann setzte sein Herz jedes Mal eine Sekunde vor Ergriffenheit aus.
Ich glaube, das Versprechen der Sonne kann nur sein, am nächsten Morgen wiederzukehren, nicht irgendwann an einem anderen Morgen;).
Er lebte in einem furchtbaren Gefängnis aus Gitterstäben und Stangen, die man Käfig nennt.
Wo ist der Unterschied?
Er hatte keine Hoffnung, dassk wenn die großen Menschen(,) der gewalttätigen Art ihrer Brut gewahr würden, sie diese(s) zur Ordnung oder (zu) gutem Benehmen gegenüber Tieren auffordern würden.
Gegen Ende hin mehren sich Zeichensetzungsfehler. Da solltest du noch einmal nachschauen.
denn er sah, dass die Käfigtür immer noch einen Spalt offenstand und damit seine Tür zur Freiheit, nach der er sich seit jeher sehnte.
Dass er sich nach Freiheit sehnt, ist Hauptthema besonders des ersten Teils. Das muss hier nicht noch einmal betont werden.
Dann flog er zurück in seinen Käfig, setze sich auf seine Lieblingsstange und schaute weiter auf das Meers, so wie er es immer tat.
Übrigens hätte auch ich die Geschichte hier enden lassen.

Fazit:
Das ist eine Parabel, die zum Nachdenken anregt und die sich wirklich auf viele Bereiche übertragen lässt – die sogar einen kleinen philosophischen Hauch hat. In der Ausführung ist sie mir allerdings sehr oft zu wiederholend und geschwätzig. Als Leser bleibt mir kaum Freiraum, selber etwas zu erkennen. Alles wird mir vom Autor haarklein und immer wieder erklärt. Du solltest – wie schon am Anfang gesagt – den ganzen Text kompakter gestalten und das Thema Freiheit nicht überstrapazieren, indem du es immer und immer wieder explizit erwähnst. Das, wonach sich der kleine Vogel sehnt, hast du sehr schön dargestellt. Darauf solltest du den Fokus richten. Dass es für ihn seine Freiheit bedeutet, erschließt sich mir als Leser sehr bald. Und auch die Gefahren der Unfreiheit macht allein das Katzenbeispiel schon sehr schön deutlich.

Liebe Gedankenaufschreiberin, ich begrüße dich bei den Wortkriegern.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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„Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann leisten kann.“

Er könnte frei sein und für immer nur seinem eigenen Willen folgen - eingeschränkt höchstens durch das Wetter oder die Jahreszeiten. Frei, dorthin zu fliegen, wohin er wollte. Seinen Sehnsuchtsort entdecken.

O. g. Zitat wird im Netz Karl Marx zugesprochen, wobei keine Fundstelle angegeben wird. Aber es ist deshalb noch lange nicht falsch. Denn selbst Deinem Kanarienvogel (der von seiner Herkunft her, den Kanaren, trotz seiner Zierlichkeit durchaus stürmische Zeiten überstehen sollte, daher wahrscheinlich seine Liebe zur See - wäre er nicht in einem „goldenen“ Käfig der „Sicherheit“ befangen, dass er allein die Reisefreiheit mit seinem Spatzenhirn als „Freiheit“ ansieht – denn um das Spannungsverhältnis von Sicherheit und Freiheit zu gewährleisten, wird Freiheit wie eine Zwiebel in Einzelteile zerlegt (Meinungs-/Pressefreiheit, Kunst-/Religionsfreiheit, Vertrags-/Eigentums-/Gewerbefreiheit, die schon ein Stolperstein für die „freie Wahl“ des Arbeitsplatzes wie des Wohnortes darstellt usw. usf.), was schon zeigt, dass „Freiheit“ eines nicht ist, nämlich tun und lassen zu können, was einem so gerade gefiele

liebe @Gedankenaufschreiberin -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!,

und den Konjunktiv irrealis hab ich da bewusst gewählt, denn Du wählst für das Thema „Freiheit“ das falsche Subjekt, denn „vogelfrei“ bedeutet alles andere als Freiheit – ein juristischer Begriff früherer Zeiten (der bekannteste Vogelfreie dürfte 1521 nach dem Wormser Kongress Luther gewesen sein, weil die päpstliche Bulle selbst dem Kaiser keine „freie“ Hand mehr ließ, ein mäßigere Strafe zu wählen, als Luther den Vögeln (zum Fraß) freizugeben wie einen Gehenkten … Da gehörte schon einiges zu, Luther vor den Aasfressern (wie Greif- und Rabenvögeln, aber vor allem Totschlägern) zu retten.

Die ahd. friheit war ein „verliehenes“ (in dem Adjektiv steckt das Lehen drin!) Privileg und im buchstäblich übertragenen Sinne der freie Sinn (verewigt in dem Volkslied „die Gedanken sind frei“), in der mhd. vriheit gesellt sich zu dem ständischen „Freien“ das Asyl als Zufluchtsort („Stadtluft macht frei“).

Nun steht in den alten Formen der Freiheit eine andere Silbe als „frei“ vorneweg und die weist auf einen viel wichtigeren Punkt der Freiheit hin: Friede/n.

"Friede" ist im Gegensatz zur Zufriedenheit ein sozialer Begriff, er gibt an, wie der eine mit dem / den andern auskommt, beschreibt, wie es um eine Beziehung steht. Friede meint ursprünglich "Schonung" und "Freundschaft" unter "Freihälsen" - Leute, die "frei" waren, kein Joch trugen wie der Leibeigene, wie der Sklave.

Friede hat also auch mit Freiheit zu tun.

Heute sind die Zwänge, denen ein jeder unterliegt, nicht so offensichtlich, oft vertraglich geregelt. Und um des lieben Frieden willen, kuscht man, als wäre die Friedhofsruhe das Ideal von Friede und Freiheit. Man sehnt sich nach Eintracht und Harmonie (wie der Kanarienvogel), dem häuslichen und ehelichen Frieden, will in Ruhe gelassen werden, um selber Frieden zu geben.

Aber Friede muss mehr sein als häusliche Beschaulichkeit im mehr oder doch weniger goldenen Käfig!
Wie wird Friede? Durch Verträge. Vertragen wir uns also. Und um den Frieden sicherzustellen, rüsten wir auf und der Exportweltmeister liefert "Produkte zur Gefahrenabwehr" wie es in der Regierungsbürokratie heißt. Und schon verwechseln wir Friede mit Sicherheit. Abschreckung. -
Schon das Wort klingt nicht sonderlich friedfertig. Wann hätten Waffen und Schrecken je die Welt friedlicher gemacht? Und zeugen Sicherheiten nicht von Misstrauen?

Wer kennte nicht die Worte des Lehrers Lämpel!

„Ach!“ spricht er, „die größte Freud, / Ist doch die Zufriedenheit!“
(Wilhelm Busch) - abermit welchen Folgen ...

Ist es da nicht zu erwarten, dass nun auch ein Spatzenhirn von Kanarienvogel die „Reisefreiheit“ als Inbegriff der „Freiheit“ begreift und das Käfigdasein in seinem Egoismus vorzieht. Denn Robinson war keineswegs auf seiner Insel „frei“. Freiheit ist immer die des anderen. Die Einzelhaft in der Zelle des Gefängnisses wäre sonst der Gipfel an Freiheit, wird die arme, vereinsamte Seele doch versorgt … Robinson musste alles selber machen ...

Aber vielleicht können wir uns darauf einigen, dass „Freiheit“ ein „Sehnsuchtsort“ ist wie Liebe, Nächstenliebe (Solidarität) und Freundschaft.
Da kann der Selbstmordgedanke

Die Liebe zum Meer und seiner Schönheit waren der einzige Grund, warum er noch nicht versucht hatte, seinem verhassten Leben ein Ende zu setzen.
nur Flucht bedeuten, wiewohl Flucht (s. o. „Asyl“) immer einen anderen Ort sucht als den, an dem man gerade ist.

Trivialeres,

wobei auffällig die fehlende Kommasetzung besonders bei vergleichenden Konjunktionen ist. Aber die Regel wirstu schnell lernen ...

Er konnte nicht verstehen, warum so viele einfach achtlos vorbeiliefen - in Gedanken verloren, unachtsam oder sogar gleichgültig gegenüber der unberechenbaren und unbrechbaren Schönheit, die sein Herz berührte.
Ich vermute, Du willst die klangliche Nähe der Adjektive „unberechenbaren und unbrechbaren“ darstellen, aber das ist „un“schönes Gebaren, warum nicht „nicht zu berechnenden und zerbrechlichen“ Schönheit?

… Wind, der die Gräser in den Dünen hin und her tanzen ließKomma und der Geruch nach Salz, aber vor allen Dingen nach Freiheit.
(Relativsatz zu Ende!)

Die kleinen und großen Fischerboote, die durch die Wellen hin und her geworfen wurden, als seien sie Nussschalen
Hier erzwingt die „als“-ob Konstruktion eines an/für unwirklichen Vergleiches den Konjunktiv irrealis, „als wäre sie Nusschalen“

Wenn die Sonne den Horizont berührteKomma oder, Gedankenstrich entweder in dem Versprechen, den Tag über die Welt zu wachen, oder an einem anderen Morgen wiederzukehren, …
Ein kühner, aber dafür umso sehnlicher Wunsch war es, einmal über das Meer zu fliegen – …
hier braucht es m. E. der Steigerung „sehnlicherer“ Wunsch

"Piepsi, Piepsi!" . Der Junge …
Da musstu den Fliegenschiss von Punkt einfangen ...

Sein kurzes, unerfülltes Leben als Kanarienvogel zog an ihm vorbei und die ErkenntnisKOMMA nie wirklich an seinem Sehnsuchtsort gewesen zu sein, machte ihm das Herz unendlich schwer.
Er richtet die Augen auf das Wasser, atmete tief ein und hoffte, dass die innere Entspannung einsetzte und er sich von der furchtbaren Begegnung mit Kindern vollends erholen konnte.
Warum der Gezeitenwechsel zu „richten“?

Gleich[...]darauf schnellte sein Herzschlag …
Es schien ihmKomma als würde es mit offenen Armen auf ihn warten.
„als“ leitet einen vollständigen Satz ein! Und gleich nochmals
Sein Herz war plötzlich ganz eng und ihm wurde schwindelig vor AngstKomma als ihn die Gewissheit überfiel, dass auch er künftig als Futter enden konnte.
Er hatte sich ausgemaltKomma wie er stundenlang auf einem Ast sitzend das Wasser betrachten würde.

In Ruhe nachdenken, alle Optionen abwägen und dann entscheidenKomma oder Gedankenstrich dafür fehlte ihm die Zeit.
Dieser Vorteil war nicht zu unterschätzen, wenn man betrachteteKomma wie viele von diesen Katzen draußen rumliefen.
... und er fürchtete sich sehr vor den Kindern, aber sie hatten ihm bisher nie etwas Ernstes getan ….
..., setze sich auf seine Lieblingsstange und schaute weiter auf das Meer[...], so wie er es immer tat.

Wie dem auch werde, ein anregender Einstand, feind ich, der neugierig macht af das, was eine sich ausweisende Geschichtenschreiberin so schreibe ...

Friedel

 

Lieber Barnhelm,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort und die Zeit, die Du Dir für die Durchsicht genommen hast.
Deine Anmerkungen sind für mich sehr hilfreich, man ist doch für seine eigenen Texte häufig etwas betriebsblind". Dies ist die erste Kurzgeschichte, die ich geschrieben habe, mir war gar nicht so bewusst, wie sehr ich mich streckenweise wiederhole. Ich wollte halt unbedingt meinen Punkt deutlich machen und habe es wohl etwas übertrieben. Der Vogel ist so besessen vom Meer und der Schönheit und steigert sich in diese Träumereien, immer in dem Wissen allerdings, dass das Meer für ihn unerreichbar ist. Dann bietet sich ihm die Chance und er bekommt Angst, seinen Traum wahr werden zu lassen und redet sich stattdessen seine Situation schön.
Den Tipp dem Leser mehr Freiraum für eigene Gedanken zu geben, werde ich beherzigen. Es ist sicherlich ein Anfängerfehler zu denken, man müsste alles wiederholen, um sicherzustellen, dass der Leser den Gedanken verfolgen kann. Weniger ist manchmal halt einfach besser.

Ich hätte den Text besser Korrektur lesen müssen und dies vielleicht besser in Etappen, damit man nicht zum Ende seine eigenen Fehler überliest. Das werde ich nachholen.

Vielen Dank für Deine Unterstützung.
LG

 

Lieber Achillus,
Vielen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung. Den letzten Satz habe ich schon rausgekommen. Er sollte nicht wertend rüberkommen. Ich wollte damit eigentlich ausdrücken, dass er, nachdem er sich aus Angst nicht getraut hat, seinen Traum zu leben, sich seine Situation schönredet. Das sollte aber nicht bedeuten, dass ich es richtig finde.
Ich habe bewusst, die Sehnsucht so deutlich beschrieben, weil ich diesen kleinen Vögel gesehen habe, der sich in kitschige Träumereien und Sehnsüchteleien flüchtet, um sein Leben zu ertragen. Aber vielleicht war es dann doch etwas zu viel.
Den Tipp, dem Leser mehr Freiraum zu geben, werde ich beherzigen.
Liebe Grüße und nochmal Danke für Deine Hilfe

 

Lieber Friedel,

Wilhelm Busch irrt nie. Wenn ich ein Zitat suche, ist er immer meine erste Anlaufstelle. Vielen Dank dafür.
Und er hat auch in diesem Falle so Recht.
Für meinen kleinen Vogel mit seinem kleinen Spatzenhirn ist Freiheit tatsächlich nur die Freiheit, dorthin zu gehen bzw. zu fliegen, wohin er möchte. Er weiß natürlich nicht, dass Freiheit noch so viel mehr ist, wenn auch seine Sicht von Freiheit eine ganz entscheidende ist. Aber letztlich hat er Angst und richtet sich in der Unfreiheit ein.
Ich fand Deine Anmerkungen sehr hilf- und lehrreich. Freiheit und Vogelfreiheit von Luther bis Marx hast Du wunderbar beschrieben. Vielen Dank dafür und natürlich auch für Deine Verbesserungsvorschläge zum Thema Kommata und Konjunktiv, die ich bereits umgesetzt habe.
Vielen Dank für Deine Unterstützung
Liebe Grüße

 

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