Was ist neu

Freigut

Mitglied
Beitritt
22.10.2003
Beiträge
5
Zuletzt bearbeitet:

Freigut

Zielloses Streben durch die Straßen. Beruhigt schon irgendwie. In einer Tordurchfahrt ein Penner.
<Tschuldige, haste vielleicht 'ne Kippe>
Weitergehen, nicht reagieren. Kommen ja noch genug Leute.
<Tsss, Arroganz ist der Verlust von Zwischenmenschlichkeit>
Das von einem Obdachlosen. Schon komisch. Noch nie drüber nachgedacht. Umkehren? Wäre das Eingestehen eines Fehlers. Ist eh zu spät. Jetzt zurück und das Peinlichkeitszeitlimit ist erreicht. Schlendere weiter. Muss doch drüber nachdenken. Ohne Arroganz zu leben ist doch wie ein monitorloser Computer. Funktioniert grundsätzlich, aber etwas fehlt. Schön wie das Licht sich in der Pfütze spiegelt. Scheiß Ablenkung. Verdammt kann nicht anders, er hat recht.
<Wusste doch dass du wiederkommst>
Erstmal stummrauchen. Zigarette erledigt, jetzt das Gespräch suchen, sehen wie er drauf gekommen ist.
<Ich hab doch genug Zeit. Brauchst dir die Leute nur ansehen und die Gesprächsfetzen aufsammeln>
Das ist definitiv zu einfach. Bohren, am besten Vergangenheit.
<Tja, viel gibs da nich zu erzählen. Hab meine Schule geschmissen. Ähh, ich glaub inner Neunten. Ohne Abschluss isses nich möglich was zu kriegen. Hab dann Platte gemacht. Zwischendurch mal im Männerwohnheim, hamse mir da alles geklaut. Also bin ich da wieder raus und wieder Platte>
Ist mir alles suspekt. Auf die Probe gestellt? Das gibt es doch gar nicht: Studiert, erfolgreich, Häuschen, Frau, Tochter. Ist doch alles geregelt.
<Wasn los mit dir? Siehst aus als hätst den Heiligen persönlich gesehen>
Nie gelernt frei zu denken, das ist es. Erleichterungsflüsse. Unterdurchschnittliche Intelligenz noch einmal abgewehrt. Aber warum kein Freidenker?
<Haste schon mal gelebt?>

 
Zuletzt bearbeitet:

"Zielloses Streben durch die Straßen."
Liest sich nicht gut, macht auch keinen Sinn, denn wer strebt, hat stets ein Ziel. Versuch es mit Wörtern wie "Wandern", oder nimm ein anderes für "Zielloses".
Dann noch diverse Kommafehler ("Verdammt, kann nicht anders...")
Stummrauchen: Entweder getrennt schreiben oder zusammen und groß.

Vom Inhalt und Stil her gefällt mir deine Geschichte, sehr sogar. Du schreibst so, wie man in etwa denken würde, jedoch verstehe ich das Wort "Platte" nicht. Auch solltest du seine Gedankengänge etwas ausführlicher schreiben, man denkt zwar abgehackt, aber nicht an einer solchen Stelle wie:
"Auf die Probe gestellt?"
Hat der Penner IHN auf die Probe gestellt?
"Nie gelernt, frei zu denken, das ist es."
WER, der Penner oder Protagonist.
Auch ist es seltsam, weshalb der Penner auf die Gedanken der Person "antwortet".

Zum Sinn komme zu einem späteren Zeitpunkt.

Salú

 

Hallo zweifler,

der ganze Erfolg des Prot. wird durch die simple Anmerkung in Frage gestellt, wie es denn um seine Zwischenmenschlichkeit bestellt ist, oder ob diese durch Arroganz abhanden gekommen ist.
Welche Art von Arroganz kann dies bewirken? Ich denke, bei diesem Protagonisten ist es der Selbstverständlichkeitsanspruch, mit dem er seinen Erfolg verbucht.
Ein interessanter Unterschied wird zwischen den beiden Personen dargestellt, unterstützt durch die unterschiedliche Sprache. Der Bogen zur `Lebensphilosophie´ wird angedeutet (letzter Satz), könnte aber noch deutlicher gemacht werden, schließlich ist das „Platte“ machen auch mit Mängeln behaftet. Die gesellschaftliche Problematik von Arroganz- Erfolg (Sicherheit) versus Zwischenmenschlichkeit wird schon deutlich, doch muß auch konstatiert werden, dass Arroganz so nicht unabdingbar entsteht.
Jedenfall eine treffend dargestellte Szene, die konzentrierten Wortschöpfungen („Peinlichkeitszeitlimit“) erhöhen den Effekt einer schlaglichtartigen Szenenbeschreibung.

„ist doch wie ein monitorloser Computer“ - zu sein wie ein ...
(das „Streben“- Problem wurde ja schon erwähnt).

Tschüß... Woltochinon

 

Antwort an mindsounds

danke erst einmal fürs Lesen und die Kritik.

Das Wort "stummrauchen" beinhaltet das sich Stummrauchen. Der P. konzentriert sich auf das Rauchen, um nichts sagen zu müssen. Er raucht sich somit stumm.

Platte machen heißt soviel, wie auf der Straße leben.

Ich habe die Sprache bewußt "abgehackt", um zu verbildlichen, dass es sich um die Gedanken des P. handelt. Ich wollte aufzeigen, dass das Wort nur die Hure des Gedankens ist.(Ich weiß, klingt ziemlich hart, ist aber meine Position)

"Auf die Probe gestellt" ist der plötzliche Gedanke, der den P. verunsichert, da er vermutet, dass jemand, der etwas wie "Arroganz ist der Verlust von Zwischenmenschlichkeit" von sich gibt, in seinen Augen zwangsläufig einen höheren Bildungsstand hat, als er preisgibt. Dies denkt er vorher mit "Ist mir alles suspekt".

Der P. erkennt, dass er nie gelernt hat frei zu denken, was ihn aber nicht wirklich stört, da er gleichzeitig feststellt, dass er keine mangelnde Intelligenz besitzt. Hier wird klar, dass er es (frei denken) eigentlich auch nicht will, sondern lieber der Gesellschaftsnorm unterliegt. Dies aber auch nur bis zu seiner letzten Überlegung, die mit der finalen Antwort des Penners sein Weltbild wohl vollends zertstört.

Ich habe bewusst den P. mit seinen Gedanken beschrieben, um eine ausformulierte Sprache zu umgehen -da ich diese dem Penner zugedacht hatte.

Die Sprachlichkeit sollte also zusätzlich die Divergenz zwischen dem Penner und dem P. verdeutlichen.

Hoffe ich habe alles halbwegs verständlich ausgedrückt. Würde Dir leichter fallen in meinen Kopf zu sehen. Das Wort ist nur die ...

Danke nochmals

zweifler

 

Hallo Woltochinon,

vorab Kompliment, Du hast genau das (und noch mehr) interpretiert, was ich mir gedacht habe. Außerdem liegst Du selbstverständlich richtig, wenn Du anmerkst, dass die Arroganz nicht immer mit dem Status einhergeht, bzw. auf der Straße leben nur Vorteile hat. Jetzt kommt wie immer in solchen Fällen ein "aber". Ich habe absichtlich pauschalisiert, um zum Denken anzuregen, um sich mit der Gesellschaft ein Stück mehr auseinander zu setzen und um über eigene Fehler nachzudenken, die möglicherweise auftreten, wenn wir ähnlich zielgerichtet durchs Leben gehen.


Vielen Dank Woltochinon, es ist schön, wenn jemand an Überlegungen Interesse zeigt und sich die Zeit nimmt darüber nachzudenken.

Gruß

zweifler

 

Hallo Zweifler,

erstmal von mir, vielleicht haste es schon x-mal gelesen, aber egal, ein herzliches Willkommen hier auf KG. :)

Ich bewundere an deiner Geschichte, dass dir gelungen ist, ein nachdenkliches, vielleicht sogar philosophisches Thema wirklich als Kurzgeschichte zu behandeln. Das ist dir gut gelungen. Man folgt der Handlung und vergißt zwischendrin in welchem Forum man sich befindet.

Aber nun kommen gleich diverse Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben:
zum einen hab ich bereits inhaltlich an der Aussage, dass Arroganz der Verlust der Zwischenmenschlichkeit ist, meine Zweifel. Ich definiere das etwas anders, nämlich als, dass Arroganz die Distanz ist, die jemand zwischen sich und einen anderen legt, aber aus seiner eigenen Unfähigkeit und Unsicherheit heraus.
Für mich ist Arroganz also eher ein Manko desjenigen, der sie nutzt, weil er seine Schwäche damit kaschieren kann.

Zugute halten möchte ich dir, dass zumindestens diese Sichtweise deines Protagonisten durchaus nachdenkenswert ist und eine Geschichte, die zum Nachdenken oder Überlegen anregt, kann schon mal per se nicht verkehrt sein.
Also auch hier mein Kompliment.

Andererseits finde ich den letzten Teil deiner Geschichte nicht so gelungen. Hier wurde sie für mich unverständlich, ich glaube einer der Kritiker vor mir hat es schon zutreffend kritisiert gehabt.
Es erging mir beim Lesen ähnlich und ich verlor ein wenig den Faden. Vielleicht vermagst du das auch so im Nachhinein zu erkennen und nachzubearbeiten.

Aber keinefalls besteht hierzu ein Zwang, es reicht ja schon, wenn du verstehst, was ich meine.
Die abgehakte Sprache, die ein wenig die spröden Gedankengänge des einen Protagonisten darstellen sollen, finde ich auch nicht so gelungen, weil es doch auf Kosten des Lesers geht.
Wieso nimmst du nicht einfach aus stilistischen Gründen einen Protagonisten, der zwar Tippelbruder ist, jedoch sich gut und verständlich auszudrücken weiß? Wozu noch zusätzlich das Klischee bedienen, dass er abgehakt spricht? Ich denke, die Botschaft verliert sich dadurch nicht.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

Du schreibst:

Ich definiere das etwas anders, nämlich als, dass Arroganz die Distanz ist, die jemand zwischen sich und einen anderen legt, aber aus seiner eigenen Unfähigkeit und Unsicherheit heraus.
Für mich ist Arroganz also eher ein Manko desjenigen, der sie nutzt, weil er seine Schwäche damit kaschieren kann.
Durchaus richtig- doch es kommt doch so, oder anders zu einem Verlust der „Zwischenmenschlichkeit“?
LG,
tschüß... Woltochinon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom