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Früher...

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24.02.2010
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Früher...

Der Hase wachte mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Er streckte sich zweimal und freute sich über diesen neuen Tag. Dann kroch er aus seiner kleinen Höhle am Waldrand und schaute sich die Landschaft an. Da war die große Wiese, auf der anderen Seite der Wald und ein kleiner Teich an dem ein paar alte Bäume standen.
Der Hase war sehr hungrig, deshalb wollte er zuerst auf die Wiese und etwas frisches Gras essen. Da er sich aber vor dem Wolf in Acht nehmen musste, hoppelte er den Waldrand entlang bis zu dem Baum in dem sein Freund der Vogel wohnte. Ihn wollte er fragen, ob er in der Luft nach dem Wolf Ausschau nehmen könne. Dafür gab der Hase dem Vogel immer die Körner und kleinen Nüsse die er im Gras fand.
Er erreichte den Baum in dem der Vogel sein Nest hatte und rief nach ihm. Aber der Vogel antwortete nicht. Also rief er noch zwei weitere Male, aber der Vogel antwortete immer noch nicht. Das wunderte den Hasen, weil der Vogel sonst immer hier auf ihn wartete.
Da sah er plötzlich den Vogel hoch über der Wiese fliegen. Der Hase rannte ein Stück auf die Wiese und rief und winkte nach dem Vogel. Der Vogel hatte ihn gesehen und flog zu ihm runter. „Warum bist du denn schon hier draußen am fliegen?“ fragte der Hase neugierig. „Es hat mir immer Spaß gemacht auf dich aufzupassen und dafür einige Körner und Nüsse zu bekommen, aber ich habe mir überlegt, dass ich auch noch auf andere Hasen aufpassen könne. Dann würde ich nämlich noch mehr Körner bekommen.“, antwortete ihm der Vogel. „Aber das Beste daran ist, dass ich abends viel mehr zu Essen habe. Ich mache also mehr Gewinn. Das nennt man Profitmaximierung.“ Der Hase verstand diese komplizierten Wörter nicht, aber die Argumentation des Vogels erschien ihm einleuchtend. Doch dann kam dem Hasen eine erschreckende Idee. „Was wäre denn, wenn plötzlich zwei Wölfe auftauchen würden, oder noch mehr? Könntest du uns dann immer noch alle rechtzeitig warnen?“
Darauf wusste der Vogel keine Antwort.
Der Hase hoppelte auf die Wiese und der Vogel flog wieder in die Lüfte. Der Hase aß ein bisschen Gras, sammelte einige Körner für den Vogel und machte sich auf zum Teich, wo er etwas Wasser trank. Dann wollte er sich wie jeden Tag aufmachen den Igel zu besuchen. Der Igel war ein guter Freund des Hasen und wohnte ein Stück im Wald unter einem Laubhaufen. Auf den Weg dorthin kam er beim Baum des Vogels an. Dort legte er die Körner und Nüsse ab. Als der Hase sich dem Laubhaufen des Igels merkte, sah er gleich, dass sich der Laubhaufen verändert hatte. Statt der braunen, roten und manchmal auch gelben Blätter, waren überall bunte Schnipsel verteilt. Es waren auch keine Blätter, sondern Materialien die der Hase noch nie gesehen hatte. Sie strahlten in allen Farben und rochen auch ganz komisch. Schnell kroch der Hase unter den Haufen um den Igel zu fragen was es damit auf sich hätte. „Das ist ganz was Neues“, antwortete ihm der Igel „Plastik wird es genannt. Das spendet mir im Winter mehr Wärme und ich muss es nicht jeden Herbst neu suchen, weil es nicht zerfällt wie die Blätter. So spare ich sehr viel Zeit mit dem lästigen Sammeln und Häufen der Blätter jedes Jahr.“ „Aber was willst du denn mit der ganzen Zeit anfangen die du sparst? Dein ganzes Leben sammelst du doch Blätter und Nahrung um den kalten Winter zu überleben.“
Darauf wusste der Igel keine Antwort.
Nachdem der Hase den Laubhaufen verlassen hatte, merkte er dass es schon spät geworden war. Er machte sich wieder auf zur Wiese und aß mit den anderen Hasen unter Aufsicht des Vogels ein bisschen Graß und trank wieder etwas aus dem Teich. Dann wollte er sich in seiner kleinen Höhle schlafen legen. Als er sich dem Waldrand näherte, bemerkte er ein großes Schwein, welches ihm aus dem Wald entgegen kam. „He da! Komm mal her zu mir!“ rief ihm das Schwein zu. Der Hase gehorchte und das Schwein erklärte sein Anliegen: „Auf der heutigen Waldkonferenz wurde beschlossen, dass die Wiese ab morgen nicht mehr zu betreten ist. Sie gehört nämlich ab dann den Kühen.“ Der Hase war sehr erschrocken „Aber warum können wir Hasen denn nicht mit den Kühen zusammen die Wiese nutzen? Sie ist doch groß genug!“ sagte er. „Nein! Das ist absolut unmöglich!“ schnauzte ihn das Schwein an „wir haben die Wiese nämlich verkauft und die Kühe haben darauf bestanden, dass sie diese alleine nutzen können.“ „Aber warum habt ihr die Wiese denn verkauft? Gehört sie denn nicht uns allen, den Tieren?“ Langsam wurde das Schwein ungeduldig. „Das nennt man Immobilienhandel. Wer Geld hat der kauft sich Land, und wer keins hat muss gehen. Und da du kein Geld hast, musst du gehen.“ Das machte den Hasen sehr traurig. Er lief so schnell er konnte zu seiner Höhle und verkroch sich in seinem Bett. Er dachte an die ganzen schönen Tage und Wochen die er hier verbracht hatte und an den Spaß mit seinem Freund dem Vogel, der jetzt kaum noch Zeit hatte, und seinen Freund dem Igel, der jetzt in einem komisch riechendem Plastikhaufen lebte und Zeit sparen wollte. „Früher…“, erinnerte sich der Hase „Früher war alles besser.“ Bevor er ins Land der Träume entwich, frage er sich, was wohl morgen kommen möge…

 

43L63 schrieb unter seinen Beitrag:

Dies ist mein erster Versuch eine Kurzgeschichte zu schreiben. Ich hoffe, dass sie in dieser Rubrik richtig ist.
Solche Anmerkungen bitte immer in ein gesondertes Posting, das erste ist der Geschichte vorbehalten. Der fette Titel dient als Überschrift, ich hab den doppelten daher rausgenommen.


Und herzlich Willkommen auf KG.de! :)

Ich sehe zwar schon, daß der Text eine Art Parabel sein soll (Immobilienmakler etc.), aber dadurch, daß er in einem naiv-kindlichen Tonfall erzählt wird, würde ich auch einen Rubrikwechsel vorschlagen, Kinder wäre passend. Falls Dir der gesellschaftskritsiche Aspekt zu wichtig dafür ist, solltest Du die Geschichte gründlich überarbeiten: die Konflikte zentraler darstellen, zuspitzen, die Sprache 'verhärten'.

Sag mir bitte bis morgen Abend Bescheid, ob das ok für Dich ist, danach verschiebe ich ohne Rückmeldung. Vielen Dank. :)

Moi moi,
Katla

 

Hallo Katla,
Danke für die Tipps,
wenn du meinst, dass der Text in der Rubrik Kinder besser aufgehoben ist, dann habe ich da natürlich nichts dagegen.
Vielleicht werde ich den Text auch nochmal überarbeiten, aber das wird noch etwas länger dauern...muss ich mal schauen :-)
43L63

 

Hallo 43L63! :)

Das ist eine schöne Geschichte, wenn auch das Ende viel stärker sein könnte. Auch der moralische Zeigefinger wedelt zu sehr.
Sprachlich bist du größteteils sicher, an einigen Stellen vermisse ich Kommas und auch die Groß- und Kleinschreibung könnte noch mal einen Blick vertragen.

Du stellst ein gesellschaftliches Thema dar und verwendest als Form die Fabel. Ich sehe daher keinen Grund, diese Geschichte neben Geschichten für Kinder einzusortieren - das Thema ist eindeutig für Erwachsene gedacht.

Nur hast du das Problem, dass man Texte, in denen Tiere sprechen können, heute spontan Kindern zuordnet. Dabei vergisst man, dass ursprünglich Tiere verwendet wurden, um sich als Autor Sicherheit zu verschaffen und die ursprünglichen Charaktere zu verschleiern. Außerdem konnte man mit Hilfe von Tieren menschliche Eigenschaften pointiert darstellen, wie bei dir ja auch der "arme, kleine" Hase einfach nur arm und klein und unschuldig ist.

Das Ende ist zu schwach, hab ich schon angemerkt. Dieses "Früher war alles besser" ist zu abgedroschen und taugt nicht als Fanghaken, das wirkt eher wie ein zu großer Zeigefinger. Schöner hätte ich es gefunden, wenn der Hase alleine in seinem Bau wäre, und dabei traurig wäre. Der Gedanke, dass das Verhalten der anderen Tiere Scheiße ist, der käme dem Leser dann auch so.

Oder du könntest der Erzählung einen Rahmen geben, indem du dem Hasen am Anfang eine Möglichkeit gibst, wie er selber sein Leben "vereinfachen" könnte. Einen Kamm, zum Beispiel, damit er nicht mehr zu der süßen Nachbarin gehen muss damit sie ihn kämmt. Und am Ende, nach all seinen Erfahrungen, wirft er das Ding einfach weg.

Formal noch: Mach doch in den Dialogen nach einem Sprecherwechsel einen Absatz.

Kommas und so werden dir vielleicht noch andere Leute rauspicken.

Wie auch immer, Willkommen hier bei uns! :)

yours

 

Aus Gesellschaft nach Kinder :)

Kinder schließt eine (gesellschafts)kritische Haltung übrigens nicht aus; aber der Sprachstil scheint mir besser zu passen.

Je nachdem, was bei einer Überarbeitung rauskäme: Sonstige ist für Geschichten, die zwischen zwei oder mehreren Rubriken stehen. Das könntest Du dann überlegen.

Viele Grüße,
Katla

 

Mir gefällt deine kritische Einstellung zur heutigen Gesellschaft und du hast es sehr gut in einer Geschichte verpackt und auf die Tiere übertragen. Mir gefällt die Geschichte!

 

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