Früher
Früher dachte ich, mein größtes Ziel sei es endlich die Schule zu beenden. Endlich erwachsen zu sein – endlich meine eigenen Wege gehen zu können. Diesen Kleinstadtmuff hinter mir lassen, das wollte ich.
Doch dann kurz bevor diese Ziele in Erfüllung gehen sollten, veränderte sich alles.
Ich verliebte mich.
Früher konnte ich nicht wissen, wie schwer mir der Tag an meinem Auszug, ja auch die Wochen davor fallen würden. Schwer war der Schritt zum Zug. Schwer fiel der letzte Blick zurück. Schwer war auch das Zurückhalten meiner Tränen.
Wieso mußte sich alles so verändern?
Ich wurde erwachsen.
Früher dachte ich, dass eine Beziehung mit hohem Altersunterschied nur gespielt sei. Gespielt war nur unser Verhalten anderen gegenüber. Gespielt haben wir nur, wenn wir uns ertappt fühlten. Nie jedoch war unsere Liebe gespielt.
Doch gerade das Verstecken unserer Liebe zerrte an den Nerven.
Egal wir lieben uns.
Früher dachte ich, dass die Vernunft in der Liebe nicht viel zu sagen hat. Vernunft ist ja ein dehnbarer Begriff. Vernunft – wie lange haben wir darüber gesprochen. Wie lange haben wir uns zurück gehalten.
Vernünftig ist ein solche Beziehung nicht.
Das weiß ich auch.
Früher dachte ich, wenn ich jemand liebe und es das Beste für uns beide ist, kann ich ihn auf geben. Aufgeben, das ist ein so endgültiges Wort. Aufgeben – eine Liebe – das geht nicht.
Er hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.
Wir lieben uns – aber es ist aus.
Früher dachte ich, ich käme nie darüber hinweg. Nie werde ich ohne an ihn zu denken einschlafen. Nie werde ich ohne ihn glücklich
Doch ihm gehts genauso.
Er hat mich noch lieb.