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Frühstück zu zweit

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18.08.2013
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Frühstück zu zweit

Ohne ein Wort zu sagen, schenkt er sich den dampfenden, wohlriechenden Tee ein. Wie ein hungriges Tier schlägt er auf den Teller ein, auf dem appetitlich angeordnet einige Scheiben Bacon mit Rührei liegen. Mit der Gabel führt er den knusprigen Schinken zum Mund, wo er ihn so schnell zu zermalmen sucht, als ob ihn jemand verfolgen würde und es ihm, bevor er es runtergeschluckt hat, wegnehmen wollte. Dazu verschlingt er das weiche Ei und trinkt den heißen Tee mit ziehenden, schlürfenden Geräuschen. In rasender Geschwindigkeit ist der Teller leer. Tee wird nachgeschenkt und weiter hektisch getrunken. Dies alles geschieht wortlos und ohne nur einmal aufzuschauen. Er nimmt sich ein frisches Brötchen und reißt es mit einem Ruck auseinander, schneidet sich einen köstlichen weichen, fast zerfließenden Käse ab und schiebt ihn zwischen die aufgerissenen Brötchenhälften. Dann beißt er kräftig hinein und verschlingt es mit 3 Bissen. Mit geräuschvollem Schlürfen aus der Teetasse wird der Speisebrei hinuntergespült. Derart gestärkt greift er zur Zeitung und beginnt, ohne auch nur einmal aufgeblickt zu haben, sich in den Text zu vertiefen.

 

Hallo Heidrun Baur,

und Willkommen hier!

Ist dies nur der Anfang oder schon die ganze Geschichte? Ich habe das Gefühl, ich lese hier nur einen Anfang ...

Beste Grüße Fliege

 

Hallo,

ich glaube, dies soll eine Kürzestgeschichte sein, deren hauchdünne Handlung mit dem Titel korrespondieren möchte. So von wegen: Es wird nur über ihn geschrieben, bzw darüber, wie er das Frühstück vertilgt, und die zweite Person, höchstwahrscheinlich Ehefrau, nicht im Text vorkommt, also von ihm ignoriert wird.

Also, mich erreichst du damit nicht. Die 'Wortlosigkeit', also die fehlende Kommunikation, die ist im Text nicht begründet, und sie muss auch nicht erwähnt werden. Dies wäre eine perfekte Situation für 'Show, don't tell'. Man könnte hier zeigen, wie die zweite Person versucht, einen Dialog zu starten, Konversation zu machen, oder überhaupt auf sich aufmerksam zu machen, und der Mann einfach weiter 'frisst', Zeitung liest, und sich einen Dreck drum kehrt. Vieles in dem Text ist redundant: Da wird halt erklärt, wie einer (und was) einer frühstückt, das finde ich, mit Verlaub, belanglos.

Bsp: "Ohne ein Wort gesagt", "Ohne einmal aufzublicken", das muss nicht erwähnt werden, das sollte dem Text immanent sein. Dieses Erkenntnis muss ich als Leser während des lesen haben, die muss der Text nur bereit stellen, nicht explizit erwähnen.

In einer solchen Kürze, als Schlaglicht, eine solche Dramatik hineinzubekommen, mit all den Facetten etc, das ist natürlich schwierig. Ich finde den Text auch als solches überladen, überfrachtet, viele Adjektive, wenig Fluss.

Sind nur meine 5 Cent, vielleicht kannst du was mitnehmen, wenn nicht, sei's drum.

Herzlich willkommen hier, und viel Spass auf diesem Forum!

Gruss, Jimmy

 

Och na ja, also ich find den Text schon okay, für das, was er machen will.
Ich frag mich aber auch immer, ob das jetzt als "Ziel" genug ist, aber das kann man ja keinem vorschreiben. Es gibt von Andrea H. einen Text da hat sie die immer gleichen Tagesabläufe einer Hausfrau beschrieben. Hier der Text: Es ist halt nicht sehr subtil.Man liest das, merkt, worauf der Text hinaus will, das gelingt ihm - und fertig.

Kommt mir ein bisschen vor, wie eine ordentliche Lösung für eine dieser furchtbaren Schreibaufgaben: Schreiben Sqie eine kurze Szene mit der Überschrift "Frühstück für zwei". Die Aufgabe wäre mit dem Text ordentlich gelöst.

Ja, sonst ... ich finde diese Texte mit einem sehr niedrig hängenden Ziel, das leicht erreicht wird, nicht sehr spannend, aber das ist ein rein persönlicher Geschmack. Gibt so viele Leute in verschiedenen Situationen und Stationen ihres Lebens ... passt schon.

Gruß
Quinn

 

Hey Heidrun,

ich meinte die Frage nicht ironisch oder so, ich meinte die ganz ernst, weil sich der Text für mich wie ein Versprechen liest. Jetzt habe ich Euch die Beiden vorgestellt, der Leser hat ein Bild, ist gut in der Situation drin und nun könnte es losgehen. Er ist also ein perfekter Beginn. Ich bin drin, ich bin auf die Beiden neugierig und genau in dem Augenblick - Ende. Als Leser befriedigt mich das nicht. Ein uneingelöstes Versprechen hat im Allgemeinen etwas Unbefriedigendes und mir ist nicht klar, was Autoren damit erreichen wollen. Echt nicht. Kann man auch als Überschrift formulieren - Das Schweigen nach der Silberhochzeit oder Und dann hatten sie sich nichts mehr zu sagen, keine Ahnung - sagt das selbe auf noch weniger Raum.
Nur eine Situation einfangen und darstellen, ist nicht mehr als eine Bildbeschreibung. Wie es dazu kam, wie es den beiden damit geht, wohin es sie bringt - Fehlanzeige. Wie gesagt, für mich ein guter Anfang, leider fehlt mir die Geschichte dazu. Und ich liebe Kürzestgeschichten, aber sie sind eben auch sehr schwer, wenn man wirklich versucht in der Kürze eine ganze Geschichte zu erzählen. Ist schon eine verdammt hohe Latte.

Ich habe wirklich gehofft, es gibt 'ne Fortsetzung ;).
Nochmal Grüße, Fliege

 

Selbst wenn ein Paar sich beim Frühstück – und käme es noch so english daher – sich nichts zu sagen hätte, so wäre das Paar, das sich unter gleichen Bedingungen lauthals Anmault immer noch besser dran, als das schweigende, insofern,

liebe Heidrun –
und damit erst einmal herzlich willkommen hierselbst –

stellstu uns so etwas wie das Ende der Kunst des Frühstücks (keine bange, ich bin zwar nicht very British, aber mein Humor ist mindestens ebenso schwarz) wie eine Grenze der Beziehung unter den beiden vor. Es ist - wenn man so will und es überhöht - ein Stillleben (mit drei l!) bürgerlich-haushaltlichen Endes, selbst wenn der Morgen nichts anderes als den beginnenden Tag eindämmert. Mir gefällt’s und erinnert mich zugleich an meinen Einstieg hier mit der „Einsatzgeschichte“, wobei es da aber nur zum zum Totschlag kommt, was sich hier vermeiden lässt, schließlich will man doch die Tageszeitung lesen - vllt. gewohnheitsmäßig und die Beziehung dü,pelte schon immer vor sich hin ...

Da wird solide und unaufgeregt erzählt, und doch sind zwo Dinge handwerklicher Art anzumerken:

Dann beißt er kräftig hinein und verschlingt es mit 3 Bissen.
Zahlen bis zwölf werden üblicherweise – und das ist eine sehr übliche Geschichte hinter den geschlossen Haushalten, wie ich finde – ausgeschrieben.

Derart gestärktKOMMA greift er zur Zeitung und beginnt, ohne auch nur einmal aufgeblickt zu haben, sich in den Text zu vertiefen.

Gruß vom

Friedel

 
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Hallo Heidrun Baur,

und Willkommen hier!

Ist dies nur der Anfang oder schon die ganze Geschichte? Ich habe das Gefühl, ich lese hier nur einen Anfang ...

Beste Grüße Fliege

Die Geschichte könnte nur ein Anfang sein. Sie ist aber in sich geschlossen als eine Situationsbeschreibung, die jeden Tag so stattfinden kann. Insofern eine unendliche Geschichte.
Danke für die Rechtschreibtipps. Stimmt, dass man Zahlen bis 12 ausschreibt! Danke an Friedel. Danke auch für die anderen kritischen Anmerkungen.
Heidrun

Ich wollte noch anmerken: indem "er" sich in die Zeitung vertieft - ist die Geschichte eigentlich zu Ende.

 

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