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Fragment eines innigen und jeweils inneren Briefwechsels

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16.07.2002
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Fragment eines innigen und jeweils inneren Briefwechsels

18. August 1997 (irgendwo)

Du,

das schwarze Chaos ist in meinem Herzen und richtet sich dort ein. Verfluchte Scheiße schrie die rote Seele in ihrem eigenen Blute, das da nicht mehr sichtbar wart, weil es dunkel in der samtenen Oberfläche einsickerte. Niemand war da, der hören konnte, niemand der sehend ist. Und ich in meiner tauben Blindnis allen voran. Mit bebendem Fleisch und traurig schwarzen Höhlen im Gesicht. So ich: ?????!!????? ganz feucht im Imperativ. Tränen aus blauen Lippen. Exzeß der ekstatischen Trauer. Speichel im Nacken und Nacktheit im offenen Mund.
Dann ein Schrei nach tonlosem Zittern im nassen Laub. Frierender weißer Leib auf brauner schwerer Erde: so lautet das Ende dieser Geschichte, jedesmal, ohne eigentliches Ende. Mehr nicht.

Mamá


19. August 1997 (nirgendwo)

Du,

ich versuche meiner Nacktheit einen Sinn zu geben. Sie darf nicht das enthäutete Nichts sein - wie sollte ich denn leben, mit dieser ungewissen Gewißheit. Ich schaffe mir die Haut der Lust - jede Art von Lust ist geeignet für meine Verzweiflungen. Morbide Lust am Tod, sanfte Lust an Gewalt, stechende an der Askese, rasende Lust an der Himmelsbläue, und wieder nasses Laub - die größte aller Lüste. Wie ein ungeborenes Tier suhle ich mich in meinen Lüsten, schreie blau und fließe aus - braun. Ein Vogel schaut von oben auf mich herab. Gott? Seine Augen dringen in meinen Körper ein und bringen mich zum Taumeln. Wo? In der Achselhöhle ist das Geschlecht in Form eines Geruches. Der bittre Geschmack im Mund - das sind die Tränen, geweint in schmerzlicher Wollust. Das Glasigweiche meiner Augen ist zum Zittern bereit - zu einem Zittern, das vor der Ohnmacht kommt. Meine Beine und meine Finger öffnen sich dieser Ohnmacht. Ich warte so auf die Macht der Willenlosigkeit.

Mamá

PS: Bei Deinem letzten Besuch vagaßest Du Deinen Kamm bei mir. Nun liegt er, mit Büscheln von toten Haaren zwischen den Zinken, auf meinem Nachttisch. Jeden Morgen blicken mich Deine Haare aus des Kammes Spalten an - ein Kuß des Todes weckt mich so in der Früh.


noch einmal 19. August 1997

Du...!

Meine Augen verbrannten als ich Dich im Spiegel sah. Eine Täuschung? Ich war die Täuschung und Du warst wirklich. Ich riß mir meine Bluse vom Leib und streckte Dir wie ehemals meine Brüste entgegen. Und Du? Du regtest Dich nicht, standst still mit tonlos ironischem Lächeln vor mir im Spiegel. Du nahmst die Früchte Deiner Kindheit nicht mehr entgegen, und so vertrockneten sie vor Deinen Augen, die eigentlich die meinigen waren. Doch nun ausgekohlte Höhlen im Gesicht, konnte ich nur noch mit den hart aufragenden Spitzen meiner vertrockneten Früchte sehen. Mit der Lust, mich zu quälen, schautest Du in die Schwärze der Höhlen statt in meine Augen.
Verzweifelt preßte ich meinen nackten Leib an das kalte Spiegelglas - doch da warst Du schon Vergangenheit und ich sah nur noch die Blindheit des alternden Spiegels.

Mama(lia)


wieder 19. August 1997 (diesmal in noch vor(unter)wurfsvollerer Bitte)

Du,

Du hast nie die Narben, die ich durch mein vowärstsrollendes Dasein davontrug, gesehen. Sie sind gut versteckt in meinem Innern. Auch von Dir sind dort viele Narben aus der Zeit als Du mich vergewaltigtest - bei Deiner Geburt...und später. Nur wußtest Du nie um Deine Tat.
Manchmal brechen die Narben noch auf - wenn ich von meinen Erinnerungen vergewaltigt werde oder wenn ich mich in einer mir selbst verschafften Lust befinde. Letzteres schmerzt am meisten, weil ich mich in diesen Augenblicken im Zwiespalt zwischen der Einsamkeit meines Geschlechts (denn Du fehlst ausfüllend in mir) und der Lust an dieser Unausgefülltheit (denn ich weiß was mir fehlt) befinde. Der Schmerz ist dann lustvoll oder die Lust ist schmerzlich. Das ist die vollkommenste Lust - die disharmonische Harmonie von Schmerz und Lust: die Wollust. So quälst Du mich und verschaffst mir gleichzeitig Lust.

Mutter


20. August 1997

Und wieder Du,

bist in meinen Gedanken, bist in meinem Körper. Ich will Dich wieder, immer wieder. Warum nur bist Du jemals aus meinem Körper geflüchtet? Ich will Dich in mir - egal wie, egal wo. Wenigstens ein Teil von Dir soll wieder in mir sein. In meinem Mund, in meinem Anus, in meinem zweiten viel empfindlicheren Mund - oder in meiner Achselhöhle (das reichte mir schon). Ich möchte Dir all das in einem bewußten Zustand wiedergeben, was Du nur in einem unbewußten erleben konntest - dem Vergessen preisgegeben. Du sollst wissen, wie es ist, ganz verschlungen zu sein, ganz ein Körper, der nicht der Deinige ist. Du sollst wissen, wie es ehemals, vor Deiner Geburt, war. Ich reiße mitten durch - vor Sehnsucht nach Dir.

Mama

PS: Ich wünschte, ich könnte Dich lachen machen in der Ernsthaftigkeit Deiner Jugend. Doch auch das Alter macht bitter.


25. August 1997

Ma, meine liebe Mama,

ich verstehe Dich nicht. Deine vielen Briefe, die ich erhalte...Wer bist Du Mama? Ein Dämon? Ein bezaubernder Faun? Bist Du mein Schrecken oder bist Du meine kindliche Liebe? Meine liebste Mama, was ist mit Dir, was kämpft in Dir? Mama, du schreibst so vieles, das mir angst macht, weil ich es nicht verstehe. Ich will es auch gar nicht verstehen. Ich bin doch bei Dir - Dir durch Dein Blut verbunden. Ich werde Dich nicht verlassen - liebe ich Dich doch, weil Du meine Mutter bist. Nun weiß ich nicht weiter...

ich

PS: Bestell Papa liebe Grüße von mir - auch wenn er nicht weiß, wer ich bin, und meinen Kuß aus der Ferne sofort wieder vergißt.


27. August 1997

Du,

ich muß daran denken, wie ich Dich heimlich, als Du noch ein kleines Kind warst, beim Masturbieren beobachtete. Du saßest auf Deinem Schaukelpferd und Dein Schaukeln wurde immer heftiger - bis Du Dich zitternd und keuchend an den Hals des Pferdes klammertest. Dann schliefst Du mit Deinen feuchten Unterhosen ein. Ich sah Dir lange beim Schlafen zu, denn dieses Bild war das friedlichste, das ich je gesehen habe.
Schon damals wünschte ich mir, Du hättest wie ein Junge onanieren können. Dann wäre für mich alles viel einfacher. Aber so sind wir nur halbe Menschen füreinander - Du suchst den Vater in mir und ich den Sohn in Dir. Und eigentlich suchen wir nur nach unseren Spiegelbildern, die wir in wilder Verzückung lieben können. Doch wie kann ein Drehspiegel von einem anderen Drehspiegel vollkommen und einheitlich, in der Gleichzeitigkeit, widergespiegelt werden?
Dieses halbe, stets zwiespältige Dasein macht mich verzweifelt.

Mama

PS: Eigentlich ist dieses Dasein sogar nur ein Viertel...


30. August 1997 (in vertrauter Fremde)

Mutter,

was schreibst Du mir da in Deinen Briefen. Mutter, ich will Dich nicht so sehen müssen. Was tust Du mir nur an? Da ist mir der reine Papa, der mit kindlichem Lächeln des Vergessens tagtäglich auf unserer Terrasse im Schaukelstuhl sitzt, lieber, obwohl ich ihn mir immer stark und wach wünschte - so wie Du es eigentlich bist. Aber ich wollte ihn nie beschmutzt mit dem Kot unreiner Gedanken - so wie Du es auch bist. Vielleicht ist es ja so: Sobald wir erinnern, sind wir auch schmutzig. Wahrscheinlich bist du sogar ehrlicher in Deinen Briefen, als ich es jemals gewesen bin. Ich schaffe mir die Illusion der unbefleckten Unschuld - ohne sie kann ich wahrscheinlich nicht leben. Deshalb erinnere mich nicht immer an die Abgründe in uns, die uns ineinander fallen lassen. Ich bitte Dich, laß mich wie Vater sein, wenn es bei mir auch ein konstruierter Zustand ist.
Deine Wahrheit kommt dem Wahnsinn gleich. Ich will nicht dieser Art der Wahrheit mein Leben widmen, ich will nicht wahnsinnig sein. Ich brauche die Wahrheit der Vernunft - mit all ihren Tabus - und nicht die des schrankenlosen Wahnsinns. Ich will nicht Dich. Ich will Papa.
Jetzt muß ich weinen.

ich

PS: Ich werde nicht mehr zurückkommen. Ich habe Angst - vor Deiner schreienden Anwesenheit und vor Papas schweigender Abwesenheit.


2. September 1997 (im Haus Deines Vaters)

Du, mein Kind und meine unreine Liebe,

ich möchte ihn schlagen, erniedrigen durch Worte - und doch ist er schmerzlos an Körper sowie Geist. Schreie ich ihn an, lächelt er selbstvergessen. Schüttel ich ihn oder hämmere ich mit meinen Fäusten auf ihn ein, schlenkert er wie eine weiche Gliederpuppe hin und her...und lächelt darob oder über nichts. Entblöße ich mich vor ihm und berühre mich in meiner tiefsten Nackheit, starren seine Augen blind durch mich hindurch - mit gelblich trüben Augäpfeln. Und immer wieder, jeden Tag: Das Lächeln.
Wo bist Du nur - Du, meine Liebe? Komm zu mir zurück. Nicht zu ihm, denn er war nie Dein. Er war immer ein anderer als Du. Aber ich, ich bin Du, ich bin Dein. Auch Du könntest Dich ihm in Deiner schandhaften Nacktheit zeigen - er sähe Dich nicht. Du zerfielst in seinen Augen zu Lichtpunkten, die vergänglich im Augenblick sind. Er hat dich nie gekannt, auch als er noch nicht dem Vergessen preisgegeben war. Auch bevor er so war, wie er jetzt ist, vergaß er Dich schon. Eigentlich vergaß er dich nie, da er Dich auch nie wahrgenommen hatte. Du bist für ihn inexistent. Und nicht einmal das. Du warst in seinem kläglichen Leben nie existent, so daß Du jemals für ihn inexistent werden konntest.
Du bist nur in meinen Augen - immer existent und nie inexistent.
Er lächelt verloren in den Raum mit starrem Blick und ich schreie Dich in meiner lustvollen Verzweiflung an. Wer ist dann für Dich existent?

ma


3. September 1997

Mutter,

ich hasse Dich, weil ich Dich zu sehr liebe. Vater liebe ich, weil ich ihn immer in den tiefsten Abgründen meiner Seele gehaßt habe. Dort drunten ist auch die schreckliche Liebe zu Dir. Sie macht mich grausen.

Ich


8. September 1997

Papa,

ich weiß, daß Du diesen Brief niemals lesen wirst - Du wirst, wie Du es mit so vielem tust, dieses Papier vielleicht aus den Händen der Mutter reißen und gierig verschlingen. Verschlingen, das ist Deine einzige Regung - der letzte Sinn Deines Lebens. Die Gier nach Nahrung in jedweder Form. Dir wird dies, wie auch alles andere, was Du hastig verschlingst, kein Vergnügen bereiten. Denn Deiner Gier fehlt die Befriedigung - nicht einmal kotzen kannst Du, nicht einmal den Schmerz des Völlegefühls kannst Du spüren.
Und immer wieder hast Du mich verschlungen, gefressen, zerkaut - aber es schmerzte nur mich. Wann kotzt Du mich aus? Verdauen kannst Du mich ja nicht, da Du gar nicht merktest, daß ich es war, die Du in Dich hineingeschlungen hast. Wann bin ich aus Deinen Innereien befreit? Laß mich frei. Nur mich, ich flehe Dich an.

ich, die Du nie gekannt hast


8. September 1997

Du,

Dein Vater will nicht mehr essen. Seit ein paar Tagen verweigert er sich zu essen. Ich muß ihm dieses dann aufzwingen, indem ich ihm seinen ehemals gierigen Mund mit Gewalt öffne und ihm irgendeinen Brei einflöße. Dabei ziehe ich seinen Kopf bei den langen Haaren nach hinten und nötige ihn, zu schlucken. Er wehrt sich nicht dagegen. Aber wenn ich mit der Prozedur fertig bin, übergibt er sich zumeist. Danach lächelt er und schaut ins Nichts, wobei er irgend etwas in einer nicht existenten Sprache lallt.
Ich wünschte, ich könnte ihm nichts mehr zum Essen geben. Ich wünschte, ich könnte ihn dahinsiechen lassen. Aber weil es Dich gibt, lasse ich ihn am Leben. Manchmal stopfe ich ihm sein Erbrochenes wieder in den Mund...

Mam(mut)a

PS: Ich werde mir für Deinen Vater eine Pflegerin suchen - ich ertrage dieses lallende Ding, das ich nie geliebt habe, nicht mehr in meiner Nähe.


10. September 1997

Mein Du,

manchmal glaube ich, Du wärest das Letzte in dieser Welt, das ich noch mein eigen nennen darf. Ich verwechsle Dich dann mit meinem Tagebuch, denn das ist für mich das Letzte, was bei meinem Selbstverschlingungen irgendwann übrig bleiben wird. Wenn auch dieses stirbt, sterbe auch ich. Gib es zu: Du bist der gewisse Rest meines Lebens, Du bist mein Selbstgespräch auf dem Papier. Dich gibt es eigentlich nicht - Du bist die Leere hinter meinem eigenen Text. Mein Kind, Du, mein Kind bist meine eigene Sprachlosigkeit, ein leerer Raum hinter den Zeichen meines Lebens. Du bist das Leben meiner Leere. Was oder wer solltest Du auch sonst sein?
Deine Antworten sprechen nicht - sie erscheinen mir als eine Aneinanderreihung von Spatien. Du bedienst Dich der negativierten Sprache - Deine gesandten Zeichen sind das Nichts.
Komm zu mir. Ich möchte Deinen Körper, Deine Fülle in meiner Fülle, damit ich wieder glauben mag, daß es mehr gibt außer meines Selbstgespräches. Ich möchte Körper, ohne den verfremdenden, Distanz aufzwingenden Artikel davor - nur Körper und keine Lüge die sich in der Sprache manifestiert: im Reden und im Schweigen. Ich möchte wirkliche Stummheit: Körper, Körper, Köder meiner transparenten Körperlichkeit.
Komm zurück in meinen Mund.

mamá


20. September

Kind,

1Mutter (Schraubenteil) weiblich; 2Mutter weiblich, Mütter, Mutter Erde; Mutterboden (soviel wie Muttererde); mütterchen, mütterlein; Muttererde (besonders fruchtbare Erde) weiblich; Müttergenesungswerk sächlich; Mutter(gesell)schaft (Wirtschaft); Mutter(ge)stein; Mutter Gottes weiblich (auch:) Muttergottes weiblich (auch:) Muttergott männlich (auch:) Muttergotteslos sächlich; Muttergottesbild sächlich; Muttergottesphotographie weiblich; Muttergottestext männlich; Mutterhausherzkorn kindlich; Mutterkuchenlandleib; mütterlich; mütterlicherseits; Mütterlichkeit; Mutterliebe weiblich; mut(ter)los; Mutterlosigkeit nichts; Muttermalmilchmund familiär; Mutter(n)fabrik und -schlüssel; Mutterrechtschafschiffschutz; mutterseelenallein; Muttersmutter; Mutterssöhnchen und Mutterstöchterchen (verächtlich für übermäßige Liebe von Mutter und Kind); Muttersprachestelletagtierwitz;

Mutti (Koseform von: Mutter) weiblich


26. September

Du,

Tochter (schweizerisch auch für: Mädchen, Fräulein, Angestellte) weiblich; Töchterchen SÄCHLICH, Töchterlein SÄCHLICH; Tochtergesellschaft (Wirtschaft) sächlich; Tochterhaus sächlich; Töchterheim; Tochterkirche weiblich; töchterlich; Tochtermörderin(siehe auch: Kindsmörderin); Tochterstadt (Zweigsiedlung);

Tod (Dein... und somit auch mein...), die alphabetische Konsequenz

PS: Die Lösung Deines Rätsel will ich gar nicht wissen, aber die meines muß ich hier anfügen, da Du noch nie das, was Du manchmal Kind nennst und manchmal Deinen Besitz (beides ganz sächlich), verstanden hast. Hier folgt also die Auflösung meines Lebens: Du meinst ich wäre für Dich in Deinem ewigen Leid zuständig und lockst mich zu dieser Unfreiheit mit süßen Worten in Dein Haus mit der von Dir begründeten Konstellation der Teilhaber. Doch mit diesen Worten machst Du deutlich, daß ich nicht mehr als ein Spielzeug, ein Haustier oder ein Gegenstand bin. Ich unterliege Deinen Maßnahmen der Disziplinierung seelischer und leiblicher Art. Wenn man nur grau denken darf dann nur grau, wenn man nur grün essen darf dann nur grün. Manchmal mußte ich sogar schwarz menstruieren oder auch eidotterfarben mit einer leichten Transparenz, obwohl ich mich nach einem gesunden, sauberen Rot gesehnt habe. Ich hasse Dich und Deine monotheistische Religion, deren Gott Du selbst bist. Dieses Leben bezeichnetest Du als das einer Tochter angemessene, obwohl Du mir mit diesem Deinen, daß ich lebte, mir mein Leben nahmst. Du bist eine Hungrige, die alles, was mein eigen hätte werden können von vornherein zerredetest, zerkautest, zerrissest, zerliebtest, zersahest mit Deinen Ziegenpupillen, zerlachtest, zerschriest, zerbanntest, zerkratztest, zer...
Und nun, nun trage ich eine Landschaft in mir, die Dein Werk ist, die immer an Dich gebunden sein wird. Sie liegt in der Wüste ohne Wasser und Luft und hat viele Straßen, die alle zu Deinen Plätzen führen. Du hast mich krank gemacht, sterbenskrank und todeskrank, tod...
So bleibt nur eines noch in meiner Macht: ich werde nie mehr zu Dir kommen, denn das wird mir meinem letzten Wunsch erfüllen und Dir Deine Furcht. Aber vielleicht ist alles nur ein bitterer Scherz, nur die Abfolge des Alphabetes...

Nochmals in haßvollster Liebe: ich


5. November 1997

Mamá, mein Mütterchen, mein Mütterlein, Mutti, meine allerliebste Mutter,

wieso antwortest Du auf meinen letzten Brief nicht mehr? War er so schrecklich für Dich, haßt Du mich jetzt? Ich liebe Dich doch, ich hasse Dich liebend... Verstehst Du nicht? Laß doch bitte ein paar Worte auf ein weiße Papier fließen.
Mein Gewissen zerstört mich geradezu. Ich kann nichts mehr essen seit dem letzten Brief. Ich vermisse Deine Worte, Deine Sprache, Deinen sprechenden Mund. Ich muß wieder Deinen Boden finden, meine Heimat. Du gibst mir nämlich den Boden, auf dem ich stehen kann. Verzeih mir, ich bitte Dich. Ich habe schon zu Dir gebetet, zu Deinem Bild rief ich meinen Dir angemessenen Text. Es ist ein Photo, das Dich zeigt, als Du Vater noch nicht kanntest und noch rein warst und trotzdem schon schwanger an mir gingst. Diese Photographie bitte ich jeden Abend seit meinem schrecklichen Brief um Vergebung - doch es will nicht antworten, es bleibt wie es ist: flach und stumm. Ich bin mutlos und allein - und sehne mich nach Deinem Sprechen, das für mich Nahrung ist. Ich kann nicht ohne Dich leben, da ich gebrandmarkt bin von der Ähnlichkeit mit Deinem Körper. Ich bitte Dich flehentlich, sprenge Deinen Fels auf, um mich zu empfangen, mich mit meiner doch allzu kläglichen Liebe. Diese liegt unter einem oberflächlichem Haß, der nicht wahr ist, dazu scheint er zu transparent, wenn Du ihn mit Deinen Worten bestrahlst.
Du weißt, daß ich mir manchmal irrig in der Welt vorkomme. Ich irre durch mein konfuses Leben und verirre mich oft dabei. Manchmal streiche ich ein „r“ heimlich von dem Substantiv, das sich als mein Name herausgebildet hat, weg. Dann scheint es so als wäre ich die Bewohnerin des grünhügeligen Landes im Norden, in dem die Leute so guttural heiser, so weich und warm sprechen. Doch nie verschwindet der verleugnete Buchstabe gänzlich und ich werde doch immer wieder an meine wahre Existenz erinnert. Ich wünschte, ich könnte in der Illusion des weggestrichenen Buchstabens leben.

Mamá, melde Dich bei mir, sonst wird der kleine Buchstabe zu einem Kapitälchen.

Die Ihre oder der Ire


10. November 1997

Mamá,

Du schweigst, wie Du es schon immer getan hast. Jedes Mal, wenn ich Dich und Dein Reden gebraucht hätte, hast Du Dich in Deine brutale Stummheit zurückgezogen. Ich weiß noch, wie ich vom Spielen draußen im Wald heimkehrte. Ich weinte damals fürchterlich, weil die anderen Kinder mich gequält hatten. Im dunklen Dickicht des Waldes hatten wir Verstecken gespielt. Ich mußte die anderen Kinder suchen und zählte ab. Dann rief ich ganz laut: „Ich komme!“, und begab mich auf die Suche. Doch ich konnte keines der anderen Kinder finden. Ich suchte sie im Unterholz, auf den Bäumen, im Laub - doch nirgens fand ich eines der Spielgefährten. Laut rief ich das „Vogelfrei“ in die Stille des Waldes - doch nur ein Echo gab mir Antwort. Sehnsüchtig erwartete ich, daß nach meinem Ruf die anderen mit Blättern und Ästen im Haar aus den Tiefen des Waldes hervorgekrochen kämen - doch ich wartete vergebens. Blind vor Tränen irrte ich durch den Wald und schluchzte immer wieder mein „Vogelfrei“ hervor.
Als ich nach Hause kam, saßest Du vor dem Spiegel Deines Schminktisches und kämmtest ganz versunken Dein langes, schönes, dunkel leuchtendes Haar. Fiebernd, mit vom Weinen rauher Stimme erzählte ich Dir von meinem Leid. Doch Du saßest weiterhin, selbstvergessen Dein Spiegelbild betrachtend, vor der Kommode und sagtest verträumt: „Die anderen Kinder können Dir doch egal sein...Sie sind doch nicht so wichtig.“ Das waren Deine einzigen Worte, während Du Dein Haar weiterkämmtest. Ich erinnere mich an die vielen Dosen und Schächtelchen auf dem Tischchen, an den Duft welker Rosen vermischt mit dem Geruch von trockenem Puder und an Dein verträumtes Lächeln in einem Gesicht, das nur sich selbst sah. Wenn diese Erinnerung in mir aufsteigt, dann tut sie es gepaart mit einem Ekel, der sich als Brechreiz bei mir äußert. Ich weiß noch, daß ich, nachdem ich von Dir diese Antwort erhalten hatte, auf die Toilette rennen mußte. Dort erbrach ich mein Mittagessen, mich selbst und insbesondere Dein selbst- und michvergessenes Lächeln. So kotzte ich mehrmals in meiner Kindheit, denn ich wurde oft gequält, obwohl ich es Dir niemals mehr erzählte...

Hörst Du mir nun endlich zu? Was bedeuten Deine Briefe, die Du mir in diesem Jahr schriebst? Ist die Zeit gekommen, da Du Dich nicht mehr in Dein Ebenbild vertieft, im Spiegel betrachten kannst, weil Dein Gesicht hautlos geworden ist? Bist Du Dir endlich so sehr selbst zuwider, so daß auch Du bei Deinem Anblick Dich übergeben mußt? Ich jedenfalls übergebe mich schon allein im Gedanken an dieses Bild tagtäglich.

ich

PS: Wenn Du mich damals angeschaut hättest, dann hätte sicher ebenfalls ein Brechreiz Dich in Besitz genommen - meine Haltung, meine Augen, alles an mir war so unterwürfig, das es Dich kotzen lassen hätte. Und das alles nur wegen ein paar erhoffter tröstender Worte, die Deine Lippen nie preisgegeben hätten.


17. Nov 97

Mutter,

ein Schrei - allein im Nichts. So schon immer. Wird es niemals eine Antwort geben? Von Dir? Nur von Dir...
Ich sterbe, Mutter. Nein, ich tode schon. Ich lebe meinen Tod tagtäglich oder ich tode mein Leben. Es ist ein Zustand auf der Grenze: der am Leben gehaltene Tod oder das am Tod gehaltende Leben - diese Sprache reicht nicht dazu aus, um diese Grenze zu umfassen, sorgsam in Worte zu bergen. Zu nackt ist dieses Geschehnis, als daß es Worte an sich heran ließe - es ist ohne ein Klang oder Bild - es ist nur sichtbar und klingend, aber nicht substantiviell faßbar. Es ist eine Bewegung, die gegen meinen eigenen Strich geht - gegen den Strich meines Lebens. Gegen den Strich, den ich jeden Tag auszuführen versuche, weil ihn mir jemand, irgendjemand aus der Verwandschaft, ganz sicher nicht Du, beigebracht hat (vielleicht war es meine Tante S., die mich über alles liebte und mir stundenlang Märchen erzählen konnte, die ich begierig aufsog ). Diese für mich gesunde Bewegung kann aber nicht Deinem Lächeln standhalten - also wird sie auch immer wieder auf den Ort des Nichts abgebogen und meine Bemühung läuft immer wieder auf die Grenze meines eigenen Daseins hinaus.
Ich habe vor kurzer Zeit versucht, mich zu verlieben. Doch alles entwickelte sich auf die körperliche Banalität hinaus, die mich langweilt. Körper in Körper, Schwanz in Möse, Möse in Mund, Schwanz in Mund, Mund in Mund, Schwanz im Anus, und alle anderen Kombinationen - es ist alles endlich und nie vollkommen. All das ist nur eine Hilfskonstruktion für eine viel tiefere Sehnsucht, die die Menschen haben und doch in ihrer physischen Unvollkommenheit einander nicht erfüllen können. So ich. Du ganz anders. Ich vermisse die Worte und Du suchst nach dem Körper. Genau an diesem Punkt haben wir aneinander vorbei gelebt. Wir verlangen unterschiedliche Dinge voneinander, die wir jeweils nicht erfüllen können, da unsere Sehnsucht uns anderes vordiktiert. Du bist Sklave des erotisierenden Sichtbaren und ich einer des erotisierenden Sprechens.
Auch wenn man die Haut beschriebe, wirklich auf ihr Zeichen anbrächte, wäre immer noch eine Kluft zwischen beiden Bereichen. Sie näherten sich nicht an, sondern entfernten sich um so mehr voneinander. Ihre Distance wäre in so einem Fall schmerzvoller denn jeh.

die andere (dieses Mal nicht in einer Mutter-Tochter-Stammbaum-Hierarchie)


20. November 1997

Mutter,

Du hast Vater Leids getan, Du hast ihn zu dem gemacht, was er jetzt ist – ein faulender, unbewegter Körper. Ich weiß es genau. Ich erinnere mich: Du hast ihn vor Jahren in einer Nacht angeschrien. Ich hörte jeden Ton Deines Schreiens, obwohl ich nicht hören durfte. Zu sehen wagte ich nicht, aber gegen meine Ohren in ihrer begierigen Art, alles zu erlauschen in einer Welt, in der das Sehen verboten war, konnte ich mich nicht wehren. Meine Ohren hatten einfach schon sehen gelernt. Deine Schreie waren keine Worte, aber sie sprachen mehr als jedes Wort, das ich von Dir in meinem Leben hörte. Sie sprachen von Deinem Haß Vater gegenüber, von Deinen Todeswünschen ihm und Dir selbst gegenüber, von Deiner maßlosen Wut gegen die Welt, von Deinen Wünschen zu morden, von Deinen Hoffnungen auf die Bewegungslosigkeit nach dem Ende, von Deiner Gier nach der Endlosigkeit des Quälens. Deine Schreie waren wie die von Katzen, welchen draußen in der Nacht erbärmlich in ihrer Sehnsucht und brutal in ihren Zerstörungswünschen wie kleine Kinder jammern. Du schriest die Geburt Deines Todes in die Windungen meiner Ohrmuscheln hinaus. Ich haßte Dich dafür. Ich und Vater, wir beide waren das Stille, wir waren die verendenden Tiere Deiner Wünsche.
Ich wußte schon damals in meiner kindlichen Unschuld, daß ihr, Vater und Du, miteinander schliefet. Aber ich erkannte, daß Du diejenige warst, die es aus Haß tat. Und ich tue es heute ebenso: Ich lEIbe auch aus wütendem Haß oder aus einer haßvollen Gleichgültigkeit heraus.
Du hast ihn in seiner stillen Liebe umgebracht. Du wolltest seinen Haß, aber bekamst dafür nur sein absolutes Schweigen, das Schweigen seiner Körperlichkeit bis ins letzte Hautpartikelchen.
Nach dieser Nacht beschloß ich, das Violinenspiel zu erlernen. Doch bis heute will niemand meine Violinenklänge hören, weil das Instrument unter meinen Fingern jedesmal dissonant schreit. Alle halten sich dabei die Ohren zu – nur ich nicht.

ich, ich, ich, ich und dieses Mal nur ich, ganz allein ich, wie es noch nie jemals vorher war


13. Dezember 1997

Mutter,

mir ist kalt. Es ist so kalt, wenn ich mich in meine Haut hülle. Es ist so kalt, wenn ich in das Geäst vor meinem Fenster schaue und die weißen Häubchen Schnee auf dem dunklen Holz betrachte. Es ist noch kälter, wenn ich mich erinnere. Die Bilder sind dann nur weißes Eis, das mich in erinnerter Form eingefroren hat. Es ist noch sehr viel kälter, wenn ich wieder gegenwärtig sehen will und feststellen muß, daß ich an meinem Schreibtisch bewegungslos gesessen habe – schon stundenlang, ganz eingefroren.

ich

PS: Der Ofen in meinem Zimmer zieht nicht mehr.


17. Dezember 1997

Mamá,

schreib doch bitte – nur ein paar Worte in Deiner schmalen, steilen Schrift wären schon ausreichend. Mamá, ich bin eine Greisin mit vielen Falten in ihrem Hirn, das sie für ihr Herz hält...

...


20. Dezember 1997

Liebste,

ich werde kommen.

...


Bericht:

Am 24. Dezember des Jahres 1997 sollte die Familie K. zusammentreffen. Trotz der traurigen Erfahrungen, die alle Mitglieder in den letzten Jahren zu verzeichnen hatten, wollte die kleine Familie sich dem Weihnachtsfest in trauter Einsamkeit mit allen Sinnen hingeben. Die Mutter des Hauses hatte eine voluminöse Krippe im 30 m² großen Wohnzimmer aufgebaut. Joseph und Maria waren vom nahen Konfektionsladen erstandene und erbettelte Schaufensterpuppen, die in alte Kleider der Familie gehüllt worden waren. Die Kleidung war dem Anlaß entsprechend gewählt, die Hausherrin suchte die unbrauchbarsten und mottenzerfressensten Kleidungstücke aus den Kleiderschränken und vom Boden zusammen.
Joseph trug 1 Hut von Großvater, der vor Jahren gestorben war, 1 Weste, 1 Jakett, 1 Hose, 1 Paar Schuhe und 1 Paar Handschuhe sowie ein paar Assesouars, die der Hausherr zu der Hochzeit getragen hatte. Das Unterzeug ließ die Mutter weg, da man es sowieso nicht sehen konnte. Der Umstand, daß man nur zwei weibliche Schaufensterpuppen erwerben hatte können, wurde von der Hausherrin bei Joseph geschickt vertuscht. Sie ließ Joseph glatzköpfig und puderte seine roten Lippen über. Die langen Wimpern waren der einzige Hinweis auf das eigentliche Geschlecht Josephs. Maria war mit dem Konfirmationskleid der inzwischen erwachsenen Tochter des Hauses bekleidet und hatte langes braunes Haar, das vom Hausfriseur hergerichtet worden war. Da das Kleid sehr durchsichtig erschien, unternahm die Mutter bei dieser Figur die Vorsichtsmaßnahme, ihr zumindest Unterzeug anzuziehen, nachdem die vergeblich nach dem zu dem Kleid zugehörigen Unterrock mehrere Stunden das gesamte Haus durchsucht hatte. Um die halbe Blöße noch ein wenig mehr zu bedecken, legte sie Maria noch einen ihr gehörenden alten Mantel, den sie getragen hatte, bevor sie schwanger geworden war, um die Schulter. Doch dieser glitt immer wieder von den Schultern der Puppe, so daß die Mutter ihn am Konfirmationskleid festnähen mußte.
Das kleine Jesulein wurde von einer Porzelanpuppe dargestellt, mit der die Mutter schon in ihrer Kindheit gespielt hatte. Das rechte Auge war leider eingedrückt. Aber die Hausherrin legte sorgsam ein wenig Stroh über die leere Augenhöhle, so daß niemand mehr diesen fehlerhaften Umstand bemerken konnte.

Am Morgen des 24. wurde dann die Tochter erwartet. Sie sollte mit dem Zug anreisen. Aus diesem Grunde ging die Mutter zum Bahnhof und sah dem einfahrenden Zug entgegen. Menschen strömten in Massen aus dem Zug, um ihre Lieben mit roten Wangen und teils Tränen in den Arm zu nehmen. Wer nicht ausstieg war die Tochter der wartenden Mutter.
Bis spät in der Nacht sah die Mutter mit gefrorenem Atem und tränenlosem Aug, lediglich ihre Mundwinkel zuckten hin und wieder, den dampfenden Zügen entgegen, die stets neue Menschen ausspuckten, aber nie ihre Tochter.
Unbeweglich saß der Vater währenddessen im Wohnzimmer unter dem hell erleuchteten Weihnachtsbaum – fest an seinen Rollstuhl gebunden. Einen Moment lang hätte man meinen können, daß er weint, aber dies muß eine Täuschung gewesen sein, da er sich schon seit Jahren in einer geistigen Abwesenheit befand.

Sie kam nie mehr zurück. Es brach eine Zeit der tödlichen Ruhe im endlosen Schweigen an.

(c) by Edda Hofmann

 

Hallo nikto!

Wow, sehr bewegend und tiefgründig, die Geschichte. Selbst im nachhinein noch. Und äußerst eindringlich und fesselnd geschrieben.
Fesselnd daher, weil man gespannt darauf wartet, ob die Mutter ihrer Tochter etwas zurückschreibt.
Umso überraschter war ich, dass diese am Ende doch nicht zu ihren Eltern zurückgekehrt ist, da sie ja so sehr auf Antwort wartete. Aber das Ende sitzt. Hat etwas Endgültiges und hinterlässt einen bitteren und dramatischen Nachgeschmack.

Gut gefiel mir die äußere Form, die Briefe, in der du die Story geschrieben hast. Ist gut vorstellbar und überzeugend.

Der sprachliche Stil ist etwas ungewohnt, vor allem am Anfang; im Laufe der Geschichte habe ich mich dann aber an ihn gewöhnt und finde ihn mittlerweile passend. Auch wenn einige Dinge etwas komisch klingen und ich mir nicht sicher bin, ob sie so richtig ausgedrückt sind. Manche Stellen könnte man vielleicht noch ein wenig umschreiben (z. B. Wiederholungen vermeiden).

Insgesamt aber wirklich eine sehr bemerkenswerte Geschichte, bei der man sich gut in die bewegenden Briefe hineinlesen und mit den Protagonisten fühlen kann. :thumbsup:

Viele Grüße,
Michael :)

 

hallo ihr beiden!
michael, vielen dank für dein lob...
ich weiss, dass diese geschichte kompliziert ist. ich hatte auch probleme, sie einzuordnen. also danke nochmal für das durchhaltevermögen beim lesen. :)

Der sprachliche Stil ist etwas ungewohnt, vor allem am Anfang; im Laufe der Geschichte habe ich mich dann aber an ihn gewöhnt und finde ihn mittlerweile passend. Auch wenn einige Dinge etwas komisch klingen und ich mir nicht sicher bin, ob sie so richtig ausgedrückt sind. Manche Stellen könnte man vielleicht noch ein wenig umschreiben (z. B. Wiederholungen vermeiden).

ich weiß, michael, machmal etwas zu kompliziert, zu abstrakt etc.
ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich auf diese stellen hinweisen könntest und dann werde ich auch auch etwaige wiederholungen streichen oder überarbeiten...

@anna
naja, der titel macht noch lange nicht den text aus. also freue ich mich auf deine kritik...

gruss,
nikto

 

Hallo Nikto!
hab jetzt schon so oft auf diese Geschichte geklickt, konnte aber irgendwie nicht die richtigen Worte für eine vernünftige kritik finden. So nehm ich jetzt nochmals einen Anlauf.
Ich war sehr beeindruckt von Deinem eindringlichen Schriebstil. Tabus werden auf... ja wie soll ich sagen schonungslose und doch vorsichtige Weise gebrochen(nicht wie in einer anderen Geschichte, die ich gerade gelesen hab +schüttel+).
Die Geschichte stellt einen in gewisser Weise vor menschliche Abgründe und birgt dabei auch noch eine große Wortpoesie, was ihr einen ganz eigenen Stil verleiht.
Allerdings war es echt teilweise anstrengend zu lesen, da wir es hier nicht mit einer Durchschnittsgeschichte zu tun haben, sondern mit einer wie ich finde, schon anspruchsvolleren.
tja, jetzt hatte ich mir soviel überlegt, was ich schreiben wollte, aber es ist mir irgendwie entfleucht... +amkopfkratzundüberleg+
Naja, ich lass es lieber, meine Ausdrucksweise ist ohnedies schon verworren genug, ich will lieber keine völlige Unklarheit schaffen :D
viele liebe Grüße
MadameJack

 

Ach ja, bevor ich es vergesse, der Titel war wirklich klasse! Der hat auch mich sehr angesprochen.
ich hab immer so meine liebe Not mit Titeln ;)
Grüße MadameJack

 

Hallo nochmal!

Also, sprachlich gesehen ist die Geschichte ja allgemein recht außergewöhnlich - gefällt mir aber gut -; hier noch ein paar Anmerkungen im einzelnen:

das schwarze Chaos ist in meinem Herzen und richtet sich dort ein. Verfluchte Scheiße schrie die rote Seele in ihrem eigenen Blute, das da nicht mehr sichtbar wart, weil es dunkel in der samtenen Oberfläche einsickerte. Niemand war da, der hören konnte, niemand der sehend ist
Du beginnst in der Gegenwartsform, schreibst dann Vergangenheit und am Ende wieder Präsens. Weiß nicht, ob das richtig oder beabsichtigt ist; ist mir bloß aufgefallen. Müsste es anstatt "wart" nicht "ward" heißen?
Letzteres schmerzt am meisten, weil ich mich in diesen Augenblicken im Zwiespalt zwischen der Einsamkeit meines Geschlechts (denn Du fehlst ausfüllend in mir) und der Lust an dieser Unausgefülltheit (denn ich weiß was mir fehlt) befinde. Der Schmerz ist dann lustvoll oder die Lust ist schmerzlich. Das ist die vollkommenste Lust - die disharmonische Harmonie von Schmerz und Lust: die Wollust. So quälst Du mich und verschaffst mir gleichzeitig Lust.
Hier waren mir persönlich zu viele Wiederholungen; ist natürlich auch schwierig, das ganze dementsprechend umzuformulieren.
Du bist für ihn inexistent. Und nicht einmal das. Du warst in seinem kläglichen Leben nie existent, so daß Du jemals für ihn inexistent werden konntest.
Du bist nur in meinen Augen - immer existent und nie inexistent.
Er lächelt verloren in den Raum mit starrem Blick und ich schreie Dich in meiner lustvollen Verzweiflung an. Wer ist dann für Dich existent?
hier ebenso
Diese liegt unter einem oberflächlichem Haß, der nicht wahr ist, dazu scheint er zu transparent, wenn Du ihn mit Deinen Worten bestrahlst
Klingt für mich etwas komisch; vielleicht ist mir der Begriff aber auch bloß nicht geläufig
auf ein weiße Papier fließen
weißes
Nein, ich tode schon
Den Begriff "toden" gibt es glaube ich nicht.
Ihre Distance wäre in so einem Fall schmerzvoller denn jeh.
je
Ich lEIbe auch
:confused:
1 Weste, 1 Jakett, 1 Hose, 1 Paar Schuhe und 1 Paar Handschuhe
Zahlen würde ich grds. ausschreiben.

So, das wärs. Hoffe, dir hiermit weitergeholfen zu haben.

Viele Grüße,
Michael :)

 

hallo michael,
danke für die arbeit, die du dir gemacht hast! ich bin erfreut, dass du meinen text ernst nimmst.
nun ich dazu...

Du beginnst in der Gegenwartsform, schreibst dann Vergangenheit und am Ende wieder Präsens. Weiß nicht, ob das richtig oder beabsichtigt ist; ist mir bloß aufgefallen.
das werde ich wirklich nochmals ganz genau durchgehen. am ende soll präsens stehen, aber in den briefen müssen zeiten ganz stringent sein.
ich schau noch einmal drauf.

Müsste es anstatt "wart" nicht "ward" heißen?
du hast sehr wahrscheinlich recht.

Hier waren mir persönlich zu viele Wiederholungen
die wiederholungen waren zum teil beabsichtigt. insbesondere bei dem thema "wolllust" - inzw. ja mit drei 'l' :)
aber auch hier werde ich mir die "existenzstelle" nochmals anschauen...

zu seltsamen verben:
bestrahlen, toden, lEIben

sind von mir wortneuschöpfungen (außer bestrahlen - dies nur im anderen kontext benutzt) - bewusst eingesetzt. das wort leiben habe ich so geschrieben, weil ich das wort "ei" hervorheben wollte. (klingt alles ein wenig durchgeknallt, aber ich war bei vollem bewusstsein :).)

Zahlen würde ich grds. ausschreiben.
hier bin selbst auch eine fanatikerin. ich weise andere leute auch immer darauf hin. aber da ich eben diese fanatikerin bin, ist es auch hier bewusst geschehen. ich habe die zahlwörter sogar noch später wieder in ziffern verändert. damit (neben anderen mitteln) wollte ich einen sehr neutralen, unemotionalen erzähler erzeugen, der erzählt, als läse er einen "einkaufszettel" vor.

nun, das schwierigste folgt jetzt - die korrektur...

gruss,
nikto

ps:
@madamejack
danke auch dir für deine geduld mit meinem text. :)

 

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