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Frühling, Sommer, Herbst und Winter
Die Liebe….was ist das nur? Was bedeutet es? Warum lässt sie sich nur so schwer beschreiben? Und warum ist sie so wechselhaft, so unbeständig wie die Jahreszeiten….
Fragen, die nur jeder selbst sich beantworten kann, doch ich stehe am Ende- am Ende der Jahreszeiten. Ich sitze an diesem Tisch und sehe hinab. Sehe auf ein leeres Blatt Papier. Ich nehme einen Stift zur Hand und beginne zu schreiben, beginne noch einmal zu leben….
Frühling
Ich bin 15 Jahre alt und bin allein. Die Liebe ist für mich ein Gefühl, das ich noch nicht kennen lernen durfte (ausgenommen das Gefühl der Mutterliebe…). Ich sitze zu Hause und zweifle- zweifle an mir und an den Menschen. Damals fühlte ich mich sogar so verzweifelt, dass ich dieses Gefühl der Einsamkeit zu einem Hassgefühl gegen mich und die Menschen werden ließ. Damals nahm ich zum ersten mal einen Stift zur Hand und missbrauchte die Worte, um meinem Unmut und meiner Einsamkeit Luft zu machen. Doch es war genau das, was ich fühlte und es half mir vom Winter in den Frühling zu kommen. Damals dachte ich:
Das Leben ist eine verdammte Hölle. Sie lässt mich fast vergessen, dass es einen Himmel gibt. Was ist los mit mir? Ich weiß es nicht. Ich glaube ich ersticke- ersticke an meinen Tränen und sterbe an Hoffnungslosigkeit. Hoffnung- wer hat dieses Wort nur erfunden? Was für eine Heuchelei! Sie spielen mir alle nur etwas vor! Sie tun so, als ob sie mich mögen und dann lassen sie mich liegen, wie ein dreckiges Stück Papier. Und es zerreißt mir das Herz, wenn sie mir auf solch brutale Art und Weise zeigen, wie unwichtig ich doch bin und ich letztendlich einsehen muss, dass ich nur ein Statist bin, der unter den vielen Hauptrollen untergeht. Und ich weiß genau, was sie denken, wenn sie mich ansehen: Oh ja, es ist schön, dass du da bist, doch es wäre auch kein Weltuntergang, wenn du nicht mehr existieren würdest. Ja der Weltuntergang! Ich warte so sehnsüchtig auf ihn, aber er will mich einfach nicht von meinem Leid erlösen. Ich würde es selbst tun, wenn ich könnte, doch es geht nicht. Da ist nämlich diese verdammte Angst. Oh, was würde ich dafür geben, um diese Angst töten zu können. Denn dann könnte ich dieses elende Leben endlich beenden, das mir schon jetzt wie eine Ewigkeit vorkommt.
Wenn ich mir meine Zukunft vorstelle, dann sehe ich nur eine Straße, die ins Nichts führt, und die nie zu enden scheint. Doch ich fürchte mich nicht vor der Ungewissheit, was mich auf dieser Straße erwartet, sondern davor, dass ich irgendwann einmal stehen bleibe und einfach nur so dahinvegetiere.
Ich frage mich schon seit jeher, warum man eigentlich jeden Morgen wieder aufsteht mit der Einstellung, es sei ja ein neuer Tag, also könnte nur alles besser werden. Wer sagt uns denn, dass das Elend abnimmt, je mehr Tage verstreichen? Wer hat jemals behauptet, dass ein neuer Tag die Leiden der alten lindern könnte? Ist es nicht vielmehr so, dass jedem seine Bestimmung vorgegeben ist, ob er nun ein fröhlicher, ausgeglichener oder todtrauriger Mensch ist, und die Tagesform eigentlich nur von der Fähigkeit, wie gut man seine Laune überspielen und verbergen kann, abhängt? Oder kann ein todtrauriger Mensch wirklich zu einem fröhlichen werden? Manche werden diese Theorie für absurd halten, doch ich glaube daran, weil sie auf mich zutrifft. Denn ich glaube, dass ich, wie viele Menschen ihre eigene, nur eine einzige Funktion habe, nämlich schlicht und einfach nur da zu sein, um das Bild auszufüllen. Doch ich will nicht nur ein Teil eines Ganzen sein, ich will eine Hauptrolle spielen. Es ist fast so, als hätte man mir die falsche Ausrüstung zum Leben gegeben. Als würde man zu mir sagen: „Spiel eine Prinzessin“, obwohl ich das Aussehen einer Bettlerin habe. Versteht ihr das?! Ich möchte selbstbewusst auftreten, doch ich ziehe mich zurück, wenn auch nur mehr als 2 Menschen, die ich nicht kenne, anwesend sind. Ich möchte aufgeschlossen sein, die anderen mit meiner Lebensfreude überschütten, doch ich warte ab, bin schüchtern und lasse mich von dem Negativem im Leben in die Tiefe ziehen. Und aufgrund dieser Eigenschaften, die ich einfach nicht abstellen kann, ist mein Vorrat an Lebensfreude und die Hoffnung auf Veränderung langsam aufgebraucht. Denn im Grunde genommen habe ich Lebenswillen und könnte Bergen versetzen; dann spüre ich, dass es mich von innen fast zerreißt vor lauter Euphorie. Doch das, was diese ungeheure Kraft in mir bremst, ist die Erkenntnis, dass sie niemand mit mir teilt, weil niemand weiß, dass es sie gibt. Und bevor ich überhaupt dazu komme, jemandem diese Seite von mir zu zeigen, verlieren sie das Interesse an mir und wenden sich lieber Menschen zu, denen es leichter fällt, ihr Innerstes nach Außen zu kehren. Doch warum will niemand tiefer in mein Herz schauen? Warum nimmt sich niemand die Zeit, nach dem Schlüssel zu meinem 2. Ich zu suchen? Eigentlich kenne ich die Antwort auf diese Frage und stelle sie mir wahrscheinlich dennoch, weil ich es einfach nicht wahr haben will. Denn der Grund dafür, warum man den Schlüssel eigentlich gar nicht finden kann, ist, dass er versteckt in einem unendlich langen Labyrinth, fast unerreichbar ist. Anstelle der verzweigten Wege treten meine Stimmungsschwankungen und für den Schlüssel steht mein Herz, der durch meine äußere Erscheinung von einem Diamanten zu einem Stein verblasst. Und so verhindere ich selbst, die sich so sehr danach sehnt, die Möglichkeit, dass jemand die Grenze zu meinem Herzen durchbrechen kann. Und wer ist schuld daran, dass ich mich in einer solch verzwickten Situation befinde? Ich selbst? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich so unmöglich weiterleben kann. Denn wenn ich sehe, wie alles um mich herum wächst und ich mich einfach nicht weiterentwickle, stattdessen sogar noch schrumpfe, dann wird es so unglaublich schwer für mich. Es ist so niederschmetternd zu sehen, wie schön das Leben sein könnte. Wenn ich von anderen höre, was sie wieder alles unternommen haben, und sie davon schwärmen, wie schön der Tag doch war und das in einer so selbstverständlichen Art und Weise, dann möchte ich es ganz laut hinausschreien: „N e h m t M i c h M i t- L a ß t M i c h N i c h t Z u r ü c k !“ Doch sie wissen nichts von meiner Verzweiflung und ich kann es ihnen nicht verübeln, dass sie ihr Leben weiterleben, ohne dass sie auch nur einen Gedanken an mich verschwenden. Doch es fällt mir schwer- so verdammt schwer- ihnen ihr Glück zu gönnen, denn das Glück der anderen- so unglaubwürdig es auch klingt- verstärkt mein eigenes Leid. Deshalb frage ich mich wieder einmal: Wann werde ich jemals glücklich sein? Oder um es anders auszudrücken (denn Glück gibt es nicht wirklich- jedenfalls nicht für mich) wann werde ich stark genug sein, die Bestimmung- meine Bestimmung (!)- ein todtrauriger Mensch zu sein, zu verbergen? Denn wenn ich ehrlich bin, dann ist die Hoffnung auf das Glück nur Wunschdenken. Und Wünsche gehen genauso wenig in Erfüllung wie die Tatsache, dass ein Toter nicht mehr lebendig werden kann. Deshalb frage ich mich langsam, warum ich hier sitze und mich mit Fragen nach dem Warum quäle, obwohl ich weiß, dass sich, egal ob ich darüber nachdenke oder nicht, doch nichts verändern wird. Und das Schlimmste ist, dass ich weiß, dass ich selbst daran schuld bin und ich es einfach nicht schaffe, aus diesem Sog wieder heraus zu kommen. Ich habe irgendwann einmal angefangen, mich so zu verhalten und schaffe es nicht aus dieser Gewohnheit wieder herauszukommen, obwohl ich weiß, dass sie mich in den Ruin treiben wird. Es ist jedes Mal so als würde ich einen Weg auf mich nehmen, der sehr schwierig und langwierig ist, und immer wenn ich denke ich bin am Ziel angekommen, stehe ich plötzlich am Anfang des Weges, dort, wo ich losgegangen bin. Zuerst bemerke ich gar nicht, dass ich nicht weiterlaufe, sondern mich im Kreis bewege, doch dann kommt mir alles so bekannt vor und wenn ich wieder einmal realisiert habe, dass ich kein Stück weiter gekommen bin, macht sich eine derart tiefe Verzweiflung in mir breit, dass ich für einen Moment aufgebe und auf dem Weg liegen bleibe. Doch irgendwann stehe ich wieder auf und schaue nach vorn in dem Glauben, dass ich diesmal den richtigen Weg finde. Doch inzwischen frage ich mich, ob es überhaupt einen Ausweg aus diesem Teufelskreis gibt, da ich nun schon so oft wieder aufgestanden bin und nie den richtigen Weg gefunden habe. Doch das Schlimmste ist das Gefühl, das ich habe, wenn ich wieder dort ankomme, wo ich angefangen habe. Denn dieses Gefühl ist so schmerzhaft, weil ich so machtlos bin. Denn auf der einen Seite bin ich so unglaublich verletzt und will allem endlich ein Ende bereiten, aber dann ist dort auch wieder ein klitzekleiner Hoffnungsschimmer, der mich glauben lässt, dass in jedem Moment eine Veränderung eintreten könnte, und der mich daran hindert, dem Gefühl der Verzweiflung nachzugeben.
In dieser Zeit habe ich gedacht ich wäre nicht normal. Ich habe den Moment herbeigesehnt, in dem jemand mich eines besseren belehrt, mir zeigt dass ich genauso geliebt werden kann wie jeder andere Mensch auch. Und es sollte jemand kommen, der mich hoffen ließ, der einen Gedanken in mir heranreifen ließ- den Gedanken endlich die Liebe kennen lernen zu können.
Die Knospen sollten sich öffnen, die Blüten sich entfalten und die Vögel, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, kehrten endlich aus dem kalten, kalten Winter zurück…
Sommer
Inzwischen war ich 17 Jahre alt und so glücklich wie noch nie. Ich habe geglaubt ich hätte die große Liebe gefunden, jemanden der mich so nimmt wie ich bin. Ich war nicht mehr die Person von vor ein paar Jahren und war überzeugt, jetzt werde ich es schaffen, mit ihm werde ich dem Teufelskreis der Einsamkeit und der Selbstzweifel entkommen. Ich nahm erneut den Stift zu Hand:
Das, wovon ich nie zu hoffen gewagt habe, ist eingetreten. Ich habe endlich einen Menschen gefunden, der mich so glücklich macht, wie ich es mir in meinen Träumen immer ausgemalt habe. Ich habe jemanden gefunden, der mir das Gefühl gibt, dass ich gebraucht werde, dass ich wichtig bin. Ich habe Dich gefunden und langsam glaube ich, dass ich durch Dich auch mich finden werde.
Denn aufgrund der Tatsache, dass ich durch Dich meine Träume endlich ausleben kann, beginne ich nach und nach in die Realität zurückzukehren und das hilft mir ungemein, mich selbst zu finden. Mit anderen Worten ich habe das Gefühl, endlich diesem Teufelskreis, in dem ich mich nun schon jahrelang befand, entfernen zu können. Und das ist nur Dein Verdienst. Endlich kann ich mich auf andere Dinge konzentrieren, die viel wichtiger sind, als die Frage, ob mich überhaupt jemand lieben kann. Dieser Frage brauche ich nun nicht mehr nachzugehen, weil Du sie mir beantwortet hast.
Doch nicht immer schien die Sonne in diesem heißen Sommer und ich lernte auch die andere Seite der Medaille kennen- die Angst unsicher zu werden:
Wir sind nun schon über ein halbes Jahr zusammen und ich bin immer noch sehr glücklich. Doch ich habe inzwischen auch erfahren müssen, dass man sich gegenseitig sehr wehtun kann. Doch wenn ich zurückdenke, dann glaube ich, dass die schöne Zeit überwogen hat. Und ich bin so froh, dass ich ihn gefunden habe, denn mittlerweile habe ich das Gefühl, ich könnte nicht mehr ohne ihn leben. Je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, desto unvorstellbarer ist es mir, je ohne ihn zu sein. Er hat oft so eine liebenswürdige Art an sich, die ich so bei anderen noch nicht angetroffen habe. Und es gibt noch so viele andere Dinge, die ich an ihm liebe und den Menschen aus ihm machen, den ich inzwischen als einen Teil meines Lebens ansehe. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch diese höllische Angst, Angst ihn zu verlieren. Denn ich weiß schon jetzt, dass dieser Moment so schmerzhaft sein wird, dass ich gar nicht weiß, ob ich ihn überhaupt überstehen werde. Denn inzwischen habe ich mich schon zu sehr an ihn gewöhnt, ich kann nicht mehr lange von ihm getrennt sein, muss ständig an ihn denken und meistens kann ich gar nicht ausdrücken, wie lieb ich ihn habe, weder mit Worten noch mit Gesten.
Doch so viel Gutes auch an ihm ist und so sehr ich ihn auch liebe, weiß ich doch jetzt auch, dass er mich auf meinem Weg nicht weiterführen kann. Das muss ich ganz allein tun. Es war auch töricht zu glauben, jemand könne mir dabei helfen. Der Grund warum er es nicht kann ist einfach der, dass er mich in den Situationen, wo mein Leiden hervorkommt, nicht ernst nimmt und mir nicht richtig zuhört. Er hört zwar, was ich sage, aber nicht das, was dahinter steckt. Auch hat er die sonderbare Auffassung, er müsse denjenigen, der Probleme hat, von diesen ablenken und berücksichtigt dabei nicht, dass diese deshalb nicht verschwinden und diese Art der Konfliktlösung keine Wirkung bei mir hat.
Doch diesen Charakterzug muss ich wohl so hinnehmen, obwohl er mir gleichzeitig auch Angst macht und ich mich frage, ob er uns nicht eines Tages das Genick brechen wird. Doch man kann nichts voraussehen, und ich kann nur hoffen, dass diese Befürchtung nie eintreffen wird.
Alles in allem bin ich so glücklich wie nie zuvor und schwebe nach 6 Monaten immer noch- vielleicht auch mehr denn je- auf Wolke 7.
Doch der Sommer sollte sich dem Ende neigen, meine Befürchtung sollte wahr werden. Die Tatsache, dass er auf meine Probleme und mich nicht wirklich einging, ließen mich zweifeln. Zweifeln an dem Glauben, die wahre Liebe gefunden zu haben… Diese Zweifel wurden geschürt, als ich jemanden kennen lernen sollte, der mir genau das gab, was mir fehlte. Jemand der tiefer in mein Herz schaute, als er es in den nun schon 2 Jahren jemals getan hatte.
Und es kam der Tag, an dem ich den Schritt wagte, mich von ihm trennte, um endlich das zu finden, was mir 2 Jahre lang über gefehlt hatte….
Die Tage wurden kühler, es wurde früher dunkel und alles schien zunächst seine kräftigen Farben zu verlieren…
Herbst
Doch ich entdeckte neue Farben, entdeckte Facetten, die ich im Sommer nie kennen gelernt hatte und der große Schmerz, den ich befürchtet hatte, war geringer als erwartet, weil der neue mich auffing. In diesem Moment war der Herbst für mich die schönste Jahreszeit und gab mir ein Gefühl, das ich so noch nie zuvor empfunden hatte. Im Frühling war ich noch eine Hülle voll von Träumen und Sehnsüchten, immer sich an die Hoffnung klammernd irgendwann die Liebe kennen zu lernen, um in die Welt eintreten zu können, in der Wünsche in Erfüllung gehen, in der ich auch endlich mein Innerstes nach Außen kehren durfte. Im Sommer war ich glücklich, überzeugt das gefunden zu haben, was ich mir immer erträumt hatte- das vollkommene Glück, doch ich war geblendet von der Sonne, die so lange nicht von mir abließ bis der Herbst kam. Und mein Augenlicht erholte sich von dem Sonnenlicht und ich sah viele Dinge nun aus einem anderen Blickwinkel. Ich musste erkennen, dass andere Dinge wichtiger waren als tagelanger Sonnenschein. Denn meine Selbstzweifel waren noch längst nicht verschwunden, ich hatte sie nur beiseite gedrängt, auf ein Nebengleis gestellt….
Ich bin immer noch zu sehr mit mir selbst beschäftigt, kann die Augen für die schönen Dinge des Lebens nicht öffnen. Und dass mir da so unendlich viele Schönheiten verborgen bleiben, ist mir durchaus bewusst, doch was nutzt es, wenn ich diese nur durch eine schmutzige Brille sehe? Habe ich nicht die Pflicht meine Sicht zu erhellen, klarer zu machen für die Dinge dieser Welt bevor ich sie betrachte? Und aus diesem Grund suche ich jemanden, der mich davon überzeugen kann, dass gar kein Schmutz auf der Brille ist, dass ich ohne Furcht hindurchsehen kann. Ich weiß nicht, ob ich diesen jemand jetzt gefunden habe, er macht sich so viele Gedanken über Dinge, dich ich mir noch nie auf den Tisch gezogen habe, weil noch so viele Sachen von mir selbst darauf liegen. Und er bringt mich dazu, über diese Dinge nachzudenken. Aber im gleichen Moment wird mir auch bewusst, wie hilflos ich eigentlich bin. Er hat es aus eigener Kraft geschafft, doch ich schwimme im Wasser bis mir jemand vom Ufer die Hand reicht. Und die ständige Angst, die mich begleitet- die Angst der See könnte mein Herz einfrieren in kälteren Zeiten (und die kommen öfter als man denkt)- machen mir das Leben und die Hoffnung so schwer, so schwer..
Doch mit ihm war alles leichter. Und obwohl man mich vor ihm gewarnt hatte, und er sicher kein einfacher Mensch war, habe ich doch nur das Gute in ihm gesehen. Seine Tiefgründigkeit hat mich fasziniert und gefesselt, weil es das war, was mir half. Ein Mensch der alles über mich wusste, der sich meiner annahm- wirklich annahm! Jemand der nicht vor Problemen davonlief und er versprach mir, dabei zu helfen, das Interesse am Leben wieder zu entdecken.
Im Vergleich zum Sommer war dieses Gefühl so unbeschreiblich viel stärker, dass ich glaubte, die Liebe erst jetzt wirklich kennen zu lernen. Trotz aller Warnungen schenkte ich ihm mein Herz und mein volles Vertrauen…
Irgendwann (ich habe es nicht mitbekommen…), wurde es kühler, die Blätter fielen von den Bäumen und der Himmel zog sich zusammen. Es sollte sich etwas zusammenbrauen, das ich mir in meinen schlimmsten Träumen nie ausgemalt hätte…
Winter
Während ich noch immer die vielen bunten Blätter an den Bäumen hängen sah, sollte mich der Wintereinbruch radikal aus meiner Traumwelt reißen! Als ich erfuhr, dass er mich mit meiner besten Freundin betrogen hatte, war die Welt zunächst so dunkel, so schwarz. Ich sah weder Frühling, Sommer noch Herbst, alles hatte seine Glaubwürdigkeit verloren. Ich war verzweifelt, so verletzt. Warum durfte die Liebe nur so eine falsche Maske tragen?! Warum!?
Und warum war ausgerechnet ich das Opfer einer solch skrupellosen Maskerade? War es gerecht, dass zu meinen Selbstzweifeln nun auch noch die Zweifel an der Liebe hinzukamen?
Es wurde so kalt, so verdammt frostig. Meine Hände wurden steif und ich wusste, wenn die Kälte auch bis zu meinem Herzen dringen würde, wäre alles vorbei, dann würde ich erfrieren. Doch zunächst blieb ich stehen, mitten im Schneesturm, war betäubt. Denn der Weg zurück ins warme Haus schien so aussichtslos, so sinnlos…...
Und wie sollte ich mit eingefrorenen Füßen nach Hause gelangen…?
Und nun sitze ich hier mit einer Decke um die Schultern und versuche mich wieder aufzuwärmen. Ja ich bin ins Haus zurückgekehrt, aber ob ich es je wieder verlassen werde, weiß ich nicht. Denn dieses Haus ist das Tor zwischen den Jahreszeiten, und die Ungewissheit an welcher Pforte ich die Natur wieder neu entdecken werde, lässt mich zögern, ja sogar in diesem Haus verweilen. Denn was ist wenn die Pforte sich öffnet und mich in einen neuen Winter entlässt. Was ist dann?! Werde ich stark genug sein!?
Draußen - tobt noch immer der Schneesturm und ich sitze umhüllt von einer Decke, die doch nicht wärmt, an diesem Tisch. Ich lege den Stift aus der Hand und sehe hinab- sehe hinab auf ein leeres, nasses Blatt Papier…