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Frei wie ein Vogel

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11.12.2013
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Frei wie ein Vogel

Der Himmel war strahlend blau über Ohio. Es war nahezu windstill und nur wenige strahlend weiße Cumulus-Wolken schoben sich am Himmel dem Horizont entgegen. Bäume rasten an den geschlossenen Fenstern des alten grauen Ford Kombi vorbei, der röhrend versuchte die Geschwindigkeit zu halten und die Insassen unversehrt an den gewünschten Zielort zu bringen.

Die zwei erwachsenen Personen auf den Vordersitzen rauchten entspannt eine Zigarette nach der anderen und genossen es vom Qualm umgeben zu sein. Das Sonnenlicht erhitzte die dreckigen und voll gekrümelten Sitze und verwandelte das Innere des Autos in eine muffige Räucherkammer.

Auf dem Rücksitz lehnte der zehnjährige Frankie seinen Kopf gegen die Plastikarmaturen, die die Tür säumten und schaute der Landschaft zu, wie sie an ihm vorbeizog.

Sein Blick war leer; das Gesicht ausdruckslos, kein Lächeln, keine Furcht, einfach nichts. Er fühlte sich noch etwas durcheinander und benommen von der vorigen Nacht. Die Kopfschmerzen ließen langsam nach. Aber die leicht schwankenden Bewegungen des Autos verursachten eine stärker werdende Übelkeit und sein Magen grummelte unaufhörlich.

Mit verdreckter Hand wischte sich der Junge den Schweiß von der Stirn und hinterließ dunkle Streifen. Bei der Berührung seines Kopfes erinnerte ihn ein stechender Schmerz an die noch recht frische Wunde auf seiner Wange, die nun ein frischer Verband bedeckte. Es fühlte sich an, als wäre es eben erst passiert. Er konnte sie spüren, die kalte Glasscherbe, wie sie sich durch seine Gesichtshaut und das darunter liegende Fleisch schnitt. Mit leichter Präzision glitt sie voran und ließ die Haut aufspringen. Zuerst hatte es gar nicht wehgetan. Als das warme Blut dann aber seine Wangen hinunter bis zum Hals lief, war sein Körper binnen Sekunden von Adrenalin durchflutet und es dauerte nicht lange, bis der Schock die Kontrolle übernahm.

Die Wunde hatte mittlerweile aufgehört zu bluten - sie war genäht worden und solange er sie nicht berührte, tat sie auch nicht weh. Trotzdem kontrollierte er instinktiv seine Finger auf Blut, nachdem er den frischen Verband vorsichtig abgetastet hatte.


***


"Wie ist das passiert?" fragte die Krankenschwester, während sie noch im Flur des kleinen dörflichen Hospitals vorsichtig die Wunde des Jungen begutachtete. Die mit einiger Anstrengung besorgt wirkende Frau an der Seite des Jungen war von dem Papierkram bereits entnervt und antwortete mit ahnungsloser Gestik.

"Ehrlich gesagt, ich hab keine Ahnung. Er muss hingefallen sein und hat sich an einer zerbrochenen Vase geschnitten."
"Ist das heute passiert?"
"Nein, gestern Abend. Ich hatte versucht es selbst zu verarzten, aber es hörte nicht auf zu bluten."

Die Krankenschwester wandte sich Frankie zu und strich ihm fürsorglich durchs Haar.

"Bist Du hingefallen Frank?"

Keine Antwort.

"Frank?"
"Ja Miss."
"Bist Du hingefallen?"
"Ja Miss."
"Und wie hast Du Dich geschnitten?"

Wieder keine Antwort. Sie war etwas verwundert über seine langsame und emotionslose Reaktion und hielt für einen Moment inne bevor sie erneut ansetzte.

"Frank? Kannst Du mich verstehen?"
"Ja Miss."
"Was ist heute für ein Tag Frank?"
"Ja Miss."

Der Junge schaute regungslos an die Wand.

"Schwester? Er ist ein bisschen langsam, wenn Sie verstehen was ich meine. Können wir das schnell hinter uns bringen, wir haben noch einen Termin. Ich kümmere mich dann schon um ihn."
"Ich tue mein Bestes, aber ich denke es wäre besser, wenn wir noch eine Röntgenaufnahme seines Kopfes machen. Vielleicht hat er eine Gehirnerschütterung. Nur zur Sicherheit. Würden Sie bitte draußen warten, Miss Miller?!"

Die Krankenschwester roch förmlich, dass hier etwas nicht zusammen passte und wollte Frankie alleine befragen. Aber so einfach sollte der Plan nicht aufgehen.

"Ich warte hier! Danke für Ihre Fürsorge, aber das ist nicht nötig; ihm geht es gut."

Nach einer kleinen Diskussion wurde Frankie's Wunde dann genäht und die beiden verließen fünfzehn Minuten später hastig das Hospital, welches rund 60 Meilen von ihrem Zuhause entfernt in einem der nächsten Orte lag. Die Schwester vermerkte in der Akte, dass bei diesem Patienten irgendetwas nicht stimmte, damit bei zukünftigen Behandlungen auf ähnliche Verletzungen geachtet würde. Ein übliches Verfahren zur Früherkennung von Kindesmisshandlungen.


***


Frankie war ein hübscher Junge mit dunkelbraunem Haar, prägnanten Augenbrauen und einer kleinen mit Sommersprossen verzierten Nase. Seine Körperstatur war kompakt und eher sportlich, allerdings wirkte er etwas unterernährt. Es könnte aber auch einfach nur ein Wachstumsschub sein, der dieses Bild erzeugte.

Gleich wie man es sah, von außen betrachtet vermutete man einen lebendigen Abenteurer mit einem großen, offenen Herzen und unerschöpflicher Lust die Welt zu entdecken. Tatsächlich aber war er sehr ruhig, beschwerte sich niemals, sagte niemals etwas ohne gefragt zu werden, bewegte sich nicht ohne Aufforderung und spielte nicht, wie das andere Kinder seines Alters tun würden. Mit anderen Worten, er verhielt sich wie ein gut dressierter Hund.

Die beiden Personen, die verantwortlich für die Erziehung des Jungen waren, sahen aus wie ganz normale Dorfmenschen. Keine teure Kleidung, keine besonderen Haarschnitte oder irgendein Makeup; sie waren einfach durchschnittliche Einwohner, soweit man das von außen erkennen konnte. Ein wenig ungepflegt vielleicht, aber auch das war nichts Besonderes in dem kleinen Ort in dem sie lebten.

Das Auto bewegte sich weiter auf dem endlos erscheinenden Asphalt. Niemand sagte ein Wort - das einzige was neben dem Grummeln des Motors zu hören war, war das verbrennende Papier, dass den Tabak zusammenhielt, während die Frau angestrengt an ihrer Zigarette zog. Manchmal drehte sie sich nach hinten und schaute nach dem Jungen, der gewöhnlich einen vorwurfsvollen Blick erntete. Es war jedes Mal so, als würde sie sich wünschen, dass er verschwunden wäre - ohne Erfolg. Meistens reagierte er gar nicht auf diese missachtenden Blicke, und wenn er es doch einmal tat in dem er in ihre Augen sah, fauchte sie ihm entgegen "Was starrst Du mich so an Du Freak?".

Hunderte, ja tausende Male hatte er dieses Wort bereits in den unterschiedlichsten Betonungen und Situationen gehört..."Freak".

Das Herz konnte einem zerbrechen, wenn man hörte, wie diese Mutter mit ihrem eigen Fleisch und Blut sprach. Aber immer nur dann, wenn kein Fremder in der Nähe war.

Frankie hatte sich schon unendliche Male gefragt, wann er ein Freak geworden war und was einen solchen ausmachte. Immer wieder verglich sich der Junge mit anderen Kindern die er aus seinem vergitterten Fenster beobachten konnte. Es war aber nie irgendein Unterschied festzustellen, außer das die anderen stets draußen waren und nicht eingesperrt. Sie hatten vielleicht bessere Kleidung und sahen gepflegter aus, waren fröhlich und tollten umher, aber das konnte es ja unmöglich ausmachen, oder? Egal wie das Urteil am Ende ausfallen würde, Frankie glaubte, was ihm immer und immer wieder erzählt wurde. Zudem war es nie gut, seinen Eltern zu widersprechen oder ihre Aussagen in Frage zu stellen. So entschied er, dass es besser war ruhig zu sein und es einfach zu ertragen, was auch immer es kosten mochte.

Die Sitze des alten aber zuverlässigen Gefährts waren durchgesessen und unbequem. Jede Bewegung schmerzte. Hin und wieder musste er ein wenig vor- und zurückrutschen damit es einigermaßen zu ertragen war, wobei ihm der intensive dumpfe Geruch seiner ewig lange nicht gewaschenen Socken in die Nase kroch. Das lenkte ihn aber zumindest von seinem ewig schmerzenden Rücken ab.

Frankie war an Schmerzen gewöhnt; sie waren schon immer Bestandteil seines Lebens. Oft wollte er weinen, seiner Trauer und den Schmerzen Ausdruck verleihen, konnte es aber schon lange nicht mehr. Manchmal betete er nur für eine einzige befreiende Träne - besonders, wenn er andere Kinder auf der Straße weinen sah, nachdem sie hingefallen waren oder sich gestritten hatten. Es erschien doch so leicht. Aber es half alles nichts. Er hatte schon Jahre zuvor aufgehört zu weinen und vergrub den anhaltenden Schmerz tief in seinem kleinen, verletzlichen und geschundenen Körper. Es wäre ohnehin Zeitverschwendung. Ihm hörte ja keiner zu. Niemals durfte er alleine seinen Raum oder das Haus verlassen. Alles, was er durch das dreckige Fenster in seinem Verlies sehen konnte, war die andere Seite der Straße und manchmal die besagten Nachbarskinder, die draußen spielten.

Da war ein Junge, etwa im gleichen Alter, der hin und wieder zu Frankie's Fenster hoch schaute und ihm mit einem freundlichen Lächeln zuwinkte. Das war der einzige regelmäßige Kontakt, den der Zögling mit Anderen hatte.

Frankie spielte niemals draußen. Er hatte keine wirklichen Freunde. Die einzigen Kameraden, die Zeit mit ihm verbrachten, waren eine kleine Supermann Figur ohne Arme und ein kleines Kuscheltier, das ebenso verfilzt und muffig roch wie sein karger teppichloser Raum. Wann auch immer er kurz davor war, sich in seiner erbärmlichen Situation einigermaßen wohl zu fühlen, würden seine Eltern sicherstellen, dass es nicht so weit kommt.

So war das einzige, was Frankie sicher wusste, dass er ein Freak war - das er ungewollt und nutzlos kostbare Atemluft einatmete und eigentlich kein Recht hatte, am Leben zu bleiben. Was auch immer er tun würde, niemand würde sich dafür interessieren, niemand würde ihm helfen wenn er verletzt wäre oder ihn trösten, wenn Traurigkeit ihn zu durchfließen drohte.

Trotz allem war er dankbar dafür, dass ihn seine Eltern weiterleben ließen, obgleich es für sie offensichtlich eine Strafe sein musste, ihn um sich zu haben. Anders konnte man es sich nicht erklären. Und so wurde das Kind behandelt und gehalten wie ein Tier und war trotz allem noch dankbar dafür.


***


Das Auto hielt an der nächsten Tankstelle, dem einzigen Zeichen von Zivilisation seit etwa 30 Meilen - kein Haus, keine Menschen, einfach nichts in der letzten halben Stunde.

"HEY FREAK, kannst Du mich hören?!"

Der Junge schaute den Mann, der am Steuer saß, durch den Rückspiegel an und nickte verhalten. Er war sich unsicher, ob es angebracht zu antworten - so blieb er still.

"Wenn Du pissen musst, dann raus jetzt! Ich halte nicht noch mal, KLAR?!"

Der sommersprossige Junge nickte erneut, öffnete die hintere Autotür und stieg aus. Eine frische Sommerbrise blies ihm ins Gesicht und kühlte die sonnenerhitzte Haut. Ein tiefer Atemzug und er setzte sich langsam in Bewegung. Der Dreck und die kleinen spitzen Steinchen des wüstenähnlichen Bodens bohrten sich durch seine Socken wie Nägel. Schuhe, die für Schutz und einen weichen Gang sorgen könnten, hatte er nie besessen. Frankie versuchte den Schmerz nicht zu beachten und machte sich langsam auf den Weg zur Toilette - einen Schritt nach dem anderen.

"SCHIEB DEINEN ARSCH WIEDER ZURÜCK INS AUTO!" rief der Mann, als er fast die Hälfte des Weges geschafft hatte. "Du hattest Deine Chance - nächstes Mal rennst Du besser!"

Frankie blieb stehen wo er war und schaute über seine linke Schulter zu seinem Vater, der sich wieder in den klapprigen Ford setzte. Wenn er nur dazu in der Lage gewesen wäre, hätten sich seine Augen jetzt mit Tränen gefüllt und sein Gesicht mit Sehnsucht und Traurigkeit überflossen. Er fühlte sich elend, hilflos und erschöpft.

Was sollte er nun tun - seine Blase musste geleert werden?

Keine weitere Idee in Sicht, entspannte er seine Lenden und ließ es einfach laufen, drehte sich um und ging zurück. Der warme Urin füllte seine Unterhose und bildete einen kleinen Stausee, bevor es langsam die Jeans-bedeckten Beine hinab lief und zu guter letzt in den Socken landete, die wiederum den braunen Sand vom Boden aufsogen.

Nur Sekunden später fühlte sich die nasse Hose bereits kalt auf der Haut an und verklebte mit seinen Waden und den Oberschenkeln, als er wieder auf dem Rücksitz Platz nahm.

"SCHEISSE, guck Dir den kleinen Penner an....er hat sich die Hosen voll gepisst." teilte der Mann seiner Frau mit, als er sich kurz umdrehte und anschließend mit verachtendem Kopfschütteln auf das Gaspedal trat. Frankie schämte sich dafür, dass er das tun musste und war unsicher, was als Konsequenz passieren würde - wieder einmal nur wegen ihm. Ja, er war definitiv ein Freak - das war unumstritten.

"ZIEH das aus!!" hörte er seine Mutter befehlen.

Frankie schaute sie unsicher an - wollte sie wirklich, was er verstanden hatte? Sein Atem wurde schneller und flacher - die Angst vor dem Unbekannten, das wieder einmal an seine Tür klopfte, war deutlich zu spüren.

"Ich sagte, ZIEH DEINE SCHEISS HOSE AUS, oder soll ich das für Dich machen?!!!" Während Sie ihren Befehl wiederholte, zupfte sie mit ihren Händen bereits ungeduldig an seinem Hosenbein herum, damit er ja schneller machen würde.

Den Druck verspürend tat er wonach sie fragte, öffnete den Knopf und Reißverschluss seiner Jeans, bevor er sie nach unten abstreifte.

"Verdammt noch mal, die Unterhose und die Socken auch, oder glaubst DU wir können Deinen Gestank den ganzen Weg nach Hause ertragen? Du hast genug angerichtet!"

Mit zitternden Händen zog der unschuldige Junge alles bis auf sein T-Shirt aus. Halb nackt im Auto sitzend folgte er dem letzten Rest seiner noch übrig gebliebenen Scham und bedeckte sich mit den Händen. Seine Beine waren immer noch feucht und klebrig vom Urin und seine Genitalien fühlten sich kalt und verkrampft an. Es war ein neues Gefühl für Frankie, befremdlich und beschämend, ausgeliefert und entmutigend. Ähnliche Emotionen hatte er natürlich schon erlebt, aber diese Situation in der Öffentlichkeit des Autos war neu und erzeugte eine ungemeine Leere.

Die Frau öffnete das Seitenfenster und warf die Kleidung aus dem fahrenden Auto - sie war nie wieder gesehen.

"Ich kann den Scheiß nicht mehr ertragen." murmelte die Frau, während sie mit dem Kopf schüttelte und gierig die nächste Zigarette anzündete.

In der nächsten Stunde wurde kein weiteres Wort gesagt. Auch wenn die Situation beschämend war, genoss Frankie die Momente der Ruhe. Wenn keiner etwas sagte, konnte ihn auch keiner wegen irgendetwas beschuldigen. Trotzdem fühlte er sich - entblößt wie er war - noch hilfloser und kränker.

Der Junge schloss die Augen, lehnte den Kopf an die Scheibe und stellte sich vor, frei wie ein Vogel zu sein; hoch oben im Himmel, mit den Flügeln zu schlagen, vom Wind getragen zu werden und auf die Welt herab zu blicken. Mit jedem Flügelschlag wurde er müder und müder, bevor er schließlich zu den grummelnden Geräuschen des alten Fords einschlief.


***


Mit nur einem dreckigen weißen T-Shirt und einer blauen Shorts bekleidet, kauerte Frankie auf dem grauen Estrich-Boden seines Zimmers. Er verbarg seinen Kopf zwischen den Armen. Es war später Abend am Tag zuvor, ungefähr 18 Uhr. Nur wenig Licht der langsam sich dem Horizont nähernden Sonne erreichte das Innere des Raumes durch die milchige Glasscheibe. Die Wände waren dunkelbraun und fleckig. Die Farbe war ähnlich wie die, der gestreiften Matratze, die direkt auf dem rauen Boden lag, neben dem Topf, den er zum Hineinpinkeln nutzte.

Das Fernsehgerät im Nebenzimmer war laut und dumpf wahrzunehmen. Der Zehnjährige konnte seine Eltern durch die verschlossene Tür im Wohnzimmer streiten hören. Sie waren betrunken - wie immer.

An guten Tagen fingen sie nicht vor dem Abend mit dem Saufen an, besuchten Frankie manchmal, um ihm trockenes Brot oder die Reste des Abendbrots vor die Füße zu werfen. An schlechten Tagen bekam er gar nichts; dann kaute und nuckelte er an seinen Daumen herum, bis der Schlaf ihn einholte. Es könnte auch passieren, dass er wieder einmal Schläge einstecken musste - einfach nur so, weil er gerade da war.

Sein Vater würde die Tür wutentbrannt aufreißen und ihn beschuldigen irgendetwas Schlimmes getan zu haben. Manchmal warf er ihm vor, er habe den Hund herausgelassen, die Fernbedienung des TV-Geräts versteckt oder - was am schlimmsten war - den Whiskey ausgetrunken. Natürlich hatte Frankie nie etwas dergleichen getan, wie sollte er auch, als einsamer Gefangener in seinem kargen Verlies. Und er verstand nicht, warum ihm immer wieder diese Vorwürfe gemacht wurden - bestimmt weil er ein Freak war und das sein Los ist - eine andere Erklärung gab es nicht.

"Bettyyyy.....BETTYYYYY! Wo ist der verdammte Whiskey?!"
"WOHER SOLL ICH DAS WISSEN? Beweg Deinen verdammten Arsch und such ihn selber!"
"Hab ich. Ich find ihn aber nicht." sagte er und flüsterte weiter zu sich selber. "Schon wieder.....der Freak....ich wusste es....er muss verschwinden!"

Betty murmelte irgendetwas aus dem Hintergrund. Es war nicht zu verstehen. Was Frankie aber hörte, waren die hastigen Schritte, mit der jemand sehr bestimmt auf die Tür zukam - sein Vater. Die Schritte hatte er schon tausende Male vernommen und spürte die Angst in ihm hochkommen, noch bevor der Schlüssel in das Schloss glitt und sich die Tür öffnete.

"Hey Du Freak, hast Du meinen Whiskey getrunken?" war mit vorwurfsvoller, säuselnder Stimme zu hören.

Der kleine Junge traute sich nicht ihn anzuschauen. Stattdessen vergrub er seinen Kopf noch tiefer zwischen den Armen und Beinen und schüttelte ihn ängstlich. Er wusste, dass es nur eine einzige Chance gab, ohne Schläge aus der Situation zu kommen - nicht bewegen, nicht reden, nicht schauen; nicht einmal atmen.

Furcht übernahm nun die Kontrolle. Der eingeschüchterte Junge atmete hörbar schneller. Normalerweise würde sein Vater nur ein oder zweimal zuschlagen - harte Schläge die seinen Kopf erbeben ließen. Oder, wenn er Glück hatte, würde der Kopf verschont bleiben. Das wäre einfach perfekt - wenn er stattdessen seine Arme oder Beine treffen würde - es würde zuerst zwar auch fürchterlich wehtun, aber nicht so stark und die Kopfschmerzen und Sehstörungen würden ausbleiben. Ja, so wäre es am besten.

Also begann der Kleine so leise wie möglich zu beten. "Bitte Gott, lass ihn mir nicht ins Gesicht schlagen. Bitte Gott, nicht mein Gesicht. Bitte lieber Gott bitte, lass ihn mir nicht ins Gesicht schlagen...."

"BEEETTTTYYYY? DAS WIRST DU NICHT GLAUBEN, er betet verdammt noch mal.......WAS GLAUBST DU, WER DU BIST? Der beschissene Jesus?"

Frankie schaute nicht hoch, bewegte sich keinen Millimeter und blieb still.

"Ich hab Dich was gefragt Du scheiß Freak! KANNST DU MICH NICHT HÖREN? Gott, so was Nutzloses."
"HAB IHN!" rief Betty von irgendwo aus dem Haus.

Der Mann schnipste dem Jungen seinen Zigarettenstummel an die nackten Beine, drehte sich um und verließ den Raum ohne abzuschließen. Frankie entkam der Wut seines Peinigers - dieses Mal. Nichts ist passiert und die Angst legte sich Minute um Minute. Langsam entkrampften sich seine Muskeln, sein Herzschlag wurde ruhiger und er traute sich sogar langsam hochzuschauen, um zu kontrollieren, ob er wirklich alleine war. Mit einem tiefen Seufzer entspannte sich sein Körper.

Plötzlich, wie aus dem Nichts heraus, flog die Tür ohne Vorwarnung erneut auf und sein Vater kam hereingestürmt, in der einen Hand eine Flasche Whiskey und in der anderen ein leeres Glas. Frankie wusste, was nun kommt und seine Muskeln verkrampften durch das Adrenalin und die Angst, die seinen Körper durchströmten.

Der angetrunkene Man zerschmetterte das Glas wütend an der rauen Wand und drückte den Kopf des unschuldigen Kindes in den Nacken, so dass dieser ihn anschauen musste.

"Ich hab hier was Schönes für Dich.....Es wird Dir gefallen......UND DAS DU NIE WIEDER MEINEN WHISKEY ANFÄSST DU STINKENDER FREAK!"

Mit diesen Worten setzte der Mann die Flasche an den zitternden Mund des Jungen und hielt sie hoch. Das brennende und atemraubende Gesöff flutete seinen Mund. Sofort überkam ihn ein Würgereiz, er verschluckte sich und rang nach Luft, aber es war kein Entkommen - sein Vater hatte seine Haare mittlerweile mit festem Griff umschlossen.

Ein Teil des Whiskeys fand seinen Weg in den kleinen Magen des Jungen, ein anderer suppte aus seinem Mund über sein ganzes Gesicht, in die Nase und die weit geöffneten und rollenden Augen die durch das starke Brennen förmlich um Hilfe schrien. Mit seinem Blick bettelte er darum, dass es aufhören würde. Aber sein Vater ließ nicht von ihm, auch wenn ihm bewusst war, dass der Junge keinen Sauerstoff mehr in den Lungen hatte. Aber natürlich wollte er nicht den ganzen kostbaren Whiskey an dem ungewollten Kind verschwenden. So stoppte er Sekunden später als Frankie in Ohnmacht fiel und auf der Matratze in sich zusammensackte. Regungslos lag er da - wie tot - sein Körper in sich verschlungen - das T-Shirt alkoholdurchtränkt, es stank fürchterlich. Seine Augen waren geschlossen; Whiskey und Speichel flossen ihm seitlich aus dem Mund.

"Nutzlos....einfach zu nichts zu gebrauchen." sagte der Mann zu sich selber und verließ den Raum, während er einen tiefen Schluck das dunkelbraunen Getränks nahm.

Stunden später - es war mitten in der Nacht - wachte Frankie auf und fühlte sich elend. Die ganze Welt schien auf dem Kopf zu stehen und alles drehte sich vor seinen Augen, was dazu führte, dass er seinen Mageninhalt würgend auf dem ganzen Boden verteilte. Die hämmernden Kopfschmerzen und die Schwummerigkeit waren unerträglich für den jungen und verletzlichen Körper. Aber er wollte nicht aufgeben und versuchte aufzustehen. Seine Beine gaben nach und er fiel wieder zu Boden - alleine und ungeschützt. Ein wenig frische Luft nur. Das wäre gut. Aber er vergaß, dass sich das Fenster nicht öffnen ließ - ohne Griff.

Im Haus war es ruhig geworden. Der Fernseher war aus. Auf der Straße fuhr kein Auto mehr. Das Licht einer Straßenlaterne schaffte es, den Raum mit ein wenig Kontrast zu füllen.

Frankie suchte nach einer der größeren Scherben des zerbrochenen Glases. Er fragte sich, womit er all das verdient hatte, wodurch er so ein Freak geworden war.

Das scharfe Objekt in der Hand, hielt er einen Moment inne, setzte sich auf die feuchte Matratze und sammelte allen Mut, bevor er sich langsam aber energisch die linke Wange mit der Scherbe einschnitt. Sekunden vergingen, bevor überhaupt ein Schmerz zu spüren war. Er wollte doch nur weinen. Nur ein einziges Mal die Pein, die Angst und die Schmerzen herauslassen und hoffte das es helfen würde. Tat es aber nicht.

Anstelle dessen wurde das Zittern, das ihn seit dem Aufwachen begleitete, schlimmer und nichts schien Besserung zu versprechen. Dieses Alleinsein, diese Dunkelheit, diese Hilflosigkeit, es war erdrückend.

So holte er tief Luft und schrie mit allen Kräften. Angst und Schmerz verbanden sich zu einem ohrenbetäubenden nach Hilfe suchenden Kreischen, das überall in der Nachbarschaft zu hören war. Warmes Blut bahnte sich den Weg über seine Wange zum Hals, hinunter auf das immer noch feuchte T-Shirt. Der Junge schaute hoch, seine Augen rollten nach hinten und Ohnmacht übernahm erneut die Kontrolle, die blutige Scherbe noch immer in seiner Hand.

Das nächste, an das er sich erinnerte war der Eingang des Krankenhauses, den er mit seiner Mutter am nächsten Tag betrat. Er hatte ein anderes T-Shirt und eine Jeans an, die er nur selten tragen durfte, war zwar immer noch dreckig, stank aber nicht mehr nach Alkohol. Was während der Nacht und bis zu diesem Zeitpunkt passierte, war aus seinem Gedächtnis gelöscht - er wusste nicht einmal was für ein Tag es war.


***


Noch immer halb nackt auf dem Rücksitz des alten Fords sitzend, wachte Frankie auf und schaute sich um - immer noch dieselbe Karre, dieselben Personen, derselbe Tag. Er wünschte sich so sehr einfach zu verschwinden und wollte keinen Tag länger mehr ein Freak sein - tot sein, das wäre wohl die beste Lösung. Für seine Eltern war es ja schließlich ein Horror-Trip, ihn ständig um sich zu haben. So dachte er daran, aus dem Auto zu springen. Wenn er mit dem Kopf zuerst auf die Straße knallen würde, wäre die Chance wohl am größten, das alles ein Ende hat. Was für ein wundervoller Gedanke das war - frei wie ein Vogel, hoch oben im Himmel, keine Pein mehr, kein Gefängnis. Was für eine Erleichterung. Aber er brachte den Mut dafür nicht zusammen.

Einige Minuten später stoppte das Auto vor ihrem alten hölzernen Haus. Der ungepflegte Garten auf der Vorderseite des Hauses vervollständigte das äußere Bild des dörflichen Anwesens, sofern man es so nennen konnte.

"Hey Freak. Raus!" War aus dem vorderen Teil des Wagens zu hören.

Der Junge stieg aus dem Auto und verbarg seine Scham vor unerwünschten Blicken hinter seinen Händen; auch wenn kein Mensch zu sehen war. Sein Vater sprach zu ihm durch das heruntergekurbelte Fenster.

"Du bleibst im Garten bis wir wieder da sind! 10 Minuten. Verstanden?"

Frankie nickte mit unsicherer Miene.

"Und wehe Du verlässt das Grundstück. Dann werden sie kommen und dich holen. Den Rest Deines verdammten Lebens wirst Du in einer dunklen und matschigen Kammer verbringen, ohne Licht, umgeben von stinkenden Ratten, die dich langsam auffressen - Bissen für Bissen. Und niemand wird Deine Schreie hören!"

So halb nackt wie er da stand und ohne zu wissen wer „sie“ sind, würde er sich ohnehin nicht bewegen.

Während Sie abfuhren, wahrscheinlich um mehr Whiskey zu holen, setzte sich Frankie in das knietiefe Grass des Vorgartens, umschloss seine angewinkelten Beine mit den Armen, und versuchte sich mit zugekniffenen Augen vor der Welt zu verstecken. Die Sonne brannte auf seinen dunkelhaarigen Kopf. Es dauerte nicht lange bevor er starken Durst verspürte und die Situation zu hassen begann. Dennoch trug ihn eine gewisse Erleichterung darüber, nicht sofort in seinem Raum eingeschlossen worden zu sein.

Trotzdem, irgendetwas war merkwürdig. Er konnte es nahezu riechen, wusste aber nicht, was es war.

Minute um Minute verging ohne dass sie zurückkamen.

Er konnte sie über ihn reden hören. Sie waren zwar sehr weit weg, aber das machte nichts. Frankie hörte sie, ganz leise. Sie sprachen darüber wie sehr sie seine Anwesenheit hassten und wie sie ihn loswerden könnten. Es wollte ihn ja doch keiner haben.

Während sich sein Kopf um die möglichen Gedanken seiner Eltern drehte, schlief er in der brütenden Hitze ein.


***


Frankie's Eltern fuhren die einsame Hauptstraße entlang. Das Ziel war ein kleines Kaffee mit angeschlossenem Supermarkt am anderen Ende des Orts, wo sie neben frischem Whiskey ein stärkendes Mahl zu sich nehmen würden. Etwas, dass ihr Junge heute nicht bekommen würde. Nur noch eine Kreuzung bis zur Einfahrt des Parkplatzes.

Mit einem ohrenbetäubendem Reifenquietschen und einem dumpfen Krachen bohrte sich ein Armeelaster mit aller Kraft in den Innenraum des alten Ford, der unter der Wucht nachgab und mitgerissen wurde. Glas splitterte, Plastik zerbrach, Metall verbog sich und riss mit knackenden Lauten. Die Reifen, die seitwärts über den Asphalt geschoben wurden kreischten und zerbarsten unter dem Druck. Blut spritzte auf die Innenseite der Windschutzscheibe und sprach ein klares Urteil über den Zustand der Insassen.

Ruhe füllte die Straße nachdem sich die beiden Metallgefährten zu einem Wrack verbunden hatten. Keine Schreie waren zu hören, keine Hunde bellten.

Die Peiniger waren fort.


***


Der Polizist verließ sein Auto und ging auf das Haus zu in dem die Opfer gewohnt haben sollen, wie seine Recherche ergab. Er wusste nicht, ob noch jemand anderes dort lebte. Keine Angehörigen, verriet ihm der Computer. So blieb ihm nur diese eine Chance, dort nach jemandem zu suchen, dem er die Tragödie mitteilen konnte.

Als er auf das Grundstück trat, am Vorgarten vorbei, nahm er seine Mütze ab, positionierte sie, wie erlernt, unter seinem Arm, wischte sich den Schweiß von der Stirn und suchte die Türklingel. Niemand antwortete, keine Geräusche aus dem Inneren des Hauses. Er versuchte es erneut. Immer noch nichts. So drehte der Gesetzeshüter um und ging langsam in Richtung seines Streifenwagens als er ein leises Wimmern hörte, das er zunächst nicht lokalisieren konnte.

Einige Schritte weiter blieb er stehen und spitzte die Ohren, um die Quelle zu finden. In der Mitte des hohen sonnengebleichten Grases fand er einen kleinen Jungen, halb nackt am Boden liegend. Der Kleine drehte sich von einer Seite zur anderen, seine Augen waren geschlossen.

Der Polizist kniete nieder, schob seine Arme unter den verschmutzten und schwachen Körper und trug ihn zu seinem Wagen. Das Kind schien in einer Art Schock- oder Trancezustand zu sein und wachte nicht auf, egal was er tat. Es war ein schrecklicher, mitleiderregender Anblick; auch das Wasser, das er dem Jungen vorsichtig über den Kopf goss und die Bandage auf seiner linken Wange dabei mit der Hand schützte, half nicht. Er legte ihn auf die Rückbank des Autos und fuhr zügig los, um ihn in das Krankenhaus zu bringen, welches die Miller's heute bewußt gemieden hatten, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten.


***


Etwas später, die Sonne ging langsam unter, wachte Frankie auf. Er fühlte sich viel besser und frischer als zuvor, lag in einem sauberen weißen Bett und trug ein Krankenhemd. Eine der Krankenschwestern hatte Frank bereits wieder erkannt, wusste aber seinen Namen nicht mehr.

Der Polizist wachte über den Jungen und bemerkte, wie dieser langsam die Augen öffnete. Sich vorsichtig nähernd sprach er zu ihm.

"Hey! Da bist Du ja."

Frankie schaute ihm in die Augen, die voller Hoffnung und Zuversicht waren. Er hingegen, hatte nach wie vor einen ausdruckslosen Blick in den hellbraunen Augen.

"Kannst Du mich hören?"
Der Junge nickte.
"Ich bin Polizist und hier, um Dir zu helfen. Mein Name ist Liam McAllister. Wie heißt Du?"
"Frank Miller." flüsterte sein Gegenüber mit angestrengter Stimme.

Sich an die Namen der Unfallopfer erinnernd, wusste Officer McAllister das der Junge wohl gerade seine Eltern verloren hatte. Er fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, dem Kleinen von dem Verlust zu erzählen und entschied, das später, wenn er sich besser fühlte, wohl ein besserer Zeitpunkt wäre.

"Gut Frank, Du kannst mich Liam oder Lee nennen, wenn Du möchtest. Ich habe Dich im Garten gefunden. Kannst Du Dich erinnern, was Du da gemacht hast?"
Frankie schüttelte den Kopf.
"Und weißt Du noch, warum Du keine Hosen getragen hast?
Wieder keine positive Antwort.
"Das ist in Ordnung Frank, mach Dir keine Sorgen. Ich werde auf Dich aufpassen."

Liam McAllister hatte Mitleid mit dem jungen und unschuldigen Kind und fragte sich, was wohl mit ihm passiert war. Sanft streichelte er über seine Stirn und durch das braune Haar, während er die Augen nicht von dem Jungen lassen konnte. Sein Beschützerinstinkt erwachte und es fühlte sich richtig an, sich um ihn zu kümmern.

"Nicht weglaufen! Ich bin gleich wieder da."

Frankie griff nach seinem Arm, hielt ihn fest und sprach durch seine Geste. So entschied sich der Gesetzeshüter zu bleiben und streichelte dem kleinen Jungen weiter über die Stirn und seine gesunde Wange.

Frankie hatte so etwas noch niemals gefühlt. Da war plötzlich jemand, der sich um ihn sorgte. Träumte er etwa? Wie könnte der Mann tatsächlich einen Freak wie ihn mögen. Es war eine verwirrende Situation. Aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich wohl darin; diese Wärme war wunderbar. Jemandes weiche Hand so liebevoll auf der eigenen Haut zu spüren, anstatt damit geschlagen zu werden, war das Beste, das er jemals erlebt hatte.

Die Berührung half ihm, sich besser zu fühlen - irgendwie lebendiger. Der Ärger, die Pein, die Schmerzen....alles verflog in diesem einen Moment.

Tränenwasser sammelte sich in Frankie's Augen und bildete einen kleinen Stausee, bevor sich die gefühlte Erlösung über sein Gesicht ergoss und zügig die Wangen herunter lief. Gott was für ein wunderbares Gefühl das war. Er konnte wieder weinen. Es war berauschend und irritierend zugleich. Wenn doch nur jemand die Zeit anhalten könnte - nichts sollte diese wundervolle und lebendige Situation verändern.

"Mach Dir keine Sorgen Frank, Deine Eltern werden bald kommen und Dich abholen." log der Polizist in dem Gedanken, dass es besser wäre, ihn nicht weiter zu verängstigen. Insgeheim hoffte er, dass jemand anderes dem Kleinen die fürchterliche Nachricht überbringen würde. Er wollte ihm nicht wehtun, denn, auch wenn ihre Freundschaft nur wenige Stunden alt war, mochte er ihn aus irgendeinem unerklärlichen Grund. Leider hatte er keine Vorstellungen, was er mit seinen Worten bewirken würde.

Als Frankie vernahm, das seine Eltern ihn bald abholen würden, zuckte er zusammen. Gerade hatte er die Peiniger aus seinem Leben ausgeblendet - nur für einen Moment. Und nun das. In Sekunden wechselte seine Stimmung von lebendig und zuversichtlich in schockiert und ängstlich. Es war unmöglich die Berührungen des Polizisten weiter zu ertragen. So wich er zurück, voller Angst und Wut. Der Stausee in seinen Augen trocknete wieder aus.

"Ich bin gleich wieder da - eine Minute Frank."

In dem Moment, in dem Liam den Raum verließ, klingelten Frankie's innere Alarmglocken. Er sprang aus dem Bett und rannte so schnell wie er nur konnte aus dem Krankenzimmer, begleitet von den eben erlebten Gefühlen, der Vorsicht und Zuneigung - so könnte sich Liebe anfühlen.


***


Frankie stand am Rand des Krankenhausdaches und schaute hinab auf die Straße, die Autos und Menschen die herumliefen. Er fühlte sich frei wie ein Vogel.

Und nun, da er gelernt hatte, das sich tatsächlich jemand um ihn sorgte, das es wirklich Menschen gab, die nicht von ihm angeekelt waren, fühlte er sich gut. Nicht einfach nur gut, brillant, gewollt, gemocht, irgendwie geliebt und er würde diesen Moment niemals vergessen und für immer in seinem Herzen wegschließen, auch wenn er nur Sekunden anhielt.

Zurück gehen zu seinen Eltern? Das Erlebte einfach vergessen? Nein, das war keine Option. Es war einfach inakzeptabel. Er konnte nicht zurückgehen.

"Ich bin Frankie. Ich lebe und ich bin KEIN FREEEEAAAAAAAK!"

Als er das in die Welt hinausschrie, füllten sich seine Augen wieder mit Tränen. Tränen der Freude, Tränen des Ärgers, der Schmerzen und der Furcht. Niemand würde ihn mehr verletzen; keine Chance. Endlich konnte er lächeln. Da war nichts, was ihm unangenehme Gefühle bereitete.

Mit diesen Gedanken und erfüllt von einem wahrhaftigen Moment der Liebe, trat der 10-jährige Frankie einen Schritt nach vorne und fiel.....

 

Dies ist mein erster Beitrag hier und ich freue mich auf Euere Rückmeldungen und Kritiken. Vielen Dank im voraus für die Zeit, die Ihr Euch nehmt.

Beste Grüße,
Oliver

 

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