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Frühdienst
Haare
Ich ging raus, nachdem mein Kaffee irgendwie nicht so richtig geschmeckt hatte. An manchen Tagen ist alles anders. Aber dieses Mal war es mehr als seltsam.
Ich hatte Frühdienst und es war fast nichts los auf dem Weg zur Arbeit. Die Fahrbahn war überschaubar frei und ich tuckerte starrend nach vorne nach vorne nach vorne. Es war wie immer nicht leicht, wach zu bleiben, aber wie immer gelang es mir. Einschlafen am Steuer, das passiert nicht, wenn man damit rechnet. Das passiert meistens mittags auf langen endlosen Straßen. Ich gab mich also leicht müde, aber wach meinen Gedanken hin. Wie schnell konnte man fahren, wenn man wirklich wollte! Samstags zehn vor vier noch schnell zum Lottospielen, nach Feierabend schnell noch unter die Dusche und dann das Championsligue-Spiel inner Kneipe mit den Kumpels anschauen, oder halt immer wieder sonntags beim Vorspiel. Und jetzt dieses müde Geeiere zu dem Platz, der mir Lotto, Championsligue und Freundin ermöglichte. Arbeit macht keinen Spaß, mit der verdienten Kohle aber macht man Dinge, die einem doch Spaß machen - hebt sich gegenseitig auf, man kommt bei Null raus. Wie im Dschungel: wieder einen Tag überlebt. Was waren wir doch alle für Affen!
Und dann kam da dieser beschissene Raser, von nirgendwo her. Auf einmal war er hinter mir, um dann in schneller Folge links an mir vorbei zu stechen und dann direkt vor mir aufzutauchen. Den mittelmäßigen Kaffee hätte ich mir sparen können, dachte ich, inzwischen bei allen Sinnen. Bremse, Hupe, Kraftausdruck. So inetwa ist die Reihenfolge doch in der Fahrschule gewesen, dachte ich und schrie : „Du blöder Affe!“. Das war wirklich knapp gewesen. In einem Kinderbuch über Autos hätten sie geschrieben, unsere beiden Karren hätten Händchen gehalten, so nah waren die Seitenspiegel aneinander.
„Boah, ist der behaart“, war mein erster Gedanke, als ich, bei der Arbeit angekommen, den Pförtner in seinem Glaskasten sah, Schaufensterpuppen imitierend. Aber ich blieb schon kurz danach stehen. Da saß ein Affe, Pförtner anstelle des Pförtners! Hä? So ein Quark. Spinn´ ich?
Ich rief die Polizei und begann zu quasseln, kaum, daß abgenommen wurde. Keine Antwort. „Hallo? Jemand da?“. Ich wiederholte die Prozedur noch mal, da bemerkte ich, daß mich der Affe ansprach. „Guten Morgen, kann ich Ihnen helfen?“.
Es gibt zweierlei Arten von Schreck. Den, wenn man glaubt, die anderen haben nen Knall, und den, bei dem man sich selbst für irre hält. Beim ersten regt man sich nur auf und es schießt einem das Blut in den Kopf – beim zweiten scheint das Blut wie aus einem Eimer Wasser in die Magengrube geleert zu werden. So war das. Ich hatte das letzte Mal in meiner Kindheit so Angst gehabt. Ich drehte mich um und rannte weg, aber auf meinem Weg waren da nur Affen, überall. Ich rannte, so schnell ich konnte, und schaudernd bemerkt ich irgendwann, daß ich meine behaarten Arme und Hände dazu benutzte, so, wie es die Affen tun.
Option Happy End:
Wochen später bereits hatte ich mich daran gewöhnt, daß die arbeitende Bevölkerung aus Affen besteht und ich ein Teil von ihr bin. Jeder, der arbeitet, ist ein Affe. Dann nahm ich Cheeta zur Frau und setzte lauter kleine Schimpansen in die Welt, bis ich merkte, daß ich ein Orang Utan bin. Scheidung, Verknallung mit einer Orängin Utanin und lauter kleine... ne, jetzt reichts, es waren Orang Utans. Orang Utans waren es.